du bist stark genug, eigene Antworten zu finden.
Ob ich stark genug bin, weiß ich nicht. Aus meiner Warte stellt sich das durchaus nicht so positiv dar. Ich fragte nicht nach meinen Antworten, sondern nach deiner Sicht der Dinge.
Es mag ja sein, dass ich ein paar Antworten habe, neue finde, aber, deswegen müssen sie erstens nicht halten und zweitens nicht stimmen. Deshalb muss, möchte ich sie mit denen anderer vergleichen.
Wer bin ich, dass ich dir antworten soll - auch wenn ich es kann...
Ich erinnere mich noch an unsere letzte Unterhaltung und deine Kommentare zu meiner Person. Mag sein, dass du es nun anders siehst, aber zu dem Zeitpunkt ließest du ja kein einziges gutes Haar an mir.
Und nun fragst du mich direkt?
Ich griff dich nicht als Person an, nur gewisse Inhalte, Aussagen von dir. Du bist nicht deine Worte oder Meinungen oder Erfahrungen. Sie sind Aspekte, nicht das Ganze. Und in dem Bereich gab und gibt es nunmal durchaus einige gröbere Divergenzen.
Nun, ich werde dir antworten.
Danke, gerade deshalb.
Du sprichst da aus einer Opferhaltung.
Das verhindert allerdings eine Verantwortungsübernahme.
Es ist, zumindest aus meiner Perspektive, durchaus schwierig, als Mensch in Relation und Perspektive zu Gott nicht aus einer Opferhaltung zu sprechen.
Weshalb sollte Gott sich rechtfertigen müssen, wenn Menschen sich aus freiem Willen dafür entscheiden, Böses zu tun?
Eine der Schwierigkeiten, die ich mit dem Ansatz habe. Mit dem freien Willen lässt sich alles und jedes rechtfertigen. Was Menschen eben auch sehr pragmatisch tun. Also sind wir eine sehr "ungöttliche" Spezie, oder Gott scheint es eigentlich ziemlich egal zu sein, was wir da so aufführen.
Anderer Ansatz: Wenn der Programmierer die Software verbuggt, ist es auch seine Verantwortung, nicht die des Programms.
Jeder versteht und sieht in der Bibel das, was seinem spirituellen Stand entspricht. Sie ist ein wunderbarer Spiegel.
Und wer Perversion sieht, nun, dann ist die Perversion eben sein aktuelles Thema...
Mag sein, nur, wieder so eine Aussage, die als Postulat dazu führt, dass man daran glaubt, es so sieht - oder eben nicht. Damit tue ich mir schwer. Warum ist das so, warum sollte das so sein? Warum kann das sein?
Wenn dem so ist, würde sich daraus ableiten lassen, dass ein Menge anderer Dinge eben auch prädisponiert sind, so geplant, vorbestimmt, wir also auf vorgefertigten "Schienen" fahren. Womit wir wieder bei einem göttlichen Plan, Konzept wären, also nicht die Menschen den ganzen Mist "verbocken", sondern sogar gar nicht anders könnten als eben genau das zu tun. Nur, mir erschließt sich dann der Sinn des Ganzen nicht.
Dem Erleuchteten tragen alle Dinge nur Buddhanatur.
Man kann in allem sowohl Licht als auch Dunkelheit sehen, auch gleichzeitig. Mich bringt das derzeit leider auch nicht weiter. Und meine durchaus ambivalente Haltung zum Thema Erleuchtung kennst du ja.
ein Gott, der seinen eigenen Sohn für dich auf die Welt schickt um für dich zu leiden?
wo bitte siehst du da Verachtung?
Ich sehe da die reinste Liebe.
Das Thema Jesus ist ein Kapitel für sich. Die Frage der Göttlichkeit von Jesus ebenso wie die Behauptung, Jesus litt für uns. Bin ja nicht so bibelfest, aber meines Wissens sagte Jesus selbst das so nie. Und selbst wenn, ich bin nunmal etwas allergisch auf "Zwangsbeglückungen". Das ist im Prinzip eine Art Vergewaltigung. Und es würe dem Prinzip des freien Willens widersprechen. Wir haben den freien Willen, um uns "freiwillig" aufseiten von Jesus zu stellen? Als ultima ratio?
Wozu sollte das gut sein? Dann hätten wir einen Gott, der seine Menschenschöpfung, die ja angeblich nach seinem Ebenbild geschaffen ist, in Form von Jesus updaten muss? Wenn Gott, seine Schöpfung, die Menschen vollkommen wären, wäre das absurd. Wenn nicht, wäre Gott, die Schöpfung unvollkommen, lediglich ein "work in progress". Beides hätte doch durchaus gravierende Konsequenzen.
du bist dir in Selbstgerechtigkeit der schlimmste Richter.
Gott wäre ja gnädig... aber wenn du auf eigener Gerechtigkeit bestehst, wird da nichts draus.
Das mag sein. Ich sagte schon einmal, ja, ich kämpfe, ich hadere mitunter durchaus mit Gott. Und der Krieg ist natürlich auch in mir. Aber ich kann das nicht mittendrin abbrechen. Da muss ich wohl durch. Zumindest auf den Ebenen, auf denen noch Unklarheit herrscht.
Du lebst offensichtlich getrennt von Gott, getrennt von der Quelle aller Liebe, aller Güte, aller Freude und allen Friedens.
Und irgendwie scheinst du diesen Zustand zu genießen... denn du suchst keine Verbesserung deiner Beziehung zu Gott, stattdesssen klagst du ihn lieber an.
Gott kann dir erst helfen, wenn es dir wirklich so dreckig geht, dass du deinen Stolz über Bord schmeisst und du bereit bist Hilfe anzunehmen.
Wer lieber selbst gerecht ist, für den stirbt Jesus nicht. Der darf selber leiden, solange bis er das Leiden gründlich satt hat.
Du hast recht. Und doch nicht. Es mag sein, dass meine Aussagen einen solchen Eindruck erwecken können.
Nur, Worte fassen nunmal selten das Ganze. Ein Teil von mir war, ist Gott sehr nahe. Vielleicht zu nahe. Konflikte entstehen oft genug gerade erst durch zu viel Nähe, nicht durch zu viel Distanz.
Weshalb leidet man eigentlich?
Das ist eine sehr gute, berechtigte Frage. Und vor dem weshalb gibt es noch ein woran. Muss ich mir selbst etwas näher ansehen. Es geht mir weniger um mein Leid, aber meine Seele schmerzt es, wenn sie das ganze Leid um mich mitbekommt. Es tut weh, ich verstehe es nicht, und, was noch schlimmer ist, ich bin, fühle mich ohnmächtig, hilflos. Das ist das große Fragezeichen ohne Antwort. Warum, wozu?
Es gibt nur einen Gott. Wie du ihn dir vorstellst, ist momentan ziemlich egal. Such dir was aus, in deinem jetzigen Zustand ist es eh verkehrt.
Mag ja stimmen - oder eben nicht. Nur, wie kann sich jemand dabei sicher sein? Ich kann es nicht. Und die von dir empfohlene Beliebigkeit kann wohl auch nicht die Lösung sein.
Die Selbstgerechtigkeit kannst du mir vorwerfen, den Stolz, die Sturheit auch, und doch sind sie nicht alles. Ich kann damit leben dass ich in deinen Augen ein hoffnungsloser Fall bin. Aber ich kann nunmal nicht eine Seite meiner Wahrnehmung ausblenden und alles schön filtern. Es wird dadurch auch nicht anders. Dennoch, es gibt eine Teil in mir, der unverbrüchlich weiß, dass vieles ganz anders sein sollte, sein könnte als es ist.
Ich kann die Welt wohl kaum ändern, mich vielleicht ein wenig. Dennoch, meinen Frieden finde ich wohl erst, wenn ich diese inneren Bilder und die äußere Wirklichkeit irgendwie besser miteinander in Einklang bringe als derzeit.
Mir fehlen anscheinend einfach einige durchaus nicht unwesentliche Teile. Du scheinst, zumindest für dich, diese Teile gefunden zu haben, was nicht heißt, dass diese Teile auch die sind, die ich suche. Aber, es erweckt eine gewisse Neugier. Ich kann nicht beurteilen, inwieweit du in vielem "recht" hast oder nicht. Für dich scheint vieles zu stimmen, schlüssig zu sein, was es für mich eben nicht ist. Ebenso ist dein Hintergrund ein anderer als meiner. Deshalb geht es mir auch nicht darum, deine Perspektiven oder Paradigmen zu übernehmen, es kann sein, dass ich aufgrund eigener Erfahrungen irgenwann an ähnliche Punkte gelange, oder an ganz andere.
Ich mag mich durchaus täuschen, aber vieles, das du schreibst, geht von Annahmen aus, die für dich so ganz eindeutig und klar zu sein scheinen. Und es für mich eben nicht sind. Deshalb frage ich nach, hinterfrage sie. Um für mich selbst vielleicht etwas weiter zu kommen. Aber das sind weder persönliche Attacken noch will ich deine Wirklichkeit aushebeln. Die offensichtlich ohnehin so stabil ist, dass mir das, selbst wenn ich wollte, wohl kaum gelingen würde.
Mir ist bewusst, dass das in diesen Bereichen nicht immer so einfach ist, aber was ich suche, sind Erklärungen, um einige Dinge besser zu verstehen, Antworten, nicht Postulate. Die mögen subjektiv sein, konträr zu meinen Ansichten, dennoch können sie Aspekte enthalten, die in mein Puzzle passen. Ich kann, könnte dir, auch bei diesen Antworten hier in allem zustimmen, das wäre eine Seite, ein Aspekt, aber, in dem Moment, in dem du diesen Platz besetzt, muss ich eben manchmal gerade deshalb versuchen, das Ganze noch von anderen Seiten zu betrachten. Nicht aus Prinzip, auch nicht, weil ich so gerne den advocatus diaboli spiele, sondern weil mich das "Dahinter" interessiert. Da will ich hin. Das Ganze ist nunmal größer als eine Sichtweise alleine. Manche "Wahrheiten" sind gerade deshalb wahr, weil ihr Gegenteil genauso wahr ist wie die Aussage selbst. Ich schätze, du verstehst schon, was ich meine. Anders gesagt, die Wirklichkeit spielt sich ohnehin nicht auf dieser verbalen Ebene ab, schon gar nicht alleine dort. Manchmal ist dafür dennoch ein verbaler Austausch hilfreich. Auch wenn es auf den ersten Blick wie ein Konflikt aussehen mag. Mag sein, dass es dafür einfachere Wege geben mag.
Vielleicht habe ich mich diesmal etwas verständlicher gemacht. Worte polarisieren nunmal, erzeugen eine eigene Wirklichkeit. Und bekommen mitunter eine gewisse, nicht immer so beabsichtigte Eigendynamik.