die vaterlose Gesellschaft

die Bereitschaft der Frauen, sich wirklich weiterzuentwickeln, ist aus meiner Sicht ein äußerst zweischneidiges Schwert...
...das Problem ist aber leider auch ein rechtliches, wie ich zugenüge nachweisen könnte: das Familienrecht basiert immer noch größtenteils auf der (irrigen) Annahme, Mütter seien für Kinder zuständig. In einer gesellschaftlichen Situation, in der Familie droht zur Ausnahmesituation zu werden und Frauen gerade deshalb, weil sie sich nicht mehr an ihre klassische Rolle gebunden fühlen, familiäre Beziehungen lösen, ist das mehr als nur paradox, aber eben nach wie vor Praxis und genau von der emanzipatorischen Frauenbewegung ausgespart, da es ja Frauenrechte beschneiden, bzw. eine pauschalisierende pro-Frauen-Tendenz abschaffen würde.
Folglich sehen sich viele Väter mißlichen Praktiken wie Kindesentzug ausgeliefert, und müssen oft langwierige (für jede Kindheit zu langwierige) Kämpfe führen, die nicht selten damit enden, dass Frauen ein Recht für sich beanspruchen und nach dem klassischen Modell durchsetzen können, dass sie nach Definition der weiblichen Rolle durch die Emanzipationsbewegung angeblich eigentlich gar nicht mehr wollen.
 
Werbung:
Dann lass es mich noch präzisieren, was ich meine: Anscheinend ist es so, dass doch viel mehr Frauen bereit sind weiterzugehen, alte Vorstellungen zugunsten Neuer aufzugeben und dadurch eben die verharrenden Väter aufgegeben werden.

*pm-ermahnt zum eingehen :)*

mein Eindruck ist eben der, dass sich diese Bereitschaft, alte Vorstellungen aufzugeben, bei einem sehr großen Teil der Frauen ausschließlcih auf die Wahrnehmung neuerstrittener Rechte bezieht, nicht aber auf eine den gesamten Themenkomplex "post-familiäre-Lösungen", wie das aus Deinen postings etwas herausklingt. Und das beobachte ich nicht nur in meinem persönlichen Fall (dort zweifellos auch), sondern in gesellschaftlich relevantem Maße auch bei anderen. Der Grund dafür ist ein allzu menschlicher: solange Strukturen nur halbherzig in der Gesellschaft verändert werden, in diesem Fall unter dem Druck der Emanzipationsbewegung eben genau die negativen Beschneidungen weiblicher Rechte, nicht aber die aus deren Abschaffung resultierende Notwendigkeit zur gleichzeitigen Abschaffung der als Ausgleich für diese Beschneidungen gedachten Zugeständnisse, herrscht eben noch keine post-familiäre freie Entscheidungsmöglichkeit.
Die klassischen "alles-egal" Väter sind in diesem Sinne die Relikte der alten Struktur (und leider allzu logische Folge der damit verbundenen Rollenaufteilung) und entsprechen den auch von der Gesetzgebung noch verfolgten Mustern, bieten aber gleichzeitig eine Rechtfertigung, diese rechtlichen Verhältnisse nur schleppend den inzwischen komplexer gewordenen Gegebenheiten anzupassen.
Nichtsdestotrotz sind sie eben auch die Produkte von Beziehungen, innerhalb derer zwar von einem Partner eine neue Rolle angestrebt wurde, diese aber nicht in einer Kompetenzneuverteilung erfochten wurde. Das mag im Einzelfall unterschiedliche Gründe und Vorgeschichten haben, wird aber dadurch für die Kinder nicht vorteilhafter.
Und für männliche Kinder eben auch aus der Distanz noch undurchsachaubarer.
Das Problem, könnte man meinen, löst sich dann dadurch, dass ein Junge nie so werden wollen wird wie ein Vater, der ihn verlassen hat.
Aber Pustekuche! Verletzung und Nicht-erklären/verstehen-können bildet einen irrationalen Sumpf, aus dem sich nur schwierig freikommen lässt. Dadurch, dass er nicht nachvollziehen kann, wie es dazu kam, wird er genau das nicht vermeiden können und den gleichen Gefahren ausgesetzt sein, ohne Erfahrungen damit gesammelt zu haben.

Ist jetzt der Bezug verständlich hergestellt? :)
 
*pm-ermahnt zum eingehen :)*

mein Eindruck ist eben der, dass sich diese Bereitschaft, alte Vorstellungen aufzugeben, bei einem sehr großen Teil der Frauen ausschließlcih auf die Wahrnehmung neuerstrittener Rechte bezieht, nicht aber auf eine den gesamten Themenkomplex "post-familiäre-Lösungen", wie das aus Deinen postings etwas herausklingt.

Da ist jetzt das Problem, dass ich ja nicht ein "sehr großer Teil der Frauen" bin, sondern eine ganz spezielle, bei der das schon klappt. Jedenfalls meint sie das :) ... Das einzige Recht, dass mich interessiert ist das meines Kindes - aber leider muss ich - um genau das zu wahren, dem Vater meine Unterstützung verwehren, weil ihn nur seine eigene Verletzung, sein Stolz, seine Ängste usw. usw. interessieren. Vielleicht hast du einfach den umgekehrten Fall und dann halt noch das Pech, dass du Mann bist und die Kinder automatisch der Mutter zugesprochen werden - was nicht immer wirklich die beste Lösung ist. Das sehe ich auch so.

Und das beobachte ich nicht nur in meinem persönlichen Fall (dort zweifellos auch), sondern in gesellschaftlich relevantem Maße auch bei anderen. Der Grund dafür ist ein allzu menschlicher: solange Strukturen nur halbherzig in der Gesellschaft verändert werden, in diesem Fall unter dem Druck der Emanzipationsbewegung eben genau die negativen Beschneidungen weiblicher Rechte, nicht aber die aus deren Abschaffung resultierende Notwendigkeit zur gleichzeitigen Abschaffung der als Ausgleich für diese Beschneidungen gedachten Zugeständnisse, herrscht eben noch keine post-familiäre freie Entscheidungsmöglichkeit.

Also so wie ich das in meinem Umfeld wahrnehme gibt es sehr viele Frauen, die ihre so neugewonnene Macht wirklich ausnutzten und auf dem Rücken der Kinder da ihre Satisfaction austragen und dazu noch - was sicherlich für die Männer noch zunehmend schmerzlich ist, sie es ja nur da tun können, wo Mann eben bereit ist, seine Vaterschaft zu leben. Andererseits ist es ja eben nun mal so, dass diese Entwicklung durch viele Jahrhunderte stattgefunden hat und heute eben noch die Wirkung da ist von all den Unterdrückungen, die die Frauen durch die Männer erfahren haben.
Früher rächten sie sich an ihren Söhnen - heute an den Vätern, die willig sind. Das wird man nur langsam aufweichen und tilgen können und das mag sich hart anhören - aber du hörst noch zu der Generation, die fürs Abbezahlen zuständig ist :( ...

Die klassischen "alles-egal" Väter sind in diesem Sinne die Relikte der alten Struktur (und leider allzu logische Folge der damit verbundenen Rollenaufteilung) und entsprechen den auch von der Gesetzgebung noch verfolgten Mustern, bieten aber gleichzeitig eine Rechtfertigung, diese rechtlichen Verhältnisse nur schleppend den inzwischen komplexer gewordenen Gegebenheiten anzupassen.
Nichtsdestotrotz sind sie eben auch die Produkte von Beziehungen, innerhalb derer zwar von einem Partner eine neue Rolle angestrebt wurde, diese aber nicht in einer Kompetenzneuverteilung erfochten wurde. Das mag im Einzelfall unterschiedliche Gründe und Vorgeschichten haben, wird aber dadurch für die Kinder nicht vorteilhafter.

In beiden Fällen ist sicherlich das Gesetz nicht aktuell und läßt sehr zu wünschen übrig, aber das spricht doch weder Mütter noch Vätern ihre eigenverantwortung ab ? mein Sohn kann heute theoretisch sein BEsuchsrecht bei seinem Vater einklagen und dieser wird dann gerichtlich dazu verurteilt dieser Pflicht nachzukommen - aber ist das denn wirklich wünschenswert ?
Vater muss man sein wollen - Mutter wohl auch - obwohl da die Frage sich ja nicht so stellt - Mutter ist man irgendwie einfach. Und ich bin heute soweit zu sagen: Für mein Kind ist es 10mal günstiger, wenn ich einen Partner finde, der freiwillig und gerne die Verantwortung für ein Kind übernimmt auch wenn es nicht sein eigenes ist, als wenn ich das Kind einem Mann aufs Auge drücke, bei dem mit der Zeugung auch schon alles gegessen ist, was Verantwortung betrifft.

Andersherum sag ich dir ganz ehrlich: Ich bin froh, dass ich der mütterliche Teil bin - doch wäre ich ein Mann in dieser Situation, dann würde ich kämpfen - mit dem Grips den ich habe, dem psychologischen Wissen und ich würde vielleicht meinen Stolz runterschlucken - aber nur vielleicht :) ...

Und für männliche Kinder eben auch aus der Distanz noch undurchsachaubarer.
Das Problem, könnte man meinen, löst sich dann dadurch, dass ein Junge nie so werden wollen wird wie ein Vater, der ihn verlassen hat.
Aber Pustekuche! Verletzung und Nicht-erklären/verstehen-können bildet einen irrationalen Sumpf, aus dem sich nur schwierig freikommen lässt. Dadurch, dass er nicht nachvollziehen kann, wie es dazu kam, wird er genau das nicht vermeiden können und den gleichen Gefahren ausgesetzt sein, ohne Erfahrungen damit gesammelt zu haben.

Ist jetzt der Bezug verständlich hergestellt? :)

Da hab ich glaube ich einen völlig anderen Ansatz wie du. Ich denke, dass die Kinder viel mehr verstehen, als wir glauben und sie brauchen nicht so wirklich den perfekten Vater, sondern einen Menschen, der einfach auch Schwächen hat und zugibt und der auch offen über seine Gefühle reden kann und auch bereit ist über seine Verletzungen zu sprechen und seine Grenzen.

Bei meinem Sohn habe ich das versucht zu übernehmen für seinen Vater und obwohl er verletzt und wütend ist und dazu auch ein Recht hat, dass ich ihm zugestehe - denke ich, dass er es verstehen wird - spätestens dann, wenn er selbst emotional an seine Grenzen stößt. Aber ich bin eben nicht alle Frauen und mir dessen auch bewußt :) ...
Ich habe die Möglichkeiten hinten die Dinge und Verhaltensweisen zu schauen und sie auch in Worte zu fassen. Ich hoffe meinem Sohn so diese vor dir geschilderte Erfahrung ersparen zu können.

Du hast deine Chance, wenn du Kontakt zu deinen Kindern hast. Sei ehrlich und sag ganz klar was Sache ist. Schütze die Kinder nicht aus einem Schuldgefühl heraus, sondern trau ihnen zu, dass sie verstehen ... was brauchen Kinder mehr ? Offenheit, Liebe und Vertrauen. Sie brauchen keine Perfektionisten und auch keine Schauspieler, die in Beziehungen verharren, die nur noch Qual sind ...

Das ist jedenfalls meine Meinung :)
 
...das mit dem "abbezahlen" dulde ich nicht. Es macht genausowenig Sinn, wie mich für die Judenverfolgung im Dritten Recih zur Verantwortung zu ziehen.

Nur um das Bild von meiner persönlichen Situation noch mal kurz abzurunden: ich sehe meine Kinder (2 Jungs) auch jetzt noch regelmäßig und häufig, zu ca 50%, es hat mich aber über etwa 7 Jahre ebenssoviele Prozesse gekostet und entsprechende Energien, die ich einfach lieber in andere Lebenszweige gesteckt hätte. Und diese Prozesse hat die Mutter formal alle im Namen der Kinder, die erklärtermaßen etwas anderes wollten, geführt. Ein ziemliches Unding. Das hat dann dazu geführt, dass die beiden auf dem Papier einen Prozess verloren haben, um mich weiter regelmäßig zu sehen, obwohl diese Entscheidung aufgrund ihrer Befragung gerichtlich abgesegnet wurde. Ist doch megaschräg.
 
Nun plaudere ich auch mal aus dem Nähkästchen:
Meine Oma hat meinem Opa (dem Vater meiner Mutter) schon den Verlobungsring vor die Füße geworfen ( weil er so viele andere Frauen hatte) und hat ihre Tochter alleine großgezogen (damals eine Verwerflichkeit ohne gleichen).
Meine Mutter ist von meinem Vater verlassen worden, als ich 8 Jahre alt war.
Da er danach reich geworden ist, paßte eine Scheidung nicht mehr in sein Weltbild und er hat vergessen, daß ich existiere.
Meine eigene Ehe ist auch in die Brüche gegangen.
Es zieht sich also durch mehrere Generationen, in denen die Frauen Einzelkämpfer waren.
Weder ein Grund stolz noch traurig oder wütend zu sein. Es ist, wie es ist!

Aber meiner Tochter, die auch einen Sohn und einen Mann hat, wüsche ich von Herzen, daß sie mit ihrem Mann eine glückliche Beziehung führt und ich habe sie bisher immer BEIDE dabei unterstützt, wenn es darum ging, eine Einigung zu finden (allerdings nur, wenn ich gefragt werde!)
Meine Tochter ist eine selbstständige Frau, die kein Problem damit hätte, von heute auf morgen alleine mit ihrem Kind dazustehen.
Und mein Schwiegersohn ist alles andere, als ein "Weich-Ei".
Geldverdienen, Haushalt, Kind versorgen wird gemeinsam geteilt.
Ich hoffe, sie hat den "Bann" durchbrochen und macht es anders, als die Generationen vorher, da Kinder grundsätzlich immer Anspruch auf beide Elternteile haben -
allerdings auch, auf ein friedliches, beschütztes Leben.
Eine Friede-Freude-Eierkuchen-Familie ist etwas wünschenwertes, aber es geht heute zum Glück auch anders!
bluebody
 
...das mit dem "abbezahlen" dulde ich nicht. Es macht genausowenig Sinn, wie mich für die Judenverfolgung im Dritten Recih zur Verantwortung zu ziehen.

Ja - wenn ich so nachdenke darüber hast du recht. Und dennoch hast du mE genau das getan, es anerkannt und dann aber geschaut, wie du das ändern kannst - in Angriff nehmen kannst.

Nur um das Bild von meiner persönlichen Situation noch mal kurz abzurunden: ich sehe meine Kinder (2 Jungs) auch jetzt noch regelmäßig und häufig, zu ca 50%, es hat mich aber über etwa 7 Jahre ebenssoviele Prozesse gekostet und entsprechende Energien, die ich einfach lieber in andere Lebenszweige gesteckt hätte. Und diese Prozesse hat die Mutter formal alle im Namen der Kinder, die erklärtermaßen etwas anderes wollten, geführt. Ein ziemliches Unding. Das hat dann dazu geführt, dass die beiden auf dem Papier einen Prozess verloren haben, um mich weiter regelmäßig zu sehen, obwohl diese Entscheidung aufgrund ihrer Befragung gerichtlich abgesegnet wurde. Ist doch megaschräg.

Ja - aber je mehr Männer eben genau das tun, was du da getan hast, desto schneller wird sich System, Rollenverhalten und Gesellschaftsbild incl. dem Nachwuchs verändern. Man kann eben nicht immer nur im "Kleinen" denken - sondern egal was auch jeder einzelne von uns tut, es hat auch immer Wirkung auf das Ganze und ich kenne viele Väter, die genau das auch getan haben und tun, was du getan hast und tust und viele Tropfen höhlen den Stein.

Und dann sag mir: Wozu leben wir denn, wenn nicht eben genau dafür ? Jeder Mensch, der etwas verändert an dem, was ihm nicht gefällt, was ihn stört und was er als "falsch" erkennt, der dafür kämpft, hat mE schon einen Sinn im Leben gefunden.
Du hast deinen Kindern jedenfalls schon mal einen neuen Eindruck mit auf den Weg gegeben - was deine Frau macht ist ihre Sache.

Die Veränderung, die du in der Welt - in der Gerichtbarkeit - sehen willst, die geht nur langsam voran - aber sie geht voran, weil wir ein Kollektiv sind und jeder Mann, der sich auflehnt dieses Kollektiv auf seine Weise beeinflusst. Nichts was wir tun ist ohne Wirkung.

Und ob du es duldest oder nicht: Wie sagt bluebody da so schön ? "Es ist wie es ist" und nur damit läßt sich was machen. Du hast gewonnen und deine Kinder auch - egal was auf dem Papier steht ... lass los und genieß das, was du dir erkämpft hast. :)

Ich wünschte der Vater meines Sohnes hätte nur mehr halb soviel Elan an den Tag gelegt ;) :D ... und das nicht nur für seinen Sohn, sondern auch für sich selbst.
 
...nein, das habe ich durchaus schon mal gecheckt, es gehört nicht zu den Bereicherungen meines Lebens, die ich für unverzichtbar halte. Es ist letztlich die Form von fremdbestimmter Arbeit, die ich ansonsten relativ erfolgreich vermeide.
 
Werbung:
die patriarchale Familienstruktur ... in ihrer vollen Ausprägung
die schon im 19. Jahrhundert zu verschwinden begann, oder? Ich gehe davon auch, dass der Familienvater auch famlienintern die oberste Instanz war, aber das ist nicht wirklich relevant, denn niemand wünscht sich die originale patriarchale Familienstruktur wieder, oder?

Eine Struktur aber eher aufzulösen als die darin notwendige Kompetenzverteilung neu zu definieren, scheint mir ein Mangel an Konfliktbewußtsein und bar jeder konstruktiven Lösung zu sein.
Ich gäbe dir recht, wenn es ein reines Auflösen wäre, aber ich erlebe das nicht so. Einerseits gibt es viele Ehen/Partnerschaften, die von dem Gleichheitsgrundsatz (der Kompetenzen) ausgehen. Auch wenn sie das nicht ganz durchhalten, teils wegen der Strukturen von außen, teils die eigenen blinden Flecke, ist es doch das Bemühen darum, dass sie schon grundlegend von den autoritätsbasierten Familenmodellen unterschiedet.

Und dann gibt es da noch die sich neu bildenden Strukturen, Wahlverwandschaften, die sollte man auch nicht ignorieren.

Ich habe das durchaus in den 70ern auch anders erlebt, in Familien, die diese Kompetenzumverteilung miteinander offen ausgefochten haben.
Wenn "ausgefochten" mit "augehandelt" ausgetauscht wird, dann würde ich doch sagen, dass das immer noch im vollen Gange ist, jedenfalls erlebe ich das so.
 
Zurück
Oben