@naglegt #91
In den Bereichen Neurologie, Neurobiologie, Neurophysiologie, Neuropsychologie, Biologie, Biochemie, Medizin, Verhaltensforschung
Liste kann noch verlängert werden
werden die unterschiedlichsten Bereiche der Hirn- u. Körperfunktionen untersucht.
Neben den grundlegenden Fragen nach dem Aufbau der verschiedenen Hirnregionen, den verschiedenen Zelltypen und Transmitterstoffen und der Reizweiterleitung aus und in die Peripherie wurden und werden die unterschiedlichsten menschlichen Fähigkeiten und Verhaltensweisen untersucht von autonomen Steuerungsleistungen über primäre Sinneswahrnehmungen bis hin zu komplexen kognitiven Leistungen. Hierbei wird das gesamte Gehirn betrachtet (Hirnstamm, Brücke, Kleinhirn, Hippocampus, Limbisches System, subkortikale Strukturen, Hirnnervenkerne, Kortex
und, und, und natürlich auch die Verbindungen zwischen den verschiedenen Hirnregionen.
Sehr gut untersuchte Bereiche sind unter anderem das visuelle System, das motorische und sensible System sowie das Hören und die Gedächtnisfunktionen. Weitere, gut evaluierte Erkenntnisse gibt es für die Schmerzverarbeitung, der Reizverarbeitung und Integration, die Sprachverarbeitung und verschiedenste höhere kognitive Funktionen (Exekutivfunktionen, Inhibition
).
Die in den verschiedenen Disziplinen forschenden Wissenschaftler suchen sich auch nicht die Bereiche danach aus ob da eh ja keine Seele im Spiel ist.
Es ist umgekehrt: die gewonnenen Erkenntnisse über die jeweiligen Prozesse brauchen keine Seele, um die Funktionsfähigkeit zu erklären. Ein Seelenkonzept wäre eine, für den Prozess unnötige, Zusatzannahme.
Das heißt nicht, dass es keine offenen Fragen über Hirnfunktionen mehr gibt. Im Gegenteil!
Welche Prozesse meinst Du hier konkret?
Du schaust offensichtlich nicht Formel 1! Bei einem fahrenden Auto lassen sich mittlerweile so ziemlich alle relevanten Parameter messen (incl. Puls und Blutdruck des Fahrers)! Aufgrund der gewonnenen Daten werden Rennautos laufend optimiert.
Und hier beginnt Dein Vergleich auch zu hinken Menschen, bzw. deren Hirnfunktionen lassen sich im Alltag nur bedingt (sprich indirekt) messen / darstellen. Bei der Interpretation der gewonnenen Daten ist auch die nötige Vorsicht geboten (sonst droht Über- od. Fehlinterpretation). Dass es sich aber um frei erfundene Vorstellungen handelt ist eine unbelegte Behauptung Deinerseits. Aus einer anfänglichen Vorstellung wird eine Hypothese entwickelt, darauf basierend Versuche erdacht und, sofern die Ergebnisse die Voraussagen der Hypothese bestätigen, eine Theorie (= begründete Annahme) abgeleitet.
Wie kommst Du denn darauf?
Ein menschlicher (physischer/biologischer) Körper, dazu gehört eben auch das jeweilige Gehirn, produziert fast ununterbrochen Ideen (Vorstellungen, Pläne, Annahmen
); im Schlaf produziert es (das Gehirn) Träume. Unser Hirn ist immer aktiv wenn es das nicht mehr ist sind wir tot.
Auf uns strömen ständig Reize aus der Umwelt ein. Den überwältigenden Teil nehmen wir nicht bewusst Wahr, er wird ausgefiltert (Thalamus).
Ebenso bekommt das Hirn stete Rückmeldungen aus dem Körper. Auf die allermeisten reagiert es gottseidank für uns unbewusst und automatisch (z.B.:Homöostase). Müsstest Du Dir andauernd über Körpertemperatur, Hormonhaushalt, Blutgase, Zellstoffwechsel, Darmperistaltik, Nierenfiltration uvm. Gedanken machen wärest Du handlungsunfähig.
Im Laufe des Lebens sammeln wir auch allerhand Erfahrungen (mit und über unseren Körper, unsere Umwelt, unser Interaktionen), die wir abspeichern.
Aus diesem Fundus aus Erfahrungen, inneren und äußeren Reizen entstehen, zusammen mit körperlichen und psychischen Bedürfnissen, daraus Annahmen, Pläne und Ideen über uns selbst, über unsere Umwelt, über eine möglich Interaktion mit der Umwelt.
Wir sind sosehr auf die verschiedenen Reize aus unserer Umwelt angewiesen, dass wir bei dauerhaftem, komplettem Reizentzug zu halluzinieren beginnen (das Hirn schafft sich seine Reizwelt selber siehe Deprivationsexperimente) und das geht erstaunlich rasch!
Wie diese Ideen, Vorstellungen od. Pläne innerhalb der komplexen neuronalen Netzwerke genau entstehen ist derzeit nicht geklärt (das gilt für Gedanken allgemein) und ist Gegenstand intensiver Forschung.
Nochmal die Frage wie kommst Du darauf?
Bei einigen Tieren wurde Theorie-of-Mind-Fähigkeiten beobachtet, d.h. sie können Vermutungen über Erwartungen ihres Gegenübers anstellen (einige Rabenvogelarten können lügen, sprich ihre Artgenossen absichtlich in die Irre führen, auch Primaten können das - das bedarf einer Idee über den Wissensstand und mögliche Reaktionen des Gegenübers).
Keas sind in der Lage durch Beobachtung Handlungen zu antizipieren und diese auf neue Situationen zu übertragen, einige Primatenarten können durch Beobachtung lernen und das neue Wissen an Gruppenmitglieder weitergeben. D.h. diese Tiere entwickeln Ideen/Vorstellungen über eine Situation und wenden diese dann an.
Die Neurowissenschaftler behaupten nicht zu wissen was Gedanken sind. Alle Ergebnisse rechtfertigen aber die bisherige Annahme, dass sie durch elektrochemische Aktivität der extrem komplexen Neuronalen Netzwerke entstehen. Und das ist eine wirklich gut begründete Annahme.
Reichlich wenig, um zu behaupten, es gäbe eine Seele.
Es gibt keine fundierten Hinweise auf die Existenz einer Seele (im Sinne eines vom Körper/Gehirn unabhängigen, oder gar übernatürlichen Etwas). Wenn die Seelenvorstellung Dein Leben aber bereichert, wozu brauchst Du dann eine wissenschaftliche Bestätigung, bzw. warum kreidest Du den forschenden Wissenschaftlern mangelnde Sorgfalt oder gar Ignoranz an, bloß weil für eine funktionsfähige Erklärung etwas seelenartiges nicht notwendig ist?
Korrekt wäre zu sagen: Für die Erklärung meiner Gedanken, Wünsche, Ideen
brauche ich keine Seele. Es ist eine Zusatzannahme, auf die ich persönlich verzichte.
Hast Du Deine Seele denn verloren? Ich bin zwar keine Neurochirurgin, aber ich helfe Dir gerne suchen
.