Deregulierung (die Lösung für alles ..?)

Im Übrigen handelt es sich bei der neoliberalen Idee um ein Konstrukt, um eine Ideologie, die je nach Bedarf angepasst wird, wurde.

Das ist das Perfide.
 
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@Dyonisus hat aber geschrieben "Sozial ist was Menschen verbindet und sie nicht entzweit, es bedeutet auch Verantwortung für sich und andere zu übernehmen."

Ja, ich sage mal so: Wenn ich rausgehe mit einer Zange und Müll in der Nachbarschaft aufpieke und eine Nachbarin sieht das und macht es mir nach, so ist das sozial, weil sie etwas Soziales auch beginnt, damit es alle etwas sauberer haben die dort wohnen.

Verkaufe ich aber Sachen aus meinem Keller an andere Nachbarn und verlange Geld dafür, ist daran nichts sozial, denn ich gebe nur um etwas anderes zu nehmen. Ich handele nur zu meinem Vorteil und es hat nur jemand davon etwas, der meine Sachen bezahlen kann, das ist nichts soziales.

Darum irritiert mich auch immer der Begriff "soziale Marktwirtschaft" meiner Meinung nach passt dies nicht zusammen, denn Kapitalismus ist zwar gelebte Freiheit, aber er ist nicht sozial.
 
:) Morgen!

Spannende Doku. Bestätigt im Prinzip alles, was zuvor über die Bankenkrisen und die Deregulierung des Finanzmarktes hier mitgeteilt wurde.

Die Krise als Geschäftsmodell
Gewinne privatisieren, Verluste vergesellschaften
Rettung der Zockerbanken zwingend, weil
to big to fail
Bewusste Initiierung von Finanzkrisen (Bsp. Ackermann DeuBa)
Bezwingen von Regierungen Staatssicherheiten für Banken zu gewähren
Rettungen zu 90% der Banken, statt der Länderhaushalte
Langfristig keine Einschränkung der Zockereien, weil unreguliert!
Nach wie vor!

Ausblick: Die nächste Krise kommt bestimmt ..

hola!​

Ja, aber Deregulierung betreffend ist es m.A.n. nicht so dass es da eine Art "bösen Plan" gab. Die Vordenker sind keine Ideologen. Es ist nur unmöglich alle Konsequenzen komplett bis ins letzte zu durchdenken bevor solche Ideen tatsächlich in die Praxis umgesetzt werden. Das ist mit Verstaatlichungen dasselbe. Die Überschriften und auch die weiteren Theorien klingen zuerst mal gar nicht so schlecht, im Sinne von "der Gemeinschaft gehört alles" - aber in der Praxis funktioniert es dann oft nicht sehr gut weil es für den Einzelnen zu wenig Anreize bietet und die Qualität dann oft sehr sinkt.

Das Problem sind m.A.n. eher die Machtverhältnisse die durch Deregulierung natürlich nicht besser wurden. Die Banken wurden immer größer und während einige schon immer mächtig waren, seit hunderten von Jahren, kam dann noch das große Erpressungspotential hinzu.

Die Entscheidung zur Bankenrettung oder dagegen läuft letztlich ja auf nur zwei Konsequenzen hinaus:

1) Banken werden gerettet und die Gemeinschaft zahlt dafür
2) Banken gehen pleite, und in einem Krisenszenario trifft das die Wirtschaft so hart, dass auch v.a. die Gesellschaft blutet

Anders gesagt: Wenn es erst mal soweit gekommen ist, dann gibt es kaum noch eine Wahl. Aber das "wie" betreffend gibt es natürlich sehr viele mögliche Szenarien und es wurde denkbar schlecht gemacht. Zu verhindern das es soweit kommt wäre Regulierung nötig. Aber auch da kommt die Politik in Konflikte, denn die Entscheidung für etwas das langfristig konstruktiver ist, es kurzfristig aber schwerer für die Wirtschaft macht mit der internationalen Konkurrenz mitzuhalten, ist auch nicht leicht und auch das kann die Gesellschaft treffen.

Beispiel: Höhere Löhne.. ist sozialer, langfristig wäre es sicherlich auch wirtschaftlich gesünder. Kurzfristig aber erhöht es die Kosten für Unternehmen und die sind dann nicht mehr in der Lage mit jenen Ländern zu konkurrieren die dasselbe wesentlich billiger produzieren (China ist ein Beispiel).

M.A.n. verschleiert die Systemfrage den Blick auf das wirklich Wesentliche: All das sind sehr menschliche Probleme und prinzipiell überall zu finden. Gucken wir nach "oben", etwa zu den Ackermännern dieser Welt, dann sehen wir eine Art Elite die zumindest teilweise fast in einer anderen Realität zu leben scheint. Gucken wir aber auf die ganz normalen Menschen und uns selbst, wie wir fast alle uns täglich verhalten, sehen wir prinzipiell dasselbe. Deshalb sind z.B. Konzerne wie Amazon so stark und können tun was sie tun. Banken betreffend: In Deutschland ist es wesentlich besser als in den USA, aber Menschen neigen dazu Geld für Mist rauszuschmeißen das sie nicht haben. Anders gesagt: Kredite um eine Geschäftsidee zu finanzieren ist was Gutes und hilft der Gemeinschaft sogar. Aber Menschen nehmen Kredite auf um sich irgendwelche Träume zu erfüllen und ohne wirklich zu wissen wie sie das ableisten sollen. Und aus diesem Problem wurde dann ein Geschäft gemacht. Den Menschen wurden Kredite verkauft, selbst vielen bei denen total klar war dass sie die nicht abzahlen können - und da gibts dann schon auch zwei Parteien. Dann wurden diese Kredite gebündelt und auf sichere Verluste wurde nen A-Rating geklebt. Der Witz ist: Banken selbst fielen darauf hinein und haben den Müll gekauft. In der Doku wird ja an einer Stelle gesagt das sei ein bisschen wie Alchemie gewesen, was natürlich zynisch ist, aber für jene die damit handelten tatsächlich so schien und das ist ein wesentlicher Aspekt:

Menschen sind in der Lage sich selbst fast alles vorzumachen. Es gibt übrigens auch die Tendenz des Lügners die eigenen Lügen vermehrt zu glauben und Händler/Trader neigen dazu immer mehr zu glauben das Schrott eigentlich doch keiner ist weil die Kurse hochgehen. Denk es Dir so: Stell Dir vor Du kaufst ein paar Aktien von wirklich miesen Firmen und deshalb bekommst Du diese Aktien billig. Und nehmen wir an diese Aktien steigen dann, und sowas passiert nicht ganz selten - auf einmal könntest Du dazu tendieren zu denken: Okay, wenn das so gewollt ist, dann ist da vielleicht doch mehr Qualität und der höhere Wert gerechtfertigt. Jene die da in den oberen Ligen mitmischen sind nicht unbedingt kühle Denker, sondern es sind sehr oft Zocker die selbst extrem manipuliert sind. Könnte man deren Gedanken ausdrucken... man würde sich wundern was die alles glauben.
 
Z.B. bzgl der vielbeschworenen Freiheit wird ganz klar unterschieden in offene Grenzen für Wirtschaftsgüter und Kapital - und Menschen. Für Menschen gelten die nur eingeschränkt bzw. sollen es. Der Wirtschaftsredakteur Redakteur der NZZ schlägt in dem hier (Let's make Money) verlinkten Interview so etwas wie einen "Eintrittspreis" an den Landes-Grenzen für Menschen, die da kommen, vor.

Ist auch inkonsistent, oder?
 
Z.B. bzgl der vielbeschworenen Freiheit wird ganz klar unterschieden in offene Grenzen für Wirtschaftsgüter und Kapital - und Menschen. Für Menschen gelten die nur eingeschränkt bzw. sollen es. Der Redakteur der NZZ schlägt in dem hier verlinkten Interview so etwas wie einen "Eintrittspreis" an den Landes-Grenzen für Menschen, die da kommen, vor.

Ist auch inkonsistent, oder?

Bitte was? Einen Eintrittspreis für Menschen an den Grenzen, geht es noch? Jemand der mitsamt Familie flüchtet, weil er nicht sterben will, wird erstmal zur Kasse gebeten und wenn er nicht lacken kann, tschüss und geh' sterben? :confused:
 
Im Übrigen handelt es sich bei der neoliberalen Idee um ein Konstrukt, um eine Ideologie, die je nach Bedarf angepasst wird, wurde.

Das ist das Perfide.

Das trifft aber nicht nur auf Neoliberalismus zu. Nimm das Beispiel Kommunismus. Es gab einige Länder die das versucht haben und die Anfänge waren oft aufrichtig idealistisch. In der Praxis haben sich menschliche Schwächen, Egoismus, ebenfalls durchgesetzt. Kommunismus im Sinne einer tatsächlich sozialen Idee von einer idealen Gesellschaft wurde ja nicht so gelebt. Das würde auch nie gehen, da eine Mehrheit der Menschen gar nicht bereit ist so viel Verantwortung zu übernehmen. Die Masse gibt Verantwortung ab und einigen Wenigen damit immer mehr Macht. Weil die dann keine Heiligen sind, kann es nur schief gehen.

Insofern.. all diese verschiedenen Systeme gab es noch nie in ihrer Reinform. Man kann höchstens sagen: Kapitalismus in Reinform ist ständig auf 100% wenn man alles als "Wirtschaft" begreift, also keinen Unterschied zwischen Privat und Staat macht, sondern den Staat als Geschäft begreift - was in gewisser Weise zutrifft und ich meine das nicht mal so kritisch wie es sich anhört weil es einfach Realität ist. Dann kann man sagen: Regulierung der Wirtschaft ist die Durchsetzung eigener Interessen eines mächtigen Spielers. Und der Staat hat diese Macht und es ist nicht so dass nicht reguliert wird. Die Frage ist eher was und wie effektiv. Man kann sagen das sei eine Abkehr vom Kapitalismus aber in Wirklichkeit ist es einfach die Umsetzung eines anderen Konzepts, so wie es Investoren gibt die sehr langfristig denken und dann gibt es jene die auf kurzfristige Gewinne setzen.

Der Zeitaspekt ist sehr wichtig bei all dem, denn auch daraus entsteht ein sehr menschlicher Konflikt den schon jedes Schulkind kennt das lieber jetzt spielen will als jetzt Hausaufgaben zu machen obwohl es weiß, jetzt zu lernen könnte langfristig durchaus besser sein. Und die gesamte Wirtschaft unterliegt diesem Konflikt. Ein Staat der wirklich langfristig denkt und auch so agiert hat das Problem das ihm die Macht entzogen wird. Denn was hieße das? Es hieße Einschnitte im Jetzt für eine bessere Zukunft. Investitionen in Bildung wären ein gutes Beispiel. Langfristig gibt es für ein Land keine bessere Investition. Kurzfristig sind das aber Kosten und es dauert einige Zeit bis diese Kosten zu positiven Ergebnissen führen.

Anders gesagt: Auch da kommen wir zum menschlichen Problem das auch die "kleinen Leute" nicht gewillt sind sich für "langfristig konstruktiv" zu entscheiden.
 
Ganz allgemein noch eine Anmerkung, im Besonderen an diejenigen, die sich als kritische Denker oder Rufer hier im Forum verstehen, also im Prinzip nur wenige: Eine rege Diskussion ist absolut erwünscht. Es wäre allerdings sinnfördernd, wenn das von Beginn des Fadens verlinkte und angebotene Material gesichtet und gelesen würde. Weil es sonst keinen Sinn macht sich irgendeinen Punkt herauszupicken, um dann "kritisch" zu hinterfragen.

Ich denke soviel Zeit muss sein, wollte man die Einwände ernst nehmen können.
 
Bitte was? Einen Eintrittspreis für Menschen an den Grenzen, geht es noch? Jemand der mitsamt Familie flüchtet, weil er nicht sterben will, wird erstmal zur Kasse gebeten und wenn er nicht lacken kann, tschüss und geh' sterben? :confused:

Ich denke, so ist es angedacht. Im Interview war es natürlich nicht so krass benannt.
 
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