'Ich stelle fest, dass ich immer weniger Chef meines eigenen Lebens bin', schrieb einer von vielen Schriftstellern und ich kann mich dem nur anschließen. Man könnte es auch wie Freund Carlos (Castaneda) ausdrücken: 'Das Leben ist die Arena und in dieser Arena agieren nur zwei – du und der Tod.' Es ist immer nur der Tod, der uns jagt und manchmal jagen wir auch ihn, wenn wir besonders tollkühn sein wollen.
Wie oft wollten wir den Tod besiegen, Kim, Arima? Indem wir sagten, dass kein Moment jemals verloren geht, dass die Quelle der Kraft nichts vergisst und sich nicht nur eines kleinen Vogels, der vom Dach fällt, bewusst ist, sondern ebenso dem kleinsten, winzigsten Teilchen, das im All verglüht. Tod ist nicht. Gibt's nicht. Darf's nicht geben. Er ist derjenige, der die Erde zu einer bösartigen, grausamen Strafkolonie macht.
Der Tod als Ratgeber. Er macht uns alle gleich. Er machte uns alle zum Nichts. Und doch geben wir die Hoffnung nicht auf, dass da ein kleines, winziges Persönliches von uns übrig bleibt.
Wie lautet Luzys erstes Gesetz? „Wer sich ernst nimmt, ist selber schuld.“ Wenn wir das beherzigen, kann uns Gevatter Tod den Buckel runter rutschen. Wir sind nichts. Wir sind doch bereits tot. Die Geburt ist der Tod. Bereits im Moment der Geburt sind wir dem Tod geweiht und können nichts, absolut nichts, dagegen tun. Und Gott, den es nicht gibt, hält auch nicht die Hand auf, um uns aufzufangen, denn in dem Moment, in dem wir fallen, macht er eine Faust (habe ich auch gelesen und ich glaube, weiter oben oder in einem anderen meiner Schreiberei erwähnte ich die Quelle).
„Wir haben uns entschlossen, dass jeder selbst entscheiden kann, wann er gehen (sterben) will“, verkündet Luzy großartig in einem der Pavillons und alle sind der Meinung, es sei Arima, der das sagt. Luzy trat schon immer für die Menschheit ein, aber wir haben es nie wirklich mitbekommen.
Arima und Sila schütteln nur den Kopf.
„Lass ihn, wenn er sich wichtig machen will“, meint Sila, als Arima dennoch auf den Pavillon zugehen will.
„Du hast recht. Vielleicht hat er sogar vergessen, dass alles gar nicht wirklich passiert.“
Ernst ist auch wieder da. Ernst und seine Familie. Sie haben sich im kleinen, feinen Dorf nieder gelassen. Und alle anderen auch, die im Dorf von Ernst lebten. Es ist ein so genanntes Viertel geworden, da es genauso aussieht, wie das ehemalige Dorf, in dem Ernst und seine Familie lebten. Es ist das Ernstviertel.
Das kleine, feine Dorf ist groß geworden. Groß wie einst ein Kontinent der Erde. Auch der Park vergrößert sich, da sich immer mehr Wesen vergnügen wollen. Selbst Pamas Landwirtschaft wurde zu einem Kontinent, wo es für manche Wesen schwer wird, in das Vergnügungszentrum zu gelangen. Es muss etwas erfunden werden, was die Wesen und vor allem die Menschenwesen von A nach B bringt.
„Man sollte den Menschenleben erlauben, sich selbst zu teleportieren, wohin sie wollen“, verkündet Luzy, während ganz wo anders (auch ein Kontinent der einstigen Erde, den wir „Verschiedenes“ nennen könnten, nämlich das, was sich ständig wiederholt, wie etwa die Geburt vermeintlicher Erlöser) der Andere das Selbe seiner Mutter und seinem Zwillingsbruder, dem Blauen, vorschlägt.
Es muss sich doch etwas verbessern im neuen Universum, auch wenn gar nichts passiert. Vielleicht nach 100 Jahren kann ich auch verkünden, dass gar nichts passiert ist, weil gar nichts wichtig ist und alles schon tot ist, bevor es überhaupt geboren wurde.
Und immer wieder die Frage, warum sich da etwas loslöst und was Eigenes erschaffen will (auch wenn es das in Wirklichkeit gar nicht tut – ja, ja, der vermaledeite, unverstandene Kurs schon wieder!), wenn doch die ständige Vereinigung mit der Quelle so wundervoll ist?
He, Arima, tu was dagegen, oder schaff uns endlich den Sensenmann vom Hals! Vielleicht sind wir dann die Liebe (Liebe hegt keinen Groll, sagt der Kurs), die wir sein sollten, wenn uns endlich diese Angst (übrigens ist die Todesangst die einzige Angst, die alle anderen vermeintlichen Ängste umschließt) für immer genommen wird.
Der alte Mann und der kleine Michel lächeln wissend und schippern wieder los. Ein dritter ist mit an Bord, verhüllt vom Knochenkopf bis zum Knochenfuss in schwarzes Tuch.