Die Prinzessin küsste den Frosch nicht . . .

aha und wie würdest du diesen Archetyp beschreiben?
Astrologisch ordne ich diese Figur den Venus/Mond Spannungsaspekt zu.
Also das Mutter/ Tochter Thema: Mutter neidet der Tochter die Jugend, die Schönheit - Tochter möchte aus dem Schatten der Mutter heraus treten.........
siehe Schneewittchen, Frau Holle, etc.....
Da das reine, göttliche Mutterbild des Mittelalter über jedem Zweifel erhaben ist und somit ihre dunklen Seelenanteile verdrängt werden,
muss die Stiefmutter herhalten????

Ist das stimmig?
Es gibt wohl immer Spannungen zwischen Mutter und Tochter (wenn die Tochter beginnt, erwachsen zu werden), ist (wohl) genau wie bei Vater und Sohn.
Auch das gehört zum Weiterentwickeln.
 
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Teil 2 @Terrageist

Und wie sie so klagte, rief ihr jemand zu: "Was hast du vor, Königstochter, du schreist ja, daß sich ein Stein erbarmen möchte." Sie sah sich um, woher die Stimme käme, da erblickte sie einen Frosch, der seinen dicken, häßlichen Kopf aus dem Wasser streckte. "Ach, du bist's, alter Wasserpatscher," sagte sie, "ich weine über meine goldene Kugel, die mir in den Brunnen hinabgefallen ist." -



Nun hört dieser Gewissensaspekt kontemplativ in sich hinein, denn der Schock oder Schmerz über die augenblickliche Orientierungslosigkeit (Brunnen) ist so groß, dass selbst ein Stein sich erbarmen möchte. Und sie bleibt am Ball, forscht, schaut sich genau um, um sehen zu können um was es geht. Und der Mut wird belohnt. ... Ach, dieser alte häßliche Frosch... ist´s also.... kenne ich doch eigentlich... wen interessiert der schon groß. Dieser Frosch aber ermöglicht immerhin die Einsicht, dass es sich um Verwirrung und Orientierungslosigkeit handelt. Aber es ist sein „Fachgebiet“, er kennt sich mit dem großen Unbewussten wohl aus. Es besteht nämlich vor allem aus dem Fakt, dass es kein beobachterunabhängige Realität gibt.



"Sei still und weine nicht," antwortete der Frosch, "ich kann wohl Rat schaffen, aber was gibst du mir, wenn ich dein Spielwerk wieder heraufhole?" - "Was du haben willst, lieber Frosch," sagte sie; "meine Kleider, meine Perlen und Edelsteine, auch noch die goldene Krone, die ich trage."



Und hier kommen wir langsam in das Herzstück des Geschehens... und ums Herz geht´s ja beim Eisernen Heinrich auch und ganz besonders.



Der Frosch bietet ein Geschäft an, gibst du mir, gebe ich dir. Ausgleich... aber kein sinnhafter Ausgleich bei dem es immer um natürliche Konsequenz geht, sondern ein materieller Ausgleich gegen Integration des „ohnmächtigsten, aber widerlichsten“ Aspekt in uns. Mit diesem kann man sich nämlich das Gewissen erleichtern, indem man sich aus der sozialen Verantwortung freikauft. Das hat die in den Brunnen gefallene, goldene Kugel bewußt gemacht. Und die Gewissensinstanz ist zunächst auch einverstanden. Denn dieser Frosch ist ja häßlich, igitt-bahpfui. Nicht ernstzunehmen und völlig uninteressant mit seinem Ausgleichsgesuch. Ekelhaft. Mit sonem Scheiß muss ich mich gsd nicht abgeben. Ausgleich ok, soziale Verantwortung... nein Danke.





Der Frosch antwortete: "Deine Kleider, deine Perlen und Edelsteine und deine goldene Krone, die mag ich nicht: aber wenn du mich liebhaben willst, und ich soll dein Geselle und Spielkamerad sein, an deinem Tischlein neben dir sitzen, von deinem goldenen Tellerlein essen, aus deinem Becherlein trinken, in deinem Bettlein schlafen: wenn du mir das versprichst, so will ich hinuntersteigen und dir die goldene Kugel wieder heraufholen." - "Ach ja," sagte sie, "ich verspreche dir alles, was du willst, wenn du mir nur die Kugel wieder bringst." Sie dachte aber: Was der einfältige Frosch schwätzt! Der sitzt im Wasser bei seinesgleichen und quakt und kann keines Menschen Geselle sein.



Aber das Bewusstsein insistiert in diesem Erkenntnisprozess und macht ganz offen deutlich, dass es um Integration geht. Der hässliche Frosch will ganz konkret seine Teilhabe im Gewissensmanagement, und zwar immerzu und in allen Belangen. Er will nicht nur gefüttert und umsorgt werden, er will aus dem selben Becher trinken, vom selben Teller essen und im selben Bett schlafen. ER will sie sein und auf diese Weise seine Herrschaft als König geltend machen. Denn dieser verwunschene, verfluchte Prinz erkennt zwar seine Ohnmacht, aber nicht seine Hässlichkeit sondern hält sich für sie, dieses Jüngste, Schönste, das selbst von der Sonne bewundert wird. Es ist ein zutiefst narzisstischer Aspekt, der uns allen innewohnt, aber ganz besonders und ganz natürlich vor allem Kindern und Heranwachsenden.



Es ist aber auch der Aspekt, der uns oft einfach nur anwidert, den kaum wer in sich selbst in der Lage ist wahrzunehmen, sondern der oft ins Außen projiziert wird. Der sehr bewußt "aussortiert, ignoriert, linksliegen" gelassen wird, aus Konvention, Scham/Beschämung auf der einen, aber auch aus einem natürlichen, ethischen Grundverständnis auf der anderen Seite, was den Fluch der "bösen, alten Hexe" darstellt. Es ist halt ein niederer Trieb, tierisch, hässlich, unmenschlich.



Und es ist jener Aspekt des unheimlichen, großen Unbewussten, der darin wurzelt, dass es keine beobachterunabhängige Realität gibt, was TOTAL verwirrt, worin aber auch die Verführung liegt, sich deshalb total von sozialer Verantwortung zu befreien (Stichwort Trumpismus). Kann doch jeder tun, sagen, behaupten, erkennen, was er wie wo und wann will, solange es faktisch keine beobachterunabhängige Realität gibt, kann wer auch kaum was widerlegen. Simpel, die absolute Herrschaft des Narzissten.



Aber in dieser Versuchung liegt die Krux des Mangels an sozialer Verantwortung, wie ich eingangs sagte und die Herausforderung, zu einer inneren Balance zu finden, in der diesem hässlichen Aspekt in uns ein Sinn zukommt, ohne dass er die Herrschaft über uns an sich reißt. Die Hässlichkeit des Froschs ist in der Geschäftsbeziehung zwischen der Königstochter und dem Frosch offenbart... Er will bevor er hilft überhaupt etwas haben, und fragt, was sie bietet. Sie aber will einfach nur, dass alles beim alten bleibt (die Kugel zurück) und sich so schnell wie möglich freikaufen von dieser sozialen Verantwortung. Dieser Mangel an sozialer Verantwortung ist aber eine der tiefen Ursachen für Depressionen (m.E.) und der Grund für diese Entwicklungsaufgabe.



Das Bewusstsein knallt mit voller Härte auf den Stoff, aus dem es gemacht ist was sich verdichtet in der Erde zeigt (die goldene Kugel knallt auf den Boden) und das Kind steht im ewigen hier und jetzt plötzlich sehr orientierungslos und verwirrt da und wird sich einer fundamentalen Krise bewußt. Ohne beboachterunabhängige Realität hat an sich so nichts wirklich Sinn, oder? Ein alter „Fluch“ den wir alle irgendwie zu bewältigen haben, früher oder später, aber an sich grundsätzlich immer. Und da kommt ein ehemaliger, altbekannter alter Herrscher, der einst ein Prinz war und nun im Entwicklungsprozess ein Dasein als verfluchter, hässlicher Froschkönig fristet, den eh keiner ernstnehmen brauch.



Der Frosch, als er die Zusage erhalten hatte, tauchte seinen Kopf unter, sank hinab, und über ein Weilchen kam er wieder heraufgerudert, hatte die Kugel im Maul und warf sie ins Gras. Die Königstochter war voll Freude, als sie ihr schönes Spielwerk wieder erblickte, hob es auf und sprang damit fort. "Warte, warte," rief der Frosch, "nimm mich mit, ich kann nicht so laufen wie du!" Aber was half es ihm, daß er ihr sein Quak, Quak so laut nachschrie, als er konnte! Sie hörte nicht darauf, eilte nach Hause und hatte bald den armen Frosch vergessen, der wieder in seinen Brunnen hinabsteigen mußte.



Immerhin, "Der Mangel an Verantwortung" hält sich an die Abmachung :D;)

und das Gewissen kann wieder im alten Bewusstsein nach Haus- die so eben gemachte Erkenntnis, Entdeckung wie ein lästiges Ungeziefer von der Schulter schnippen und brauch sich um dieses eklige Bedürfnis vom Tierhaften, Triebhaften nach vollständiger Integration nicht weiter kümmern. War zwar ein kurzer Schreck, das alles mal zu realisieren, aber nu is der Spuk vorbei und alles kann den alten Gang gehen.
 
Teil3

Am andern Tage, als sie mit dem König und allen Hofleuten sich zur Tafel gesetzt hatte und von ihrem goldenen Tellerlein aß, da kam, plitsch platsch, plitsch platsch, etwas die Marmortreppe heraufgekrochen, und als es oben angelangt war, klopfte es an die Tür und rief: "Königstochter, jüngste, mach mir auf!" Sie lief und wollte sehen, wer draußen wäre, als sie aber aufmachte, so saß der Frosch davor. Da warf sie die Tür hastig zu, setzte sich wieder an den Tisch, und es war ihr ganz angst. Der König sah wohl, daß ihr das Herz gewaltig klopfte, und sprach: "Mein Kind, was fürchtest du dich, steht etwa ein Riese vor der Tür und will dich holen?" - "Ach nein," antwortete sie, "es ist kein Riese, sondern ein garstiger Frosch." - "Was will der Frosch von dir?" - "Ach, lieber Vater, als ich gestern im Wald bei dem Brunnen saß und spielte, da fiel meine goldene Kugel ins Wasser. Und weil ich so weinte, hat sie der Frosch wieder heraufgeholt, und weil er es durchaus verlangte, so versprach ich ihm, er sollte mein Geselle werden; ich dachte aber nimmermehr, daß er aus seinem Wasser herauskönnte. Nun ist er draußen und will zu mir herein." Und schon klopfte es zum zweitenmal und rief:"Königstochter, jüngste,

Mach mir auf,

Weißt du nicht, was gestern

Du zu mir gesagt

Bei dem kühlen Wasserbrunnen?

Königstochter, jüngste,

Mach mir auf!"

Es rumort aber stattdessen weiter im Bewusstsein... was einer Verantwortung nicht nachkam zeigt sich nun in Schuld, die aggressiv eingefordert und schlau gerechtfertigt wird, durch Integrität:.

Da sagte der König: "Was du versprochen hast, das mußt du auch halten; geh nur und mach ihm auf." Sie ging und öffnete die Türe, da hüpfte der Frosch herein, ihr immer auf dem Fuße nach, bis zu ihrem Stuhl. Da saß er und rief: "Heb mich herauf zu dir." Sie zauderte, bis es endlich der König befahl. Als der Frosch erst auf dem Stuhl war, wollte er auf den Tisch, und als er da saß, sprach er: "Nun schieb mir dein goldenes Tellerlein näher, damit wir zusammen essen." Das tat sie zwar, aber man sah wohl, daß sie's nicht gerne tat. Der Frosch ließ sich's gut schmecken, aber ihr blieb fast jedes Bißlein im Halse.

Der hässliche Frosch - bewusst nicht integriert- macht sich quasi unkontrollierbar selbständig und läßt das Königskind einfach nicht los. Wie eine Infektionskrankheit... : Ich bin Frosch positiv :ROFLMAO:

Es herrscht ein großer Gewissenskonflikt in diesem Entwicklungsprozess- der sich immer im aktuellen hier und jetzt abspielt und m.E. nie abgeschlossen sein wird. Das gesammte Gewissenskonstrukt, also hier der König wird zur ethisch verbrämten Stütze, dieses "widerliche Vieh" nun doch zu seinem Recht kommen zu lassen. Vielleicht hat es ja was, wer weiß, diesen Frosch nun mal zu Tisch zu "heben", und vom goldenen Teller essen zu lassen. Diesen schamlosen, narzisstischen Aspekt in uns, dieser ohnmächtige König, der zwar alle Freiheit genießt, aber nichts ausrichten kann. Es sei denn, er terrorisiert sein Umfeld mit seinem Willen. Und DAS ist offenbar ein narzisstischer Rausch... der Frosch ist nun dieses "Schönste, Jüngste" und kann sich ... vom höchsten Herren im Hause befugt... einmal so richtig und frech in seinem Elememt als Herrscher laben. Hier ist das Thema der Selbstermächtigung relevant. "Natürlich", sagt Vater König... "der Frosch hat seinen Dienst getan, ... also muss er auch zu seinem Recht kommen!".

Und die Selbstrefklektion nimmt es hin... aber streikt doch innerlich, ist angewidert ob dieser Entwicklung. Irgendwas stimmt hier nicht, denn ihr bleibt jeglicher Bissen im Halse stecken.

Endlich sprach er: "Ich habe mich sattgegessen und bin müde; nun trag mich in dein Kämmerlein und mach dein seiden Bettlein zurecht, da wollen wir uns schlafen legen."

Die Königstochter fing an zu weinen und fürchtete sich vor dem kalten Frosch, den sie nicht anzurühren getraute und der nun in ihrem schönen, reinen Bettlein schlafen sollte. Der König aber ward zornig und sprach: "Wer dir geholfen hat, als du in der Not warst, den sollst du hernach nicht verachten." Da packte sie ihn mit zwei Fingern, trug ihn hinauf und setzte ihn in eine Ecke. Als sie aber im Bett lag, kam er gekrochen und sprach: "Ich bin müde, ich will schlafen so gut wie du: heb mich herauf, oder ich sag's deinem Vater." Da ward sie erst bitterböse, holte ihn herauf und warf ihn aus allen Kräften wider die Wand: "Nun wirst du Ruhe haben, du garstiger Frosch."

Die Verführung ist riesig, denn irgendwie hat dieser Frosch immerhin einen großen Erkenntnisgewinn gebracht. Wieso also nicht dieses kleine Mönsterchen einfach gewähren lassen. Und tatsächlich will er noch einmal tatsächlich „hochgehoben“ werden auf ihre Position und die werte Dame ehelichen, ganz dreist.

Sie aber ist in diesem Erkenntnissprozess zu ihrer eigenen Selbstermächtigung herangereift. Es kommt der zweite Aspekt der sozialen Verantwortung, diesmal sich selbst gegenüber zum tragen. Sie tötet diesen Frosch lieber, als dass er sich ihrer gänzlich ermächtigen darf und das unabhängig vom Diktat ihres Vaters. Dieser Akt ist ein Befreiungsakt aus der Egofalle der Erkenntnis, die sie am Brunnen gewann. Das Spiel mit dem Bewusstsein und seinen Möglichkeiten... findet eine freiwillige Beschränkung, indem dem Frosch einfach die Energie entzogen wird. Der verfluchte Prinz befreit sich durch Selbstreflektion selbst von diesem Fluch, indem er sich an die Wand klatscht und erkennt genau darin seine wahre Liebesfähigkeit. Es ist der authentischste Moment in der Geschichte.

Bestand vorher noch ein irrationales Selbstbild, so kann er jetzt in der Selbstreflektion seine Hässlichkeit als des "Egomonsters" erkennen, mit ihm spielen, aber auch Grenzen aufzeigen und sich selbst Einhalt gebieten, wenn es zu weit geht. Mit diesem neuen Werkzeug in der Kiste erweicht auch sein Herz. Auf dem weitereren Lebensweg mit der ausgebildeteten Selbstreflektion, Ethik und dem Gewissensmangagement (oder wie man im Christlichen sagt, die Fähigkeit, die Geister zu scheiden) entwickelt sich nun auch die Herzensbildung, die eisernen Ketten brechen, weil es des Selbstschutzes in dieser Form nicht mehr bedarf. Denn dieses kleine Tier in uns ist nun ganz gar nicht nur integriert sondern vor allem durch den Integrationsprozess auch vermenschlicht. Und mit dieser Herzensbildung kommt für dieses kleine narzisstische Egomönsterchen nun auch die soziale Verantwortung in Form von Mitgefühl und echter Verbindlichkeit.
 
Ja stimmt. Es sind (wahrscheinlich) zwei Aspekte ein und desselben "Wesens", wobei "Heinrich" eher das Nichtpersönliche verkörpert / ausdrückt / bedeutet und daher auch als "Diener" auftritt.

Hm, ich glaube nicht dass man bei Interpretationen von "stimmt oder stimmt nicht" sprechen kann, sehe das er als Reflektionsangebot.

Dieses Märchen wurde im Laufe der Zeiten ja vielfach variiert, mal mit Heinrich, mal ohne usw... mal küsst sie den Frosch, mal wird er verbrannt usw...


Ich habe mir mal überlegt, bzw. kam es mir kürzlich in den Sinn, dass der Frosch auch symbolisch für "Sprungfähigkeit" stehen kann. Ein Frosch kann plötzlich und unvermittelt sehr weit springen. Also könnte er auch für das Springen oder Wechseln können in verschiedene Dimensionen usw. stehen.

Das ist ein guter Hinweis. Ich sehe in diesem Froschkönig (und verwunschenen Prinzen) der im Brunnen lebt und sich da frank und frei bewegen kann im gegensatz zur Königstochter die allegemeine menschliche Fähigkeit zur Reflektion. Weshalb er auch nur von der Königstochter, nämlich der Selbstreflektion befreit werden kann. Ich habe das im Beitrag mit dem Stichwort "Trumpismus" versucht etwas zu erläutern. Und da passt die Sprunghaftigkeit ganz prima :D :dontknow:

Normalerweise kann man in Märchen davon ausgehen, zumindest wenn er der einzige Sohn des Königs war, dass er sowieso König geworden wäre, und eigentlich hat ihn ganz im Gegenteil die Hexe an diesem Umstand erstmal zumindest scheinbar gehindert.
Aber man kann es natürlich auch so sehen, dass er so etwas wie "König in der Unterwelt" ist und nun auf negative Weise das Leben der Prinzessin beherrscht.

Ok, du hast da einfach eine andere, für mich in dieser Hinsicht etwas befremdliche Herangehensweise. Denn ich frage mich dann immer: Aber es ist schon klar, dass das ein Märchen ist... ? Also ich gehe in der Regel erst einmal von nichts aus, was da nicht explizit steht. Mache ich auch bei Träumen so.

"hässlich" ja eigentlich nur aus Sicht des Menschen, in diesem Fall aus Sicht der Prinzessin.

Aus der Sicht des Menschen wohl eher nicht. Tatsächlich, wenn ich meiner eigenen Empfindung nachgehe, finde ich den Frosch sogar süss. Er hat in seiner Art für mich etwas unschuldiges und auch harmloses und sogar lustiges. Das halte ich aber für die Interpreation nicht für Ausschlag gebend. Für eine Analyse vielleicht schon eher.

Aber entscheidend ist, dass er es aus Sicht der Prinzessin und des Erzählers ist. Seine Hässlichkeit und Ekelhaftigkeit ist tragendes Element der Geschichte.


Vielleicht eher gerade nicht. Wohl aber eine gewisse Unbewusstheit, um durch "Betäubung" den Schmerz besser ertragen zu können.

Ich assoziere mit Eisen ums Herz, Ketten usw... Unfreiheit, Herzenskälte, Verhärtung. Im Hinblick darauf finde ich interessant, dass die Prinzessin so sehr weint, dass es selbst Steine erweicht.


Er steht für die Einhaltung der (geistigen?) menschlichen und auch der Moral entsprechenden Gesetze. Alleine seine Anwesenheit garantiert eine gewisse Sicherheit, das Leben im Schloss usw.

Für mich steht er für die Gesamtheit des Gewissens eines Menschen.


Das mag sein. Aber der jungen Prinzessin scheint das nicht so bewusst zu sein. Sie spielt damit und wirkt nicht unbedingt besonders liebesfähig, was sich so zeigt.

Wieso nicht?

Ich denke sie fungiert als Spiegel des Frosches. Sie ist das Werkzeug mittels derer der Frosch sich seiner eigenen Froschnatur überführt und einen Wandlungsprozess iniziert, der vermenschlicht und zur Herzensbildung führt.

Diese Entscheidung aber muss jeder für sich allein treffen, die kann einem keiner abnehmen. Wir können glauben und lieben was und wie wir wollen, und wenn wir erforschen wollen, woran wir uns da zu orientieren hätten, stellen wir fest, dass es in dieser Hinsicht zunächst kaum einen Anker gibt (der Froschkönig im Brunnen, der gerne und dreist auch direkt an der Oberfläche die Herrschaft antreten würde, denn diese Freiheit besteht durchaus. In der Prinzessin ist dieser gesamte Widerstreit personifiziert dargestellt. Und ein Schlüssel, wie man dieser kleinen Urgewalt in sich Herr wird. Ich glaube, dass selbst Gott hier keinen Einfluss hat, wie wir uns entscheiden. Treffen wir Fehlentscheidungen, dann muss Heinrich sein Herz in Kettenlegen und der Prinz bleibt verflucht. Treffen die richtige Entscheidung darf der Weg weiter gehen.

Aber es gibt wahrscheinlich tausend Perspektiven darauf und alle werden irgendwie ihre Gültigkeit haben :)
 
Teil 2 @Terrageist





Nun hört dieser Gewissensaspekt kontemplativ in sich hinein, denn der Schock oder Schmerz über die augenblickliche Orientierungslosigkeit (Brunnen) ist so groß, dass selbst ein Stein sich erbarmen möchte. Und sie bleibt am Ball, forscht, schaut sich genau um, um sehen zu können um was es geht. Und der Mut wird belohnt. ... Ach, dieser alte häßliche Frosch... ist´s also.... kenne ich doch eigentlich... wen interessiert der schon groß. Dieser Frosch aber ermöglicht immerhin die Einsicht, dass es sich um Verwirrung und Orientierungslosigkeit handelt. Aber es ist sein „Fachgebiet“, er kennt sich mit dem großen Unbewussten wohl aus. Es besteht nämlich vor allem aus dem Fakt, dass es kein beobachterunabhängige Realität gibt.







Und hier kommen wir langsam in das Herzstück des Geschehens... und ums Herz geht´s ja beim Eisernen Heinrich auch und ganz besonders.



Der Frosch bietet ein Geschäft an, gibst du mir, gebe ich dir. Ausgleich... aber kein sinnhafter Ausgleich bei dem es immer um natürliche Konsequenz geht, sondern ein materieller Ausgleich gegen Integration des „ohnmächtigsten, aber widerlichsten“ Aspekt in uns. Mit diesem kann man sich nämlich das Gewissen erleichtern, indem man sich aus der sozialen Verantwortung freikauft. Das hat die in den Brunnen gefallene, goldene Kugel bewußt gemacht. Und die Gewissensinstanz ist zunächst auch einverstanden. Denn dieser Frosch ist ja häßlich, igitt-bahpfui. Nicht ernstzunehmen und völlig uninteressant mit seinem Ausgleichsgesuch. Ekelhaft. Mit sonem Scheiß muss ich mich gsd nicht abgeben. Ausgleich ok, soziale Verantwortung... nein Danke.









Aber das Bewusstsein insistiert in diesem Erkenntnisprozess und macht ganz offen deutlich, dass es um Integration geht. Der hässliche Frosch will ganz konkret seine Teilhabe im Gewissensmanagement, und zwar immerzu und in allen Belangen. Er will nicht nur gefüttert und umsorgt werden, er will aus dem selben Becher trinken, vom selben Teller essen und im selben Bett schlafen. ER will sie sein und auf diese Weise seine Herrschaft als König geltend machen. Denn dieser verwunschene, verfluchte Prinz erkennt zwar seine Ohnmacht, aber nicht seine Hässlichkeit sondern hält sich für sie, dieses Jüngste, Schönste, das selbst von der Sonne bewundert wird. Es ist ein zutiefst narzisstischer Aspekt, der uns allen innewohnt, aber ganz besonders und ganz natürlich vor allem Kindern und Heranwachsenden.



Es ist aber auch der Aspekt, der uns oft einfach nur anwidert, den kaum wer in sich selbst in der Lage ist wahrzunehmen, sondern der oft ins Außen projiziert wird. Der sehr bewußt "aussortiert, ignoriert, linksliegen" gelassen wird, aus Konvention, Scham/Beschämung auf der einen, aber auch aus einem natürlichen, ethischen Grundverständnis auf der anderen Seite, was den Fluch der "bösen, alten Hexe" darstellt. Es ist halt ein niederer Trieb, tierisch, hässlich, unmenschlich.



Und es ist jener Aspekt des unheimlichen, großen Unbewussten, der darin wurzelt, dass es keine beobachterunabhängige Realität gibt, was TOTAL verwirrt, worin aber auch die Verführung liegt, sich deshalb total von sozialer Verantwortung zu befreien (Stichwort Trumpismus). Kann doch jeder tun, sagen, behaupten, erkennen, was er wie wo und wann will, solange es faktisch keine beobachterunabhängige Realität gibt, kann wer auch kaum was widerlegen. Simpel, die absolute Herrschaft des Narzissten.



Aber in dieser Versuchung liegt die Krux des Mangels an sozialer Verantwortung, wie ich eingangs sagte und die Herausforderung, zu einer inneren Balance zu finden, in der diesem hässlichen Aspekt in uns ein Sinn zukommt, ohne dass er die Herrschaft über uns an sich reißt. Die Hässlichkeit des Froschs ist in der Geschäftsbeziehung zwischen der Königstochter und dem Frosch offenbart... Er will bevor er hilft überhaupt etwas haben, und fragt, was sie bietet. Sie aber will einfach nur, dass alles beim alten bleibt (die Kugel zurück) und sich so schnell wie möglich freikaufen von dieser sozialen Verantwortung. Dieser Mangel an sozialer Verantwortung ist aber eine der tiefen Ursachen für Depressionen (m.E.) und der Grund für diese Entwicklungsaufgabe.



Das Bewusstsein knallt mit voller Härte auf den Stoff, aus dem es gemacht ist was sich verdichtet in der Erde zeigt (die goldene Kugel knallt auf den Boden) und das Kind steht im ewigen hier und jetzt plötzlich sehr orientierungslos und verwirrt da und wird sich einer fundamentalen Krise bewußt. Ohne beboachterunabhängige Realität hat an sich so nichts wirklich Sinn, oder? Ein alter „Fluch“ den wir alle irgendwie zu bewältigen haben, früher oder später, aber an sich grundsätzlich immer. Und da kommt ein ehemaliger, altbekannter alter Herrscher, der einst ein Prinz war und nun im Entwicklungsprozess ein Dasein als verfluchter, hässlicher Froschkönig fristet, den eh keiner ernstnehmen brauch.







Immerhin, "Der Mangel an Verantwortung" hält sich an die Abmachung :D;)

und das Gewissen kann wieder im alten Bewusstsein nach Haus- die so eben gemachte Erkenntnis, Entdeckung wie ein lästiges Ungeziefer von der Schulter schnippen und brauch sich um dieses eklige Bedürfnis vom Tierhaften, Triebhaften nach vollständiger Integration nicht weiter kümmern. War zwar ein kurzer Schreck, das alles mal zu realisieren, aber nu is der Spuk vorbei und alles kann den alten Gang gehen.

Inwiefern meinst du das, ER will sie sein?
 
Inwiefern meinst du das, ER will sie sein?

Ich verstehe die Frage nicht. Also wir sprechen ja - meinen Ausführungen nach von Bewusstseinsaspekten... und wie diese miteinander interagieren. Er will sie sein meint, dass er sich als "Reflektionen des Unbewussten, als hässliches, aber niedliches, an sich harmloses Egomönsterchen" mit der Selbstreflektion gleichsetzt... und dabei recht dreist vorgeht und weil es der Prinzessin gewisse Erkenntnisgewinne bringt die gesamte Herrschaft für sich fordert.
 
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Danke @Terrageist, ich erinnere mich gerade an mein dickes Grimm Märchenbuch, in dem ich als Kind extrem viel gelesen habe, immer immer wieder, bis sogar die hintere Buchhülle abfiel wegen extremer Abnützung. In diesem Buch hat auch meine Tochter gelesen, jetzt ist es archiviert, und vermutlich werden mal meine Enkelkinder darin lesen, wenn ich welche bekommen werde.

Ich hatte auch früher so ein altes dickes Märchenbuch, meine Mutter sagte zwar, glaube ich, mal, dass sie es irgendwann gekauft hätte.
Aber es sah auch total abgenutzt aus, die Seiten fielen alle auseinander. Mit vielen mittelalterlichen Illustrationen und in einer alten schnörkeligen Schrift. :)
 
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