Ich denke, dass mittlerweile klar ist, dass ich einen Lockdown nur als Notlösung, aber nicht als Maßnahme betrachte. Und wenn sich so wie jetzt herausstellt, dass die Kollateralschäden zu groß sind, ist er auch als Notlösung nicht mehr brauchbar. Dann sollten die Politiker gemeinsam mit ihren Beratern Strategien erarbeiten, die von der Bevölkerung auch angenommen werden. Und ohne Transparenz ist das zum Scheitern verurteilt, was auch während dem aktuellen Lockdown deutlich hervorkommt.
Strategien sind toll, und ich gebe Dir Recht, dass z.B. die kleine Verschnaufpause im Spätsommer hätte dazu genutzt werden sollen.
Vorschläge für Strategien gibt es viele - auch schon seit dem Anfang der Pandemie. Da gibt es z.B. das interdisziplinäre Paper, in dem versucht wurde, einen Weg zu skizzieren, der die gemeinsamen Interessen von Gesundheit und Wirtschaft bedient:
https://www.econstor.eu/bitstream/10419/223322/1/sd-2020-digital-06.pdf
Sie konnten errechnen, dass es für die Wirtschaft auch ganz und gar nicht gut wäre, das Virus komplett laufen zu lassen - zu harte Maßnahmen waren zwar gut für die Gesundheit, schadeten aber der Wirtschaft stärker. Der "Mittelweg", den sie errechneten, war, dass sowohl der Wirtschaftsschaden am kleinsten ist und die Gesundheit der bevölkerung auch gut geschützt ist, wenn man es schafft, die Reproduktionszahl auf ungefähr 0,7 zu halten.
Meiner Ansicht nach sind auch die Strategien NoCovid und ZeroCovid sehr brauchbar. Entgegen dem Namen geht es dabei nicht um Ausrottung, sondern die Grundidee ist, die Fallzahlen so gering zu halten, dass Infektionsketten wieder nachverfolgt werden können. Mit einem kurzen harten Lockdown könnte das erreicht werden, und die Zeit danach könnte mit relativ lockeren Maßnahmen überbrückt werden, bis die Impfungen eine ausreichende Gruppenimmunität erzeugt haben. Auch hier wäre der Wirtschaftsschaden kleiner als, wenn der aktuelle Eiertanz weiter geführt wird. In den Strategien gibt es dann auch Vorschläge, dass der Wirtschaftsschaden über eine Vermögenssteuer an Superreiche abgedämpft werden kann.
Die Berater beraten und tippen sich die Finger wund - die Politiker müssen nur auch mal drauf hören.
Wenn zb sämtliche Lokale geschlossen haben, wird jetzt zu Hause ohne Einhaltung der Hygieneregeln gefeiert. Wobei ich es vernünftiger finde, wenn (um bei diesem Beispiel zu bleiben) Lokale öffnen, weil dort die Hygieneregeln besser kontrolliert werden können. Diese Risikominimierung wäre ein Rädchen.
Wieso wäre das eine Risikominimierung? Würden die Leute, die jetzt zuhause ohne Hygieneregeln feiern, in die Lokale zum Feiern gehen, wenn sie dafür da MNS tragen müssten die meiste Zeit und sowieso möglichst 1,50 m Abstand zu allen anderen Gästen halten müssen... und dazu müssten sie dann noch bezahlen? Das bezweifle ich doch sehr.
Und die AHA-Regeln sind ein wichtiger Teil der Eindämmung. Ob sie allerdings alleine ausreichen, den R-Wert unter 1 zu halten, wenn trotzdem Lokale etc. offen sind, ist trotzdem fraglich.
Man kann nicht eine ganze Nation einsperren, weil vielleicht das Gesundheitssystem zusammenbrechen könnte.
Weil es logisch schlüssig nachvollziehbar ist, dass das Gesundheitssystem zusammenbrechen wird, wenn nicht der R-Wert gedrückt wird oder das Virus auf magische Art an Ansteckungskraft verliert. Letzteres geschieht ziemlich sicher nicht, und ersteres wird mit AHA-Regeln und Kontaktbeschränkungen mehr oder weniger erfolgreich versucht, so lange, bis es die Gruppenimmunität von alleine tut.
Es gibt nicht nur die Corona-Risikofälle, die zu schützen sind. Es leben auch noch andere Menschen hier, für die es um etwas geht. Und die werden vollständig vernachlässigt.
Nein, werden sie nicht. Sonst hätte z.B. die deutsche Bundesregierung nicht so lange gezögert, ehe sie in der zweiten Welle die Maßnahmen wieder verschärfte - und das obwohl vorher schon ein Inzidenzwert festgelegt war, ab dem das wieder passieren sollte. Der wurde weit überschritten, bis der zweite Lockdown kam. Und, wie sich Experten da interdisziplinär zusammensetzen und darüber beraten, zeigt u.a. obiges verlinktes Paper.
Und diese Inzidenzwert – fast schon Spielchen - von eurer Fr. Merkel nehmen die Menschen nicht mit. Zuerst war eine Inzidenz 50, dann 35, dann 15..... mich erinnert das an meine Schulzeit, als mir gesagt wurde, ich müsse eine bestimmte Prüfungsnote für eine bestimmte Zeugnisnote erreichen. Als ich diese Prüfungsnote hatte, war sie nicht genug für die angestrebte Zeugnisnote und ich musste noch ein Prüfung machen.
So ist es halt leider, wenn Entscheidungen mit heißer Nadel gestrickt werden. Ich fände es auch besser, wenn es ab letzten Sommer einen konkreten Plan gegeben hätte etc. den gibt es aber leider nicht.
Ich denke, dass die Bevölkerung bei den Maßnahmen mitgeht, wenn sie einleuchend sind. Man muss davon ausgehen, dass bis zur Durchimpfung und einem damit verbundenen Herdenschutz vor Herbst nicht zu rechnen ist. Optimistisch gesehen. Dh für mich, der nächste Lockdown klopft schon an. Und das kann es nicht sein!
Der Grundgedanke ist doch absolut einleuchtend: Vermeidet direkte Kontakte, und achtet die AHA-Regeln, wo sich direkte Kontakte nicht vermeiden lassen. Dass dabei nicht gut nachvollziehbare Details bei rauskommen, welche Betriebe wie öffnen dürfen und welche nicht, ist der Tatsache geschuldet, dass auf die Entscheidungsträger sehr viele Stimmen einreden, die mit: "Aber ich ..." beginnen. Sie versuchen (nicht sehr erfolgreich) vielem gleichzeitig gerecht zu werden.
Soweit ich weiß, sind Flüchtlingsthemen hier tabu, aber Migranten haben mit Flüchtlingen nichts zu tun (...)
Hier kannst Du lesen, dass das Tabu noch ein wenig umfassender ist:
https://www.esoterikforum.at/threads/themensperre-fuer-zu-kontroverse-themen.212530/