Empfehlung zur Behandlung respiratorischer Komplikationen bei akuter Virusinfektion außerhalb der Intensivstation.
Herausgegeben vom Verband Pneumologischer Kliniken (VPK) Thomas Voshaar, Dominic Dellweg, Martin Hetzel
Nach bisherigen Erfahrungen bedarf ein Teil der im Krankenhaus mit typischen Symptomen der Infektion aufgenommenen Patienten auch bei nachgewiesener Pneumonie keine Beatmung. Andere können und sollen, so lange es die Stabilität der Patienten unter gemonitorter Entwicklung erlaubt, mittels einer NIV (Anm: nicht invasive Beatmung) behandelt werden. Ein Monitoring ist für beide Patientengruppen erforderlich. Eine Verschlechterung der Respiration unter adäquater NIV ist ein prognostisch schlechtes Zeichen. Dies muss bei der Entscheidung über eine invasive Beatmung auch berücksichtigt werden. In jedem Fall muss der rasche Wechsel von Beobachtung, nicht-invasiver Beatmung zu invasiver Beatmung und Inanspruchnahme weiterer intensivmedizinischer Behandlungsverfahren gesichert sein. Auf der anderen Seite gibt es keine Hinweise darauf, dass eine Viruspneumonie durch CoV-2 unter invasiver Beatmung einen besseren Verlauf nimmt. Vielmehr ist damit zu rechnen, dass in der aktuellen Phase und insbesondere unter Berücksichtigung etablierter Regeln der Notfall- und Intensivmedizin zu viele Patienten zu früh Intubierten werden. Spontanatmung mit und ohne Beatmungsunterstützung sollte so lange wie möglich und unter Berücksichtigung bekannter Kriterien der Krankenversorgung erhalten werden. Der Stellenwert der nicht-invasiven Beatmungstherapie sollte auch bei der Anschaffung und Verteilung von Beatmungsgeräten durch die Regierung im jetzigen Krisenfall Berücksichtigung finden. [...]
Therapie
Die Therapie der respiratorischen Komplikationen bei akuter schwerer Viruserkrankung ist zum großen Teil außerhalb der IS durchführbar. Mögliche Virustatika können auch dort appliziert werden. Im Vordergrund steht allerdings zu Beginn die symptomatische Therapie. Obwohl es wenig Daten dazu gibt, sollte das Fieber nur dann gesenkt werden, wenn die Patienten aufgrund von Vorerkrankungen damit zu sehr belastet werden. Die Antikörperbildung ist mit erhöhter Körpertemperatur deutlich beschleunigt und wird durch fiebersenkende Medikamente reduziert (7, 8). [...]
Erst wenn die Sättigung deutlich unter 90 % fällt, sollte mit einer NIV oder auch High-Flow-Therapie begonnen werden, insbesondere wenn die Atemfrequenz ansteigt, da sie eine beginnende Ermüdung der Atempumpe anzeigt. Bei hypoxämischer Insuffizienz wird in der Regel auf der IS zu früh beatmet und zu viel Sauerstoff gegeben (10). Das beschleunigt die Entwicklung eines ARDS, denn hohe Beatmungsdrucke schädigen die Alveolen und induzieren eine Entzündung, die dann bei der Infektabwehr fehlt (11). Ebenfalls führen Sauerstoffkonzentrationen über 50 % in der Inspirationsluft zu einer erheblichen Radikallast in der Lunge, die ebenfalls eine Entzündungsreaktion auslöst. Allerdings können diese Werte mit einer Nasensonde oder der Beimischung zur NIV praktisch nicht erreicht werden.
Wer mehr dazu lesen möchte, bitte hier:
https://www.vpneumo.de/fileadmin/pdf/VPK_Empfehlung_neu_21.03.2020.pdf
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