die vaterlose Gesellschaft

(Ist Alice Schwartzer ohne Vater aufgewachsen? oder ihre Mutter? denn DAS würde vieles ihrer Emanzipationsbewegung erklären.und somit den Hass auf die Männer )

Die Meinung kann ich irgendwie überhaupt nicht teilen,glaube nicht das Alice Schwarzer eine Männerhasserin ist.Sie hat begonnen sich zu einer Zeit für die Rechte und die Gleichberechtigung der Frauen zu angagieren,als dies absolut notwendig war.Es war nicht immer eine Selbstverständlichkeit so zu leben,wie wir heute leben,das vergisst man so oft,weil man immer vom jetzigen Standpunkt ausgeht.Noch vor 50 oder sagen wir 100 Jahren war die Geschlechterrolle und die Rolle inerhalb der Gesellschaft ganz klar definiert,Scheidungen waren damals natürlich verpönt,sowie auch alleinerziehende Mütter,was heute innerhalb der Gesellschaft kein Problem darstell,wurde damals total geächtet.Dies wollten Frauen damals natürlich vermeiden,dewegen auch die niedrige Scheidungsrate,falls Probleme auftauchten wurde natürlich alles totgeschwiegen.etc.
Ich denke einfach,das momentan alte Gesellschaftsmuster aufbrechen,einige fühlen sich dadurch vielleicht verunsichert,da einfach gewohte Strukturen fehlen oder sich relativieren.Aber ich meine,das wird sich auch mit der Zeit einpendeln,denn Wandlungen sind zumindest in den meisten Fällen durchaus begrüssenswert.
Ich finde es einfach wichtig,daß verschiedene "Familienmodelle" in einer Gesellschaft möglich sind und akzeptiert werden.Heutzutage stört sich niemand an alleinerziehenden Müttern.Natürlich ist eine funktionierende und intakte Familie der Idealfall,aber eben nicht um jeden Preis.Damit meine ich,wenn es zwischen den Ehepartnern nicht funktioniert,dann leiden alle, auch die Kinder darunter und das macht die ganze Sache dann auch nicht sinnvoll.
Ich denke,da muss man einfach situationsbedigt abwiegen.

Viele Grüsse Alisa
 
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ah, schön, dass Du das geschrieben hast über die deutsche Vorzeigeemanze, ich habe sie eigentlich auch immer als sehr vernünftige und durchaus angenehme, aber eben kämpferische Figur empfunden.

Ich finde es einfach wichtig,daß verschiedene "Familienmodelle" in einer Gesellschaft möglich sind und akzeptiert werden.Heutzutage stört sich niemand an alleinerziehenden Müttern.Natürlich ist eine funktionierende und intakte Familie der Idealfall,aber eben nicht um jeden Preis.Damit meine ich,wenn es zwischen den Ehepartnern nicht funktioniert,dann leiden alle

den Teil habe ich mir mal rausgepickt, weil ich daran einiges als bedenkenswert empfinde: ist denn wirklich jedes Familienmodell möglich? Ich habe eigentlich eher den Eindruck, dass "Familie" in unsere Gesellschaft gerade den letzten Stoß verpasst kriegt. Nach meiner Erinnerung hat das begonnen mit der Distanzierung von den Alten und mündet gerade in Teilzeit/Zeugungsgemeinschaftskonzepten.
Die zweite Frage ist: es scheint noch nicht nachhaltig geklärt zu sein, ob der Verlust einer elterlichen Gemeinschaft als Bezugspunkt für Kinder möglicherweise wichtiger ist, als der konfliktfreie Umgang innerhalb dieser Gemeinschaft. Schließlich ist eine Verbindung zwischen zwei Menschen ja keine reine Kuschelwiese, und es bedarf Strategien und Einfühlungsvermögen, Einigungen und Lösungen auch in sehr privatem Rahmen herbeizuführen. Die Vermeidung konfliktträchtiger Szenarien ist ein so häufig genannter Grund für Trennungen, das ich geneigt in, neben dem Verfall von Familie gleichzeitig vor allem einen Verfall konstruktiver Streitkultur zu vermuten. Das scheint mir wenig erstrebenswert....
 
Die Vermeidung konfliktträchtiger Szenarien ist ein so häufig genannter Grund für Trennungen, das ich geneigt in, neben dem Verfall von Familie gleichzeitig vor allem einen Verfall konstruktiver Streitkultur zu vermuten. Das scheint mir wenig erstrebenswert....

Erscheint mir auch so. Die Frage die sich mir stellt: Auf was ist dieser Verfall zurückzuführen? Nicht wollen? Nicht können? Beides?
 
Hallo Greenbuddha

Dein Einwand ist durchaus berechtigt.Konfliktvermeiderei ist natürlich keine Lösung.Solange es sich lohnt zu kämpfen und ein gemeinsamer Konsens noch möglich ist ,sollte man das auch tun.Finde es durchaus auch sinnvoll innerhalb einer Beziehung eine gepflegte Streitkultur zu entwickeln.Aber darum geht es es gar nicht.Momentan bricht eben diese feste Struktur auf,die lange Zeit das einzige akzeptierte Gesellschaftsmodell war.Es ensteht einfach ein grösserer Freiraum für sagen wir "alternative" Modelle.
Was lange Zeit von der Gesellschaft als einzig akzeptierte Möglichkeit vorgegeben war, weicht einer Alternative grösserer Bandbreite.Das heisst ja nicht,daß das "alte" Familienkonzept völlig wegfällt.Es bedeutet nur das es verschiedene Alternativen gibt was wiederrum einen grössen Freiraum an Enscheidungsmöglichkeiten zur Folge hat,und das empfinde ich als absolut positiv.Im Grunde genommen bedeutet es nur,das mehr Eigenverantwortung gefragt ist,den das Vorgegebene weicht der Möglichkeit zur Gestalltung nach eigenen Vorstellungen.
Könnte mir vorstellen das viele damit nicht klar kommen,denn die Orientierung muß aus eigenem Impuls erfolgen und richtet sich nicht mehr mit dem Blick auf gesellschaftliche Vorgaben-den die Vorgaben haben sich auch geändert.

Grüsse Alisa
 
Ich finde es immer lustig, wenn Alice Schwartzer als Vorzeigeemanze beschrieben wird( Böööööse Frau *lol), vor allen Dingen von Menschen die sie garantiert nicht in den 70 Jahren erlebt haben dürften.
 
Verfall konstruktiver Streitkultur
Kannst du das begründen? Ich behaupte einmal das Gegenteil, die Konstruktivität der Streitkultur ist Jahrzehnt für Jahrzehnt gewachsen. Vor 100 Jahren herrschte eine starke Hierarchie in der Famile (vom Durchschitt her), der Mann hatte die letztliche Entscheidungsgewalt. Frau und Kinder waren in einer Abhängigkeitssituation, und die wirkt sich selbstverständlich auch auf die Kommunikation aus. Wenn also die Frau etwas durch Reden erreichen wollte, dann musste sie sehr geschickt vorgehen, musste dem Mann umschmeicheln, ihm das als eigene Idee suggerieren, was sie erreichen wollte (nur so als repräsentatives Bild). Offene, ehrliche Kommunikation wäre hier fruchtlos gewesen, und würde im Dissenzfall an die Grenze stoßen: "Ich bin das Familenoberhaupt hier! Basta!" Wenn ich die heutige Streitkultur in der Famile beschreiben würde, würde ich von einem Verfall von Auoritätshierarchien sprechen.



Alice Schwartzer hatte übrigens eine sehr innnige und unterstützende Beziehung zu ihrem Vater, sie wurde von Volker Elis Pilgrim gerade als Beispiel genommen für die Kraft, die Frauen entwickeln können, wenn sie eine gute Vaterbindung hatten.
 
Hm. Ein Thema über das ich mir immer mal wieder den Kopf zerbrochen habe, als alleinerziehende Mutter und letztendlich bin ich - nicht zuletzt auch durch die Beobachtung meines Sohnes zu dem Schluß gekommen: Es hat einen Sinn, dass so viele Kinder - gerade auch Jungs ohne Vater großwerden zur Zeit.

Ich kenne auch andere Alleinerziehende Frauen mit Söhnen wo ich dasselbe beobachten durfte: Die Jungs suchen sich selbst ihr Bild sozusagen zusammen. Mein Sohn lehnt ganz extrem bestimmte Männertypen ab (darunter auch seinen eigenen Vater) und orientiert sich dafür an anderen - er ist mE übermäßig kritisch und wenn mir das zu Anfang Kummer machte (weil ich emotional da eingebunden war) so konnte ich dann doch mit Abstand sehen, dass das dazu führt, dass er SICH selbst - den in ihm selbst angelegten Mann auf diese Art und Weise realisiert.

Ich denke mal, der Unterschied ist: Ein Vater zuhause ist eben ständig DA und wenn dieser Vater sehr starke "Mängel" aufweist - oder sagen wir sehr stark verhaftet ist in alten Verhaltensweisen, dann ist es für einen kleinen Jungen sehr schwer, diese nicht zu übernehmen und sich selbst zu leben.

Mein Sohn steht auch mir als Frau kritisch gegenüber und setzt sich mit mir auseinander - sehr zu meinem Leidwesen - und sicher ist das auch meine Vorbildfunktion, die ich leiste - ich sehe es mittlerweile nicht mehr als ein "Problem" an - eher im Gegenteil - ich sehe es als eine Chance ...

Und weiter ist mir klargeworden, dass ja auch ich selbst diese alten Bilder in mir trage - also was ein männliches Pendant angeht und ich bin zu dem Schluß gekommen, dass es nichts bringt - gewaltmäßig einen "Vater" herzuzaubern, wenn meine Resonanz nicht stimmt auf das Bild von Mannsein - das auch mein Sohn in sich trägt ... und ich stelle immer mehr fest, dass er sehr genau weiß, was er akzeptieren kann und was nicht - und auch ich komme immer mehr dahin altes loszulassen ...

Ich denke es gehört in diese Zeit einfach. Eine Zeit wo alte Strukturen aufgebrochen werden und wo neues geboren wird - in unseren Kindern und in ihnen leben andere Bilder, Rollen, Vorstellungen, Ideale und sie wollen sie leben, umsetzen. Ich beobachte das auch bei vielen kleinen Jungs, die ihre Väter "noch" zuhause haben und die Art und Weise, wie sie sich sehr kritisch mit diesem "Mannsein" auseinandersetzen ...

Kurz und gut: Irgendjemand hier sprach es auch schon an: Nicht nur die Männer sollten darüber nachdenken - auch die Frauen sind gefordert den neuen Ansprüchen der neuen Generationen zu folgen, bzw. sie als Chance zu erkennen und anzunehmen, anstatt in den alten Bildern zu verharren.

Was Alice Schwartzer betrifft : Zu ihrer Zeit war sie die rechte Frau am rechten Ort - aber mE ist diese Zeit lange rum und sie hat es einfach verpaßt und nicht mitbekommen, dass nun andere Töne angesagt sind, bzw. dass die Zeit des Aufbrechens vorbei ist und die Folgen davon nun nicht ganz so wünschenswert sind, wie es gerne dargestellt wird. Meiner Meinung nach gehört jetzt wieder eine andere Art von Umgang her - keine Amazonen und knallharten Kämpferinnen mehr, sondern Intelligenz und Wohlwollen - Frauen die harmonisierend wirken, vereinend und wieder mehr auf die Gemeinsamkeit hinarbeiten, anstatt zu trennen und zu bekriegen und zu fordern und zu kritisieren ... Frau Schwartzer und die Frauen ihrer Zeit haben uns den Weg geebnet, dafür sei ihnen von Herzen gedankt - aber jetzt sind andere dran :)

... mit anderen Methoden.
 
Ich behaupte einmal das Gegenteil

..gut so, sonst wäre meine Idee nix wert :)

die patriarchale Familienstruktur beinhaltet in ihrer vollen Ausprägung eine Kompetenzenaufteilung in inner- und außerfamiliär. Insofern stellt eine intakte patriarchale Struktur zwar die Frau in einen begrenzten Entscheidungsraum (und auch den Mann), nicht aber in eine kompetenzlose Position. Die Situation, in der der Mann seine Entscheidungsgewalt auch im familieninneren dominant durchsetzt, ist eigentlich schon ein Verfallsprodukt des Patriarchats, hervorgerufen durch die Verunsicherung innerhalb des Familiensystems. Eine Struktur aber eher aufzulösen als die darin notwendige Kompetenzverteilung neu zu definieren, scheint mir ein Mangel an Konfliktbewußtsein und bar jeder konstruktiven Lösung zu sein. Ich habe das durchaus in den 70ern auch anders erlebt, in Familien, die diese Kompetenzumverteilung miteinander offen ausgfochten haben.
 
Die Jungs suchen sich selbst ihr Bild sozusagen zusammen

...der Vorteil "real existierender Väter" ist ja nicht ihre Fehlerfreiheit, sondern die Möglichkeit, eine eigene Identität mithilfe eines wirklichen, gelebten und permanent beobachtbaren Geschlechtsgenossendaseins abzugleichen. Das gilt im übrigen für Mütter und Töchter ganz genauso.
 
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...der Vorteil "real existierender Väter" ist ja nicht ihre Fehlerfreiheit, sondern die Möglichkeit, eine eigene Identität mithilfe eines wirklichen, gelebten und permanent beobachtbaren Geschlechtsgenossendaseins abzugleichen. Das gilt im übrigen für Mütter und Töchter ganz genauso.


Dann lass es mich noch präzisieren, was ich meine: Anscheinend ist es so, dass doch viel mehr Frauen bereit sind weiterzugehen, alte Vorstellungen zugunsten Neuer aufzugeben und dadurch eben die verharrenden Väter aufgegeben werden.

Und dann müssen wir hier mal präzisieren - das geht nämlich mE dann durcheinander. Eine "vaterlose" Gesellschaft heißt für mich ein Zustand indem ich zum Beispiel mit meinem Sohn bin: Also ein Vater, der sich keinen Deut um seinen Kind kümmert und auch keinerlei Kontakt hat und sucht und auch nicht will. Ein Vater, der von der Familie getrennt lebt, sich aber dennoch um seine Kinder kümmert, fällt für mich nicht unter "vaterlose" Erziehung. Da ist der Vater ja eindeutig DA - nur halt nicht mehr permanent, was aber mMn keine große Rolle spielt mehr heutzutage - die Frage ist: Wie ist er da, wenn er da ist.

Unter diesem Aspekt schrieb ich meinen Post und nun liest er sich für dich vielleicht auch verständlicher ?
 
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