Tichy beteiligte sich im Frühjahr 2017 an einer von der
Alternative für Deutschland (AfD) getragenen Kampagne, mit der die ehemalige Bischöfin
Margot Käßmann als Rassistin verunglimpft wurde.
[15] Aufhänger war ein durch Auslassungen verfälschtes Zitat von Käßmann.
[16]
Nachdem Roland Tichy im September 2020 in seinem Monatsmagazin
Tichys Einblick einen Gastbeitrag von Stephan Paetow veröffentlicht hatte, der sexistische Aussagen über die Berliner
SPD-
Staatssekretärin Sawsan Chebli enthält, verließ Digitalisierungsministerin
Dorothee Bär (CSU) die seit 2015 unter Tichys Vorsitz stehende
Ludwig-Erhard-Stiftung und erklärte dazu: „Sofern die Stiftung einen Vorsitzenden hat, unter dessen Federführung solche Texte veröffentlicht werden, kann und will ich sie nicht weiter unterstützen. Es zeigt eine gesellschaftspolitische Geisteshaltung, die ich nicht akzeptiere.“
[17] Nach dem Austritt Bärs erklärten auch Bundesgesundheitsminister
Jens Spahn und der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Carsten Linnemann, ihre Mitgliedschaft in der Stiftung ruhen zu lassen. Stiftungs-Mitglied
Jens Weidmann kritisierte in einem Brief an die anderen Mitglieder der Stiftung, in Tichys Magazin sei es „wiederholt zu beleidigenden und verletzenden Äußerungen gekommen, die sich mit den Idealen der Stiftung nicht vertragen und eine negative öffentliche Berichterstattung über die Stiftung ausgelöst haben“.
[18] Tichy kündigte daraufhin an, sich nicht der Wiederwahl Ende Oktober zu stellen.
[19] Nach Angaben des Stiftungsvorstands wollen dies auch der stellvertretende Vorsitzende
Oswald Metzger sowie der Schatzmeister Alexander Tesche tun.
[20] Im
Deutschlandfunk kommentierte Stefan Fries, es sei erstaunlich, wie lange es gedauert habe, „bis Tichys Unterstützer erkannt haben, wen sie 2014 zum Vorsitzenden der Ludwig-Erhard-Stiftung gewählt haben“. Er zog das Fazit, das Problem sei nicht Roland Tichy als Stiftungsvorsitzender, sondern als Publizist, „der behauptet, Journalismus zu betreiben, aber oft gegen dessen Grundsätze verstößt“.
[21] Beim
Finanzen Verlag, in dem Tichys Einblick erscheint, schrieb der
Betriebsrat einen Brief an Verlagschef
Frank-Bernhard Werner, da die Belegschaft um den Ruf der Firma durch diese Kooperation fürchtete. Werner begründete diese allein mit finanziellen Interessen, kündigte aber an, dass man zukünftig noch aufmerksamer sein werde, um Aussagen „mit sexistischer oder rassistischer Konnotation“ zu vermeiden.
[22] Im Oktober 2020 erwirkte Chebli eine einstweilige Verfügung gegen
Tichys Einblick.
[23]