Cultural Appropriation - kulturelle Aneignung

und wenn ich als Normalgewichtiger zuviel ungesundes Zeugs esse und trotzdem nich tübergewichtig werde? Als Normalgewichtiger dürfte ich ja nur normale Sachen essen oder? Und kein Naschzeug? ;-)
Genau das mein ich! Wenn du zur Kultur der Normalgewichtigen gehörst, darfst du dich nicht so verhalten, wie jene aus der Kultur der Übergewichtigen. Das heisst: Ungesundes Naschzeugs darfst du dann tatsächlich nicht essen. Ausser, du scherst dich eben nicht um kulturelle Aneignung, dann musst du ungesundes Naschzeugs essen, um das zu beweisen.
 
Werbung:
Für mich fühlt sich das ehrlich gesagt auch nicht ganz richtig an. Die Grenzen sind halt fließend. Dreads wollte ich auch mal haben, hab's aber dann doch gelassen, weil ich mich immer gerne mit sämtlichen Hintergründen befasse. Mal davon abgesehen sind unsere Haare auch nicht wirklich dafür geeignet.

Was ich überhaupt nicht verstehen kann, ist der Neoschamanismus und sein unerträglicher Synkretismus. Ich weiß das solche immer sehr allergisch auf solche Kritik reagieren, aber das stört mich jetzt auch nicht mehr.

"Kriegserklärung gegen die Ausbeuter der Lakota-Spiritualität" sagt schon einiges aus. Da kann man sich dann auch mal selbst schlau machen,ob es unbedingt sein muss, einer gebeutelten Kultur letztlich noch die Spiritualität zunehmen.

Sich damit zu beschäftigen ( Fachgebiete gibt es ja genug) ist die eine Sache, so zu tun als wäre man (beispielsweise) ein Schamane aus einem uramerikanischen Volk, eine andere Sache. Der hat auch den animistischen Gedanken dahinter nicht verstanden. Denn"Schamanen"arbeiten mit den Dingen die um sie herum existieren, alles andere macht halt auch wenig Sinn....

Sich davon zu distanzieren, gehört dann auch nicht ins rechte Spektrum. Auch nicht sich mit seiner eigenen Kultur auseinander zu setzen.
Aber warum denn schauen die Lakota-Indianer überhaupt fern? Ich mein, diese us-amerikanische TV-Couch-Potato-Kultur hätten sie sich ja nicht unbedingt aneignen müssen, oder?
 
Miteinander reden wäre schön, aber das wollten die, die sich beschwert haben, ja nicht. Die haben den Auftritt zerstört für alle anderen und sind dann feige abgehauen.
Meine Meinung zu dieser Aktion kommt oft genug in meinen Beiträgen vor. Und ich hoff, das beantwortet auch gleich die zweite Frage, die du mir gestellt hast.
 
Eine kleine Anekdote, die mich erziehungstechnisch wirklich gefordert hat:

Im zweiten Jahr der weiterführenden Schule kam ein schwarzer Junge in die Klasse meiner jüngeren Tochter (die Kinder waren zu diesem Zeitpunkt 10- max. 12 Jahre alt).
Er war ein hervorragender Fußballspieler und sollte hier beim BVB trainieren und spielen
Seine (sehr gut situierten) schwarzen Eltern lebten in Bayern, er lebte hier bei Freunden der Eltern.

Als er einmal "Nigga Nigga Nigga" vor sich hin sang und dazu ein wenig tanzte, war die Empörung unter den Mitschülern groß - man darf nicht "Nigga" sagen.
Daraufhin war er wohl sehr empört - er sei Nigga und stolz drauf, außerdem sei er ganz richtig schwarz und nicht nur "halbschwarz", also ein "richtiger Nigga" und das könnten nur die wenigsten für sich in Anspruch nehmen ... er sei sowieso traurig, dass ihn seine Schulfreunde nicht so nennen würden ... echte Freunde würden sowas tun, aber die hier hielten sich wohl für was Besseres ... in Bayern hätten seine Freunde das gemacht ... ufff.

Meine Tochter kam ratlos aus der Schule und ich war genauso ratlos.
 
Das Absurde an der Diskussion um die Absurdität der Diskussion um kulturelle Aneignung besteht ja darin, dass ziemlich viele Menschen erst darauf aufmerksam gemacht werden müssen, dass Frisuren und Haare eben mehr politisch sind als man und frau sich das so denkt.

Warum?

Hast mal versucht, als Person mit "afrikanischen Haaren" beispielsweise in Deutschland in einen durchschnittlichen Friseursalon zu gehen und dort einen vernünftigen Haarschnitt zu kriegen?

Die "lustigen" Beiträge (auch von mir) bezeugen eben eine Menge Ignoranz. Haha, Koreaner, die italienische Opern singen! (Abgesehen davon, in Korea kann es als Ausländer schwierig sein, in einem Gym aufgenommen zu werden. Weil dort Ausländer stinken.)

Als würde es um italienische Opern und Koreaner gehen.

Worum es geht: Die Unfähigkeit oder der Unwille, sich mit "dem Anderen" auseinanderzusetzen. Und dann weiter gedacht: Die bewusste Politisierung des Anderen zur Durchsetzung einer eigenen Agenda.
 
Wir reden hier aber weder von Gewaltverbrechen, noch von schweren Betrugsdelikten oder irgendwas dergleichen, auch wenn manche "Woken" und wahrscheinlich auch manche "Anti-Woken" das vielleicht anders sehen mögen.

Ja, oft kommt die Einsicht erst nach der Vorschrift, so gesehen ist das mit der Richtlinie ein nachvollziehbarer Gedanke (auch wenn ich Formulierungen wie "Geschmack" da echt draußen lassen tät).

Ich glaub aber, dass kulturelle Aneignungen in kommerzialisierender und trivialisierender Form (und das ist ja eigentlich der Kritikpunkt) dermaßen verbreitet sind, dass es ein Fass ohne Boden ist, dem mit Vorgaben beikommen zu wollen. Vor allem auch angesichts der Widerstände, die das auslösen würde.

Mit Dialog ist es zwar natürlich kurz- und mittelfristig wahrscheinlich noch weniger effektiv, aber es fällt immerhin der Bevormundungsaspekt weg, und wie gesagt, es geht ja nicht um Gewaltverbrechen. Und den Anspruch, die kritisierte Form der kulturellen Aneignung von heute auf morgen abzustellen, sollte man sowieso besser nicht haben.
Nur mal so zur Info:
Du sprichst von Gerichten, Gewaltverbrechen, Delikten, Bevormundung.
Ich aber spreche von einer Instanz, die Richtlinien formuliert, um die Bevölkerung in Sachen "kulturelle Aneignung" zu sensibilisieren.

Eine Instanz ist nicht automatisch ein Gericht.
Und es gilt dabei ja immer noch: Wo kein Kläger, da auch kein Richter!

Sprich, wenn sich niemand an ein Gericht bzw. an einen Anwalt wegen einem Missbrauch in dieser Hinsicht wendet, wird es wohl auch keine Anklage geben.
 
Naja, stell dir vor, ein nicht-jüdischer Schauspieler spielt in einem Film über den Holocaust mit, und spielt dort eben einen Juden. Dann könnte es ja schon Sinn machen, eine Kippa zu tragen, oder nicht?
Mit so einem überzeugend Intelligenten Argument habe ich natürlich nicht gerechnet.
 
Eine kleine Anekdote, die mich erziehungstechnisch wirklich gefordert hat:

Im zweiten Jahr der weiterführenden Schule kam ein schwarzer Junge in die Klasse meiner jüngeren Tochter (die Kinder waren zu diesem Zeitpunkt 10- max. 12 Jahre alt).
Er war ein hervorragender Fußballspieler und sollte hier beim BVB trainieren und spielen
Seine (sehr gut situierten) schwarzen Eltern lebten in Bayern, er lebte hier bei Freunden der Eltern.

Als er einmal "Nigga Nigga Nigga" vor sich hin sang und dazu ein wenig tanzte, war die Empörung unter den Mitschülern groß - man darf nicht "Nigga" sagen.
Daraufhin war er wohl sehr empört - er sei Nigga und stolz drauf, außerdem sei er ganz richtig schwarz und nicht nur "halbschwarz", also ein "richtiger Nigga" und das könnten nur die wenigsten für sich in Anspruch nehmen ... er sei sowieso traurig, dass ihn seine Schulfreunde nicht so nennen würden ... echte Freunde würden sowas tun, aber die hier hielten sich wohl für was Besseres ... in Bayern hätten seine Freunde das gemacht ... ufff.

Meine Tochter kam ratlos aus der Schule und ich war genauso ratlos.
Es gibt in der Serie Ramy eine schöne Szene, wo sich der ägyptische Cousin von Ramy als Nigga bezeichnet. Ramy ist empört darüber, sein Cousin argumentiert, alle Ägypter seien Afrikaner und insofern Niggas!

Die Szene zeigt schön auf, wie kulturelle Identität eben nicht einseitig von einer Partei festgelegt werden kann. Die Deutungshoheit über eine kulturelle Identität ist eben nichts, was jemand für immer und ewig in Stein meisseln kann. Es ist noch nicht einmal eine eindeutige Angelegenheit.

 
Werbung:
Zurück
Oben