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Aber jeder einzelne ist gefragt und sollte selber Hinsehen und handeln, aber die Schuldverschiebung ist uns angeboren, als Eva von der Verbotenen Frucht as, sagte sie, die Schlange ist Schuld und als Gott Adam fragte, hat der gesagt, Eva ist Schuld, keiner übernimmt Verantwortung, schuld sind immer die anderen.
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Jain.
Richtig ist, dass jeder einzelne hinsehen kann und aufgefordert ist, seinen "ökologischen Fußabdruck" zu verkleinern.
Richtig ist aber leider auch, dass derzeit noch ein klima- und umweltfreundliche(re)s Leben teurer und zeitaufwändiger ist, und an der Lebenssituation vieler Menschen einfach vorbei geht. Zum Beispiel auf ein Auto können derzeit nur die Menschen verzichten, die mit bezahlbarer Miete Zugang zu brauchbarem öffentlichen Nahverkehr haben, so dass sie eben leicht zur Arbeit pendeln können. Da gibt es Leute, die glaubhaft und nachvollziehbar erklären können, dass sie in der aktuellen Lage keine Möglichkeit haben, nicht ein eigenes Auto zu fahren. Das ist ihnen nicht zum Vorwurf zu machen, sondern die aktuelle Infrastruktur gibt nicht mehr her.
Natürlich kann man beim Einkaufen auf Herkunft und Umweltverträglichkeit der Produkte achten. Das geht allerdings manchmal auf den Preis - können sich einige nicht leisten - und auch die Zeit sämtliche Zutatenlisten, Herkunftsangaben etc. zu studieren, fehlt auch vielen Menschen. Auch das ist ihnen nicht zum Vorwurf zu machen.
Es gibt auf der Welt einige Länder/Regionen, die einen signifikanten Anteil ihrer Wirtschaftskraft aus dem Tourismus erhalten. Und einige Reisen lassen sich nur sinnvoll mit dem Flugzeug durchführen. Diesen Tourismus von heute auf morgen einzustellen würde besagte Länder/Regionen in den Ruin treiben - und allgemein weitet der Tourismus Horizonte und wirkt bestenfalls Xenophobie entgegen - die Lösung kann also auch nicht sein, allgemein Reisetätigkeit/Tourismus einzustellen - auch nicht auf lange Sicht.
Es ist auch nicht so, dass alle Nahrungsmittel-Knappheit und Probleme dann gelöst wären, wenn alle Menschen zu kompletten Vegetarieren/Veganern würden. Richtig ist zwar, dass die Massentierhaltung, wie sie aktuell durchgeführt wird, eine ökologische Katastrophe ist und schleunigs reduziert/modifiziert werden muss, aber die Sachlage ist doch ein wenig komplexer, so dass auch hier ein ganz-oder-gar-nicht-Ansatz das Problem nicht lösen sondern womöglich vergrößern würde bzw. andere große Probleme erschaffen würde.
Richtig ist, dass jeder Mensch seinen eigenen individuellen ökologischen Fußabdruck reduzieren kann, wenn er den Fleischkonsum drastisch reduziert, und nur selten mit dem eigenen Auto fährt und auch nicht so viel mit dem Flugzeug verreist. Falsch ist aber, dass alle Probleme gelöst wären, wenn die Menschen sich alle nur an diese Regeln halten würden. Mit dem Konsumverhalten werden nur vergleichsweise kleine Stellschrauben geregelt.
Die großen Stellschrauben haben immernoch Politik, Wirtschaft und Industrie in der Hand, die dann auch dafür sorgen müssen, dass für möglichst viele Menschen ein klima- und umweltfreundliche(re)s Leben günstig und einfach ist. Die müssen dafür sorgen, z.B. ein öffentliches Nahrverkehrsnetz zur Verfügung zu stellen, das ,öglichst viele Menschen effektiv nutzen können. Die müssen dafür sorgen, dass möglichs viele Reiseziele günstiger (und bequemer) mit der Bahn als mit dem Flugzeug zu erreichen sind. Die müssen dafür sorgen, dass Ökostrom günstig produziert und verteilt werden kann etc. Diese großen Stellschrauben, die damit einhergehen, dass die Infrastruktur für ein klima- und umweltfreundliches Leben geschaffen werden, haben die Konsumenten nur über ihr Wahlverhalten in der Hand. Diese Verantwortung liegt wirklich mehr bei den Politikern.