Hallo, Roadrunner!
Ich bin in letzter zeit beschäftigt und darum erst heute eine/mehrere Antwort(en), die aber z.T. auch madma schon gegeben hat:
hallo!
... eine frage hätte ich zum threadnamen, wie darf man das verstehen? bzw. wie versteht ihr es? wald (ort der spiritualität) u. forst (wirtschaftliches nutzgut), glaubt ihr, dass das eine das andere ausschließt? ist das eine positiv das andere negativ? oder liegt es einfach im auge des betrachters?
Ja, das eine schließt das andere aus - das werde ich aber erst ganz am Schluß meiner Ausführungen begründen, denn dazu muß ich ausholen, ist viel Wissen und auch Spüren erforderlich ...
Für den "reinen" Naturliebhaber ist der Wald positiv, für den wirtschaftenden Menschen ist der Forst positiv - somit liegt es im Auge des Betrachters, bzw. an dessen "Nutzen-Denken".
.... der wald, aber auch der forst ist ein unglaublicher lebensraum bzw. für mich ein raum zum entspannen, erholen und krafttanken. beobachten u. lauschen u. die natur in vollen zügen zu genießen.
meines erachtens nach muss das eine das andere nicht ausschließen? bei uns in österreich, wenn die definition wald ist gleich wald ohne nutzung und forst ist gleich nutzung heißt, dann gibt es in österreich bis auf vereinzelte kleine standorte keinen wald.
und trotzdem kann man die energie u.die ruhe spüren, wenn man in den forst vor unserer haustür geht, der von bauern oder betrieben genutzt wird. oder wenn man in die berge wandern geht.
Du hat teilweise recht: auch im Forst kann man Gutes spüren, wenn der Forst auf heiligem Boden steht, wenn im Forst heilige Stellen sind ... bitte verstehe "heilig" nicht als religiös begründet, sondern als Stellen, die Aufmerksamkeit fordern, die Ausstrahlung haben, die Kraft geben ... wo man sich wohlfült, still wird ... Berge sind fast immer heiliges Gebiet, das sagen uns oft schon die Flurnamen am Weg dorthin oder die Bergnamen selber ... ein unerschöpfliches Thema für sich!
Ja, es gibt nur mehr wenig Wald in Österreich (ich bin ja selber auch Ö ;-) ); aber es gibt noch den "naturbelassenen", dennoch genutzten Wald - und da müssen wir den Waldbauern vollstes Lob zukommen lassen, die ihren Wald "pfleglich nutzen". problematisch wirds bei der industriellen Nutzung, Kahlschlagwirtschaft, "sortenreinen" somit naturfernen Forsten ...
Aber auch hier verweise ich auf das Ende meines Textes ...
@ madma nein ich meinte eigentlich, dass eigentlich fast alle wälder in österreich genutzt werden, also eigentlich forst sind oder wären! also eigentlich nicht unberührt lässt!
trotzdem kann man die ruhe, die energie spüren und genießen!
schön ist es in der früh, wenn die ersten sonnenstrahlen durch die zweige blinzelt! die vögel frisch und fröhlich zwitschern!
Nocheinmal: auch Forst kann Ruhe bieten und Kraft geben - aber diese Kraft ist nicht vollständig! Leider bemerkt der "zivilisierte" Mensch das eben gar nicht und ist mit Sonnenstrahlen und Vogelgezwitscher zufrieden! ABER: wichtig ist in diesem Zusammenhang ja tatsächlich die gewonnene Zufriedenheit!! Daher: genieße es!
Aber schon dass Du fragst, ist sehr gut - denn das ist der Weg der Entwicklung zur Nähe, zum Verständnis zur Natur - die eben aus noch mehr besteht außer Sonne und Zwitschern!
ja da muss ich dir recht geben!
für mich ist die natur u. ins besondere der wald sehr wichtig. schon als kind bin ich immer in den wald u. habe den bäumen von meinen sorgen erzählt. obwohl sehr schweigsame zuhörer, ging es mir danach immer besser!
jetz im frühjahr ist es herrlich, wenn man nach dem düstern grau, des winters wieder dieses herrliche grün der ersten blätter sieht. auch die ersten bäume blühen und bilden meist am waldrand eine bunte mischung der blühtenpracht!
Dazu muß ich nix mehr sagen - Du SPÜRST, denn Du sprichst (gibst) und empfängst (besser gehen!) ... das ist der Dialog im Gefühl und damit hast Du schon mehr als Viele ...
tja die geschichten würde ich gerne hören, nur leider verstehe ich sie nicht bzw. weiß ich die technik nicht, wie man mit ihnen reden kann.
erfahrungen diesbezüglich?
*lach* Technik? Du sprichst mit ihnen, und sie geben Zufriedenheit ... das ist ja schon ein Dialog und damit hast Du ja schon eine Erfahrung, eine Technik! Probier alles aus was Dir in den Sinn kommt:
druntersetzen, drunterlegen, drunterstellen, in Entfernung stellen, hinschauen, wegdrehen, wegschauen, rundherumgehen, hinsetzen: die Pflanzen und Tiere betrachten, erwarten, begrüßen, bestimmen, (wieder)erkennen, sich einfach beschäftigen, WISSEN WOLLEN, SPÜREN WOLLEN ...
und in Dichhineinhorchen, anlehnen und Augen schließen, in den Baum mit geschlossenen Augen hineinschauen, aufwärts zur Krone den Ästen folgen, abwärts in die Wurzeln schauen ... spiele mit Deiner Phantasie ... spiele mit der Phantasie des Baumes ...
Ich hatte kürzlich bei der Eiche das Gefühl, in sie "hineinzufallen" in eine hölzerne Halle ... hab mich sogar rasch festgehalten an der Rinde ...
So, und jetzt zum Thema:
Wald und Forst ... und es ist ein zumindest im ersten hinhören/-lesen ein eigentlich grausiges Thema! Aber hüten wir uns andererseits vor zu schneller Verurteilung ...
Verschiedene Alter, "Totholz", Licht und Schatten ....
Ein WALD keimt aus Samen, wächst, wird groß. Ein Wald wächst entweder dort wo noch kein Wald ist (Verwaldung von Wiesen, Almen!) und dann sind die verschiedenen (!) Bäume annähernd gleich alt! Ein Wald wächst aber auch im Wald selber, dann zwängen sich junge Bäume zwischen die alten Bäume, bewachsen jene Löcher, welche abgestorbene Bäume hinterlassen (oder Windwurf, Schneedruck, Lawinen, Hochwasserschneisen, ...)
Herbst im Berg-Mischwald
Ein Wald hat also ALLE denkbaren Altersstufen und viele Baumarten ... und das Wichtigste - und das hat der Forst NIEMALS: er hat Bäume, die beginnen uralt zu werden, die beginnen abzusterben ... ein Ast, mehrere Äste werden dürr, splittern ab, ein Nebenstamm stürzt, zerbricht, der Hauptstamm wehrt sich, bildet neue Nebenstämme aus Ästen, aber letztlich stirbt er ... und entweder wird er nach dem Verlust der Rinde stehend steinhart, oder er stürzt und vermodert in vielen vielen Jahren ...
Wohn- und Aufzuchtstätte "alter, toter" Baum
ABER auch in dieser Zeit des Sterbens LEBT DER BAUM: Er bietet Lebensraum mittels seiner Löcher und Höhlungen, er bietet Dünger mittels seines Moders, er bietet Futter und Nahrung für Insekten, Pilze, Flechten, Moose; er strukturiert die Landschaft mit urigen Gestalten!

Beispiele von Lebensraum in alten, abgestorbenen Bäumen

Er bietet auch im Winter Nahrung: stehende tote Bäume bieten ihre Maden den Spechten an - liegende Bäume sind unter Schnee begraben, ihre Fäulnis wärmt aber überwinternde Individuen ... Reichhaltig ist das Angebot an Leben durch die sterbende, "gestorbenen" Bäume!!
Der Forst in seiner optisch schlimmsten Phase: teilweiser Kahlschlag, die restlichen Bäume gleichalt, jetzt Wind und Sonne ausgesetzt, geschwächt, ...
Der FORST hingegen wird "geerntet", abgeholzt in der "Optimalphase", in der "Nutzungsphase" ... stell Dir vor, unsere beste Jugend, unsere erfahrensten Menschen werden immer genau dann in einen Krieg ohne Wiederkehr geschickt, wenn sie ihre beste Zeit vor sich hätten, ihre Erfahrungen weitergeben könnten .... Das heißt: im Forst gibt es keine erwachsenen Bäume !!! ... und das ist die grausige Erkenntnis, wenn man mit den Bäumen im Forst "spricht" - wenn man das stille, düstere Dunkel der Stämme im immer gleichaltrigen, halbentwickelten Fichtenforst betritt - und keinen Vogel singen hört! Denn was soll er da? Singen? Ohne Höhle für eine Wohnung? Ohne Licht? Ohne Nahrung? Sogar der Boden ist tot und voller saurer Nadeln ...
Ja, wir brauchen den Forst, und auch die Forstwirtschaft, denn Holz ist ein wichtiger Rohstoff! Was wir nicht brauchen ist der riesige immer gleichbleibend größer werdende Verbrauch, eine Folge von Luxus, Bequemlichkeit und Wachstum !!
Aber ich wettere niemals gegen Wirtschaft, sondern will, dass wir alle uns daranmachen, uns zu reduzieren, zu beschränken, Mut zur Einfachheit haben, nicht uns einlullen lassen von Medien, Veranstaltungen, Happenings, Events, Reiseveranstaltern ... die alle das Wachstum mitbewerben! Sondern einfach vor die Haustüre gehen und SCHAUEN ... es ist noch genug da, was zu retten ist! Es ist noch genug da, was wieder zu reparieren wäre ...