Tommy
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Interessant sind die User, die mit beteuernden Formeln wie "Ich bin ja eigentlich links" hier reingeschneit kommen, und im selben Atemzug davon schwafeln, sie wollten sich die Idee einer *Volksgemeinschaft* (das Herzstück nationalsozialistischer Ideologie) neu erarbeiten. In diesem Zusammenhang könnte ein Artikel des Tagespiegels interessant sein, der die neue Netzstrategie der Neofaschisten, in unverfänglichem Gewande und mit gehörig viel Kreide in den Taschen daherzukommen, beschreibt. Mal ausführliches Zitat, da mir das, was dort gesagt wird, so verdammt bekannt vorkommt und auch in unserem Esoterikforum für ein erheblichen Wiedererkennungseffekt sorgt:
Nazis machen Meinung im Netz
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Neo-Nazis in schickerem Gewand
Auch wenn man von einer gezielten Strategie kaum sprechen kann, lassen sich gewisse Muster immer wieder finden. Margret Chatwin, die Betreiberin des umfassenden "Informationsdienstes gegen Rechtsextremismus", den es seit 2006 nicht mehr gibt, beschrieb das Vorgehen der Nazis im Netz schon 2002 wie folgt: "Zunächst tritt man als Konservativer, als überzeugter Demokrat auf. Dem folgt typischerweise der Einsatz von Vokabeln, die dem Sprachgebrauch eher linker Kreise der 60er und 70er Jahre entnommen sind und deshalb zunächst unverfänglich wirken: Man gibt sich kritisch, undogmatisch, fortschrittlich, ist Systemkritiker, nennt sich Nonkonformist, ist besorgt um die nationale Identität und will schließlich über Tabuthemen sprechen."
Auf die sanfte Tour
Was vor sechs Jahren galt, gilt offenbar noch heute: Auch der Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen kommt in der Veröffentlichung "Rechts Extrem erfolgreich im Netz?" zu dem Schluss: "Mitunter bemühen sich Rechtsextremisten gezielt, ihre Positionen in nicht-extremistische Foren möglichst unerkannt einfließen zu lassen."
Der Journalist und Autor des NPD-Blogs Patrick Gensing fasst die Strategien der Neonazis im Web zusammen: Behauptungen über das politische System oder die Gesellschaft würden ohne Beleg aufgestellt, bei fast jedem Thema werde die viel zitierte "Ausländerkriminalität" angeführt, Rechtsextreme fühlten sich immer als Opfer und beklagten die fehlende Meinungsfreiheit in der Bundesrepublik.
"Gerade bei den fremden Seiten geht es darum, sich nicht sofort als Neonazi zu erkennen zu geben, sondern Fragen aufzugreifen, sie zu relativieren und in Frage zu stellen", erklärt jugendschutz.net-Mitarbeiter Wörner-Schappert: Rechtsextremisten seien in verschiedensten Foren unterwegs, von der Hausaufgaben-Seite bis hin zum Politik-Forum. Jugendliche, die etwa auf der Suche nach ergänzenden Informationen zum Geschichtsunterricht seien, würden sanft belehrt, ohne sie offensiv auf die eigene Seite ziehen zu wollen. "Wir haben Hinweise darauf, dass Jugendliche auf diese Art und Weise in die rechte Ecke abgerutscht sind" sagt Wörner-Schappert. Sie fühlten sich angenommen.
In rechten Foren werden Tipps verbreitet, in welcher Form und mit welchen Argumenten die eigene Meinung am besten verbreitet werden kann. Immer wieder gibt es Beiträge, die mit gleichem Wortlaut in verschiedenen Foren auftauchen. "Manchmal gibt es sogar verschiedene Versionen, je nachdem in welchem Forum gepostet wird", schildert Wörner-Schappert seine Erfahrungen. Sebastian Brux kann das bestätigen: Er selbst hat erst kürzlich in seinem Blog einen Beitrag erhalten, der in der gleichen Form auch bei anderen Portalen aufgetaucht ist, zum Beispiel beim globalisierungskritischen Netzwerk Indymedia. Wenn auch nicht in diesem Fall, so vermutet er doch, dass Textbausteine immer wieder auch aus offline verfügbaren Texten entnommen werden, etwa der Broschüre "Argumente für Kandidaten und Funktionsträger" der NPD oder auch den Artikeln der "Jungen Freiheit".
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