@der Narr
Hallo,
ich versuch mich mal auf zwei Punkte zu konzentrieren.
1. deine Behauptung Unterschiede seien da und nicht wegzuleugnen.
Unterschiede sind da, aber zwischen jedem Individuum, alles andere sind Tendenzen, die nicht wirklich etwas aussagen.
Nehmen wir uns den angeblich signifikantesten Unterschied zwischen Menschen die Geschlechterdifferenz (um mal zur Abwechselung von dem Rassenblabla wegzukommen).
Geschlecht ist ´ne Kategorie, die angeblich angeboren ist.
Ich mein hier nicht das soziale Geschlecht, das in Beziehung zu einem biologischen Geschlecht gesetzt wird; ich spreche vom biologischen Geschlecht selbst.
Im klassischen Diskurs soll es also biologisch gesehen Männlein und Weiblein geben, die Unterschiede seien hier zementiert durch Anatomie, Morphologie, Physiologie und Hormone. Geschlecht wird also hier als außerkultureller Tatbestand gesehen. Aber es gibt mittlerweile viele Wissenschaftler, die dieses Gerüst anzweifeln. Die Geschlechter zeichnen sich hernach durch Überschneidungen, Kontinua, nicht durch Polaritäten aus. Es ist völlig willkürlich gerade von zwei Geschlechtern auszugehen, warum nicht von 10?
Was ich damit sagen möchte, ist eigentlich bloß, dass die natürliche Sicht auf die Dinge, nie natürlich und immer kulturell ist;
wir leben in einer von Menschen geschaffenen Welt, es gibt keine Selbstverständlichkeiten, nur Konstruktionen und einige kann man zum Einsturz bringen, wieder andere implementieren, immer stecken irgendwelche Interessen dahinter. Das es vor einigen Jahrzehnten noch ´ne wesentliche Rolle gespielt hat, ob der Nachbar Protestant oder Katholik war, dass es in bestimmten Teilen immer noch ´ne herausragende Rolle spielt, dass man meinte, man sehe gleich, um was es sich beim Gegenüber handelt, das ist Teil einer Wahrnehmungsarbeit entlang von Kategorien, die meiner Meinung nach nie etwas positives zu leisten vermag. Vor einem Jahrhundert noch gab es nur die Inder, heute meinen Pakistani und Inder grundlegende Wesensunterschiede erkennen zu können. Auch der Grand der israelischen Palästinenser und der israelischen Israelis meinen gleich zu wissen, wann wer vor Ihnen stünde, obwohl beide Gesellschaften so heterogen sind, das es eigentlich unmöglich sein dürfte; aber es ist möglich, denn wenn wir es hinnehmen, schreiben sich Unterschiede tatsächlich in unser Sein und Wirken und vor allem in unsere Wahrnehmung ein, diese sind für nichts gut und deshalb sollten wir daran arbeiten, dass sie uns nicht beherrschen. Mit Zwang auf andere Nein, aber mit Gewalt an uns, im Sinne von ernsthaft bemüht Ja.
2.) Fremdzuschreibungen=Recht auf Muttersprache=Menschenrecht
Begriffe haben immer einen Kontext, aus dem heraus sie entstehen, es gibt viele unschöne Begriffe, die rassistisches Potential in sich bergen, einige würdest auch du als völlig indiskutabel ablehnen; wonach richtest du dich dabei? Warum hältst du es für zu viel verlangt, sich nach dem Wunsch des Angesprochenen zu richten? Warum nicht an sich arbeiten, wenns, in deinen eigenen Worten dem respektvollen Miteinander dient. Nicht aus Angst, einen oben drauf zu kriegen, nicht weil ich auf der (ehemaligen)Trend-Welle des PC mitsurfen will (es gibt längst ´ne Anti-PC-Bewegung, in der bewusst alle Worte in den Mund genommen werden, die als verpönt galten), sondern aus eigenem (menschlichen, politischen, spirituellem
) Antrieb?
Aus dem gleichen Antrieb heraus, braucht man viele Jener nicht zu verdammen, die in anderer Tradition stehen
An Redensführer setze ich allerdings einen ganz anderen Anspruch als an eine 90-Jährige Oma, trotzdem mache ich die Erfahrung, dass es einfacher ist einer 90-Jährigen Oma zu erklären, warum dieses oder jenes einigen Menschen aufstösst, als einer Möndgöttin