Kampf den Keimen: Wo sind die Hygieneärzte?
Eher widerwillig gehen deutsche Krankenhäuser an die Umsetzung des Infektionsschutzgesetzes. Eines der Standardargumente: Es fehlt Geld. Ein Problem ist allerdings real: Woher soll man Hygieneärzte nehmen? Sie müssen erst ausgebildet werden.
Kampf den Keimen: Wo sind Hygieneärzte?
Notwendig, wirksam, aber keine Selbstverständlichkeit beim Infektionsschutz in Kliniken: die Händedesinfektion.
Das neue Infektionsschutzgesetz verlangt von den Kliniken die Quadratur des Kreises, glaubt der Präsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen Dr. Hans Rossels.
"Das Personal geht zurück, gleichzeitig sollen wir die Sicherheit erhöhen. Das funktioniert nicht", sagte Rossels jüngst auf dem 34. Deutschen Krankenhaustag in Düsseldorf.
Hinzu komme ein weiterer Faktor: "Die derzeitigen Kürzungen im Krankenhaus-Bereich sind für den Infektionsschutz und die bessere Hygiene kontraproduktiv."
Der Geschäftsführer des Kreiskrankenhauses Mechernich hält eine gesonderte Finanzierung der zusätzlichen Aufgaben für sinnvoll und notwendig. Dabei gehe es vor allem um die zusätzlichen Personalkosten.
Die Kosten für das Screening von Patienten fielen dagegen nicht so ins Gewicht. Nach Schätzungen kommen bundesweit Kosten von mindestens 400 Millionen Euro auf die Kliniken zu.
Klinikchefs in der Verantwortung
Auch wenn die zusätzlichen Mittel ausbleiben, dürfe das die Kliniken nicht zum Nichtstun verleiten, warnte er. "Wir müssen dem Thema die Aufmerksamkeit widmen, die es braucht."
Krankenhausleiter sollten sich bewusst sein, dass das neue Infektionsschutzgesetz, das am 1. August in Kraft getreten ist, sie persönlich in die Verantwortung nimmt.
Wer meine, das Thema allein den Ärzten oder der Pflege überlassen zu können, sei auf dem Irrweg, betonte Rossels. "Eine effektiv organisierte Krankenhaushygiene muss zentraler Bestandteil des Qualitäts- und Risikomanagements sein: Krankenhaushygiene ist Chefsache!"
Der hervorragende Umgang mit der EHEC-Krise habe gezeigt, dass die Krankenhäuser im Umgang mit gefährlichen Keimen gar nicht so schlecht seien wie oft dargestellt, sagte der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Dr. Rudolf Kösters.
Weil es mit großen Emotionen verbunden sei, würden die Häuser beim Thema Krankenhaushygiene zu schnell an den Pranger gestellt, glaubt Kösters.
"Wir müssen uns das gefallen lassen und fragen: Was von dem Geschehen ist schicksalhaft und was vermeidbar?"