Das Manifest gegen Braune Esoterik

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Na, JvH ist ein besonders übles Beispiel, obwohl einige seiner Passagen so skurril sind, dass sie wieder erfrischend zum Grübeln anregen. Solange man sich nicht vereinnahmen lässt. JvH ist nämlich hinterfotzig-manipulativ obendrein.

Was JvH oder Autoren wie Dan Browne machen ist, Wahrheit so geschickt mit Unwahrheit, Erfundenem und Spekulation zu vermischen, dass ein unbedarfter Leser nicht mehr den Unterschied erkennt. Er denkt sich, dies und das ist doch eindeutig wahr, also müssen die restlichen Behauptungen auch wahr sein - was sie aber nicht sind.

So kann man auch Bücher an eine gewisse Klientel verkaufen. Aber mit seriöser Esoterik hat das nichts zu tun.

Nunja, es war die alte Auflage von dem Buch - das wollte sie dann doch nicht lesen, es könnte ja sein, dass seine Prophetien doch nicht eingetroffen sind (meine Anmerkung!). Ihr könnten ja die Augen geöffnet werden... Nun versuchen wir ihr eben die neue Auflage zu besorgen.... *kopfschüttel*

LG
Ahorn
 
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Salam Liber

aber beschäftige dich mal mit den linken politischen idiotismen zum ausgleich

bin ich grade drann ;) - wie gesagt, ich mache keine Unterschied zwischen Nationalsozialismus und Nationalem Sozialismus. Grundsäzlich aber sehe ich mich schon im Sozialen Spektrum der Politik, also das, was man Grundsätzlich als Links von der Mitte anschaut - Aber mit Kommunismus und solchem Zeugs kann ich nix anfangen, und wenn irgendwelche Frustierten Punks zum Nationalfeiertag einen Krebspatienten verprügeln, weil er eine Glatze hat, dann würd ich am liebsten mein Schwert auspacken und ein wenig Punksalat in Blutsauce herstellen gehn.

Wenns aber um Esoterik geht (und in meinem Mainfest gehts um Esoterik), da hat "Die Linke" eine schön festgefügte Meinung, nämlich dass Esoterik Nazizeugs sein und da Religion Sowieso Opium fürs Volk ist und nur der Historische Materealismus zählt, hällt sich die Linksextreme Idiotie von der Esoterik fern

LG

FIST
 
Hallo,
kein Mensch mit Verstand betrachtet die Bibel als durch und durch mystisch-esoterisches oder religiöses Buch. Das ist ein Legendenbuch, teilweise Historie, teilweise mündlich Erzähltes, Erfundes, Parabeln usw. und einige mystische Texte dazwischen. Die Bibel spiegelt nur die Vorstellungen der Bevölkerung zur Zeit ihrer schriftlichen Abfassung (ca. 700 v. Chr. und später) wieder. Es ist ein großer Unterschied zwischen "Gott" und den Vorstellungen der Leute über Gott. Genauso ist der Unterschied zwischen echten, falschen und möchtegern-Propheten, die man in der Bibel ebenso schwer auseinanderkennt.

Jesus hatte hunderte Jahre später ein völlig anderes Gottverständnis - nicht des eines Herrn, sondern liebenden Schöpfervaters - und stand in der Tradition von Hillel (hat Liebe, Frieden gepredigt) und dem Hellenismus (Jenseits- und Paradiesvorstellungen, die es so im urspr. Judentum nicht gab). Und war vermutlich auch von den Essenern & Co. beeinflusst.

Gehen wir davon aus, dass es nur eine universelle Gottheit gibt für das gesamte Universum und darüber hinaus, aber was die Menschen in der jeweiligen Zeit, Kultur, Tradition und Wissenshintergrund daraus machen, nach ihrem Verständnis, ist immer etwas Eigenes, komplett verschieden und individuell. Sie machen "Religion" daraus, und als "Oberhammer" führen sie über ihre persönlichen Vorstellungen noch Kriege.

Man kann nicht sagen, die Israeliten und Juden hätten den falschen Gott gehabt, Gott ist immer und überall derselbe, sondern ihre Vorstellungen haben sich einfach weiterentwickelt.

Du redest von Vorstellungen. Gut. In dem Sinne würde ich dir uneingeschränkt zustimmen können.
Doch die Leute in diesem Buch sagen nicht, dass sie Philosophen seien, dass sie nur eine Idee von Gott hätten.
Sie behaupten vielmehr eine direkte Verbindung zu "ihm" zu haben. Das Gott im
Live-Modus zu ihnen spricht, teilweise sogar von Angesicht zu Angesicht.
Sie sehen sich selbst nicht nur als Interpretierer, sondern als von Gott Befohlene, die den Auftrag, den Gott ihnen ganz persönlich gab, ausführen.

Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob ich sage: "Ich habe eine Vorstellung von Wahrheit".......oder ob ich sage: "Ich kenne die Wahrheit"

Ich rede hier auch nicht vom Volk Israels, von dem kleinen normalen Bürger, der nur schluckte was man ihm vor die Füße warf, sondern von deren Anführern, den Propheten, den "Gottesmännern".



"Da redete Mose mit dem Volk und sprach: ‘Rüstet unter euch Leute zum Kampf gegen die Midianiter, die die Rache des Herrn an den Midianitern vollstrecken ... und sie zogen aus zum Kampf gegen die Midianiter, wie der Herr es Mose geboten hatte, und töteten alles, was männlich war; samt den Erschlagenen töteten sie auch die Könige der Midianiter ... und die Kinder Israels nahmen gefangen die Frauen der Midianiter und ihre Kinder. All ihr Vieh, all ihre Habe und alle ihre Güter raubten sie und verbrannten mit Feuer alle ihre Städte, wo sie wohnten, und alle ihre Zeltdörfer ... Und Mose wurde zornig über die Hauptleute des Heeres ... und sprach zu ihnen: ‘Warum habt ihr alle Frauen leben lassen?... so tötet nun alles, was männlich ist unter den Kindern, und alle Frauen, die nicht mehr Jungfrauen sind; aber alle Mädchen, die unberührt sind, die lasst für euch leben." (4. Mose 31, 1 ff.)
......
"Wenn jemand einen widerspenstigen und ungehorsamen Sohn hat, der der Stimme seines Vaters und seiner Mutter nicht gehorcht ... So sollen sie ihn steinigen alle Leute seiner Stadt, dass er sterbe ..." (5. Mose, 21, 18 f.)
......
Den ganzen Besitz aus diesen Städten und das Vieh nahmen die Israeliten für sich, die Menschen aber erschlugen sie alle mit scharfem Schwert und rotteten sie völlig aus. Niemand ließen sie am Leben.
Wie der Herr es seinem Knecht Mose befohlen hatte, so hatte es Mose Josua befohlen und so führte Josua es aus: Er unterließ nichts von all dem, was der Herr dem Mose befohlen hatte. (Josua 11, 14-15)

......
Samuel sagte zu Saul: Der Herr hatte mich gesandt, um dich zum König seines Volkes Israel zu salben. Darum gehorche jetzt den Worten des Herrn!
So spricht der Herr der Heere: Ich habe beobachtet, was Amalek Israel angetan hat: Es hat sich ihm in den Weg gestellt, als Israel aus Ägypten heraufzog.
Darum zieh jetzt in den Kampf und schlag Amalek! Weihe alles, was ihm gehört, dem Untergang! Schone es nicht, sondern töte Männer und Frauen, Kinder und Säuglinge, Rinder und Schafe, Kamele und Esel! (1. Samuel 15, 1-3)

......
Mose trat an das Lagertor und sagte: Wer für den Herrn ist, her zu mir! Da sammelten sich alle Leviten um ihn.
Er sagte zu ihnen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Jeder lege sein Schwert an. Zieht durch das Lager von Tor zu Tor! Jeder erschlage seinen Bruder, seinen Freund, seinen Nächsten.
Die Leviten taten, was Mose gesagt hatte. Vom Volk fielen an jenem Tag gegen dreitausend Mann. (2. Mose 32,26-28)



Es gibt aberdutzende solcher Passagen!!!
....und sorry....aber das ist genau so eine braune Scheiße!
Wenn ich die Nazis ihrer Sichtweise, ihrer Taten, ihrer Grausamkeiten wegen kritisiere, warum dann nicht das da ebenso? Ich sehe keinen Unterschied! Ihr etwa? :(:(:(
 
hallo silberwolke,

woher nimmst du deine "bibelzitate"... etwa aus dem "so genanten" AT ???
(beispiel 4. Moses 31,1 ff)

autenstisch ist die tora und ich wollte nachschauen wie gut die übersetzung ist, aber so wie du die quelle angibst, kasnn ich in der thora nichts finden...schade, wollte nachlesen wie viel "verdrehungen" im AT sind, kann ich aber nicht. ( ich habe die thora, übersetzung moses mendelson.)

shalom,

shimon1938
 
hallo silberwolke,

woher nimmst du deine "bibelzitate"... etwa aus dem "so genanten" AT ???
(beispiel 4. Moses 31,1 ff)

autenstisch ist die tora und ich wollte nachschauen wie gut die übersetzung ist, aber so wie du die quelle angibst, kasnn ich in der thora nichts finden...schade, wollte nachlesen wie viel "verdrehungen" im AT sind, kann ich aber nicht. ( ich habe die thora, übersetzung moses mendelson.)

shalom,

shimon1938

Salam Aleikum Shimon

Bibel Thora Koran alles ein ziemlicher Käse taugt nur zum verheizen.

Gruß Denska
 
hallo silberwolke,

woher nimmst du deine "bibelzitate"... etwa aus dem "so genanten" AT ???
(beispiel 4. Moses 31,1 ff)

autenstisch ist die tora und ich wollte nachschauen wie gut die übersetzung ist, aber so wie du die quelle angibst, kasnn ich in der thora nichts finden...schade, wollte nachlesen wie viel "verdrehungen" im AT sind, kann ich aber nicht. ( ich habe die thora, übersetzung moses mendelson.)

shalom,

shimon1938

Die Bibelzitate waren von mir, nicht von Silberwolke. :)
Sie sind aus dem AT.

Ich dachte die Thora wäre lediglich ein Bestandteil des Alten Testaments. Zumindest steht es überall so.
 
Hmm, vom Manifest gegen Braune Esoterik hin zur Bibel.


Zitat von Silberwolke,
Hallo,
kein Mensch mit Verstand betrachtet die Bibel als durch und durch mystisch-esoterisches oder religiöses Buch. Das ist ein Legendenbuch, teilweise Historie, teilweise mündlich Erzähltes, Erfundes, Parabeln usw. und einige mystische Texte dazwischen.
Hi Silberwolke,
Du hast recht kein Mensch mit Verstand betrachtet die Bibel als eine durch und durch religiöses Buch, nur wir Christen betrachten die Bibel als ein Heiliges Buch.
Da gibt es zum beispiel die Benediktiner, Trappisten, Franziskaner, Dominikaner usw, die die Bibel so ernst nehmen das sie ihr ganzes Leben Gott und der Heiligen Schrift widmen.

Glaube nicht das du die Bibel einfach so wie ein Buch lesen kannst, die Heilige Schrift ist ein sehr komplexes und spirituelles Gebilde und ohne den Heiligen Geist, ist es unmöglich die Tiefe der Bibel vollständig zu begreifen.
Natürlich wird in dieser Geselschaft die Bibel und ansich auch das Christentum als töricht/dumm angesehen,
weil das Christentum in erster linie eine Glorifizierung der Schwäche ist.

2.KORINTHER 11:16-33
Ich sage abermals: niemand halte mich für töricht; wenn aber doch, so nehmt mich an als einen Törichten, damit auch ich mich ein wenig rühme. Was ich jetzt rede, das rede ich nicht dem Herrn gemäß, sondern wie in Torheit, weil wir so ins Rühmen gekommen sind. Da viele sich rühmen nach dem Fleisch, will ich mich auch rühmen. Denn ihr ertragt gerne die Narren, ihr, die ihr klug seid! Ihr ertragt es, wenn euch jemand knechtet, wenn euch jemand ausnützt, wenn euch jemand gefangennimmt, wenn euch jemand erniedrigt, wenn euch jemand ins Gesicht schlägt. Zu meiner Schande muß ich sagen, dazu waren wir zu schwach! Wo einer kühn ist - ich rede in Torheit -, da bin ich auch kühn.

Sie sind Hebräer - ich auch! Sie sind Israeliten - ich auch! Sie sind Abrahams Kinder - ich auch! Sie sind Diener Christi - ich rede töricht: ich bin's weit mehr! Ich habe mehr gearbeitet, ich bin öfter gefangen gewesen, ich habe mehr Schläge erlitten, ich bin oft in Todesnöten gewesen. Von den Juden habe ich fünfmal erhalten vierzig Geißelhiebe weniger einen; ich bin dreimal mit Stöcken geschlagen, einmal gesteinigt worden; dreimal habe ich Schiffbruch erlitten, einen Tag und eine Nacht trieb ich auf dem tiefen Meer. Ich bin oft gereist, ich bin in Gefahr gewesen durch Flüsse, in Gefahr unter Räubern, in Gefahr unter Juden, in Gefahr unter Heiden, in Gefahr in Städten, in Gefahr in Wüsten, in Gefahr auf dem Meer, in Gefahr unter falschen Brüdern; in Mühe und Arbeit, in viel Wachen, in Hunger und Durst, in viel Fasten, in Frost und Blöße; und außer all dem noch das, was täglich auf mich einstürmt, und die Sorge für alle Gemeinden. Wer ist schwach, und ich werde nicht schwach? Wer wird zu Fall gebracht, und ich brenne nicht?

Wenn ich mich denn rühmen soll, will ich mich meiner Schwachheit rühmen. Gott, der Vater des Herrn Jesus, der gelobt sei in Ewigkeit, weiß, daß ich nicht lüge.

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Zitat von Boddhisattva78
Es gibt aberdutzende solcher Passagen!!!
....und sorry....aber das ist genau so eine braune Scheiße!
Wenn ich die Nazis ihrer Sichtweise, ihrer Taten, ihrer Grausamkeiten wegen kritisiere, warum dann nicht das da ebenso? Ich sehe keinen Unterschied! Ihr etwa?
Hi Boddhisattva,
Ich habe in einem anderen Thread ein Interview mit René Girard gepostet, wo er zimmlich gut die Gewalt in der Bibel erklärt. Ich poste das Interview hier einfach nocheinmal:



René Girard ist einer der bedeutendsten Religionsphilosophen der Gegenwart. 1923 in Avignon geboren, lebt und lehrt er seit 1947 in den USA, zuletzt als Professor für französische Sprache, Literatur und Kultur an der Universität Stanford. In der vergangenen Woche wurde er in die Academie Française gewählt. Girards Hauptthese lautet, dass sich die jüdisch-christliche Offenbarung elementar von archaischen Religionen unterscheidet, weil sie historisch zum ersten Mal die Gewalt kritisiert und das Blutopfer anprangert. Von René Girard erschien 2002 im Carl Hanser Verlag »Ich sah den Teufel vom Himmel fallen wie einen Blitz. Eine kritische Apologie des Christentums« (ZEIT Nr. 40/02). Eine vorzügliche Deutung seines Werks stammt von Wolfgang Palaver (»René Girards mimetische Theorie«; LIT-Verlag, Münster 2004; 456 S., 22,90 €).

ZEIT: Viele behaupten, mit dem Monotheismus sei eine neue Form von Gewalt in die Welt gekommen. Zum Beispiel im Alten Testament, das den blutigen Aufstand der Makkabäer schildert.

Girard: Es mag sein, dass es sich dabei um eine Form von Gewalt handelt, die intensiver ist als andere Gewalt. Aber die Behauptung, im Alten Testament gebe es eine absolut neue Form von Gewalt, scheint mir doch ausgesprochen fraglich zu sein. Dass ganze Kulturen, Bevölkerungen und Rassen sich gegenseitig zerstören, könnte durchaus in die Neandertal- und Cromagnon-Zeit zurückreichen. Das Besondere an der Bibel ist allerdings, dass sie diese Gewalt offen und ehrlich beschreibt. Sie schildert, wie feindliche Städte zerstört und ganze Bevölkerungen ausgelöscht werden. Als Text ist die Bibel viel gewalttätiger als die antike Mythologie. Ich sage das nicht gegen die Bibel, im Gegenteil.

ZEIT : Und worin unterscheiden sich dann die Gewaltdarstellungen?

Girard: Die antike Mythologie durchschaut ihre eigene Gewalt nicht, das ist der entscheidende Unterschied. Sie zeigt uns immer wieder schuldige Menschen, die schuldig sind. Das heißt: Diejenigen, die in mythologischen Erzählungen Gewalt ausüben, begreifen ihre eigene Gewalt nicht, an keiner Stelle. Sie behaupten sogar, sie würden Gerechtigkeit üben. Erst die Bibel, und das bewundere ich an ihr, durchschaut die archaische Gewalt und unseren Anteil daran.

ZEIT : Trotzdem gibt es durchaus prominente Stimmen, die behaupten, erst das Juden- und das Christentum hätten uns aus dem Paradies der Antike vertrieben. Bis zur Erfindung des Monotheismus hätten die Menschen friedlich unter der Sonne Griechenlands oder Ägyptens gelebt.

Girard: Wenn Sie griechische Tragödien lesen, dann war die Antike nicht unbedingt ein Vergnügen. Es war eine Welt, die nur in einer Hinsicht besser war also unsere: Die Menschen besaßen lediglich Schwerter, aber keine Atombomben. Wenn man damals die Atombombe gehabt hätte, dann wäre die antike Welt genauso gewesen wie unsere: Eine Welt voller Gewalt, in der sich niemand freiwillig ergeben will.

ZEIT : War das Heidentum nicht toleranter und friedfertiger als die biblischen Religionen?

Girard: Ich kenne diese Argumente. Das Lob des Heidentums zeigt eigentlich nur, dass sich die Menschen dem Evangelium nicht aussetzen wollen oder ihm nicht gewachsen sind. Denn in gewisser Weise ist das Christentum eine extrem komplexe Religion. Auf den ersten Blick scheint es sich gar nicht so sehr von dem zu unterscheiden, was vorher war. Das Christentum kann als Opferreligion gelesen werden, und das war im Mittelalter durchaus der Fall. Inzwischen lesen wir das Christentum aber anders. Wir verstehen immer besser, dass es vor allem eines fordert – nämlich Frieden.

ZEIT : Warum wird der Monotheismus trotzdem für die moderne Gewalt verantwortlich gemacht?

Girard: Weil er uns nicht erlaubt, Gewalt als Heilmittel gegen Gewalt einzusetzen. Die christliche Religion scheint uns nicht in derselben Weise zu schützen wie die archaischen Religionen mit ihren Blutopfern dies tun. Und deshalb wird sie beschuldigt, Gewalt zu erzeugen.

ZEIT : Die monotheistische Religion ist unser Sündenbock?

Girard: Durchaus. Derjenige, der uns die eigene Gewalt vor Augen führt und enthüllt, sitzt plötzlich auf der Anklagebank. Unsere eigene Gewalt wehrt sich heftig gegen eine Religion, die es uns verbietet, Gewalt einzusetzen. Deshalb ist das Christentum der perfekte Sündenbock, und es hat sich ja selbst so bezeichnet. Auch Jesus war ein freiwilliger Sündenbock. Er hat uns eine Religion hinterlassen, die den Gewalt- und Opfermechanismus in unserem Zusammenleben bloßgelegt hat. Deshalb provoziert er die Menschen, die christliche Religion auf alle mögliche Art und Weise zu leugnen und zu Grabe zu tragen. Doch damit ruft man den Gott der Gewalt ein zweites Mal an, und das wäre dann wirklich der Weg in ein neues Heidentum. Aber vielleicht liegt darin auch eine tiefe Ironie. Denn wenn sich alle Welt gegen die Religion verbündet, dann wird die Menschheit vielleicht friedlich. Das wäre sozusagen der Gipfel der Humanität. Wir erfüllen die Botschaft des Christentums, indem wir es nach Kräften verleugnen.

ZEIT : Und warum gehört unter Intellektuellen die Kritik am Monotheismus dennoch zum guten Ton?

Girard: Ja, das ist wirklich komisch. Mir scheint, wir sind heute dabei, alle Übel dieser Welt den biblischen Religionen aufzubürden, und das tun wir ziemlich gut. Anstatt das Faktum anzuerkennen, dass Religion in erster Linie von der menschlichen Gewalt handelt, machen wir sie zum Sündenbock. So entlasten wir uns selbst. Wir vermeiden damit, der Wahrheit ins Auge blicken zu müssen – nämlich unserem eigenen Verhältnis zur Gewalt. Wenn das Christentum an allem schuld ist, dann müssen wir uns unsere heimliche Komplizenschaft mit der Gewalt nicht mehr eingestehen.

ZEIT : Wenn wir heute über den Monotheismus streiten, dann streiten wir in Wirklichkeit über unsere eigene Gewalttätigkeit?

Girard: So sehe ich es. Und diese Diskussion ist wahrscheinlich die interessanteste, die die Menschen je über ihre eigene Gewalttätigkeit geführt haben. Allmählich erkennen wir, dass die Gewalt nicht mehr kathartisch ist, sondern zerstörerisch. Zwischen uns existiert ein mimetischer Mechanismus, der die Gewalt immer weiter steigert. Noch einen Schritt weiter, und wir sind am Ende. Krieg und Gewalt erreichen einen Punkt, wo sie alles zerstören. Dennoch reicht die extreme Gewalt, zu der wir heute fähig sind, offensichtlich nicht aus, um uns zu zwingen, dieser Gewalt abzuschwören. So gesehen, leben wir in einer sehr aufklärerischen Situation. Sie zeigt uns alle möglichen Formen von Gewalt. Es ist unsere eigene.

ZEIT : Wie lässt sich der Zirkel von Gewalt und Gegengewalt unterbrechen?

Girard: Das weiß ich nicht. Ich sehe nur die Möglichkeit, gute Interpretationen des Christentums zu liefern. Wir müssen erkennen, was das Christentum von uns fordert und was es uns in gewisser Weise auch angetan hat: Es hat unsere Freiheit vergrößert. Die Freiheit, uns zu zerstören oder uns zu retten. Im Augenblick scheint mir, dass wir es vorziehen, uns zu zerstören. Aber den Monotheismus für unsere jetzige Lage verantwortlich zu machen – das ist ein Witz.

Quelle: http://www.zeit.de/2005/13/Interview_Girard?page=7
 
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