(Das Verbergen der Lehre und des Lehrers)
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Was IN SICH RUHT, ist leicht zu tragen,
was IN SICH GLEICH ist, leicht zu lenken.
Was JUNG ist, lässt sich leicht zerbrechen,
was KLEIN ist, rasch zerstreuen.
Wirkt Einer auf etwas ein, was noch kommt,
so bleibt die Wirkung seines Tun stets verborgen.
Ordnet Einer das, was noch nicht gesehen wird,
erscheint das Gesehene noch als verwirrt.
Die Macht von Schöpfung und Lehre
tritt in der Ordnung hervor, indem sich diese Ordnung erst entfaltet,
und doch schon im Verborgenen der Schöpfung, wie auch der Lehre ruht.
So wie die Stärke eines Baumes sich schon in der Zartheit seines Sprösslings findet.
So wie die Größe eines Turmes sich in seinen Steinen verbirgt,
auch wenn diese Steine noch wirr auf einem Haufen liegen.
So wie die Vollkommenheit eines Weges
sich nicht im ANBEGINN, sondern im ZIEL offenbart,
obgleich diese Vollkommenheit im ANBEGINN verborgen liegt,
sich dort begründet,
und doch erst Schritt um Schritt sich mit der Reise selbst entfaltet.
Wer nach dem Baum sucht, fasst es nicht.
Wer nach dem Turm späht, sieht es nicht.
Wer nach dem Ziel fragt, erlangt es nicht.
Da das Wesen der Lehre verborgen ist,
führt kein solches Fassen oder Sehen oder Streben zu Ihr hin.
Doch auf diese Weise mühen sich so Viele
das Wesen der Lehre (oder des Lehrers) zu Erfassen, zu Sehen oder Anzustreben,
obgleich es SO weder zu verstehen, noch zu erkennen, noch darin einzumünden ist.
Auf diese Weise wird das Geschenk der Lehre (und des Lehrers) verdorben (durch dieses Streben).
Erst wenn das, was in der Lehre UND im Lehrer
ERFASST, ERKANNT oder GEFUNDEN werden kann,
ebenso geachtet wird,
wie das,
was in der Lehre oder im Lehrer
NOCH NICHT ERFASST, ERKANNT oder GEFUNDEN werden kann,
da es noch verborgen liegt,
erst durch solches ANNEHMEN der Lehre und des Lehrers,
wird die Lehre nicht verdorben.
Auf diese Weise wird auch der Berufene die Lehre dem Suchenden schenken:
Er schenkt die Lehre keinem, der sie nicht erfassen will.
Er offenbart die Lehre dort nicht, wo kein Verlangen nach Ihr vorherrscht.
So erzwingt er das Erfassen der Lehre nicht.
So verleiht er der Lehre nichts Schweres und hält sie so wert(wahr).
Er zeigt, dass die Lehre, nicht gelernt werden muss
und wendet sich daher an jene, die es nicht anstreben, eine Lehre zu erwerben.
Auf diese Weise lehrt er, wie die Schöpfung selbst lehrt
und erzwingt nichts.
(Übertragung R.S.)