Zu bedenken wäre, daß deine positiven Beobachtungen zu einem guten Teil darauf beruhen dürften, daß wir in einem vom christlichen Glauben geprägten Land leben (was auch für die USA gilt und viele andere Länder), und daß dementsprechend Werte und Haltungen zum lebendigen und ebenfalls empfindenden anderen Menschen einfach in uns "drin" sind.
Diese
christlichen Werte sind primär humanitäre Werte, deutlich älter als das Christentum. Und jede Religion beansprucht für sich, "echte" Werte hoch zu halten, während die anderen ja unmoralisch, dekadent oder sonstwie falsch wären.
Diese Werte der Nächstenliebe und Humanität sind in uns hier auch nicht drin, weil wir hier christlich geprägt sind, sondern u.a. weil wir in der Lage sind uns in andere Menschen rein zu denken und zu fühlen, ja beinahe mit zu erleben, was diese Menschen erleben - Neurowissenschaftler reden da von
Spiegelneuronen.
Diese Prägung läßt mit den nachgekommenen Jüngeren zusehends nach, und viele Meldungen aus dem gesellschaftlichen Geschehen lassen annehmen, daß die grundlegende Stimmung sich bereits gewandelt hat und dies nicht unbedingt zum Besseren oder wenigstens Gleichguten.
Auch das ist nicht richtig. Tatsächlich bemängelt schon seit Jahrtausenden die jeweils ältere Generationen, dass in der jüngeren nachkommenden Generation die Werte verfallen würden. Es gibt da auch Texte auf Latein aus dem römischen Reich, die das zhematisieten - haben wir z.B. im Latrin-Unterricht übersetzt.
Die Werte verschieben sich kontinuierlich mit den Generationen, sie verfallen aber nicht. Es werden andere Werte, aber nicht weniger.
Und mindestens ein Stück weit finde ich das auch gut so. Ich möchte lieber jetzt leben, eo z.B. Homosexualität toleriert und akzeptiert wird, als z.B. vor 80 Jahren, wo es in Rnhland noch eine Straftat war und zwangsweise medikamentös unterdrückt wurde. Und das ist mur auch lieber, obwohl ich selbst heterosecuell bin; das Wohlergehen meiner homisexuellen Mitmendchen liegt mur auch am Herzen...