Mein Vater...
geboren 1939, zu Beginn des Krieges, aufgewachsen während des Krieges und in der bitteren Nachkriegszeit.
Musste mit ansehen, wie die Nazis in die Wohnung stürmten, seinen Vater packten und an den Füßen haltend kopfüber aus dem Fenster im 3. Stock hielten, ihn dabei anschrien, er möge jetzt endlich mal zugeben, ein Jude zu sein.
Dann Flucht aus Oberschlesien in das Allgäu. Was da alles passiert ist, weiß ich nicht, aber man weiß, dass die Flüchtlinge vogelfrei waren und eine Menge aushalten mussten. Hunger und Kälte inklusive.
Der Empfang in Bayern war alle andere als warmherzig. Die Flüchtlingen wurden auf die Höfe verteilt, doch niemand wollte sie haben.
Dann mussten die Eltern mühsam ein neues Leben aufbauen. Es blieb keine Zeit für die Kinder. Sie müssten sich gegenseitig großziehen. Danach noch jahrelange Unterernährung. Was chronischer Hunger mit einem Menschen fragt man am Besten die, die das erlebt haben.
Ja, sie waren alle traumatisiert, alle 4 Kinder, jedes auf seine Art. Die Eltern, also meine Großeltern, waren es ebenfalls.
Schlimm war auch, dass diese Dinge niemals aufgearbeitet wurden, es wurde niemals darüber gesprochen. So war das leider damals.
Das sind wirkliche Traumatisierungen und ich finde es gruselig, wie inflationär dieses Wort mittlerweile gebraucht wird.
Ich bin immer dafür, der Psyche Raum zu geben und weiß, wie verletzlich sie sein kann.
Aber jetzt, im Zusammenhang mit den Hygieneregeln von Traumatisierung zu sprechen, von Schuldgefühlen, die den Kindern angeblich vermittelt werden, nein, also wirklich, das erschließt sich mir nicht.
Wie schon gesagt wurde, man kann Kindern durchaus spielerisch so etwas beibringen, und es dürften viel eher die Erwachsenen sein, die damit ein Problem haben.