die vaterlose Gesellschaft

A. Krieg, Unfall, Krankheit, Behinderung, vorzeitiger Tod des Vaters.
Spielt heute eher eine kleinere Rolle, das war aber bei den vor 1945 geborenen Kindern grundlegend anders, da war das die Hauptursache.

B. Vater entzieht sich, will mit dem Kind überhaupt nichts zu tun haben.
Gibt es heute noch oft, ist aber zunehmend sozial verpönt. Mittlerweile gibt es auch Zwangsmaßnahmen, die im Einzelfall zwar kaum zum Erfolg führen, aber die soziale Stigmatisierung unterstreichen.

C. Mutter entzieht dem Vater die Kinder.
Mittlerweile können Väter sich Rechte erstreiten, auch das geteilte oder alleinige Sorgerecht zugesprochen werden, auch wenn das im Einzelfall zermürbend sein kann. Aber noch vor wenigen Jahrzehnten wäre das undenkbar gewesen, da hatte der Vater nur bei psychischer Krankheit der Mutter überhaupt ein Chance. Ich denke übrigens nicht, dass hier die Frauenbewegung in der Pflicht war, sondern die Männerbewegung, für die das auch seit Jahrzehnten ein wichtiges Ziel ist. Sicherlich haben sie nicht so viel Wirbel wie die Frauenbewegung gemacht, und auch nicht viele durchgreifenden Erfolge zu verzeichnen, aber so geht es doch den meisten sozialen Bewegungen, dass sie im besten Falle kleine Teilerfolge verzeichnen können.

D. Vater zieht sich zurück, weil er meint, die neue Familie mit neuem Partner der Mutter sei besser für das Kind.
Auch hier hat sich der Wind gedreht, und es wird ein immer weniger stichhaltiges Argument. Meistens auch nur zeitweise, denn oft drängt dann das Kind, wenn es alt genug ist.

E. Vater fühlt sich unfähig, für ein Kind zu sorgen.
Das ist heilbar, mit gutem Willen der Mutter und vom Umfeld.

F. Vater ist noch in der Partnerschaft mit der Mutter, aber ist für das Kind fremd, z.B. weil er wegen seiner Arbeit selten zu Hause ist.
Solche Fälle gibt es heute, gab es aber früher auch schon. Auch hier ist für mein Empfinden ein soziales Bewusstsein entstanden, dass der Vater sehr förderlich für ein Kind ist, und die Prioritäten der Männer sich langsam verschieben. Außerdem ist ein gutwilliger aber ferner Vater eine sehr abgeschwächte Form von Vaterlosigkeit.

Bei meinen Vorfahren/älteren Verwandten kenne ich vor allem A, auch C, von den heutigen Kindern kenne ich aus meinem Umfeld B, D, F, aber von Dutzenden Kindern, bei denen ich das beurteilen kann, würde ich bei nicht mehr als 10% von Vaterlosigkeit sprechen, sehr grob geschätzt.
 
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die schon im 19. Jahrhundert zu verschwinden begann, oder?
ich denke, zumindest in Deutschland hat die sich bis in die frühen 60er gehalten
Ich gehe davon auch, dass der Familienvater auch famlienintern die oberste Instanz war, aber das ist nicht wirklich relevant, denn niemand wünscht sich die originale patriarchale Familienstruktur wieder, oder?
...ich bin mir da nicht ganz sicher, was die Relevanz angeht, schließlich wird ja fast alles an aktuellen Bestrebungen vor dem Hintergund bewertet, dass das Patriarchat eben eine "böse" Ordnung war. Und ich muss gestehen, ich habe das auch lange Zeit geglaubt. Inzwischen sehe da einge Dinge differenzierter, die rein negative Bewertung des P. scheint mir schon ein wenig von der Art und Weise zu haben, wie eben Kriegsverlierer beschrieben werden. Und das ist nun mal selten objektiv oder auch nur erschöpfend um die Erfassung aller Zusammenhänge bemüht.

Um Missverständnissen vorzubeugen: ich meine damit nicht, dass es irgendeinen Grund gäbe, das Rad zurück zu drehen.


Ich gäbe dir recht, wenn es ein reines Auflösen wäre, aber ich erlebe das nicht so. Einerseits gibt es viele Ehen/Partnerschaften, die von dem Gleichheitsgrundsatz (der Kompetenzen) ausgehen. Auch wenn sie das nicht ganz durchhalten, teils wegen der Strukturen von außen, teils die eigenen blinden Flecke, ist es doch das Bemühen darum, dass sie schon grundlegend von den autoritätsbasierten Familenmodellen unterschiedet.
mag wohl sein. Es ist nicht so, dass ich solche Beobachtungen nicht auch mache, es gibt zumindest sicher keinen berechtigten (im Sinne von allgemein anerkannten) Anspruch auf alleinige Entscheidung mehr, zumindest in sozial günstigeren Lagen unserer Gesellschaft:)

Und dann gibt es da noch die sich neu bildenden Strukturen, Wahlverwandschaften, die sollte man auch nicht ignorieren.
ich muss gestehen, dass das in meiner Wahrnehmung noch sehr diffus ist, ich also nicht den Eindruck habe, es ließen sich klare Muster oder vielleicht auch ethische Werte, die sich verallgemeinern ließen, erkennen. Aber das kann daran liegen, dass sich das eben alles noch formt.
 
...ich bin mir da nicht ganz sicher, was die Relevanz angeht, schließlich wird ja fast alles an aktuellen Bestrebungen vor dem Hintergund bewertet, dass das Patriarchat eben eine "böse" Ordnung war. Und ich muss gestehen, ich habe das auch lange Zeit geglaubt. Inzwischen sehe da einge Dinge differenzierter, die rein negative Bewertung des P. scheint mir schon ein wenig von der Art und Weise zu haben, wie eben Kriegsverlierer beschrieben werden. Und das ist nun mal selten objektiv oder auch nur erschöpfend um die Erfassung aller Zusammenhänge bemüht.

Um Missverständnissen vorzubeugen: ich meine damit nicht, dass es irgendeinen Grund gäbe, das Rad zurück zu drehen.

Vielleicht spielt es aber auch keine unbedeutende Rolle, dass du eben ein Mann bist ;)
 
...wenn es so einfach wäre, würden Frauen ja die ihnen gnadevoll gewährten Vorteile des P. erbost ablehnen. Tun aber viele ja durchaus nicht.

Ein echtes Problem gibt es nicht nur im juristischen Bereich, sondern auch dann, wenn's an's emotionale Eingemachte geht: was erwarten die Geschlechter voneinander. Ich würde mal vorsichtig tippen, 70% der Frauen erwarten vom Mann "Schutz", natürlich nicht mehr wie zur Steinzeit mit Steinaxt und Geschrei gegen fremde Horden und wilde Tiere, selbstverständlich auch nicht, ohne gleichberechtigt zu sein, aber es ist noch tief eingebaut (wie ja durchaus auch das aktive Gegenstück). Und das ist eben genau einer der Fallstricke, der das P. erst etablieren konnte... es ist eine der Rechtfertigungen des P. und eine der hartneckigsten und glattesten Rutschbahnen in Abhängigkeit. Und ich habe soetwas schon von Frauen gehört, die keineswegs unreflektierte dumme Weibchen sind.
 
..."Schutz" ... eine der hartneckigsten und glattesten Rutschbahnen in Abhängigkeit

Schön gesagt!

Die 70% sind wohl darauf bezogen, wie viele Frauen das bewusst so möchten. Wenn aber die unterbewussten Muster mit zugerechnet werden, dann käme nur eine Zahl nah an 100% in Frage. Warren Farrell zitiert eine Studie, wo Paare beobachtet wurden, die überraschend einer potentiell bedrohlichen Situation gegenüberstanden, und in praktisch allen Fällen stellte sich die Frau, zumindest andeutungsweise, hinter den Mann.
 
mh, magst recht haben, hatte eigentlich wenigstens mit einem weiblichen Aufschrei hier gerechnet, aber entspannte Stille ...:)

Ich knabbere noch dran :D ...

Ich schreie schon lange nicht mehr über solche Allgemeinplätze - sondern ziehe es vor darüber nachzudenken. ;) und wenn ich fertik hab, dann teile ich meine Gedanken dazu mit.
 
Also als erstes ging mir immer wieder der Gedanke an diesen Artikel hier durch den Kopf, den ich für sehr "ursprünglich" halte und der mE die Mann/Frau-Thematik in seiner ursächlichkeit anpackt:

Die Göttin der Liebe und der Krieger des Herzens


Danach ist es eher der Mann, der den Schutz der Frau braucht und das macht auch nach meinen Erfahrungen Sinn.

Wenn man den Artikel aufmerksam liest, dann gibt es zwei Qualitäten, die je nach Geschlecht unterschiedlich gelebt werden wollen und - und das ist wohl das ausschlaggebende - die nur zu zweit gelebt werden KÖNNEN.

Und nur indem die Frau ihre Weiblichkeit - also die Fülle - lebt fühlt der Mann sich in seinem Prinzip - der Durchdringung und der Errreichung eines Zustands der Leere - aufgehoben und geborgen. Allenfalls fällt mir dazu ein, dass eben beide sich in ihrer ganz ursprünglichen Energie (die auch die Individualität und Eigenart mit einschließt) leben können müssen und dazu auch beide diesen "Schutz" der gegenseitigen Liebe brauchen um das zu können.

Das ist schon weit in neue Dimensionen gedacht, das weiß ich ... aber auf der Stelle getreten sind wir ja schon lange genug :) ...

Ich lasse das erst mal so stehen und schreibe dann vll. später noch was aus heutiger Sicht dazu.
 
Hallo greenbuddha
Nur um das Bild von meiner persönlichen Situation noch mal kurz abzurunden: ich sehe meine Kinder (2 Jungs) auch jetzt noch regelmäßig und häufig, zu ca 50%, es hat mich aber über etwa 7 Jahre ebenssoviele Prozesse gekostet
da hast du ja so einiges hinter dir, wie viele andere Väter auch. Darf ich mal
nachfragen:

ihr habt geteiltes Sorgerecht, aber sie hat Aufenthaltsbestimmungsrecht?

Und diese Prozesse hat die Mutter formal alle im Namen der Kinder, die erklärtermaßen etwas anderes wollten, geführt. Ein ziemliches Unding. Das hat dann dazu geführt, dass die beiden auf dem Papier einen Prozess verloren haben, um mich weiter regelmäßig zu sehen, obwohl diese Entscheidung aufgrund ihrer Befragung gerichtlich abgesegnet wurde. Ist doch megaschräg.
Völlig grotesk. Im Familienrecht ist die Benachteiligung von Männern am
krassesten.

Das nächst Unding, das ich noch angehen muss, ist die Unterhaltsregelung...
Unding. In der Tat. Könnte es sich herausstellen, dass du trotz hälftigem
Sorgeunterhalt auch noch Barunterhalt sowie Geschiedenenunterhalt
bezahlen musst?

Gruss
LB
 
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Darf ich mal
nachfragen:

ihr habt geteiltes Sorgerecht, aber sie hat Aufenthaltsbestimmungsrecht?
...naja, auf dem Papier nennt es sich "gemeinsames" ;), das Aufenthaltsbestimmungsrecht ist inzwischen eh nicht mehr wirklich relevant, da kids>12 bzw. >14, und es zudem etliche gerichtliche Entscheidungen gibt, die den Kids ausdrücklich umfangreichen Umgang mit mir zugestehen.


Unding. In der Tat. Könnte es sich herausstellen, dass du trotz hälftigem
Sorgeunterhalt auch noch Barunterhalt sowie Geschiedenenunterhalt
bezahlen musst?
...da wir nicht verheiratet waren (leider, sonst hätte nämlich ich Anspruch auf Ehegattenunterhalt gehabt...), geht es nur um Kindesunterhalt, aber, ja: ich bin durch eine äußerst schlechte anwaltliche Vertretung zu einem Vergleich gelangt, der mich trotz hälftiger Betreuung zum vollen DüDo-Tarif (Basis: fiktives Einkommen) verpflichtet, da der Anwalt seinerzeit die Ansicht vertrat, etwas anderes wäre bei einem gerichtlichen Entscheid auch nicht herausgekommen. Versuche, ihn in Regress zunehmen, (er hatte auch noch versäumt, eine Widerspruchsklausel in die Vergleichsvereinbarung zu integrieren, was, wie ich inzwischen weiß, eigentlich Teil der anwaltlichen Sorgfaltspflicht ist), sind leider auch gescheitert. In Folge hat die Mutter mich dann erfolgreich strafrechtlich auf Unterhaltspflichtsverletzung verklagt. (4 Jahre auf Bewährung).
Müßte ich annehmen, ich wäre ein Einzelfall, würde ich sagen: extrem dumm gelaufen. Aber es hat politisches Prinzip. Gemeinsame Sorge und Betreuung zu etwa gleichen Teilen ist erst in relativ junger Rechtsprechung überhaupt auch nur teiweise adäquat berücksichtigt worden, und das in der Regel erst vor Oberlandesgerichten (und nicht schon vor den dafür ja primär zuständigen Amtsgerichten). Es ist also immer ein riskantes und eventuell kostenträchtiges Spiel, und, da gerade in der amtsgerichtlichen Ebene gerne nicht pro-Vater entschieden wird und die eben nur Hilfe gewähren, wenn Aussicht auf Erfolg besteht, sehr wahrscheinlich nur ohne Prozesskostenbeihilfe durchzuführen.
Ist schon tollhausig.
 
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