JAAAA! Mein Reden seit schon mehreren Jahren. Denn - das gibt es auch - so einige sehen ihre Meinungsfreiheit alleine schon aufgrund von Widerspruch verletzt.
Ja. Es gibt auch nicht Wenige die der Überzeugung sind dass es bestimmte Meinungen gar nicht geben dürfte und einen Menschen total ins Abseits stellen und vollkommen isolieren wollen der eine bestimmte Ansicht hat. Oft wird da auch kein bisschen differenziert und nicht selten macht man sich sogar verdächtig wenn man das tut.
Was die Einseitigkeit der Medien angeht, so stimme ich nicht umfassend zu. Z.B. Markus Lanz hatte viele Leute in seiner Sendung, die die Maßnahmen kritisieren. Und hier im Forum wurden viele Artikel aus "Mainstream"-Medien verlinkt, in denen auch Ärzte zu Wort kamen, die es eben anders sahen. Und ihnen wurde sachlich widersprochen.
Ja, es wird nur insgesamt wesentlich mehr darauf gesetzt andere Ansichten wesentlich weniger stattfinden zu lassen und auch zu diskreditieren. Mit "diskreditieren" meine ich nicht "widerlegen". Das mache ich ja selbst z.B. hier im Forum, also dass ich gegen diverse Theorien argumentiere und dagegen, Corona sei doch nicht schlimmer als Grippe etc. Insgesamt bin ich gar nicht besonders kritisch was die Berichterstattung über Corona betrifft. Aber was ich absolut für falsch halte ist, diese diskreditierende Sprache wenn es z.B. um Demos wie jene in Berlin geht. Den Begriff "Corona-Leugner" z.B. finde ich absolut daneben. Für eine Mehrheit ist der sachlich falsch, denn die meisten scheinen ja nicht der Ansicht zu sein dass es Corona nicht gibt. Die glauben vor allem dass es nicht so schlimm ist und nur genutzt wird um Panik zu machen und Rechte einzuschränken und dann kommen diverse Theorien über Gründe. Ein guter Bekannter gehört dazu und der ist wirklich ein freundlicher Typ und auch wirklich sehr intelligent. Seine Theorie ist: Corona existiert zwar, würde aber übertrieben. Grund: Die Wirtschaft solle sozusagen gewollt gegen die Wand gefahren werden um einen Crash mit Ansage und dann einen Neustart auszulösen. Das ist also eine ziemlich umfassende Theorie die ich vollkommen abwegig finde.
Interessanter ist warum er überhaupt so denkt und das hat wenig mit dem eigentlichen Thema zu tun: Der misstraut Politik und Medien so sehr, und dafür hat er dann durchaus nicht nur schlechte Gründe und wir sind uns bei vielem sogar einig, dass er ziemlich komplett ins Gegenteil geht und bei allem vermutet belogen zu werden. Und wie gesagt, der ist weit entfernt davon verrückt zu sein oder einer von denen die unzufrieden in irgendeinem Keller brüten, sondern Ehemann und Vater von zwei Teenagern, mit gutem Job und gutem Gehalt, eigenem Haus, verlässlich usw. Er ist nicht rechts, glaube aber eben Dinge die ich zumindest teilweise schräg finde. Der könnte auf so eine Demo gehen, würde es vermutlich tun würde er in Berlin leben.
Es wäre falsch ihn zu diskreditieren, denn die wirklich entscheidende Frage ist: Warum misstraut er Medien und Politik so extrem? Und sind seine Gründe dafür wirklich nur verrückt und abwegig?
Den Teil habe ich mal schwarz gemacht, denn darum gehts mir wirklich: Ich glaube, dass das auf eine Mehrheit zutrifft. Die konkreten Theorien von extremen Theorien bis irgendwie theoretisch möglich, sind sehr verschieden. Aber alle eint ein derartiges Misstrauen gegenüber Medien und Politik, dass sie bei allem sofort glauben sie würden belogen. Und m.A.n. ist das nicht nur deren eigene Schuld. Das Problem das ich sehe ist: Vieles der Berichterstattung unterstützt deren Überzeugung das die Medien ein falsches Spiel treiben. Das ist dasselbe Problem wie mit dem hier verbotenen Thema und AfD usw. M.A.n. haben einseitige und erzieherisch wirkende Medien einen großen Teil dazu beigetragen Menschen wütend zu machen und ins Extrem zu bringen. In den USA ist das übrigens auf beiden Seiten so. Bernie Sanders Fans sind nicht weniger wütend auf Mainstream-Medien als Trump-Fans. Und die haben wirklich viele gute Gründe.
Der Unterschied ist, dass durch die Unterschrift alleine die AfD-Mitglieder oder andere Leute nicht noch ihre Thematik in die Petition mit reinbringen können.
Ja, stimmt. Guter Punkt.
Wie ich auch schon schrieb, wäre mir deren Anwesenheit bei Demonstrationen, an denen ich teilnehme, auch recht bzw. egal, wenn sie das Thema nicht noch zusätzlich mit ihren Themen vermischen würden. Um bei Deiner fiktiven Demo gegen verbleites Wasser zu bleiben: Wenn neben mir jemand das Schild hochhält: "Ich will kein Blei im Trinkwasser" - also schlicht das Thema der Demo - so wären mir mögliche Parteimitgliedschaften, weitere politische Gesinnungen o.ä. ziemlich gleichgültig. Neben einem Schild, auf dem z.B. den Juden die Schuld am Blei zugeschoben wird, möchte ich aber tunlichst nicht stehen.
Ja, ich auch nicht. Allerdings ist meine Ansicht: Es wird immer auch Extremisten geben, immer auch Verrückte geben, immer auch Menschen mit denen ich nichts zu tun haben möchte. Und es ist einfach Fakt, dass auch die ihre Meinungen vertreten können solange sie eben nicht irgendein Gesetz verletzen - wobei so ein Schild vermutlich schon gesetzeswidrig wäre? Und wenn man Verrückte und Extremisten betreffend sensibel ist, dann wäre ich dafür es in alle Richtungen zu sein. Denn auch in der Linkspartei gab es z.B. mal Unterhaltungen auf irgendeiner Konferenz inwiefern man Reiche nicht erschießen oder in Lager stecken sollte. Vermutlich waren das nur dumme Scherze, aber bei Rechtsextremisten würde dieser Unterschied wahrscheinlich nicht gemacht. Und vor kurzem erst wurde vor Jeff Bezos Haus eine Guillotine aufgestellt. Linke tragen auch gerne Schilder auf denen "Kill your landord" steht usw. Linke Extremisten sind nicht weniger finster drauf als Rechtsextremisten. Dennoch unterscheidet sich die Berichterstattung über sowas deutlich. Nicht dass das gutgeheißen wird, es wird aber gar nicht so ernst genommen und dann breit skandalisiert. Und ich selbst will gar nicht dass es skandalisiert wird. Für mich sind das alles einfach nur Idioten von denen ich nicht hoffe, dass sie einflussreich werden und die sind eine kleine Minderheit. Dieses Extrem ist aber auch rechts eine Minderheit. Und genauso wenig wie ich alle BLM-Demonstranten in eine extremistische Ecke schieben würde weil darunter auch Extremisten sind, mache ich das auf der rechten Seite. Und wenn irgendein Verrückter, z.B. ein echter Nazi mit irgendeinem Schild, auf einer Demo neben mir wäre oder ob es ein Linksextremist ist der dazu aufruft Reiche in Lager zu stecken... ehrlich, ich kann das nicht mal ernst nehmen. Wahrscheinlich würde ich eben einfach weggehen, aber das wärs auch.
Ja, diese übertriebene Form des Purismus sehe ich vereinzelt auch. So weit gehe ich aber nicht. Es geht mir nicht darum, dass AfD-Anhänger zu persona non grata werden, mit denen ich keine Atemluft teilen will, sondern darum, dass ich mit diversen weiteren Meinungsäußerungen von denen nicht in Zusammenhang gebracht werden möchte. Ich fühle mich nicht dreckig dadurch, wenn ein AfD-Anhänger zufällig auf der gleichen Demo ist und da ebe ndie gleiche Meinung kundtut wie ich. Ich würde mich dreckig fühlen, wenn er auf der Demos das Thema mit weiteren Themen derart vermischt, dass es eben nicht mehr meine Meinung ist sondern ihr sogar stark entgegensteht, und, wenn man mich dann damit irgendwie in Zusammenhang bringen kann.
Wir sehen das eigentlich gar nicht oder kaum unterschiedlich. Für mich käme es nicht auf einzelne an, sondern auf die Stimmung insgesamt und den gesamten Kontext.
Ich würde dann die Demo verlassen - mindestens, wenn ich den Eindruck hätte, dass diese Redner für ihre abstrusen Theorien auch viel Beifall bekämen. Ohne Reichsflagge und ohne z.B. rassistische Theorien o.ä. können sie aber gerne mit-demonstrieren - denn dann vertreten sie ja das Grundthema ohne es mit ihren weiteren Themen zu... ja, zu verschmutzen.
Auch hier.. wir sehen das sehr ähnlich. Meine Toleranzschwelle ist vermutlich nur etwas höher. Ich akzeptiere das Menschen fehlerhaft sind, wegen irgendwas aufgebracht sein können, für mich total abwegige Dinge glauben können und man v.a. immer nur einen kleinen Ausschnitt erkennen kann.
Der wichtigste Punkt für mich ist: Egal wem ich zuhöre oder mit wem ich spreche oder neben wem ich herlaufe, das sagt gar nichts darüber aus wie ich denke, handle oder spreche. "Kontaktschuld" ist mir wirklich zuwider und das wird viel zu oft angewandt und als plausibel angesehen ohne zu hinterfragen. Ich sehe das auch als komplett abwegig, wirklich als verrückt - eine Verirrung im Denken. Und deshalb kritisiere ich Argumentationen die darauf hinauslaufen und das ist auch was ich an Medien kritisiere.