Deregulierung (die Lösung für alles ..?)

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Wenn Du sagst, "Sozialstaat heißt, es wird jemandem von einem zentralen Machthaber etwas mit Gewalt weggenommmen, damit es ein anderer bekommt. Das hat nichts mit Verantwortung zu tun und auch nichts mit Verbindung.", stimmt das nicht so ganz, denn die Machthaber zwingen das der Gesellschaft ja nicht auf sondern sind gewählt weil es etwas ist wo grundsätzlich Einigkeit in der Gesellschaft besteht. Es besteht keine was die Details angeht natürlich, aber kaum jemand würde eine Partei wählen die den Sozialstaat komplett würde abschaffen wollen.
Das stimmt für diejenigen, die das System so ohnehin wollen, aber nicht für die anderen.
Gegenbeispiel: zur Zeiten als Homosexualität noch strafbar war konnte man auch schwerlich einem Schwulen sagen "dir wird das Gefängnis nicht aufgezwungen, wir haben uns doch alle darauf geeinigt". Für den Einzelnen ändert es nichts, ob eine gegensätzliche Meinung in der Bevölkerung von 20%, 49%, 51% oder gar 99% geteilt wird - wenn er es nicht will und er damit in seiner Freiheit beschränkt wird. Dieses Problem hast du auf Märkten nicht - wenn der Einzelne eine Ware partout nicht möchte, muss er sie nicht kaufen.


Ja, kann man als kritische Rückfrage akzeptieren.

Jedoch @Tarbagan u. @Condemn
Wenn ihr noch einmal genauer schaut, was bzgl. des Staates und seiner Funktionen beschrieben wurde, so soll der Staat nach Milton und auch nach v. Hayek nur (b.a.w. anderes) die innere und äußere Sicherheit desselben gewährleisten. Also sehr wohl auch eingreifen durch Bereitstellen von Staatssicherheiten, sobald es um den Schutz und den freien Fluss des Kapitals geht. Ein Bankencrash wäre alles andere als erwünscht. Natürlich aber war es den Bankenmanagern wichtig so schnell als möglich der Teilverstaatlichung zu entfliehen oder es wurde gelogen, dass sich die Balken biegen, um dem zu entgehen. (Ackermann)
Ich schätze, du meinst (Milton) Friedman. (John) Milton ist ein englischer Autor der Paradise Lost geschrieben hat.
Ansonsten; was du schreibst ist sehr falsch. Sowohl Friedman als auch Hayek haben sich für gewisse Sozialleistungen durch den Staat ausgesprochen. Friedman beschrieb das in seinem bekanntesten Buch "Capitalism and Freedom", wo er sich im Kapitel zu Armut sogar für einen staatlich vorgeschriebenen Mindestlohn einsetzte.
von Hayek schrieb in seinem Buch "Der Weg zur Knechtschaft" ebenfalls davon, dass es keinen Grund gibt, in einer weit genug entwickelten Gesellschaft eine Art soziales Sicherheitsnetz aufzubauen, das für jedermann Zugang zu Essen, Medizin, Kleidung und Unterkunft vorsieht. Beide waren also keine Ancaps wie etwa Murray Rothbard.

Im Übrigen handelt es sich bei der neoliberalen Idee um ein Konstrukt, um eine Ideologie, die je nach Bedarf angepasst wird, wurde.

Das ist das Perfide.
Das Problem ist, dass 99% der Menschen, die heute den Begriff "Neoliberalismus" verwenden, keine Ahnung haben was das eigentlich ist. Historisch gesehen ist Neoliberalismus das, was wir heutzutage als "soziale Marktwirtschaft" bezeichnen. Der Begriff erfuhr aber einige Wandlungen, heute bezeichnet sich niemand mehr als neoliberal. Heute ist neoliberal ein Kampfbegriff, der von selbsternannten Kapitalismuskritikern für alles verwendet wird, was sie schlecht finden. Wenn also enfesselte Märkte zu Lohndumping führen, ist das genauso ein Produkt von "Neoliberalismus", wie wenn Regierungen mit Steuergeldern Banken retten. Obwohl diesen beiden Beispielen völlig unterschiedliche Philosophien zugrundeliegen.

Ja, ich sage mal so: Wenn ich rausgehe mit einer Zange und Müll in der Nachbarschaft aufpieke und eine Nachbarin sieht das und macht es mir nach, so ist das sozial, weil sie etwas Soziales auch beginnt, damit es alle etwas sauberer haben die dort wohnen.

Verkaufe ich aber Sachen aus meinem Keller an andere Nachbarn und verlange Geld dafür, ist daran nichts sozial, denn ich gebe nur um etwas anderes zu nehmen. Ich handele nur zu meinem Vorteil und es hat nur jemand davon etwas, der meine Sachen bezahlen kann, das ist nichts soziales.

Darum irritiert mich auch immer der Begriff "soziale Marktwirtschaft" meiner Meinung nach passt dies nicht zusammen, denn Kapitalismus ist zwar gelebte Freiheit, aber er ist nicht sozial.
Das stimmt so, ja. Um dein Beispiel weiterzuführen: wenn mich jemand mit vorgehaltener Pistole dazu zwingt, den Garten meines Nachbarn aufzuräumen, weil meiner doch ohnehin schon sauber genug ist, ist das weder sozial noch frei. Darum ging es mir.

Insofern.. all diese verschiedenen Systeme gab es noch nie in ihrer Reinform. Man kann höchstens sagen: Kapitalismus in Reinform ist ständig auf 100% wenn man alles als "Wirtschaft" begreift, also keinen Unterschied zwischen Privat und Staat macht, sondern den Staat als Geschäft begreift - was in gewisser Weise zutrifft und ich meine das nicht mal so kritisch wie es sich anhört weil es einfach Realität ist.
Das größte Problem an einem reinen Kapitalismus ist - und das vergessen viele oft -, dass jemand, der durch Kapitalismus reich geworden ist nicht notwendigerweise ein Interesse daran hat, das System zu erhalten. Der Bill Gates, der vor einem halben Jahrhundert aus seiner Garage angefangen hat das größte Softwareimperium der Welt aufzubauen profitierte davon, dass es einen freien Markt gab, der es kleinen Unternehmen ermöglichte, frühzeitig einzusteigen. Trotzdem ist das der gleiche Mann, der ein Unternehmen geleitet hat, das links und rechts die Konkurrenz aufgekauft und ausgestochen hat in einer Weise, die jedes Quartal einen Artikel in einer kartellrechtlichen Fachzeitschrift wert war. Das Endprodukt eines völlig entfesselten Kapitalismus wäre prinzipiell ein Kommunismus - ein riesiges Super-Unternehmenskonglomerat, das völliges Markt- und Gewaltmonopol hat.

Noch einmal zu der großen Banken- oder Finanzkrise 2008 (die im Übrigen von Zockerbänkern gerne als "Staatsschuldenkrise" beschrieben wird, interessant). In der Folge gab es eine sehr kurzfristige Regulierung und Reglementierung dar Banken durch die Regierungen bis hin zur Teilverstaatlichung. Diese Regulierung ist mittlerweile fast gänzlich wieder aufgehoben und es wird weiter unbelelligt gezockt!
Welche Regulierungen meinst du konkret?
 
Das stimmt für diejenigen, die das System so ohnehin wollen, aber nicht für die anderen.
Gegenbeispiel: zur Zeiten als Homosexualität noch strafbar war konnte man auch schwerlich einem Schwulen sagen "dir wird das Gefängnis nicht aufgezwungen, wir haben uns doch alle darauf geeinigt". Für den Einzelnen ändert es nichts, ob eine gegensätzliche Meinung in der Bevölkerung von 20%, 49%, 51% oder gar 99% geteilt wird - wenn er es nicht will und er damit in seiner Freiheit beschränkt wird. Dieses Problem hast du auf Märkten nicht - wenn der Einzelne eine Ware partout nicht möchte, muss er sie nicht kaufen.
Ja, die Minderheit muss sich weitgehend nach der "Wahl-Mehrheit" richten und das muss nicht zwingend die Mehrheit sein. Aber Dein Beispiel mit Homosexuellen funktioniert m.A.n. nicht. Denn Homosexualität betraf und betrifft eine Minderheit. Für die meisten ist das Thema kaum eines. Das machte es für Homosexuelle natürlich noch schwerer und nicht leichter. Aber der Unterschied ist relevant, dann der Sozialstaat ist auf die ein oder andere Weise schon für alle ein Thema. Zweitens: Das Einstehen für andere ist konstruktiv, die Attacken gegen Homosexuelle waren destruktiv. Purer Egoismus wiederum, in einer Gemeinschaft leben zu wollen und auch gerne dort den Staat zu nutzen wo er bezahlt weil es mit Steuergeldern finanziert wird, etwa Bildung betreffend, dann aber nicht selbst zahlen wollen - ist destruktiv.

Ich selbst bin sehr kritisch was die Frage betrifft wie Steuergeld verwandt wird. Aber ich bin definitiv nicht gegen einen guten Sozialstaat.

Das größte Problem an einem reinen Kapitalismus ist - und das vergessen viele oft -, dass jemand, der durch Kapitalismus reich geworden ist nicht notwendigerweise ein Interesse daran hat, das System zu erhalten. Der Bill Gates, der vor einem halben Jahrhundert aus seiner Garage angefangen hat das größte Softwareimperium der Welt aufzubauen profitierte davon, dass es einen freien Markt gab, der es kleinen Unternehmen ermöglichte, frühzeitig einzusteigen. Trotzdem ist das der gleiche Mann, der ein Unternehmen geleitet hat, das links und rechts die Konkurrenz aufgekauft und ausgestochen hat in einer Weise, die jedes Quartal einen Artikel in einer kartellrechtlichen Fachzeitschrift wert war. Das Endprodukt eines völlig entfesselten Kapitalismus wäre prinzipiell ein Kommunismus - ein riesiges Super-Unternehmenskonglomerat, das völliges Markt- und Gewaltmonopol hat.

Ja, Systeme neigen allgemein zur Zentralisierung. Je mehr Einfluss und Reichtum jemand hat, desto leichter wird es das noch auszuweiten. Für einen Millionär ist die zweite Million leichter als für 10.000 für eine Krankenschwester. Und sobald es zu dieser Zentralisierung kommt, sobald sie wirklich extrem wird - und das Microsoft-Beispiel ist gut weil sie fast einem Monopol glich - desto destruktiver wird das. Letztlich wird es dann auch selbstzerstörerisch, ähnlich wie Krebs der den Körper der ihn am leben hält tötet.
 
Guten Morgen!

Vorab, da ich unterwegs bin, werden umfassendere Beiträge zu einem späteren Zeitpunkt noch gelesen. Ich denke da vor allem an @Condemn, die sind ja meist etwas ausführlicher.

Allerdings verorte ich noch eine Literaturempfehlung, die mir kürzlich gegeben wurde:

Naomi Klein, eine ausgesprochen profilierte Intellektuelle, das Buch wurde binnen kürzester Zeit in 29 Sprachen übersetzt und ist zum Bestseller avanciert.

Die Schock-Strategie - Der Aufstieg des Katastrophen Kapitalismus

Es funktioniert immer nach dem gleichen Muster, erst folgt ein Schock durch Krieg oder Katastrophe, dann folgt der Wiederaufbau.

Naomi Klein, eine kanadische Wirtschaftsjournalistin zeigt auf, welche Mechanismen greifen und welche treibenden Kräfte dabei wirken.
 
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Guten Morgen!

Heute verorte ich noch eine Literaturempfehlung, die mir kürzlich gegeben wurde:

Naomi Klein
Die Schock-Strategie - Der Aufstieg des Katastrophen Kapitalismus


Es funktioniert immer nach dem gleichen Muster, erst folgt ein Schock durch Krieg oder Katastrophe, dann folgt der Wiederaufbau.

Lassen wir Naomi Klein doch selbst zu Wort kommen

 
10 Jahre nach der Lehman-Pleite, die mit faulen Immobilienkrediten und der platzenden Immo-Blase der Auslöser für die große 2008er Finanzkrise war, wie sieht es heute im Finanzmarkt aus? Eine Doku des WDR vom 06.09.2018

 
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Ja, die Minderheit muss sich weitgehend nach der "Wahl-Mehrheit" richten und das muss nicht zwingend die Mehrheit sein. Aber Dein Beispiel mit Homosexuellen funktioniert m.A.n. nicht. Denn Homosexualität betraf und betrifft eine Minderheit. Für die meisten ist das Thema kaum eines. Das machte es für Homosexuelle natürlich noch schwerer und nicht leichter. Aber der Unterschied ist relevant, dann der Sozialstaat ist auf die ein oder andere Weise schon für alle ein Thema. Zweitens: Das Einstehen für andere ist konstruktiv, die Attacken gegen Homosexuelle waren destruktiv. Purer Egoismus wiederum, in einer Gemeinschaft leben zu wollen und auch gerne dort den Staat zu nutzen wo er bezahlt weil es mit Steuergeldern finanziert wird, etwa Bildung betreffend, dann aber nicht selbst zahlen wollen - ist destruktiv.

Ich selbst bin sehr kritisch was die Frage betrifft wie Steuergeld verwandt wird. Aber ich bin definitiv nicht gegen einen guten Sozialstaat.
Da muss ich dir widersprechen; warum soll es einen Unterschied machen, ob es um eine Minderheit geht? Es gibt sicher genügend Leute, die kein Interesse an Sozialleistungen haben. Wenn etwa jemand ein Privatvermögen in Millionenhöhe hat, der wird sich weder für Renten- noch Arbeitslosenversicherung interessieren. Letztere könnte
Oder andersrum; ich selbst bin zwar kein Vermögensmillionär, aber würde liebend gern auf Rentenabgaben verzichten. Weil ich schlicht kein Interesse daran habe, jemals eine Rente zu bekommen und überdies auch nicht glaube, dass es unser derzeitiges Rentensystem überhaupt noch gibt, bis ich im rentenfähigen Alter bin. Ich sorge derzeit privat vor und hätte lieber jetzt mehr Geld, um besser privat vorsorgen zu können. Leider habe ich keine Möglichkeit eines Opt-Outs. Ich werde gezwungen, diese Abgaben weiter zu leisten.

Ja, Systeme neigen allgemein zur Zentralisierung. Je mehr Einfluss und Reichtum jemand hat, desto leichter wird es das noch auszuweiten. Für einen Millionär ist die zweite Million leichter als für 10.000 für eine Krankenschwester. Und sobald es zu dieser Zentralisierung kommt, sobald sie wirklich extrem wird - und das Microsoft-Beispiel ist gut weil sie fast einem Monopol glich - desto destruktiver wird das. Letztlich wird es dann auch selbstzerstörerisch, ähnlich wie Krebs der den Körper der ihn am leben hält tötet.
Ob die zweite Million leichter ist als 10.000 für eine Krankenschwester, weiß ich nicht. Hängt davon ab, wieviel zu sparen die Krankenschwester bereit ist. Ich hatte meine ersten 10.000 innerhalb eines halben Jahres nach Arbeitsbeginn angespart, und ich hab aber nur Teilzeit gearbeitet.

Aber grds. stimmt das schon, die erste Million ist die schwerste, und Leute wie Bill Gates können auch einfach mal die Hälfte ihres Vermögens spenden und sind ein paar Jahre später trotzdem wieder da, wo sie angefangen haben. Da gibt es mehrere Faktoren, wozu natürlich die Skalierbarkeit beiträgt. Wenn ich genug Geld habe, kann ich mir leichter einen Steuerberater leisten, weil das dann nur einen Bruchteil meines Einkommens ausmacht. Wenn ich nur 20.000€ im Jahr verdiene, macht das vmtl. keinen Sinn, obwohl es immer was zu sparen gibt.
 
Da muss ich dir widersprechen; warum soll es einen Unterschied machen, ob es um eine Minderheit geht? Es gibt sicher genügend Leute, die kein Interesse an Sozialleistungen haben. Wenn etwa jemand ein Privatvermögen in Millionenhöhe hat, der wird sich weder für Renten- noch Arbeitslosenversicherung interessieren. Letztere könnte
Oder andersrum; ich selbst bin zwar kein Vermögensmillionär, aber würde liebend gern auf Rentenabgaben verzichten. Weil ich schlicht kein Interesse daran habe, jemals eine Rente zu bekommen und überdies auch nicht glaube, dass es unser derzeitiges Rentensystem überhaupt noch gibt, bis ich im rentenfähigen Alter bin. Ich sorge derzeit privat vor und hätte lieber jetzt mehr Geld, um besser privat vorsorgen zu können. Leider habe ich keine Möglichkeit eines Opt-Outs. Ich werde gezwungen, diese Abgaben weiter zu leisten.
Und wie würdest Du das bestehende System ändern? Alle nur noch privat oder ne Art Wahl oder so?

Weil das Problem wäre dann: Nehmen wir kurz an, dass solche Zahlungen nicht verpflichtend wären. Du und jeder hätte also die Wahl, was dann hieße: Jeder der es so will muss nicht mehr einzahlen, kann aber dann auch nichts rausbekommen. Die Konsequenz wäre, dass das bei einigen und möglicherweise vielen schief läuft. Und das wäre dann wiederum eine Extrem-Situation, denn wenn jemand z.B. seinen Job verliert und nichts mehr verdient und nirgends irgendwie versichert ist und dann noch bis zur kompletten Altersarmut überlebt und dann natürlich auch keinerlei Rente bekommt, hieße das Obdachlosigkeit oder aber das andere dennoch dafür zahlen.

Wie sollte man so ein Problem lösen? Und wärest Du dann nicht auch dafür es mit der Krankenversicherung genau so zu machen? Ich bringe das Beispiel weil es im Zweifel noch wesentlich extremer wäre. Wer z.B. einen Unfall hätte und dann die OP selbst zahlen müsste, kann schon mal 15.000 Euro nur dafür blechen und dann kommt Reha etc. Die wenigsten könnten das.


Ob die zweite Million leichter ist als 10.000 für eine Krankenschwester, weiß ich nicht. Hängt davon ab, wieviel zu sparen die Krankenschwester bereit ist. Ich hatte meine ersten 10.000 innerhalb eines halben Jahres nach Arbeitsbeginn angespart, und ich hab aber nur Teilzeit gearbeitet.

Aber grds. stimmt das schon, die erste Million ist die schwerste, und Leute wie Bill Gates können auch einfach mal die Hälfte ihres Vermögens spenden und sind ein paar Jahre später trotzdem wieder da, wo sie angefangen haben. Da gibt es mehrere Faktoren, wozu natürlich die Skalierbarkeit beiträgt. Wenn ich genug Geld habe, kann ich mir leichter einen Steuerberater leisten, weil das dann nur einen Bruchteil meines Einkommens ausmacht. Wenn ich nur 20.000€ im Jahr verdiene, macht das vmtl. keinen Sinn, obwohl es immer was zu sparen gibt.
Es gibt auch viele Gelegenheiten um ziemlich sicher Profit zu machen die nur jene mit Geld überhaupt bekommen, dasselbe gilt für Informationen. Du hast doch Erfahrung mit Crypto und da ist es ja auch so. Wer früh drin war und damals eher kluge Entscheidungen traf, die harten Jahre einigermaßen gut überstanden hat, ist jetzt in einer viel besseren Position, kann viel höhere Risiken gehen (und damit auch hohes Potential kaufen) ohne pleite zu gehen. Jemand der jetzt einsteigt und lange nicht so viel hat kann bzw. sollte das nicht.

Bill Gates z.B. ist vermutlich in sehr vieles investiert. Es gibt Milliardäre die ganz bewusst immer wieder z.B. eine Million in kleine Startups stecken. Und die machen das 10 mal und 8 gehen kaputt. Aber wenn auch nur eines ein großer Konzern wird, dann werden aus der einen Million wieder hunderte. Und ja, die können sich natürlich auch Anwälte leisten und nach allen Seiten absichern, können sehr viel delegieren etc.

Grundlegend ist es einfach so das Geld ab einer gewissen Schwelle immer noch mehr Geld anzieht wenn nicht komplett verrückte Entscheidungen getroffen werden.
 
Und wie würdest Du das bestehende System ändern? Alle nur noch privat oder ne Art Wahl oder so?

Weil das Problem wäre dann: Nehmen wir kurz an, dass solche Zahlungen nicht verpflichtend wären. Du und jeder hätte also die Wahl, was dann hieße: Jeder der es so will muss nicht mehr einzahlen, kann aber dann auch nichts rausbekommen. Die Konsequenz wäre, dass das bei einigen und möglicherweise vielen schief läuft. Und das wäre dann wiederum eine Extrem-Situation, denn wenn jemand z.B. seinen Job verliert und nichts mehr verdient und nirgends irgendwie versichert ist und dann noch bis zur kompletten Altersarmut überlebt und dann natürlich auch keinerlei Rente bekommt, hieße das Obdachlosigkeit oder aber das andere dennoch dafür zahlen.

Wie sollte man so ein Problem lösen? Und wärest Du dann nicht auch dafür es mit der Krankenversicherung genau so zu machen? Ich bringe das Beispiel weil es im Zweifel noch wesentlich extremer wäre. Wer z.B. einen Unfall hätte und dann die OP selbst zahlen müsste, kann schon mal 15.000 Euro nur dafür blechen und dann kommt Reha etc. Die wenigsten könnten das.
Ja, in etwa so stelle ich mir das vor. Für die Extremfälle lassen sich Lösungen finden, aber im Grundsatz gilt: Selbst schuld, wer diesen Weg wählt. Jeder Aussteiger sollte natürlich ein längeres Beratungsgespräch hinter sich bringen müssen, denkbar wäre auch, bei besonders gefährdeten Menschen einen Ausstieg nicht zu bewilligen, damit es zu dieser Situation nicht kommt.

Und bei der Krankenversicherung ist es ja bereits so. Wer einmal in die private gewechselt ist, kann nur noch in besonderen Ausnahmefällen in die gesetzliche zurück.

Es gibt auch viele Gelegenheiten um ziemlich sicher Profit zu machen die nur jene mit Geld überhaupt bekommen, dasselbe gilt für Informationen. Du hast doch Erfahrung mit Crypto und da ist es ja auch so. Wer früh drin war und damals eher kluge Entscheidungen traf, die harten Jahre einigermaßen gut überstanden hat, ist jetzt in einer viel besseren Position, kann viel höhere Risiken gehen (und damit auch hohes Potential kaufen) ohne pleite zu gehen. Jemand der jetzt einsteigt und lange nicht so viel hat kann bzw. sollte das nicht.
Aber das ist doch auch nur fair. Heute hat jeder schon hunderttausendmal von Kryptowährungen gelesen. Vor 10 Jahren war das ein Randthema, mit dem sich nur ein paar irre Nerds auseinandergesetzt haben. Die sind da teilweise existenzbedrohende Risiken eingegangen, und wurden von der ganzen Welt für verrückt gehalten - ein paar Jahre später waren viele von ihnen Milliardäre. Wer gegen den Strom schwimmt, dem muss man auch eine höhere Rendite zusprechen, ansonsten lohnt das Risiko ja nicht.

Außerdem ist es so, dass es das gegenteilige Problem auch gibt; jemand, der einen zweistelligen Milliardenbetrag anlegen muss, kann in einen Großteil aller Anlagevehikel gar nicht investieren, weil es sich schlicht nicht rentiert. Warren Buffett hat etwa das Problem, dass er inzwischen nur noch in riesige Unternehmen investieren kann, weil bei kleinen schlichtweg seine Due Diligence zu aufwendig wäre. Deswegen kauft der heutzutage quasi nur noch Blue Chips Coca Cola, Apple und Heinz.
Bill Gates z.B. ist vermutlich in sehr vieles investiert. Es gibt Milliardäre die ganz bewusst immer wieder z.B. eine Million in kleine Startups stecken. Und die machen das 10 mal und 8 gehen kaputt. Aber wenn auch nur eines ein großer Konzern wird, dann werden aus der einen Million wieder hunderte. Und ja, die können sich natürlich auch Anwälte leisten und nach allen Seiten absichern, können sehr viel delegieren etc.

Grundlegend ist es einfach so das Geld ab einer gewissen Schwelle immer noch mehr Geld anzieht wenn nicht komplett verrückte Entscheidungen getroffen werden.
Aber es stimmt natürlich, dass diejenigen, die viel Geld haben auch mehr Möglichkeiten haben, allein wegen der Skalierung (siehe oben mein Steuerberater-Beispiel). Aber dabei ist meist auch ein ganzer Stab von Leuten involviert, die da mitarbeiten und bezahlt werden - also man kann die Millionen nicht einfach irgendwo parken und sie vermehren lassen. Weil theoretisch könnte ja auch jeder Kleinstanleger in 10 verschiedene Pennystocks investieren und hoffen, dass eins davon explodiert. Natürlich werden dann nur aus, sagen wir, 1000€ dann 10.000€ oder 100.000€, aber das Prinzip ist ja das Gleiche.
 
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N´abend!

Jetzt bin ich recht gespannt, der 761 Seiten dicke Wälzer von Naomi Klein - Die Schockstrategie - ist grad angekommen. Berichte und Auszüge folgen sicher später dazu.

Hier noch einmal einige Inhalte aus den Film: Whos saving whom? Wer rettet wen?

Wer Rettet Wen?

Die Krise als Geschäftsmodell auf Kosten von Demokratie und sozialer Sicherheit

Eine internationale Koproduktion der Kernfilm von Leslie Franke und Herdolor Lorenz, 2015, 104 Minuten
„Wer Rettet Wen?“ ist kein weiterer Banken- oder Eurorettungsfilm. Er deckt auf, was bei allen „Rettungen“ bis zum heutigen Griechenlanddrama weitgehend verborgen blieb: Die radikale Veränderung der Gesellschaften in Europa. Die als „Rettung“ verkleisterte Umwandlung privater Schulden in öffentliche, hat nicht nur die Demokratie ad absurdum geführt. Sie erschüttert Gesellschaften, die sich als Sozialer Rechtsstaat begreifen, in den Grundfesten. Niemand formuliert dies im Film treffender als Mario Draghi, der als einstiger Goldman Sachs-Vizepräsident und EZB-Präsident die Wirtschaft des Euroraums lenkt: „Das europäische Sozialmodell ist Vergangenheit. Die Rettung des Euro wird viel Geld kosten. Das bedeutet, vom europäischen Sozialmodell Abschied zu nehmen." Seit sieben Jahren wird mit vielen hundert Milliarden öffentlicher Gelder gerettet.

Was dabei verborgen bleibt, zeigt „Wer Rettet Wen?“: Eine gewaltige Umverteilung von unten nach oben. Die Reichen der Erde besaßen vor der Krise drei Mal mehr als alles, was in der Welt im Jahr produziert wird. Nach sieben Jahren „Krise“ besitzen sie schon vier Mal so viel. Mitten in Europa arbeiten Menschen wieder für Hungerlöhne. Es wird gerettet, nur für die 99% ist keine Rettung in Sicht.

 
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