"Grips" wird überbewertet, immer noch, sonst würden keine Ing. oder Diplomer "rechts" sein können, sind sie aber. Was fehlt, ist das ausgeprägte Bewusstsein der emotionalen Intelligenz.
Ich sehe das ähnlich, aber ich glaube es ist viel komplexer.
Zum einen ist ein gutes Selbstbewusstsein vermutlich ein sehr bedeutender Faktor, also eine Art echte Selbstsicherheit. Menschen denen das fehlt fühlen sich schneller "bedroht", womit ich nicht physisch meine sondern eher eine Angst vor Ausgrenzung, Abstieg, Abwertung durch andere. Dazu kommt dann eine Form von Gruppenverhalten, Identifikation mit etwas das als Ausgleich empfunden wird. Das muss nicht zwingend eine konkrete Gruppe sein, es geht da oft eher um ein gewisses Rollenverhalten... etwa das Image des erfolgreichen Geschäftsmannes. Oder das Image links zu sein. Oder das Image nen Muskelgestählter Typ zu sein der es im Zweifel mit jedem aufnimmt usw. Eben das worüber Menschen sich so alles definieren, was sie sozusagen brauchen um sich selbst etwas näher am Ideal-Selbstbild zu sehen und natürlich was ihrer Ansicht nach notwendig ist um von anderen auch so gesehen zu werden.
Worauf ich hinaus will ist: Während eine höhere Bildung absolut kein Garant für ein echtes Selbstbewusstsein ist, ist eine schlechte Bildung fast schon Garant für ein paar mehr Kratzer im Selbstbewusstsein. Und so oder so führt schlechtes Selbstbewusstsein zu kompensatorischem Verhalten. Das führt zu Identifikationen mit gewissen Rollen, und ich denke dass das für fast alle zutrifft denn kaum ein Mensch ist total selbstsicher. Auch Menschen mit guter Bildung und auch Menschen mit überdurchschnittlicher Intelligenz sind absolut nicht gefeit davor ein schlechtes Selbstbewusstsein zu haben. Möglicherweise sind ihre Mittel das zu kaschieren nur etwas ausgefeilter was die jeweilige Rolle natürlich stark mitbestimmt.
Und unterschiedliche Bildungsschichten haben oft sowieso unterschiedliche Rollenverhalten. Auf einer Hauptschule sind die Regeln andere als auf dem Gymnasium. Wer auf dem Gymnasium seine Angst vor den Flüchtlingen im Asylantenheim um die Ecke offenlegt, muss eher mit Ablehnung rechnen als jemand der auf der Hauptschule den harten Max gibt und zu seinen Kumpels sagt "Guckt euch um, gibt doch schon genug von denen!". Wer am Fließband steht und auf Ausländer schimpft wird eher auf Zustimmung treffen als jemand der das gegenüber seinen Kollegen im Lehrerzimmer tut.
Das ist jetzt eine etwas klischeehafte und oberflächliche Beschreibung, aber wenn man darüber nachdenkt, wird das sehr komplex. Denn alleine die Faktoren Selbstsicherheit bzw. Schrammen im Selbstbewusstsein und wie das zu kompensatorischen Identifikationen und Rollenverhalten führt, und welche Regeln befolgt werden müssen um nicht aus dieser Rolle zu fallen... das kann sehr interessant sein. Und es verzerrt m.A.n. jede Umfrage zu dem Thema.
Das ist im Übrigen auch in vielen Diskussionen erkennbar... auch hier. Und es hat sehr wenig mit Intelligenz zu tun und m.A.n. auch nicht so übermäßig mit Bildung. Beides führt einfach v.a. zu unterschiedlichen Rollen die dann als Selbstbild nach außen getragen und dann auch vor Angriffen geschützt werden müssen.
Entscheidend ist letztlich also vielmehr worüber man sich definiert, und das schließt auch mit ein wie das jeweils in Opposition zum Gegenteil getan wird, denn das ist ebenfalls sehr bedeutend. Das ist auch ein Grund warum ich wenig Unterschiede darin sehe, ob Pegida-Sympathisanten auf vermeintlich naive Gutmenschen herabblicken, oder ob die "linke" Seite ihre vermeintliche intellektuelle Überlegenheit gerne darüber beweisen möchte, dass sie auf Pegida-Sympathisanten herabblicken die ihrer Ansicht nach tendenziell eher einige IQ-Punkte weniger oder kein Abi haben oder was auch immer.
Würde man mit einem Fingerschnippen alle Rollen wegzaubern können... würde sich da m.A.n. sehr viel verschieben. Es gibt vermutlich weit mehr Grüne, nur als Beispiel, die möglicherweise doch eine gewisse Fremdenangst haben, das aber nicht äußern weil es eben nicht in deren Welt passt und zum Teil auch verleugnet wird. Es gibt sicherlich auch einige Pegida-Anhänger die individuell deutlich entspannter und differenzierter sind als das Kollektiv bei dem sie da mitmarschieren.
Irgendwo in diesem Thread habe ich geschrieben, dass dieses Thema m.A.n. ziemlich perfekt dazu ist Masken fallen zu lassen, was einfach daran liegt das es sozusagen "hoch-intensiv" ist. Sehr grundlegende Ängste werden betont, also Angst vor (dem) Fremden, Angst vor wirtschaftlichen Einbußen, Angst vor Veränderungen insgesamt, teilweise sogar existenzielle Angst wegen der Terror-Panikmache etc. Dazu kommt, dass das Thema ideologisch auf allen Seiten viel höher gehängt wird als es gesund wäre. Das führt wiederum dazu dass Diskussionen härter werden als sie sein müssten, so dass Offenheit und Aufrichtigkeit zumindest bei jenen, die nicht genug Selbstsicherheit haben, mindestens teilweise unterdrückt wird bzw. die das eben selbst unterdrücken. Dazu kommt kompensatorisches Verhalten und eine Verhärtung von Standpunkten, so dass es in der Regel weniger darum geht überhaupt erst mal einen Standpunkt zu finden, nicht mal nur darum den eigenen Standpunkt möglichst klar darzustellen, sondern sehr oft darum den der "Gegenseite" zu attackieren. Sehr vieles hat mit dem Thema eigentlich gar nicht so viel zu tun, sondern wird m.A.n. eher "Rollen-typisch" benutzt.
Meiner Ansicht nach gehören Bildungs-Statistiken sogar tendenziell dazu, denn auch das betont dann ja wieder eine vermeintliche Überlegenheit und ist im Grunde ziemlich paradox... weil es einfach viel zu simpel und oberflächlich ist. Statistiken müssen technisch gesehen nicht falsch sein weil es mit einiger Sicherheit eine starke Korrelation zwischen dem Bildungsstand und Standpunkten zum Thema gibt. Aber das ist möglicherweise/wahrscheinlich zu oberflächlich um relevant zu sein weil es viel zu viele verzerrende Einflüsse gibt.