Neben der radioaktiven Wirkung müsse die hochtoxische Wirkung der explodierten Geschosse berücksichtigt werden. "Bei der Explosion von DU-Munition in einem Panzer laufen wegen der extrem hohen Hitzeentwicklung ganz neuartige chemische Prozesse ab. Neben der DU-Munition verbrennen alle möglichen Metalle, Kunststoffe und andere Materialien aus dem Panzer. Dabei entstehen neue, möglicherweise radioaktive und hochgiftige Aereosole und Radionuklide, die vielleicht Auslöser sein könnten für verschiedene Krankheitssymptome, die inzwischen im Irak, bei Golfkriegsveteranen und in Bosnien aufgetreten sind." (taz, 13.1.2001)
Attraktiv für militärische Einsätze ist das DU hauptsächlich auf Grund seiner extremen Dichte, die Projektilen mit einem DU-Mantel eine besonders hohe Durchschlagskraft verleiht. Außerdem verbrennt der Uranstaub bei den beim Einschlag eintretenden Temperaturen an der Luft und kann dabei beispielsweise einen Treibstofftank zur Explosion bringen. DU-Munition eignet sich also hervorragend etwa zur Zerstörung von gepanzerten Fahrzeugen.
Zum ersten Mal überhaupt wurde die DU Munition von den britischen und US-Streitkräften im Krieg gegen den Irak 1991 verwendet. 300 Tonnen abgereichertes Uran in Form von Projektilen sind damals verschossen worden. In Bosnien setzte 1994/95 die US Armee 10.800 30 mm-DU-Geschosse zur Bekämpfung der jugoslawisch-serbischen Truppen ein. Dabei wurden insgesamt drei Tonnen DU verschossen. Während des Kosovo Krieges sind 31.000 30 mm-Geschosse mit insgesamt 8,4 Tonnen DU von US-Flugzeugen abgefeuert worden. (3)
Auch wenn ungeklärt ist, welche genauen Krankheitsbilder der ungeschütze Umgang mit von DU-Geschossen zertrümmertem Material auslöst, kann ein Zusammenhang zwischen DU und dem "Golfkriegsyndrom" oder dem "Balkansyndrom" alles andere als ausgeschlossen werden. Zu zahlreich und plausibel sind die Berichte der Betroffenen. So erzählte beispielsweise der Golf-Veteran Mike Stancy, der nach einem Kontakt mit Splittern der DU Munition erkrankte: "Ich habe chronische Gedächtnisstörungen, Atemprobleme, ich habe Hautausschläge, es sind ganz verschiedene Symptome bei mir festgestellt worden. Ich habe auch ein Geschwür in der Brust. Oft habe ich Herzrhythmusstörungen und häufig solche Herzattacken, dass ich glaube sterben zu müssen." (Monitor, 24.4.1999)
Tausende US-Soldaten sind nach dem Golfeinsatz erkrankt. Doch Hauptleidtragende ist die Zivilbevölkerung. Im Irak hat sich in den letzten zehn Jahren die Zahl der Leukämie-Fälle vervielfacht, die Zahl der Miss-und Todgeburten ist enorm gestiegen. Rätselhafte Krankheitsbilder häufen sich. Da die NATO, und insbesondere das US-Verteidigungsministerium, die Untersuchungen der Folgen des Einsatzes von DU-Munition behindern, sind qualitative und quantitative Angaben schwer zu treffen. Manche Experten sprechen von tausenden von Opfern: "Der kanadische Chemiker Dr. Hari Sharma, der die Folgen der Uranmunition dokumentiert, rechnet mit bis zu 35.000 zusätzlichen Toten im Irak durch den Einsatz dieser Muntion." (4)