... weil ich den Schrecken der Unmenschlichkeit mehrmals begegnet bin und ihn ein paar mal durchlebt habe. Nicht immer persönlich, vieles auch über sehr schreckliche Erzählungen und Berichte.
Ich erzähle mal aus meiner Erfahrung. Ein Mann erzählte mir was er als Soldat im Krieg erlebte. Das war im Aufenthaltsraum während einer Therapie. Er erzählte wie ein Bauer mit seiner Tochter auf dem Arm ins das Krankenhaus lief, in dem er aushalf. Das Mädchen hatte seine Beine teilweise verloren weil es auf einer Miene trat. Er musste dem Arzt helfen die Beine des Mädchens festzuhalten damit der Artzt sie absägen konnte.
Ich war schockiert und gelähmt von der Kälte mit dem er die Geschichte erzählte, in der Richtung emotionslos nicht respektlos. Es ist mir heute verständlich warum es keine Emotion in einem Schock gibt, weil es dabei nur um ein Wahr- oder aufnehmen einer Erfahrung geht, die man eben nicht leicht nehmen kann und es solange innerlich anzuschauen bis man es in kleinen Häppchen verdaut hat. Die Bilder in meinem Kopf waren so real. Ich wollte sie nicht haben und hatte auch nicht danach gefragt. Er platze mit der Geschichte einfach heraus während ich mir ein Tee machen wollte, ohne dass es einen Grund dafür gab. Er war neu und ich kannte ihn auch nicht. Er war offensichtlich wegen einem Trauma da.
Ich habe so etwas noch nie erfahren und gespürt. Es ist ganz anders wie in den Büchern oder in Filmen, wenn es jemand erzählt der es selbst erlebt hat. Es schwingt mehr mit, besonders weil er noch in diesem Schock feststeckte. Der Schrecken dabei ist der Schock, über das was man sich bisher nicht vorstellen konnte, weil es in der eigenen Welt nicht existierte. Man weiß einfach nicht wie man damit gerade umgehen soll. Man steht einfach sprachlos da und braucht erstmal Zeit das alles aufzunehmen, weil es fremd ist.
Ich habe verstanden was in meinem Leben gefehlte, diese Seite der Realität. Es hat einen Schmerz in mir fühlen lassen, der auch schon vorher da war und durch den ich wieder einen Zugang bekam. Es war nicht schön aber außerordentlich wahrhaftig und es war und ist immer noch irgendwie heilend.
Er hat mir noch eine weitere Geschichte erzählt die aber noch grausamer ist. Danach habe ich ihm gesagt dass ich nichts mehr davon hören wollte. Es tut mir leid was ich sagte, weil ich heute weiß, dass es im half es jemanden erzählen zu können und den Schock und Bilder mit jemanden zu teilen. Ich war nicht darauf vorbereitet, niemand hat mich darauf vorbereitet, ich hätte ihm helfen können dabei ihm einfach nur zuzuhören.

Es ist sinnlos alles fern zu halten nur weil es einem nicht gefällt. Es hilft zwar einem selbst, aber nicht dabei einen anderen zu helfen. Solche Einstellungen machen mich oft sauer, was auch der Grund war dieses Thema aufzumachen und es vieleicht irgend jemandem näher zu bringen. Jeder ist in der Lage zuzuhören.
Es gibt so viele Menschen die nicht über ihre Probleme reden können. Die Verantwortung wird auf die Psychologen geschoben, als darüber nachzudenken oder zu recherchieren was man alles selber tun kann. … und na klar, die Menschen die selber ein Problem damit haben können nicht viel helfen, aber vielleicht können sie etwas finden das erstmal ihnen selbst dabei hilft es zu überwinden. Soziale Verantwortung heißt auch für jemanden da zu sein, vor allem für die die einem am nächsten stehen.