Ja, in etwa so stelle ich mir das vor. Für die Extremfälle lassen sich Lösungen finden, aber im Grundsatz gilt: Selbst schuld, wer diesen Weg wählt. Jeder Aussteiger sollte natürlich ein längeres Beratungsgespräch hinter sich bringen müssen, denkbar wäre auch, bei besonders gefährdeten Menschen einen Ausstieg nicht zu bewilligen, damit es zu dieser Situation nicht kommt.
Aber da wird es dann kompliziert und ansatzweise willkürlich/unfair. Denn wie sollte man Regeln festlegen wie gefährdet jemand ist. Das hängt sehr mit individuellen Persönlichkeiten zusammen.
Wenn man das als Gedankenspiel hochrechnet: Deutschland hat um die 85 Millionen Einwohner, nehmen wir an das 15 Millionen das wollen würden. Und nehmen wir an, dass das für den größten Teil auch funktionieren würde, aber für 1 Million Menschen würde es nach hinten losgehen. Das wäre dann ein gesellschaftliches Problem. Denn natürlich kann man theoretisch sagen "selbst Schuld", aber wenn diese Menschen dann erst komplett pleite und obdachlos und in extrem schwierigen und zum Teil lebensbedrohlichen Situationen sind - abgesehen von moralischen Überlegungen würde das auch viele objektive Probleme schaffen. Ich vermute, dass die Gesellschaft dann schon auch trotzdem zahlen würde/müsste.
Und bei der Krankenversicherung ist es ja bereits so. Wer einmal in die private gewechselt ist, kann nur noch in besonderen Ausnahmefällen in die gesetzliche zurück.
Ja, aber es ist keine Option gar nicht krankenversichert zu sein.
Aber das ist doch auch nur fair. Heute hat jeder schon hunderttausendmal von Kryptowährungen gelesen. Vor 10 Jahren war das ein Randthema, mit dem sich nur ein paar irre Nerds auseinandergesetzt haben. Die sind da teilweise existenzbedrohende Risiken eingegangen, und wurden von der ganzen Welt für verrückt gehalten - ein paar Jahre später waren viele von ihnen Milliardäre. Wer gegen den Strom schwimmt, dem muss man auch eine höhere Rendite zusprechen, ansonsten lohnt das Risiko ja nicht.
Ja, mir geht es dabei gar nicht so sehr um Fairness. Ich habe selbst ja von dieser Dynamik profitiert und auch mitbekommen das ich von einigen früher eher belächelt oder sogar für ansatzweise verrückt gehalten wurde. Und natürlich kann man dann sagen "ich bin das Risiko eingegangen und es hat funktioniert, andere wollten das nicht als das Potential noch hoch war - also ist es fair". Das ist aber nicht der wesentliche Aspekt.
Das Problem dabei ist: Da es wie ein Naturgesetz ist das Geld tendenziell noch mehr Geld anzieht und Geld wiederum oft auch zu mehr Einfluss führt, zumindest wenn es um sehr reiche Menschen geht, und das wieder mehr Möglichkeiten schafft um noch mehr Vermögen anzuhäufen, wird es in sich selbst destruktiv. Nehmen wir noch mal das Beispiel Bill Gates - nicht Microsoft als Dominator, sondern nur den Reichtum einer Person. Oder Bezos... Diese paar Superreichen haben derart viel das sie ganze Länder entschulden könnten. Und auch statistisch ist es ja so das sehr wenig wesentlich mehr haben als die ärmsten 50% - auch in eigentlich reichen Ländern. So etwas kann ja nicht gut für eine Gesellschaft sein. M.A.n. ist es auch nicht gut für die Superreichen.
Wenn man Geld auf seine positivsten Eigenschaften reduziert, dann schafft Geld ein mehr an Sicherheit und ein mehr an Freiheit. Bei Milliardären ist das nicht mehr der Fall. Sie können sich nicht so frei und sicher bewegen wie Du oder ich. Natürlich können sie für alles bezahlen und sie leben in super Häusern und haben Bodyguards und natürlich fühlen auch sie sich frei weil sie mit ihren Jets durch die Gegend fliegen wie wir mit nem Bus durch eine Stadt fahren. Die haben das alles sehr gut organisiert. Aber während es noch einen großen Unterschied macht ob jemand 10.000 oder 100.000 hat und sicherlich auch noch ob jemand 1 Million oder 10 Millionen hat, ist das im Bereich von hunderten Millionen oder sogar Milliarden eher nicht mehr der Fall. Niemand der nicht psychisch krank ist kann so viel Geld gebrauchen.
Außerdem ist es so, dass es das gegenteilige Problem auch gibt; jemand, der einen zweistelligen Milliardenbetrag anlegen muss, kann in einen Großteil aller Anlagevehikel gar nicht investieren, weil es sich schlicht nicht rentiert. Warren Buffett hat etwa das Problem, dass er inzwischen nur noch in riesige Unternehmen investieren kann, weil bei kleinen schlichtweg seine Due Diligence zu aufwendig wäre. Deswegen kauft der heutzutage quasi nur noch Blue Chips Coca Cola, Apple und Heinz.
Ein Milliardär muss ja nicht zwingend hohe Summen in irgendwelche kleinen Investments anlegen. Aber er kann das natürlich möglichst gut streuen und dann eben auch Geld, das ihm nicht fehlen würde, für normale Menschen aber schon extrem viel wäre (Millionen) in riskante Investments stecken die im Bestfall wieder extrem hohes Potential haben können.
Aber es stimmt natürlich, dass diejenigen, die viel Geld haben auch mehr Möglichkeiten haben, allein wegen der Skalierung (siehe oben mein Steuerberater-Beispiel). Aber dabei ist meist auch ein ganzer Stab von Leuten involviert, die da mitarbeiten und bezahlt werden - also man kann die Millionen nicht einfach irgendwo parken und sie vermehren lassen. Weil theoretisch könnte ja auch jeder Kleinstanleger in 10 verschiedene Pennystocks investieren und hoffen, dass eins davon explodiert. Natürlich werden dann nur aus, sagen wir, 1000€ dann 10.000€ oder 100.000€, aber das Prinzip ist ja das Gleiche.
Es gibt noch einen wichtigen Unterschied:
Stell Dir jemanden vor der sehr reich ist und er streut auch einige Investments in Anlagen die ziemlich riskant sind. Er wird nicht pleite gehen wenn die kaputt gehen und er hat v.a. auch Zeit. Er kann sich vollkommen darauf konzentrieren wie diese Investments funktionieren.
Denk Dir dasselbe Szenario bei einem Familienvater der wesentlich weniger Geld hat. Prinzipiell kann er das gleiche tun, aber üblicherweise kommt so jemand auch mal in die Situation das Geld fehlt. Auto geht kaputt oder Kind braucht wegen irgendwas Geld usw. Menschen die ganz normale Leben führen, ohne viel Geld zu haben, sind viel öfter in Situationen das sie solche Investments dann zum falschen Zeitpunkt verkaufen müssen um liquide zu sein.
Es gibt viele Aspekte die Kleinanleger letztlich doch benachteiligen, selbst wenn sie prinzipiell das gleiche tun könnten und manchmal auch tun. Es ist für sie schwerer.