Die Bibel verstehen!

Wenn wir etwas verstehen wollen, setzt das voraus, sich mit der Sache so zu beschäftigen, dass quasi die Stimme der Sache selber spricht und die eigene erlischt. Dafür werden wir ganz Ohr, wie die Redewendung es sagt, und widmen unsere Konzentration und Beachtung ganz der Sache.

Das sagt sich natürlich leicht, und so leicht, wie es gesagt werden kann, so schwierig ist es. Es?, was ist "es"? Es hat mit dem Schweigen zu tun! Schweigen heißt nicht, gar nicht mehr zu reden, sondern die Kunst zu verstehen, wann es an der Zeit ist.

Schreiben wir einen Text, so ist in ihm immer ein Schweigen zu finden. Es ist als Komma, als Punkt oder als Absatz zu finden. Auch im Sprechen setzen wir diese Zeichen nonverbal. Wer aber ohne Punkt und Komma spricht, wie es eine andere Redewendung sagt, vergisst das Schweigen. Die Dinge geraten in einen Geschwindigkeitsrausch, weil etwas Wichtiges nicht beachtet wird. Es ist das Schweigen als eine Art Pause. Ihre Ruhe lässt das Gesagte und Gehörte versenken und vergessen, selbst wenn es nur Sekundenbruchteile sind, bis es wieder heraufgeholt wird. Dann hat es eine Reife erhalten etwa so, wie wir eine schwierige Entscheidung überschlafen sollten und am nächsten Tag erfrischt eine Lösung leichter finden können. Aber das ist ja nicht immer so, manchmal brauchen wir viele Nächte des Überschlafens und manchmal sogar Jahre.
Wir entdecken also ein Schweigen, das sehr kurz und seh lang sein kann.

Bedachtsames Sprechen, bedachtsamens Hören sind das Ergebnis zwischen der Aktivität und der Passivität des Schweigens. Wir können auch kurz von der "Bedachtsamkeit" sprechen.

Unser Thema hier ist die Bibel und das Verständnis ihr gegenüber. Und ist es nicht so, dass ein Verständnis ihr gegenüber - wie jeder anderen Angelegenheit auch - erst entstehen kann, wenn ihr ein Bedachtsames gegenübergestellt wird?

Solis
 
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Wenn so ein Wort wie die Bedachtsamkeit fällt, mit der die Bibel als eine Grundvoraussetzung betrachtet werden kann, mag das vielen eigenartig und ungewohnt vorkommen. Denn wo gehen wir schon bedachtsam mit etwas um? Und die Bibel, mit der bedachtsam umgehen? Manche mögen der Ansicht sein, mit ihr bedachtsam umzugehen, doch tun sie das wirklich?

Wir lernen die Bibel in der Schule und in der kirchlichen Erziehung kennen und lernen gleichzeitig unbewusst etwas mit, das zunächst gar nicht auffällt. Es ist die Art und Weise des Lernens, welche wir übernehmen und als unser Eigen ansehen.

In dem Film "Der Club der toten Dichter" tritt der amerikanische Schauspieler Robin Williams als ein neuer Lehrer für Literatur in in einer Schule auf. Er lässt aus dem Vorwort eines Lehrbuches der jugendlichen Schüler vorlesen und veranlasst die Schüler, diese Seiten herauszureißen. Natürlich sind die Schüler verdutzt, doch ihr Lehrer bringt sie letztlich doch dazu, die Seiten herauszureißen. Was veranlasste denn den Lehrer dazu? In dem Vorwort war eine mechanisch-mathematische Vorgehensweise erklärt, durch diese die Poesie messbar würde.

Und wie ist das bei uns, gehen wir - wollen wir der Bibel Glauben schenken - bei der Beurteilung der Bibel mechanisch-mathematisch vor, ohne dass wir es merken?

Das bringt andere auf den Plan, die die Kraft und den Mut haben, trotz aller Versuche aus kirchlichen Kreisen, die Bibel ihnen schmackhaft zu machen, dennoch zu opponieren und lehnen Biblisches kategorisch ab, weil sie den mechanisch-mathematischen Umgang durch ihr Gefühl bemerken und dies nicht mit einem Göttlichen vereinbaren können.

Und nun mögen die opponieren wollen, die der Bibel Glauben schenken wollen, denn sie werden sagen, dass es hingegen ihr Gefühl sei, welches sie glauben lasse.


Solis
 
Ich habe zwei Personengruppen beschrieben. Die eine möchte ich einmal die Bibelgläubigen nennen und die andere die Bibelungläubigen.

Unter den Bibelungläubigen gibt es wieder ganz unterschiedliche Personengruppen. Die einen wollen religiös sein, wenden sich aber anderen Religionen zu wie zum Beispiel dem Buddhismus. Dann gibt es die, die gar keine Religion für sich in Anspruch nehmen; sie sind so genannte Atheisten.

Trotz aller Unterschiede in den Religionen selbst bishin zum Atheismus, gibt es dennoch etwas, das sie alle gemeinsam haben?


Solis
 
Es ist für jeden leicht nachvollziehbar, dass für einen religiösen Menschen, welcher Religion er auch immer angehört, der Glaube das Entscheidende ist. Diesen teilt er mit allen anderen sich religiös Nennenden.

Aber auch der Atheist, der keinen religiösen Glauben hat, glaubt an etwas. Meist ist es die Wissenschaft, an die er glaubt. Wie andere an einen Gott glauben, so glaubt der Atheist an die Wissenschaft.
Man kann auch an einen Menschen glauben, wenn ihm gesagt wird: "Ich glaube an dich!"
So ist das mit dem Glauben, er kann auf vielen Ebenen gesehen werden.

Ein Glaube bedeutet für einen Menschen, einen Halt, eine Orientierung und einen gewissen höheren Sinn durch ihn zu haben. Sagt man aber zu einem anderen, an ihn zu glauben, so soll diesem Menschen Mut zugesprochen werden, ein Ziel zu erreichen.
Und das ist das Seltsame, wir alle brauchen etwas, was uns Halt, Orientierung und Sinn gibt, ganz gleich, was es ist. Ohne ein Ziel als eine dem Leben Richtung weisende Orientierung verlieren wir unseren Lebenssinn, wir verlieren den Glauben am Leben. Schon allein die Suche eines jungen Menschen nach einem geeigneten Beruf stellt bereits ein solches Ziel dar.

Ohne ein Ziel sind wir verloren und ohne Orientierung. Unser Körper kann zwar weiterhin bekommen, was er braucht, doch seelisch beginnt der Gram und der Kummer. Unser Leben wäre nur noch wie ein bloßes Vegetieren.

Sprechen wir von einem "Glauben", drückt sich darin also mehr aus, als wir zunächst meinen könnten. Der "Glaube" ist es, den wir alle gemeinsam haben. Nur unterscheidet er sich darin, woran geglaubt wird.


Solis
 
Ganz gleich, woran wir glauben, sei es eine Religion, die Bibel, ein Mensch, eine Ideologie oder die Wissenschaft, zeigt er doch, dass wir durch den Glauben in eine Beziehung zu etwas treten können, von dem wir eine Bereicherung und Vervollkommnung erwarten, das größer als wir selbst ist.

Selbst wenn an die materialistische Wissenschaft ausschließlich geglaubt wird, die ja alles Religiöse aus ihrer Methodik herausgelassen hat, ist auch dieser Glaube als ein im Menschen waltendes Prinzip letztlich ein religiöses. - Es scheint uns wohl gar nicht möglich, nicht religiös zu sein.

Solis
 
Der Glaube, den wir alle tief in uns tragen und ganz gleich, auf welches Objekt (Bibel, Religion, Wissenschaft usw.) er sich bezieht, neigt dazu, uns zu der Ansicht zu verführen, dass das Objekt unseres Glaubens derart hoch anzupreisen, dass wir blind für andere Aspekte werden und manchmal sogar blindwütig für unsere Überzeugung einstehen.

Es liegt aber in der Natur des Glaubens, ihm konsequent nachzustreben, denn schließlich liegt ja eine Überzeugung vor. Ohne Überzeugung, keine Konsequenz!

Wie können wir mit der Konsequenz angemessen umgehen?


Solis
 
Der Glaube, den wir alle tief in uns tragen und ganz gleich, auf welches Objekt (Bibel, Religion, Wissenschaft usw.) er sich bezieht, neigt dazu, uns zu der Ansicht zu verführen, dass das Objekt unseres Glaubens derart hoch anzupreisen, dass wir blind für andere Aspekte werden und manchmal sogar blindwütig für unsere Überzeugung einstehen.

Es liegt aber in der Natur des Glaubens, ihm konsequent nachzustreben, denn schließlich liegt ja eine Überzeugung vor.
Genauso sehe ich das auch.

Ohne Überzeugung, keine Konsequenz!

Wie können wir mit der Konsequenz angemessen umgehen?
Darin kann ich aber keinen Sinn entdecken.
Ein Gäubiger braucht keine Konsequenz, er ist gläubig, überzeugt und fertig.
Deswegen gibt es mE auch nichts, womit er angemessen umgehen muß.
 
Ein Gäubiger braucht keine Konsequenz, er ist gläubig, überzeugt und fertig.
Deswegen gibt es mE auch nichts, womit er angemessen umgehen muß.

Ein Gläubiger braucht in der Tat keine Konsequenz hinzuzufügen, denn mit dem Glauben ist die Konsequenz unmittelbar verbunden, wie die Erfahrung es zeigt. Glaubt jemand zum Beispiel an seinen Beruf, so ist er von der Richtigkeit seines Berufs überzeugt und wird darin konsequent sein. Es ist ja gar nicht vorstellbar, dass jemand, der an seinen Beruf glaubt, inkonsequent und passiv sein wird.

Viele Begriffe wie "Glaube" bergen recht weittragende Bedeutungen in sich, die unmittelbar mit anderen Begriffen und deren Attributen gekoppelt sind.

Die Frage nach einem angemessenen Umgang ist ja immer in allen Lebenssituationen gegeben. Da aber ein Glaube die Gefahr der Blindheit bishin zur Blindwütigkeit in sich trägt, ergibt sich aus der Vernunft die Frage nach dem angemessenen Umgang mit den aus dem Gemisch zwischen Blindheit und Überzeugung folgenden Konsequenzen. Ein Glaube ohne die ernsthafte Bestrebung nach Vernunft wird zerstörerisch wüten!

Die Erörterung führt uns zu dem weiteren Begriff der Vernunft, und es lässt sich sehen, wie komplex das Thema eigentlich ist und wie notwendig seine Auseinandersetzung ist.

Anders als bei der "Konsequenz", die unmittelbar mit dem Glauben in Verbindung steht, ist die Vernunft nicht so ohne weiteres mit dem Glauben verbunden. Um die Vernunft muss in einem schier ewigen Kampf gerungen werden.


Solis
 
Man könnte sagen, der Glaube sei seiner konsequenten Natur nach etwas Ungestümes und Wildes, das es zu zähmen gelte. Der Glaube liegt im Menschen zunächst vor wie ein in der dunklen Erde liegender Diamant, dem der rechte Schliff fehlt, durch den erst das Licht sich nach höheren Gesetzmäßigkeiten in bestimmten Winkeln brechen und funkeln kann, wird er geborgen. Auf uns Menschen übertragen, besteht der Schliff in zu erringenden Eigenschaften wie der Bedachtsamkeit und der Vernunft.

Das Höchste, woran wir zu glauben vermögen, nennen wir im Religiösen “Gott”. Mit diesem Namen ist auch die höchste Wahrheit verbunden. Aber ohne die zu erringenden Eigenschaften, ohne den rechten Schliff, wird der Mensch zu einem fanatischen Wahrheitsprediger und Unterdrücker.

Von der Bibel heißt es, sie sei das Buch der Bücher. Doch dieses Buch hat bei vernunftmäßiger Betrachtung nur Verwirrnis hervorgebracht, während viele sich dem stärksten Wind anpassen und "glauben", was nicht zu glauben ist. Bei dem ernsthaften Versuch einer vernunftgemäßen Betrachtung der Bibel erscheinen ihre Aussagen aus einem ganz anderen Licht. Dies soll hier angestrebt werden.


Solis
 
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Nur mal als Beispiel:
Das Evangelium nach Matthäus (Anf. Matth.) bringt am Anfang eine Liste der Vorfahren von Jesus, die ganz und gar über die Königslinie der judäischen Könige geht. Lukas aber bringt eine völlig andere Vorfahrenliste (vgl. Lukas 3, 23ff.).
Wie kommt das zustande? Wer hat recht? Welche Liste stimmt? Oder gar keine?

Herzliche Grüße,
nanabosho

beide Listen stimmen. beide Listen sind allerdings nicht wörtlich gemeint, sondern symbolisch. Deshalb stimmen sie auch beide, beschreiben unterschiedliche symbolische Seiten der Stammlinie Jesu.
 
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