Die Dimension der Zeit

Ohne diese Zeitpakete wäre für uns ein zielgerichtetes Handeln unmöglich.

Aber ist das nicht der Punkt? Dann wäre vielleicht auch die Orientierung im Raum nicht möglich. Ich lese gerade die verlinkten unterschiedlichen ASW-Zeit-Theorien. Da ist Dein Modell auch drin. Es gibt so viele Modelle. Irgendwie scheint alles seine Berechtigung zu haben.
 
Werbung:
Aber ist das nicht der Punkt? Dann wäre vielleicht auch die Orientierung im Raum nicht möglich. Ich lese gerade die verlinkten unterschiedlichen ASW-Zeit-Theorien. Da ist Dein Modell auch drin. Es gibt so viele Modelle. Irgendwie scheint alles seine Berechtigung zu haben.
Liebe Evatime,

was soll ich mir denn unter einer ASW-Zeit vorstellen? Die Zeitpakete stellen keine Theorie dar, sondern sind Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften. So weiß man zum Beispiel auch, wie Erinnerungen organisiert werden. Wie ich schon schrieb, hat das in der Tat wenig mit dem Phänomen der Zeit zu tun. Ja und dennoch versuchen wir auf dieser Basis, die Zeit zu verstehen.

Anderseits steht gerade das Zeitgefühl mit Deinem Thema Zeit und Mensch im Zusammenhang. Ist es inzwischen nicht so, dass uns schon längst das Diktat der Zeitmesser bestimmt? Ja und dabei wird sogar gerne das mahnende Ticken unserer biologische Uhr verdrängt. Ein Vers von Laotse hat damit anscheinend seine Gültigkeit verloren:

... es gibt eine Zeit, voranzugehen,
und eine Zeit, zurückzubleiben;
eine Zeit zu reden
und eine Zeit zu schweigen;
eine Zeit, sich zu verausgaben
und eine Zeit zu ruhen.

(Neufassung: W. von Rohr, C. Deuter.)


Merlin
 
Sechs Gruppen von ASW-Theorien:

Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie XI.1968
Hans von Noorden, Theorien der Außersinnlichen Wahrnehmung (ASW) Seiten 44-81

"Wenn man das ausgedehnte Schrifttum überblickt, lassen sich sechs Gruppen unterscheiden S. 45-46

Gruppe A: DER KLASSISCHEN PHYSIK ZUGEWANDTE THEORIEN DER ASW S. 46
Es wird versucht, die Phänomene wegzuerklären. Weiter fallen in Gruppe A die auf der klassischen Physik beruhenden Erklärungsversuche elektromagnetischer Art (Strahlen- und Wellentheorie) sowie die selten auftauchenden kosmologischen Deutungen (Stoa).

Gruppe B: DIE LEHRE VOM LATENTEN UNIVERSALWISSEN DES MENSCHEN S. 48
Eine Reihe von Philosophen und Parapsychologen führen ASW zurück auf ein im Menschen vorhandenes potentielles Allwissen, das jedoch in der Regel durch den sensorischen Apparat in seiner Funktion gehemmt ist. Sein Durchbruch spiegelt sich in der ASW. Charakteristisch für diese Gruppe ist der Leib-Seele-Dualismus. Schließlich erinnert Kant an die mögliche Existenz anderer Welten. Jede Art von ASW findet in diesem Denkmodell Platz. Raum und Zeit sind relativ.

Gruppe C: DIE ANDERE ORDNUNG S. 58
Andere erblicken die Wurzel der ASW in einer anderen Ordnung der Dinge, als wir sie von der Naturwissenschaft her gewohnt sind. Sie lässt sich mit unserem Bewusstseins-Schema von Raum und Zeit nicht in Einklang bringen; die Beobachtungen weisen vielmehr darüber hinaus. Schopenhauer spricht in diesem Zusammenhang auch von einer magischen Verknüpfung von allem mit allem, Nahem und Fernem, Vergangenem und Zukünftigem. Sie wird hergestellt mittels des Willens als Ding an sich im Sinne der Kantischen Lehre. Raum und Zeit stellen sich nicht trennend in den Weg. Raum und Zeit werden relativ. Die ASW steht in einem dehnbaren Verhältnis zu Raum und Zeit.

Gruppe D: DAS SEELEN-FELD S. 67
Die Lehre vom umfassenden Bewusstsein und vom Seelenfeld. Erkennbar ist der Gedanke schon in Platons Weltseele. Hier finden wir eine mehr räumliche als zeitliche Abweichung vom Normalen. Für die Frage der Retrokognition ist von Bedeutung, dass Driesch geneigt ist, in Anlehnung an W. James, im Seelenfeld auch den Träger eines Weltgedächtnisses oder Lebenskataloges zu sehen, vergleichbar der Akasha-Chronik der indischen Philosophie. Das Seelenfeld mit seiner Potenzierung zum Allgeist lässt sich vom kollektiven Unbewussten nicht scharf trennen. Mit dem Seelenfeld als Wissensquelle für Präkognition befasst sich auch E. Mattiesen. Für Präkognition greift er auf den Begriff der «Psychologischen Gegenwartspanne» zurück. Denken wir uns die Gegenwartspanne des allem menschlichen Bewußtsein unendlich überlegenen Weltsubjektes weit ausgedehnter als bei uns, dann würde sie auch noch Ereignisse umfassen, die für unser Denken weit auseinander liegen. Mattiesen spielt hier auf das bekannte Bibelwort von den tausend Jahren an (1 Tag wie 1000 Jahre, 2. Petr. 3,8). Die Zeit bedarf im Hinblick auf die psychologische Gegenwartspanne im Weltsubjekt der Relativierung.

Gruppe E: DIE IDENTIFIKATION S. 71
Die Identifikation (Einswerden) als Ausgangspunkt der ASW in Bezug auf eine andere Person und deren zukünftiges Schicksal. Das Problem wird untersucht in metaphysischer und tiefenpsychologischer Hinsicht. Die metaphysische Deutung liegt bei Kant; auch an einen Kontakt mittels des Seelenfeldes oder, wie manche sagen, des psychischen Feldes, könnte man denken. Als dritte Hypothese dieser Art ASW bietet sich das kollektive Unbewusste an und viertens die Aura-Theorie. Auch bei dieser Gruppe begegnen wir mehr einer räumlichen als zeitlichen Abwandlung des Gewohnten. Die Lehre vom kollektiven Unbewussten gewinnt in der Parapsychologie ständig an Boden; wir bemerkten es schon bei der Präkognition, wo es galt, diese im Sinne der Synchronizitätslehre zu erklären. Das Modell einer ungeheuer langen «scheinbaren Gegenwart» im Unbewussten leistet gute Dienste. L. C. Robinson spricht von der Zeit als einem totum simul, in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichzeitig existieren, obschon sie dem normalen Bewusstsein als Reihe aufeinanderfolgender Phasen in zeitlichem Fluss erscheinen. A. Jaffe dehnt das von Jung angedeutete Einssein auch auf die Beziehung Mensch-Pflanze aus und gibt dafür empirische Belege. Hier stehen wir wieder vor einem durch die Universalpsyche hergestellten Kontakt, ähnlich dem, wie er uns vom Seelenfeld her bekannt ist.

Gruppe F: DER MODERNEN PHYSIK ZUGEWANDTE THEORIEN DER ASW S. 75
Darunter fallen die der modernen Physik zugewandten Theorien der ASW, wie J. W. Dünnes Theorie vom vierdimensionalen Raum (Zeit als 5. Faktor nur subjektiv), die Feld-Theorie und das Raum-Zeit-Kontinuum. Raum und Zeit werden relativ. Raum und Zeit weisen bei Dünne neue Dimensionen auf; seine Theorie zielt auf die Präkognition ab."


Quelle (kostenlos): http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit...-11/0047?sid=752944cfae13ecb96e58e09d035b4777
 
Gruppe F: DER MODERNEN PHYSIK ZUGEWANDTE THEORIEN DER ASW S. 75
Darunter fallen die der modernen Physik zugewandten Theorien der ASW, wie J. W. Dünnes Theorie vom vierdimensionalen Raum (Zeit als 5. Faktor nur subjektiv), die Feld-Theorie und das Raum-Zeit-Kontinuum. Raum und Zeit werden relativ. Raum und Zeit weisen bei Dünne neue Dimensionen auf; seine Theorie zielt auf die Präkognition ab."
Liebe Evatima,

über außersinnliche Wahrnehmungen hatte ich jetzt eigentlich nichts geschrieben. In ASW 75 geht es zwar um den 4. dimensionalen Raum, der aber eigentlich schon von Einstein propagiert wurde (4. Dimension = Zeit). Da nach meiner Auffassung Raum und Zeit nicht miteinander verbunden sind, gibt es im Grunde auch kein wirkliches Zeitkontinuum.

Ich denke, dass uns dieses Festhalten an der Vorstellung einer Raumzeit hindert, wirklich einmal über die Zeit nachzudenken. Was wir glauben zu wissen, stammt lediglich davon, was wir von deren Wirken wahrnehmen können.

Was es auch immer sei, eines steht fest, dass sie das Prinzip vom Kommen und Vergehen im Universum in Gang hält. Möglicherweise ist es etwas, das wir als Dunkle Energie umschreiben könnten?


Merlin
 
Da nach meiner Auffassung Raum und Zeit nicht miteinander verbunden sind, gibt es im Grunde auch kein wirkliches Zeitkontinuum.

Dünne geht auch davon aus, dass die Zeit nicht mit dem Raum verbunden ist, aber er geht sonst von einer weiteren räumlichen Dimension aus. Die Zeit wäre bei ihm die fünfte Dimension, aber die rechnet er eben nicht.
 
Dünne geht auch davon aus, dass die Zeit nicht mit dem Raum verbunden ist, aber er geht sonst von einer weiteren räumlichen Dimension aus. Die Zeit wäre bei ihm die fünfte Dimension, aber die rechnet er eben nicht.

Ich sehe gerade, dass in der OCR-Volltext-Version des Links das "Dunne" als Dünne daherkommt. J. W. Dunne ist richtig.
 
Ob ich Zuhause in einem Sessel sitze oder von A nach B gehe, hat doch keinen Einfluss auf die Zeit. So ist das auch mit einem Lichtstrahl, der durch die Galaxien eilt. Das bedeutet doch nicht zwangsweise, dass sich die zeitliche Gegenwart am Ausgangspunkt von unserer unterscheiden muss.

Ich möchte mir vorstellen, dass die Gegenwart der Zeit ein ähnliches Phänomen beschreibt, wie das Higgs-Feld. Etwas das im Universum allgegenwärtig ist und mit den Higgs-Bosons einen Wechselzustand darstellt, der unabdingbar für die Bildung von Materie ist.

So könnte auch die Zeit, einen ähnlichen Zustand beschreiben, unter dem sich die Dinge verändern. Das ganze Universum ist aus Wechselzuständen heraus geboren worden. So könnten sich aus dem Wirken der Realzeit auf das Nichts, die Schlieren eines Urbreies gebildet hatten, der letztlich zum Big Bang führte. Nach meinem Verständnis ist deshalb die Zeit nicht von einem Raum abhängig.

Ausgangspunkt unserer Betrachtung baut eigentlich auf unserem Zeitgefühl auf. Ein völlig anderes System, das uns letztlich zu falschen Schlüssen führt.

Abweichend von dem Phänomen der Zeit an sich, besteht das Zeitgefühl des Menschen aus Erinnerungsinseln, an denen wir uns orientieren. Wir nehmen das Geschehen auch nicht zeitgleich war. Die eingehenden Informationen werden zu kleinen Zeitpäckchen von 20-40 Millisekunden geschnürt und dann zu Paketen zu 3 Sekunden aneinandergereiht. Etwas, das was wir dann als Augenblick erleben. Ohne diese Zeitpakete wäre für uns ein zielgerichtetes Handeln unmöglich.

35281605tk.jpg

(Merlin, somit gemeinfrei.)

Die Art, wie wir uns durch Erinnerungsinseln an Vergangenes erinnern, wird auch in der Geschichtsschreibung deutlich. Da werden auch bestimmte Fakten mit anderen Fakten in ein Verhältnis gestellt und als Perlenschnur aneinandergereiht. So folgten dann auch die Gedankengänge zum Thema Zeit diesem Prinzip (z. B. Schopenhauer usw.).


Merlin

Doch, kommt bloß drauf an, wie schnell Du Dich dabei bewegst.:)
:D












 
Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie XI.1968
Hans von Noorden, Theorien der Außersinnlichen Wahrnehmung (ASW) Seiten 44-81

"Gruppe F: DER MODERNEN PHYSIK ZUGEWANDTE THEORIEN DER ASW S. 75
Darunter fallen die der modernen Physik zugewandten Theorien der ASW, wie J. W. Dunnes Theorie vom vierdimensionalen Raum (Zeit als 5. Faktor nur subjektiv), die Feld-Theorie und das Raum-Zeit-Kontinuum. Raum und Zeit werden relativ. Raum und Zeit weisen bei Dunne neue Dimensionen auf; seine Theorie zielt auf die Präkognition ab.

Murphy glaubt, durch Anwendung des Feld-Begriffes auf die Parapsychologie die paranormalen Vorgänge weitgehend erklären zu können. Sobald das begrenzte Bewusstseinsfeld, etwa im Zustand der Kontemplation, sich erweitert, kann das Alltags-Ich transzendiert werden, und aus isolierten Individuen werden wir zu Teilen eines umfassenden Ganzen. Merkwürdige Parallelen hierzu stehen in den Upanishaden. In Übereinstimmung mit dem der Physik entlehnten Feld-Begriff steht auch die bereits erwähnte Auffassung von Rhine, Jung und Bender, wonach im unerkennbaren Hintergrund der Welt Subjekt und Objekt, Physisches und Psychisches verbunden sind. In mythischer Gestalt begegnet man dieser Ansicht in dem unus mundus der mittelalterlichen Alchemie sowie in der coincidentia oppositorum des Nicolaus von Cues. Raum und Zeit werden bei Murphy transzendiert; alle Formen der ASW finden in der Feld-Theorie Platz.

Das Raum-Zeit-Kontinuum: Soviel ich sehe, handelt es sich bei diesem, der allgemeinen Relativitätstheorie zugehörigen Modell um eine mittels mathematischer Operationen vollzogene Fusion des euklidischen Raumes mit der Zeit-Dimension. Das Ergebnis ist eine Formel, in der räumliche und zeitliche Faktoren nicht mehr getrennt erscheinen. Das Ganze bezweckt, kosmische Vorgänge mathematisch treffender darzustellen. Für H. Minkowski, den Entdecker der Formel, gab es gar nicht die Frage, ob sich dahinter etwas «Reales» verbirgt; diese Frage tauchte erst später auf. A. Einstein: «Die Physik wird aus einem Geschehen im dreidimensionalen Raum zu einem Sein in der vierdimensionalen Welt» (Einstein 1921). Ähnlich Eddington: «Die Ereignisse passieren nicht. Sie sind da und wir begegnen ihnen auf unserem Wege.» Parapsychologen greifen gern zu jenem Modell: Raum ist nicht mehr Raum und Zeit ist nicht mehr Zeit, sondern beide, psychisch relativiert, befinden sich in einem unanschaulichen Raum-Zeit-Kontinuum (Jung 1952). Wegen des Raum und Zeit zugrunde liegenden Kontinuums ist es möglich, Situationen zu wissen oder sogar nachzuerleben, die bereits vergangen sind, oder die, wie die Präkognition zeigt, in der Zukunft liegen; aber auch weit entfernte Situationen sind wahrnehmbar. Es ist so, als besäßen «Hier und Jetzt» im Unbewussten eine andere raum-zeitliche Ausdehnung und reichten in Vergangenheit und Zukunft. Das kollektive Unbewusste nähert sich dem Raum-Zeit-Kontinuum der theoretischen Physik.

Über das Raum-Zeit-Kontinuum hinaus geht Hornell Hafts Theorie eines fünfdimensionalen psychischen Kontinuums, worin sich u.a. die paranormalen Phänomene abspielen. Auch für Hart weist die wahrgenommene Außenwelt in ihrem Geschehen eine vierdimensionale Struktur auf, indem er zu den drei Raum-Dimensionen die Zeit hinzuschlägt."


Quelle (kostenlos): http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit...-11/0047?sid=752944cfae13ecb96e58e09d035b4777
 
Werbung:
What is Relativity? - Sean Carroll on Einstein's View of Time and Space
siehe auch zu Physik-Professor Carroll: https://de.wikipedia.org/wiki/Sean_M._Carroll


Im zweiten Video nähert sich Professor Carroll der Zeit aus einer philosophischen Perspektive. "Presentism" (Präsentismus) besagt, dass Vergangenheit und Zukunft nicht real sind; nur der gegenwärtige Moment ist real. Die Gesetze der Physik scheinen jedoch den „Eternalism“ (Eternalismus oder Blockuniverum) zu unterstützen - die Ansicht, dass alle Momente in der Geschichte des Universums gleichermaßen real sind.
siehe auch
- Physik-Professor Carroll: https://de.wikipedia.org/wiki/Sean_M._Carroll
- Präsentismus: https://de.wikipedia.org/wiki/Präsentismus_(Philosophie)
- Eternalismus: https://de.wikipedia.org/wiki/Blockuniversum
- Possibilismus: https://de.wikipedia.org/wiki/Possibilismus_(Humangeographie)

What Is Time? - Professor Sean Carroll explains the theories of Presentism and Eternalism

 
Zurück
Oben