CO(S)MIC DREAMS oder KO(S)MISCHE TRÄUME

Auf einem langen Weg nach Mexiko sah ich Lisas Leuchten in den Augen. Sie strahlte mich förmlich telepathisch an. Ich erkannte sofort das Gefühl. Es war gezeugt von Geborgenheit und Heimatnähe. Hier wusste ich gleich, dass ich von hier bin. Ich habe jedoch der Wahrheit keinen Glauben geschenkt.

Und so hab ich den Zug verpasst. Aber da die telepathische Verbindung bis heute versteht, funke ich sie immer noch an, und hoffe, es geht ihr gut. Mexi-Ko. nach der 7 Jährigen Dunklen Nacht, die über mich herein gebracht wurde, und nun der neue goldene Morgen über der schönen goldenen Stadt tobt.

Die Sonne lacht schon frohen Mundes, und ist besser denn je gelaunt. Ich freue mich auf die Verbindung, und den Kontakt. Das Leben hat sich gedreht, und vielleicht gibt es ja doch ein Wiedersehen. Die Wahrheit aus den Augen scheinend, und das Leben nicht verneinend, sah ich sie weinend, am Fensterbild, das mein Warten stillt. Hoffnungsvoll in dem Erkennen, was uns die Sterne trennen.
 
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Der Fußballgott schien auf dem Koffer zu sitzen und schien bald abzublitzen. Der Plan scheint schief zu gehen, und so muss der Haussegen nun schief hängen. Die Telepathische Verbindung zwischen dem Sieger und dem Erleben, telepathische Resonanzen zu erzeugen, und sich nicht dem Wahrnehmen zu beugen.

Der Hintergrund der meisten, die das anpreisten, waren nicht geneigt, wenn der endlich seine Wahrheit zeigt. Die Wahrheit dessen, was viele Menschen gern vergessen, im Anbetracht des Spiel der Zeit, sind wir telepathisch dann soweit. Durch die Gefühlsfütterung wie die Raubtiere im goldenen Käfig anzutreffen, und gemeinsam nach dem goldenen Morgen zu streben, und sich im Ermessen der Zeit zu verweben.

Doch man glaubte kaum, einem jenen, der wollte das erwähnen, und so ist der wahre Traum nur noch bestehend aus dem Shampooschaum. Die Sterne verglüht, die liebe vergangen und das in allen belangen. Die Telepathischen Begebenheiten münden nur in Streitigkeiten ohne einzuschreiten. Doch dazu wird es nicht kommen, denn sie hat die Bergspitze schon erklommen.
 
Sinnlos, nutzlos, nichtig – die wahren Eigenschaften des menschlichen Lebens. Aber wir haben uns einen Palast gebaut, angehäuft mit Sinn, Nutzen und vor allem Wichtigkeit. Wir sind ja so wichtig. Die Spitze der Evolution. Die Ewige Leier, ich weiß, Aber darauf wollte ich gar nicht hinaus, obwohl Arimas Palast vor lauter Prunk nur so glänzt, wo man vermuten möchte, dass dort jemand sehr wichtiges wohnt.

Ja, Arima (Kim, Joshua, Krishna...) oder wie immer ich dich nenne, - wozu soll es gut sein, das Ego zu entwerten und auf die Quelle zu hören, wenn ich eh nur ein Traum bin? Ah, du meinst, nur so lässt sich der Träumer finden, weil der Träumer mit der Quelle verbunden ist, während das Ego eine schlimme Begleiterscheinung der Träume ist. Gut, gut, ich muss es nur immer wieder wiederholen, um das Bewusstsein damit zu füttern.

Und du, Blauer, hast es noch immer nicht geschnallt, dass Luzy nichts Böses will, wie Goethe einst schrieb: „Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht, denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht; Drum besser wär's, dass nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz, das Böse nennt, mein eigentliches Element.“

Luzy verneint nicht – er ist jene Kraft, die für Stabilität und vor allem für den Weg zurück sorgt. Es mag Dämonen geben, schlimme Finger wie Ake oder auch kleine Halunken wie Betunia, die es bewusst darauf anlegen, anderen Lebewesen zu schaden.

Ja, ja, Betunia hat den Menschenwesen geschadet, obwohl sie mit ihrer Annahme auch recht hatte, dass die Menschenwesen Vampire sind, die anderen die Energie absaugen. Aber Betunia haben sie nichts abgesaugt, auch wenn sie diese Worte mit einem süßen Augenaufschlag betonte. Betunia hat die Menschenwesen ausgesaugt, um eine stärkere Dämonin zu werden.

Aber Luzy, der Oberdämon, der Oberchef der Wesen der Anderen Seite, der schönste aller Engel, hat mit all dem nichts zu tun. Wie gesagt, es gibt da wie dort Arschlöcher. Selbst Luzys Träume sind, wenn man sie lässt und durch die bedingte Egokraft der Bewusstseinsblasen (Wo kommen die Blasen her?) - (Sie sind die schlimmen Begleiterscheinung der Träume!) nicht die Oberhand bekommt, sanft und liebevoll. Aber sie wollen das Sagen haben. Sagen, wo es lang geht. Sie stellen Gebote auf, gründen Religionen und Sekten und rufen die restlichen Erzengel herab, um die Menschenwesen zu unterstützen.

„Diesmal werdet ihr mich nicht kreuzigen!“ ruft der Andere, als ihn wieder einmal eine Horde Menschenwesen mit nassen Lappen davon gejagt haben.

„Dich haben sie auch nicht gekreuzigt, wenn du dich erinnerst“, murmelt der Blaue, als er hinter seinem Zwillingsbruder die Haustür schließt, um Schlimmeres zu verhindern, denn die Menge wirft noch immer mit nassen Lappen – die mit Steinen gefüllt sind.

„Du erinnerst dich tatsächlich?“

„Ja, warum nicht? Wir sind die Träumer, die sich vervielfältigt haben. Wir werden nie etwas vergessen, weil wir etwas Besonderes sind.“

Mirjam kommt hinzu.

„Ohne mich bist du gar nichts“, keift sie und bohrt ihren nackten Finger zwischen die blaue Brust des Blauen. „Wir erinnern uns. Das ist alles. Und wir sind nicht die Träumer. Die Träumer vergnügen sich noch immer im Park und sehen uns zu, wie wir uns abrackern. Ihnen ist es egal, ob wir hungern oder nicht. Ach, ich hasse dieses verdammte Pack!“

„Mutter!“ wirft der Andere entsetzt ein. „Versündige dich nicht!“

„Ja, ja, du mit deinen Sünden bist ja nichts anderes als ein Arschkriecher. Weil es eh so was wie Sünden gibt“, zetert Myriam wie eine alte Hexe weiter herum, „Und wenn schon! Wer will dich bestrafen, wenn nicht du selbst. Und wenn du es nicht selbst tust, kannst du tun, was du willst.“

„Mutter!“ wirft der Andere jubelnd ein. „Du hast es erkannt!“

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Es sind nur Namen, die keine Bedeutung haben. Das sollte noch einmal betont werden, denn den Titel „Oberchef“ beanspruchen sicher viele Götter, Göttinnen, Engel, Dämonen und andere Wesen der Anderen Seite für sich. Jahwe, z.B., bestand darauf, keinen anderen Gott als nur ihn gelten zu lassen. Allah ist auch so einer. Zwei verschiedene? Oh ja! Unbedingt! Selbst wenn beide grausam, nachtragend und rachsüchtig sind, sind sie unterschiedlicher Herkunft. Und genau das bestimmten ihre Fans. Sag mal einem Moslem, sein Gott ist derselbe wie der der Juden. So schnell kannst du gar nicht laufen, hat er dir die Kehle durchgeschnitten und lässt dich ausbluten wie ein Lamm, ohne dich Richtung Mekka blicken zu lassen.

Wenn Joshua „mein Vater“ sagte (falls er es sagte!), meinte er sicher nicht Jahwe. Joshua, Gott der Liebe. Krishna, Gott der Liebe. Man kann sich nicht satt sehen an den beiden Süßen. Und ich schweife schon wieder ab, wo ich doch beim Thema bleiben sollte. Ich glaube zumindest, dass Joshua nicht Jahwe meinte. Aber einiges in der Bibel, in den Evangelien, deutet darauf hin. Es ist nur meine persönliche Meinung, dass ich das glaube, weil ich an einen ganz anderen Joshua glaube, vielleicht sogar an einen, den es gar nie gab und auch nie geben wird. Deshalb phantasiere ich mir einen zusammen, der einen Zwillingsbruder hatte, der ebenso verunstaltet wurde, wie Joshua in den Evangelien. Sie waren/sind beide ganz anders. Ganz, ganz anders.

„Lass die Menschen in Ruhe. Sie brauchen keine Belehrungen mehr. Das war im letzten Universum nötig. Diesmal nicht“, schimpft der Blaue (Joshua und Krishna als Einheit, denn meine Phantasie kennt kaum Grenzen).

Recht hat er. Irgendetwas muss doch besser werden im neuen Universum. Auch wenn sich die Ereignisse wiederholen. Sie werden besser wiederholt. Man lernt doch dazu, vorausgesetzt man erkennt seine Fehler. Es war ein negatives Universum. Zumindest die Erde und ihre eingebildete Spezies darauf, die Krankheit der Erde, genannt: Mensch.

Sie lernen aus Fehlern. Schlimmer geht’s nimmer. Sie jagen Verbrecher und gefährden damit ihre Berufe. Sie machen gesund und gefährden damit ihre Berufe. Es gibt einiges Negative, aber das wären nur an den Haaren herbei gezogene Beispiele. Bedeutungslos – genauso bedeutungslos wie das Leben der Menschen. Man kann es nicht oft genug betonen.

Humor ist wenn man trotzdem lacht. Lach die Bedeutungslosigkeit weg. Kinder lachen so oft am Tag. Erwachsene nur mehr selten. Kinder weinen auch oft am Tag. Erwachsene? Geheim? Dass keiner sehen kann, wie schwach man ist, obwohl Tränen zeigen enorme Stärke beweist. Einerlei. Ob Schwäche oder Stärke, in 100 Jahren kräht kein Hahn mehr danach und genau das ist es, was alles so bedeutungslos macht.

„Sie wissen, dass alles nur ein Spiel ist und sie nicht wirklich sterben, wenn der Körper den Geist (im wahrsten Sinne der Worte!) aufgibt“, klugscheißt der Blaue weiter.

Der Körper gibt den Geist auf. Mit der Post? Mit Briefmarke, Adresse und Absender und alldem? Mir soll's recht sein. Aber ich denke, so lange es diesen rätselhaften Gesellen, namens „Tod“ gibt, kann man vergessen, dass alle Lebewesen glücklich sind. Geht so nicht. Kann nicht sein. Da versteht man sich bestens, baut sich ein gemeinsames Leben in Saus und Braus auf und „peng“, tot ist der Partner und man steht allein da. Ob Bestimmung oder nicht spielt keine Rolle. Ob Gott ihn zu sich genommen hat, auch nicht. Da spielt nichts eine Rolle! Man will weiter machen. Man will Freude haben. Man will tun, was man tun will. Man will haben, was man hat.

„Aber wenn keiner mehr stirbt, sind es zu viele“, wirft Mirjam, auf Luzys Vorschlag, den Tod abzuschaffen, ein. „Mir sind es schon jetzt zu viele“, setzt sie grimmig hinzu.

„Dann soll die Anzahl so bleiben, wie sie ist.“

„Damit würdest du den Ganzheiten und auch uns die Freude des Spiels nehmen“, meint der Blaue und spürt, wie wieder Neues geboren wird und der alte Mann und der kleine Michel abermals anlegen.

Da sieht man's wieder. Nicht nur die Götter spielen mit uns, auch wir „selbst“ tun es. Wie gesagt, es gibt da und dort Arschlöcher.


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'Ich stelle fest, dass ich immer weniger Chef meines eigenen Lebens bin', schrieb einer von vielen Schriftstellern und ich kann mich dem nur anschließen. Man könnte es auch wie Freund Carlos (Castaneda) ausdrücken: 'Das Leben ist die Arena und in dieser Arena agieren nur zwei – du und der Tod.' Es ist immer nur der Tod, der uns jagt und manchmal jagen wir auch ihn, wenn wir besonders tollkühn sein wollen.

Wie oft wollten wir den Tod besiegen, Kim, Arima? Indem wir sagten, dass kein Moment jemals verloren geht, dass die Quelle der Kraft nichts vergisst und sich nicht nur eines kleinen Vogels, der vom Dach fällt, bewusst ist, sondern ebenso dem kleinsten, winzigsten Teilchen, das im All verglüht. Tod ist nicht. Gibt's nicht. Darf's nicht geben. Er ist derjenige, der die Erde zu einer bösartigen, grausamen Strafkolonie macht.

Der Tod als Ratgeber. Er macht uns alle gleich. Er machte uns alle zum Nichts. Und doch geben wir die Hoffnung nicht auf, dass da ein kleines, winziges Persönliches von uns übrig bleibt.

Wie lautet Luzys erstes Gesetz? „Wer sich ernst nimmt, ist selber schuld.“ Wenn wir das beherzigen, kann uns Gevatter Tod den Buckel runter rutschen. Wir sind nichts. Wir sind doch bereits tot. Die Geburt ist der Tod. Bereits im Moment der Geburt sind wir dem Tod geweiht und können nichts, absolut nichts, dagegen tun. Und Gott, den es nicht gibt, hält auch nicht die Hand auf, um uns aufzufangen, denn in dem Moment, in dem wir fallen, macht er eine Faust (habe ich auch gelesen und ich glaube, weiter oben oder in einem anderen meiner Schreiberei erwähnte ich die Quelle).



„Wir haben uns entschlossen, dass jeder selbst entscheiden kann, wann er gehen (sterben) will“, verkündet Luzy großartig in einem der Pavillons und alle sind der Meinung, es sei Arima, der das sagt. Luzy trat schon immer für die Menschheit ein, aber wir haben es nie wirklich mitbekommen.

Arima und Sila schütteln nur den Kopf.

„Lass ihn, wenn er sich wichtig machen will“, meint Sila, als Arima dennoch auf den Pavillon zugehen will.

„Du hast recht. Vielleicht hat er sogar vergessen, dass alles gar nicht wirklich passiert.“



Ernst ist auch wieder da. Ernst und seine Familie. Sie haben sich im kleinen, feinen Dorf nieder gelassen. Und alle anderen auch, die im Dorf von Ernst lebten. Es ist ein so genanntes Viertel geworden, da es genauso aussieht, wie das ehemalige Dorf, in dem Ernst und seine Familie lebten. Es ist das Ernstviertel.

Das kleine, feine Dorf ist groß geworden. Groß wie einst ein Kontinent der Erde. Auch der Park vergrößert sich, da sich immer mehr Wesen vergnügen wollen. Selbst Pamas Landwirtschaft wurde zu einem Kontinent, wo es für manche Wesen schwer wird, in das Vergnügungszentrum zu gelangen. Es muss etwas erfunden werden, was die Wesen und vor allem die Menschenwesen von A nach B bringt.



„Man sollte den Menschenleben erlauben, sich selbst zu teleportieren, wohin sie wollen“, verkündet Luzy, während ganz wo anders (auch ein Kontinent der einstigen Erde, den wir „Verschiedenes“ nennen könnten, nämlich das, was sich ständig wiederholt, wie etwa die Geburt vermeintlicher Erlöser) der Andere das Selbe seiner Mutter und seinem Zwillingsbruder, dem Blauen, vorschlägt.



Es muss sich doch etwas verbessern im neuen Universum, auch wenn gar nichts passiert. Vielleicht nach 100 Jahren kann ich auch verkünden, dass gar nichts passiert ist, weil gar nichts wichtig ist und alles schon tot ist, bevor es überhaupt geboren wurde.

Und immer wieder die Frage, warum sich da etwas loslöst und was Eigenes erschaffen will (auch wenn es das in Wirklichkeit gar nicht tut – ja, ja, der vermaledeite, unverstandene Kurs schon wieder!), wenn doch die ständige Vereinigung mit der Quelle so wundervoll ist?

He, Arima, tu was dagegen, oder schaff uns endlich den Sensenmann vom Hals! Vielleicht sind wir dann die Liebe (Liebe hegt keinen Groll, sagt der Kurs), die wir sein sollten, wenn uns endlich diese Angst (übrigens ist die Todesangst die einzige Angst, die alle anderen vermeintlichen Ängste umschließt) für immer genommen wird.

Der alte Mann und der kleine Michel lächeln wissend und schippern wieder los. Ein dritter ist mit an Bord, verhüllt vom Knochenkopf bis zum Knochenfuss in schwarzes Tuch.


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Es wird alles persönlicht (vermenschlicht?). Weil man ja eine Person ist. Noch dazu eine sehr wichtige. Der Mensch. Das Wichtigste auf der Welt. Das Wichtigste im Universum. Von ihm hängt alles ab, weil er (ganz sicher daran glaubt oder eher ganz fest hofft) die intelligenteste Lebensform aller Zeiten ist. Der Übermensch. Der Gottmensch. Weil der Mensch Gott vernichtet hat. Sich über Gott gestellt hat, wie er es Luzifer andichten wollte. Und schließlich der Gnadenschuss oder Gnadenstich, weil man Gott ja nicht mehr braucht. Man ist selbst Gott. Kann über Leben und Tod, Gesundheit und Krankheit, Reichtum und Armut und vielem mehr selbst entscheiden. Man hat das Schicksal in den eigenen Händen. Doch Chef des eigenen Lebens. Und wie!


Gevatter Tod lächelt. Im Moment haben sie ihn verbannt, aber er weiß, dass er immer das letzte Wort haben wird. Er hat Geduld wie sonst keiner. Er kann warten, weil es keine anderen Ausweg gibt. Nur durch ihn finden die Lebewesen wieder nach Hause. Eigentlich ist er der Fährmann über den „River Styx“.


Die Ebenen (Seiten im Großen Buch) haben sich vereint. Es gibt nicht mehr so viele. Man hat sich entschieden. Für das Leben. Nicht für den Tod, den sie verbannten, um mit dem alten Mann und dem kleinen Michel auf dem stillen Meer herum zu segeln. Die Delphine erfreut es. Hat doch der Tod sehr viele Geschichten zu erzählen. Er vergisst nichts. Er weiß alles über die Lebewesen und vor allem über ihre größte Angst vor ihm.

„Dabei erlöse ich sie nur“, meint er und zuckt mit den knochigen Achseln.


„Wovor erlöst er uns?“ fragt Luzy, als Arima ihn doch noch im besagten Pavillon aufsucht, bevor er den Menschenwesen und anderen Lebewesen noch mehr Versprechungen macht, die er alleine nicht einhalten kann.

„Vor uns selbst, Luzy, immer nur vor uns selbst“, antwortet Arima mit düsterer Stimme.

„Dein Reich ist groß geworden, Bruder“, meint Luzy redselig, hakt sich bei Arima unter und steigt vom weißen Pavillon die paar weißen Stufen herab, um mit seinem „Bruder“ einen kleinen Spaziergang im riesigen Park zu machen. „Es hat sich ausgedehnt, weil ich wieder einmal alles zum Guten gewendet habe.“

„Weil du den Tod ins Meer der Stille geschickt hast? Mach dich nicht lächerlich“, lacht Arima, lässt aber Luzys Arm zu.

Welch ein bezauberndes Bild! Die zwei Schönen Arm in Arm auf einen Spaziergang durch einen Park, der inzwischen die Größe eines Kontinents angenommen hat.

„Stell dir nur vor, wie frei sich alle jetzt fühlen“, schwärmt Luzy, „Sie können gehen, wann sie wollen. Können selbst entscheiden, wann sie über den Jordan (so kann man den Fluss ins Jenseits auch nennen) gehen. Das konnten damals nicht viele. Nur die Mutigen.“

„Oder die Verzweifelten.“

„Jetzt hör aber auf! Für deine Maria war es die Rettung, um zu dir zurück zu finden. Hätte sie sich nicht die Pulsadern aufgeschnitten, oder sonst wie ihrem Leben in einer der Erddimensionen ein Ende gemacht, wäre alles ganz anders gelaufen. Also sag nicht, dass nur die Verzweifelten Selbstmord begehen.“

„Maria war eine Ausnahme. Weißt du, Luzy, du hast immer sehr eigenmächtig gehandelt“, argumentiert Arima, hakt sich von seinem „Bruder“ los, bleibt stehen und blickt seinem Spiegelbild in die leuchtend türkisfarbenen Augen, wobei sich das Spiegelbild nur durch ein Muttermal ganz links unter dem linken Auge (ja, noch immer!) unterscheidet. „Na ja, vielleicht nicht eigenmächtig, aber vorschnell, ohne zu wissen oder ohne zu prüfen, ob es wirklich Sinn macht.“

„Was macht schon Sinn, Arima?“

„Das nicht!“ schimpft Arima und deutet zurück zum Pavillon. „Sag den Menschenwesen nicht immer, was sie tun sollen. Wir sind keine Götter, die ihnen sagen können, wo es lang geht, auch wenn wir mitunter eingreifen sollten. Sollten, Luzifer! Aber nicht müssen! Glaub nicht, dass ich im letzten Universum nicht am liebsten allem ein Ende gemacht hätte, anstatt alles wieder von vorne beginnen zu lassen, was die Menschenwelt betrifft. Aber sieh selbst, - ohne Pama wäre das neue Universum nicht das, was es ist. Also, lass dem Leben und auch dem Tod seinen Lauf. Es gibt Kräfte, von denen nicht einmal wir eine Ahnung haben. Lass sie walten. Sie wissen es besser als wir.“

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Wäre die Welt ohne Tod wirklich besser? Dann wäre es auch eine Welt ohne Geburt. Aber vielleicht spornt uns der Tod zu allen möglichen Taten an. Vielleicht spornt er uns zum Leben an, treibt uns in dieser Arena, genannt Leben, voran, um niemals stehen zu bleiben. Wer stehen bleibt, verliert. Wer stehen bleibt, den kriegt der Tod. Keine Bewegung mehr. Keine Arena mehr. Keine Zeit. Kein Raum.

Ein Leben ohne Veränderung. Für manche ein Segen. Vor allem dann, wenn sie gerade in guten Zeiten leben. Für andere der Horror. Vor allem dann, wenn sie gerade in schlechten Zeiten leben. Aber ich denke, der Mensch, wie er nun mal ist, braucht Veränderung. Das liegt nun mal in seinem Bewusstsein. Und ob er es braucht oder nicht, steht ohnehin nicht zur Debatte, denn es ist wie es ist.

Und jene Kräfte, über die Arima vorhin zu Luzy sprach? Gehen sie von der Quelle aus? Was sind sie? Woher kommen sie? Gibt es sie überhaupt? „Sie wissen es besser als wir, sprach Arima. Was wissen sie besser? Was, Arima?



„Du solltest demütiger sein, Luzy“, spricht Arima weiter zu Luzy, „Ich glaubte damals im alten Universum, als ich auf der Erde geboren wurde, nicht an Gott. Fragte mich, wo er denn sein sollte. Es gab für mich nur eine Welt. Jene, in der ich lebte. Eine Welt des puren Zufalls, weil sich eben alles so entwickelt hat, wie es nun mal ist. Dennoch spürte ich stets eine gewisse, unerklärliche Kraft. So etwas wie das Schicksal. Aber irgendwie gerechter. Ich hätte diese Kraft nicht beschreiben können und kann es heute auch nicht. Auch wenn vieles dagegen spricht, glaube ich, dass sie von der Quelle der Kraft ausgeht. Sie lässt uns frei träumen, aber sie gibt auch Acht auf uns. Sie ist unpersönlich – keine Frage, aber sie hat auch persönliche Aspekte, nämlich uns. Dabei dürfen wir die anderen Lebensformen nicht vergessen, denn die humanoide Linie ist nicht die einzige und auch nicht die höchste. All das ist die Quelle der Kraft. Es gibt nichts außer der Quelle, außer dieser Kraft, die weit über dem Bewusstsein steht.“



Anbeten hilft nichts. Kirchen und Dome zu bauen hilft nichts. Askese zu üben hilft nichts. Was immer wir tun, wird getan. Ob wir es gerne tun, liegt an uns. Ob wir uns selbst und anderen für irgendeinen unnötigen Schwachsinn verzeihen, liegt an uns. Dennoch habe ich Achtung vor jedem Glauben, jeder Religion, wie auch jeder Sekte, solange sie keinen Zwang ausübt. Ich achte alles, solange es keinen Zwang ausübt. In allem steckt stets ein Funken Wahrheit, aber die Wirklichkeit kann kein einzelner erfassen. Denke ich mal.



Ernst blickt sich um. Er wirkt ein wenig traurig, seit er in der kleine, feinen Stadt im Ernstviertel mit seiner Familie lebt. Ihm fehlt etwas. Eigentlich jemand. Arima hat er schon getroffen. In seiner schönen Form, die Ernst komplett übersieht, denn für Ernst war Arima immer wunderschön, auch in seiner fetten, kleinen Gestalt. Ernst sehnt sich nach diesem Tier, das einem Känguru oder teilweise auch einem Quokka (ein
Beuteltier, das auch in Australien lebt) gleicht. Er hat es damals lieb gewonnen, ohne dass es ihm bewusst war. Ernst hat Sila auch schon getroffen. Irgendwann, als er mit seiner Familie im Park war. Er mochte das zarte Hippiemädchen sofort und dachte im selben Moment, als er es sah, an Lisa. Er sah diese großen, braunen Augen, die runde Schnauze und spürte an den Händen das weiche, braune Fell. Ernst schüttelte sich und spürte die Sehnsucht. Er konnte es kaum glauben, aber ihm fehlte das pelzige Tier, das er gerne als Haustier behalten hätte.

Und wieder einmal laufen der alte Mann, der kleine Michel und Gevatter Tod (ja, der ist auch noch an Bord!) in den Hafen ein.

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Und wo bleibt der Kurs (in Wundern)? Seine Ein-Welt-Philosophie? Wo bleibt: es gibt nur den Vater und den Sohn (nur die Mutter und die Tochter)? Du aber sagst, es gibt nichts außer der Quelle, die weit über dem Bewusstsein steht. Wenn sie sich schließt, sind wir alle nichts. Wenn sie sich öffnet, sind wir alle alles.

„Cogito ergo sum“, sprach einst der bedeutende Philosoph René Descartes. Und wie ich denke! Es rattert ständig und viel zu oft. Verfluchtes Denken! „Ich denke schon, dass ich bin“, trifft bei mir eher zu.

Und was ist mit Freund Carlos (Castaneda)? Wir sind Wahrnehmung. Wir sind ein Punkt in einer unendlichen Energiewelt, die aus Fäden, Bänder oder Strängen (wie immer man das unendliche Energiefeld nennen mag) besteht, auf denen wir, die so genannten Montagepunkte, Wahrnehmung auslösen. Jede Spezies wandert auf ihrem speziellen Energieband.

Bei einem Toten hat Don Juan keinen Montagepunkt im leuchtenden Ei (der menschliche Körper, wenn man „sieht“) feststellen können. Der Montagepunkt als Seele. Der Adler frisst diese Punkte wie Hühner Körner aufpicken.



Die Widersprüche summieren sich. Ganz klar beim täglichen Schreiben. Man ist nicht immer der selben Meinung. Ein Präsident lebt das ständig vor. Mal so und mal so. Man kann ja. Und Meinungen zählen nichts. Taten sind ausschlaggebend. Man kann sagen, was man will. Mit gespaltener Zunge, wenn geht. Indianerehrenwort. Und dann doch die Hände in den Schoß legen, wenn es um etwas geht. Kneifen.



Känquokkas sind geboren worden. Einfach so. Plötzlich waren sie da und bevölkerten die kleine, feine Stadt. Ich nenne sie so, weil sie ein Mittelding zwischen Kängurus und Quokkas sind. Ernst hat sie herbei gesehnt. Jetzt hat fast jeder Haushalt ein Haustier. Daran ist nichts auszusetzen und es stellt auch keine Bedrohung dar. Man muss nur aufpassen, dass sie nicht zu viele Junge haben, denn meist besteht ein Wurf aus fünf bis acht Jungen. Es hat auch schon zehn Junge gegeben. Das waren die meisten bis jetzt und dieses Ereignis fand bei Ernst und dessen Familie statt. Lisa (Ernst nennt sein Känquokka so – in Erinnerung an die andere Lisa) hat zehn prächtige junge Känquokkas geworfen.

Man muss auch aufpassen, was die Fütterung betrifft. Nicht nach Mitternacht, sonst werden sie zu Monstern. Quatsch! Das ist ein anderer Film!



Und sonst? Der alte Mann und der kleine Michel und Gevatter Tod segeln wieder sanft und still durch das Meer. Das Ganze ist natürlich abstrakt – so wie die ganze neue Welt wieder abstrakt oder viel mehr sehr feinstofflich geworden ist, nachdem sich einige Ebenen (Seiten des Großen Buches) wieder verabschiedet haben. Manche Lebewesen, wie etwa Ernst und seine Familie, sind wieder gekommen, weil es anscheinend ohne sie nicht geht und noch irgend etwas mit ihnen passieren wird, was wichtig für die Weiterentwicklung des neuen Universums sein könnte. Es kann auch mit dem neuen Universum etwas passieren, woran hauptsächlich Ernst und seine Familie, oder nur Ernst oder nur seine Frau Viola oder einer der beiden Jungs, Pitt und Pett, die bereits ins heiratsfähige (ja, dieses besitzergreifende Ritual gibt es noch immer...) Alter gekommen sind, beteiligt sind.



Das neue Universum – hat es denn noch immer die Form eines Baumes? Ja, wenn man genau hinsieht und vor allem auf einem ganz bestimmten Energiestrang wandert. Würde man als Montagepunkt auf einem anderen Energiestrang wandern, hätte es vielleicht gar keine Form. Und würde man auf keinem Energiestrang wandern, wäre man Futter für den Adler oder eins mit der Quelle der Kraft.

Man kann es sich aussuchen. Willst du wiedergeboren werden? - Nein! - Was wünscht du dir nach dem Tod? - Ruhe, nur Ruhe. - Willst du denn nicht ins Paradies? - Das wäre langweilig, - immer nur das selbe und nie wieder Veränderung. - Wirklich nur Ruhe? - Ja, und ein tiefer, tiefer Schlaf.

Der Tod ein Wunschkonzert?

„Wenn es das Leben nicht tut, erfülle ich eben die Wünsche“, erzählt er eben den Delphinen, die neben dem Schiff fröhliche Sprünge tun. Und das nicht in Großbuchstaben wie Terry Pratchett glaubte.


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Eigentlich gehört dies auf den Kontinent „Verschiedenes“, aber da wir (ich und meine unzähligen Egos) mit Ernst und seiner Familie einiges vor hatten, setzen wir dieses Erlebnis in die kleine, feine Stadt (welch Name eines Kontinents, der mehr als ein Drittel des Planeten einnimmt!).

Wie gesagt, Pitt und Pett sind bereits heiratsfähig und haben auch schon Augen auf gewisse junge Menschenwesen geworfen. Apropos geworfen! Denn jetzt kommen wir zum Thema. Viola hat auch geworfen. Sagt man so nicht. Ich weiß. So was sagt man nur bei Tierwesen und sicher nicht bei Menschenwesen, weil Menschenwesen sich noch immer über die Tier- und auch Pflanzenwesen (sieht man bei Pamas Reich, in dem Pflanzen bereits gezüchtet werden) stellen. Das liegt wohl am Bewusstsein, das auch noch immer sehr unterschiedlich ist, was man an Lisa feststellen kann. Lisa, Ernsts liebstes Haustier, hört nicht so gut wie die andere Lisa gehört hat. Wenn Ernst mit Lisa spazieren geht, läuft sie manchmal weiter weg. Wenn Ernst Lisa dann ruft, kommt sie erst nach Stunden zurück. Aber wenigstens weiß sie, wo sie zu Hause ist. Und das ist viel wert, denn Ernst wäre todunglücklich, würde seiner Lisa etwas zustoßen. Aber er braucht nicht das Schlimmste zu befürchten, denn der Tod befindet sich noch immer im Bann des alten Mannes und des kleinen Michels auf dem wunderschönen Segelschiff.

Wie gesagt, Viola hat ein Baby auf die Welt gebracht. Ganz ohne Schmerzen. Ganz ohne dicken Bauch. Wie auch schon gesagt, es muss sich ja was geändert haben, gebessert haben – im neuen Universum.

Das Baby war ein Wonnebrocken. Es schrie nicht, als es geboren wurde. Es lachte. Es war dick und rund und es lachte. „Es sieht aus wie Arima. Hattest du was mit ihm?“ stellte Ernst fragend fest. „Mann, versündige dich nicht!“ antwortete Viola erbost und Ernst glaubte ihr, als er die Augen des lachenden Babys sah. Sie hatten seine und Violas Augenfarbe – braun, fast schwarz. „Aber es ist ein besonderes Baby“, griff Viola den Faden wieder auf, als Ernst ihr das Baby vorsichtig wieder in die Arme zum Stillen gab. „Es ist eine Prinzessin.“ „Frau, wie kommst du darauf?“ „Ich habe es so im Gefühl. Sie wird ein ganz besonderes Leben haben.“

Recht sollte sie behalten, die Frau Viola, denn sobald Buddhita (keine Ahnung, warum die beiden ihre Tochter so nannten) – (nein, nicht wahr, denn ich habe diesen Namen selbst ausgesucht - denn „Buddha“ wäre für ein Mädchen zu hart und warum sollte Buddha diesmal nicht als Mädchen die Erdbewohner mit seinen Weisheiten beglücken?) laufen konnten, setzte sie sich unter dem Bodhibaum, der im Garten der Familie von Ernst stand. Buddhi, wie die Kleine liebevoll genannt wurde und dieser Kosename ihr für immer (zumindest im neuen Universum auf der Erde) bleiben sollte, wurde von allen bestaunt. Man war entzückt von der Kleinen, die nur orangefarbene Kleidung oder höchstens rote Kleidung tragen wollte und dann nur in Form eines Saris, den sie selbst schon im Alter von drei Jahren um ihren rundlichen Körper drapieren konnte.

Buddhi blieb nicht dick. Sie war zwar nie spindeldürr, aber sicher nie dick und deshalb wurde sie später auch nie so dargestellt. Zumindest steht das so im Großen Buch, das wieder einmal eine Seite mehr preisgibt. Im Großen Buch steht ja alles und selbst wenn es heißt, dass es um Seiten ärmer geworden ist, ist das so nicht richtig. Das Große Buch ist so was wie das Spiegelbild der Quelle, in der ja auch alles enthalten ist, was war, ist und auch das, was sein wird. Wenn ich also schreibe, dass es wieder eine Seite mehr preisgibt, heißt das nicht, dass die Seite erst geschrieben wurde. Nein, die Seite und alle Seiten stehen alle bereits fest. Und dann sag mir einer, dass nichts vorbestimmt ist und dass dies ein unlösbares Paradoxon ist!

Aus dem runden Baby und dem dicklichen Kleinkind Buddhi wurde, gerade heraus gesagt, ein echt knackiges Mädchen mit Rundungen, wo sie hin gehören. Sie hatte – bzw. hat, da wir jetzt wieder einmal in der Gegenwart, im Jetzt (!) sind, ein hübsches Gesicht mit großen schwarzbraunen Augen, die von langen, dichten Wimpern umrahmt sind, eine lange, gerade und vielleicht etwas zu breite Nase, was ihr aber erst diese prägnante Schönheit, für die sie ja auch berühmt werden wird, verlieh – und sie hat einen kleinen, runden Mund mit sinnlichen und stets lächelnden (und sehr oft lachenden) Lippen. Ihr langes, schwarzes Haar ist zu einem Knoten hoch gesteckt.

Nur selten entfernt sie sich von ihrem Baum. Sie braucht nicht viel Nahrung, aber wenn, dann genießt sie diese sehr herzhaft. Keine Askese, keine Völlerei, aber Genuss – das ist Buddhis Devise. Und die Menschenwesen lieben sie. Immer wieder kommen sie in den Garten der Familie von Ernst. Manche setzen sich zu Buddhi in der selben Art wie sie, mit gekreuzten Beinen, wobei die Füße auf den Oberschenkeln liegen, was bei manchen nach Stunden zu Krämpfen führt. „Zwingt euch zu nichts und ahmt nichts nach. Sitzt, wie ihr selbst am bequemsten sitzt und genießt das Sitzen“, sagt Buddhi mit sanfter, leiser Stimme. Wie gesagt, - Genuss ist ihre Devise.


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Sila drängt es auch zum Bodhibaum, unter dem Buddhi fast unbeweglich, mit seligem Lächeln, sitzt und nur wenig spricht. Man erinnert sich: Sila hat Mayla „in“ sich – das Baumwesen und Baumliebende wie Buddhi und Mayla/Sila (nicht nachdenken, sonst verwirrt es zu sehr!) ziehen sich immer an. Und wenn Buddhi spricht, sagt sie Worte, wie diese: „Wir sind wie Blätter, die vom selben Baum fallen. Immer wieder kommen Blätter nach, aber es sind nicht mehr dieselben.“

„Siehst du, Arima. Sie drückt es viel besser aus als du“, ereifert sich Sila, als diesmal beide Buddhi einen Besuch abstatten. Natürlich sind sie nicht die einzigen. Man muss schon Glück haben, wenn man in den ersten Reihen des Gartens einen Platz in der gepflegten Wiese findet.

„Aber sie sagt nicht, dass der Baum wie das wahre Ich ist und nicht die Blätter, die bloß die Körperwahrnehmung darstellen.“

Sila winkt ab. „Du bist viel zu kompliziert mit deinen Erklärungen. Buddhi hat recht. Wir sind die Blätter, die vom Baum fallen und verrotten. Die neuen Blätter sind nicht wir. Es sind andere. Von uns bleibt nichts übrig, außer der Baum erinnert sich an uns.“

„Auch nicht schlecht, denn Gedanken erzeugen immer Wirklichkeit“, lächelt Arima und richtet seinen Blick wieder nach vorne zu Buddhi, die ihn direkt ansieht und ihr Lächeln ein wenig breiter wird. Aber es sollte noch breiter werden – das Lächeln.



Inzwischen hat sich die bereits zur lebenden Legende gewordene hübsche, junge Frau unter dem Bodhibaum weit herum gesprochen. Auch Mirjam und ihre Zwillinge, der Blaue und der Andere haben von ihr gehört und sind neugierig geworden.

„Es wäre zu weit und den Teleporter können wir uns nicht leisten“, sinniert Mirjam, als die beiden sie inständig bitten, die hübsche, junge Frau unter dem Bodhibaum zu besuchen.

„Das ist ja wieder einmal typisch. Für die Reichen gibt es jede Menge Erleichterungen, aber die Armen müssen sich weiter abplagen“, schimpft der Andere. „Hättet ihr mich nicht abgehalten, weiter zu predigen. Vielleicht hätte es bei den verfluchten Ego-Oberen was genutzt.“

„Sie hätten dich zu Tode gesteinigt, du Narr“, antwortet Mirjam und sucht ihr letztes Erspartes zusammen. „Das dürfte reichen“, meint sie dann, „Ich werde sowieso nichts mehr brauchen, da ich bald sterben werde. Und da schadet es nicht, einer Heiligen den letzten Blick zu schenken.“

„Mutter!“ stöhnt der Blaue auf. „Das kannst du uns nicht antun!“

„Ja, meinst du denn, ich lebe ewig. Nichts ist von Dauer, mein Sohn. Nichts, aber auch gar nichts.“

„Auch das hätte verändert werden können“, raunt der Andere, wobei alle drei noch nicht wissen, dass Gevatter Tod noch immer verbannt auf dem Segelschiff im stillen Meer seine Runden zieht.



Der Teleporter steht nicht weit weg vom Haus Ernsts Familie. Inzwischen wurde der Garten vergrößert und nur mehr eine gewisse Menge zugelassen wurde, weil die Menschenwesen alle Wege verstopfen und viele ihre Besorgungen nicht mehr machen können. Mirjam, der Blaue und der Andere haben Glück. Genau in dem Moment, als sie aus dem Teleporter (sieht aus wie Dr. Who's Tardis – sozusagen wie eine englische Polizei-Notrufzelle) steigen, gibt es gerade noch für drei Personen Platz im Garten, der sich zu einem weiträumigen Park gemausert hat.

Und dann geschieht es: Der Andere erblickt Buddhi und Buddhi, deren Lächeln jetzt am breitesten wird, erblickt den Anderen. Es ist Liebe auf den ersten Blick.

Bei diesem Ereignis ist auch Luzy anwesend. „Ach, sie hätte statt den Lehrling den Chef haben können“, seufzt er und Arima, der ihn begleitet hat, dreht die Augen über.


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