Bitten um finanzielle Unterstützung

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Hallo Elke,

so ist das nun mal, und Verallgemeinerungen jedweder Art sind bei derlei Diksussion sowieso meist wenig hilfreich.

Allerdings, eines ist unzweifelhaft zu beobachten: "du kannst nie genug geld haben", ist geradezu zu einem Leitsatz in unserer gegenwärtigen Leid-Kultur geworden.

Das permanente Anhäufen materiellen Besitzes ist eine seit jeher verbreitete und heutzutage immer weiter um sich greifende Sucht.
Mit allen Symptomen die dazugehören.
Es ist sehr oft ein ersatz für das, was im inneren fehlt und wie bei allen Süchten führt es immer weiter weg von dem, was eigentlich ge-sucht wird. Diese Sucht reproduziert sich selbst und das ist auch gewollt und wird mit aller Staats- und Medienmacht betrieben.

Wer es wagt, mit seinem gegenwärtigen kleinen Einkommen einfach zufrieden zu sein, dem wird 10 mal am tag das in sich absurde "Problem der privaten Altersvorsorge" präsentiert, um den Fokus wieder auf die "Hauptsache" zu richten: Funktionieren im entmenschlichten System der Kapitalverwertung...

Der Zweck verdrängt also nicht nur das Ziel, sondern wirkt ihm oft massiv entgegen. Man frage nur eine x-beliebige amerikanische Durchschnittsfamilie, wieviel "lebensqualität" 2-4 Jobs gleichzeitig noch ermöglichen...

Jeder, der das Streben nach geld prinzipiell in frage stellt, steht daher auch sofort außerhalb des jahrtausendealten (stillschweigenden) gesellschaftlichen Konsens, und das ist auch hier bei etlichen unterschwellig zu spüren...

Viele hier (mich eingeschlossen) würden eigentlich nur zu gerne ausbrechen aus dieser post-modernen mühle:
"geldverdienen zum zweck des (über)lebens" - aber dabei bleibt das "leben" zunehmend auf der Strecke...

angesichts dessen ist für mich sehr gut nachvollziehbar, wie schwer sich viele damit tun, einem anderen den -vermeintlichen- ausstieg aus dieser mühle nicht nur zu gönnen, sondern auch noch zu "finanzieren": "ihr glück, das ich insgeheim ja auch gern hätte, auf meine kosten - also nee, ne...?"

das erklärt mir manche harsche reaktion hier....

liebe Grüße, Stephan
 
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Stephan schrieb:
Das permanente Anhäufen materiellen Besitzes ist eine seit jeher verbreitete und heutzutage immer weiter um sich greifende Sucht.
Mit allen Symptomen die dazugehören.
Es ist sehr oft ein ersatz für das, was im inneren fehlt und wie bei allen Süchten führt es immer weiter weg von dem, was eigentlich ge-sucht wird. Diese Sucht reproduziert sich selbst und das ist auch gewollt und wird mit aller Staats- und Medienmacht betrieben.
Stephan ich empfinde es anders. Ich war arm nicht unzufriedener als jetzt. Ich gehe arbeiten, weil es mir Spaß macht, ich arbeite weniger wenn mir nicht danach ist. Ja, mir macht es Spaß mir ab und zu schöne Sachen zu kaufen, wenn aber weniger Geld da ist, na dann lass ich es eben. Auto habe ich keins , nur ein altes Fahrrad. Vermutlich würde so Mancher mich nicht mal als Besserverdienende bezeichnen, vorallem nach Abzug der Gelder, die immer wieder in die Kinder fliessen.
wir alle haben gewisse Einbußen zu akzeptieren. Wenn unsere Tarifverträge dann derart beschlossen werden, dass es zukünftig das Montasgehalt nicht mehr am 15ten sondern am 30ten ausgezahlt werden, heißt das auch für den kleinen Arbeiter, dass er in dem Monat des Wechsels plötzlich 1 1/2 Monate mit seinem Geld auskommen muss. Wenn Weihnachtsgelder gestrichen werden, heißt das Ausgabenreduzierung und Arbeitszeitverlängerung heißt Freizeitgestaltung anders zu planen. Also verzichten tun wir alle.
Und Geld geben ist m.E. wirklich nicht unbedingt ein Ausdruck von Herzenswärme.
Elke
 
Hi Elke,

daß du es anders empfindest, freut mich für dich, aber etwas anderes hätte ich ehrlich gesagt auch nicht erwartet von dir - sonst würdest du hier nämlich nicht die Beiträge schreiben, die du schreibst.

Ich meinte mit meinem beitrag nicht dich persönlich.

und dass geldgeben und Herzenswärme miteinander zu tun haben können, aber keineswegs müssen - klar, volle Zustimmung.

liebe Grüße, Stephan
 
Moonrivercat schrieb:
hm... klein machen... das erweitert das, was mir gerade durch den Kopf gegangen ist.

Ich geh jetzt nicht auf den Hick-Hack ein (hab auch gar nicht nachgelesen :D...ätsch)

Es wurde irgendwo im Verlauf dieses Threads auch angebracht, daß man Nebenjobs suchen könnte etc. Nun, ich hab grad darüber nachgedacht, wieviele Leute womöglich viele gute Ideen haben und nur nicht wirklich dran glauben, daß sie das auch realisieren könnten. Ich denke immer, wo ein Wille, da ein Weg und es nützt nichts, wenn ich ständig an einer Kreuzung hin und her laufe, aber keine Richtung einschlage - Angst oder nicht Angst.

Aber viele Leute haben womöglich viele kreative Ideen, doch allein ihnen fehlt der Glaube, daß sie die auch selbst durchführen können. Der Glaube an sich selbst ist sehr wichtig, um etwas zu bewerkstelligen. Doch die Verbindung von einer Idee zum "Ich-will" zu finden ist nicht immer leicht und manchmal ist auch das naheliegende für den Einzelnen einfach nicht offensichtlich.

Oh weh.. ich glaub, ich hab die Denkerei noch nicht richtig ausgegoren und schreib mal wieder chaotisch. Aber vielleicht versteht ja der eine oder andere, was ich meine.

Ich kann nur sagen, wie es mir bei det janzen geht. Nach der Trennung aus meiner ersten Ehe war ich das erste Mal von Sozialhilfe abhängig und ich hab etwas wichtiges damals nicht überrissen. Ich hätte meine ursprünglichen Ausbildungsziele wieder ins Auge fassen können, die ich als 18-jährige habe sausen lassen. Aber in dieser Zeit nach der Trennung war ich .. hm...irgendwie von der Rolle und mein Selbstbewußtsein war auch nicht gerade das Beste. Ich kam also gar nicht auf den Gedanken, daß ich die Dinge selbst in die Hand nehmen könnte. Erst Jahre später, als ich das fünfte Baby hatte, kam so ein Anflug von Gedanke, der sich dann aber auch wieder verflüchtigte. Und erst jetzt hab ich den konkreten Willen, etwas auf die Beine zu stellen. Jetzt, wo ich viele Kinder habe, einen umfangreichen Haushalt und einen Haufen Herausforderungen. Aber ich sag mir, wenn nicht jetzt, wann dann. Der Staat und seine Praktiken werden immer chaotischer und ich hab keinen Bock mehr, das mitzumachen. Ich will meine eigenen Brötchen backen und irgendwie krieg ich das hin. Aber bis ich diesen Trotz und diesen Willen entwickelt habe, mußten erst viele Dinge passieren und vorher kam ich einfach nicht auf die Idee. War ich zu unreif? Zu gedankenlos? Zu idealistisch? Keine Ahnung. Aber es spielt wohl auch keine Rolle mehr.

Alles Liebe
Moonrivercat


Ja. Cat. Ich habe das bei mir genauso bemerkt. Erst Sozialhilfe, da bin ich dann noch ausgetickt, weil ich damit überhaupt nicht zurechtkam - also wieder zurück in die Abhängigkeit und in den Job. Jetzt der zweite Anlauf. Unreif ? Gedankenlos ? Nein ... es geht um eine ganz natürliche Entwicklung. Es ist - sagen wir - wie die Pubertät. Man muss da einfach durch und es ist nicht einfach. Wir geben sozusagen eine alte Welt völlig auf und treten in eine neue ein und das geht nicht mal gerade mit einem Schritt und schwupp, sondern es ist eine lange und manchmal auch mühselige Entwicklung dahin.

Das hier:

Aber viele Leute haben womöglich viele kreative Ideen, doch allein ihnen fehlt der Glaube, daß sie die auch selbst durchführen können. Der Glaube an sich selbst ist sehr wichtig, um etwas zu bewerkstelligen. Doch die Verbindung von einer Idee zum "Ich-will" zu finden ist nicht immer leicht und manchmal ist auch das naheliegende für den Einzelnen einfach nicht offensichtlich.

ist für mich auch ein immens wichtiger Punkt und auch da ist es - gerade für mich als Alleinerziehende - nicht einfach ohne irgendeinen Rückhalt. Was mir fehlt ist der richtige Kick und auf den warte ich. Ich kenn mich, wenn der Zeitpunkt da ist, dann bin ich wie eine Dampfwalze ;) - dann hält mich keine Schwierigkeit mehr auf. Aber da muss ich erst einmal innerlich hin. Der Thread hier hilft mir dabei ... ;)

Danke für Deine schönen, ausgeglichenen Posts. Ich fühle da viel Aufmerksamkeit drin und sehr viel Mitgefühl. :blume:
 
Damura schrieb:
:Ich will aber als spiritueller Mensch mitter in DIESER Gesellschaft leben, weil ich spüre das hier mein Platz ist, ich weiß nur noch nicht, wie .

Genau mit diesem Satz hast Du das wesentliche gesagt, worauf es ankommt;
außerdem spüre ich daß Du diesen Platz schon innehast, er ist Dir nur noch nicht vollends bewußt!
Du hast ein hohes Maß an feinfühliger sozialer Kompetenz und vor allem Du bist stark und meine Intuition sagt mir, genau auf dem richtigen Wege!

Menschen sind Wesen die an der Stelle der Nasen lange Gabeln haben die dafür geschaffen sind sich die Brocken gegenseitig in den Mund zu schaufeln. Versuche Dir mit der langen Gabel die Brocken selber in den Mund zu schieben,
dann hast Du den Zustand der kapitalistischen Gesellschaft die die blödsinnige Norm den Leuten aufdrängt, jeder müsse für sich selber sorgen.
Das ist dummes Zeug welches nachgeplappert wird.

Menschen sind von Natur und Spiritualität her Gemeinschaftswesen die füreinander einstehen und in vielfältiger Symbiose miteinander verknüpft sind.
Da ist raum für Viele die nicht für geld arbeiten und für Viele die für Geld arbeiten.........aber etwa ein Bewußtsein haben daß zwischen dem Geld was sie bekommen.........und was sie arbeiten .........kein wirkliicher Zusammenhang besteht -- und so für einen natürlich notwendigen Ausgleich sorgen.

Die wirklichen Parasiten der Gesellschaft sind Reiche........bei denen noch nie ein Verhältnis zwischen Leistung und Einkommen das Einkommen gerechtfertigt hat...........und die so parasitär der Gesellschaft auf der Tasche liegen.

Macht man Arbeitslosen Vorwürfe deren Existenz lediglich eine Folge des Parasitentums der Oberschicht ist so verdreht man die Dinge auf den Kopf.!

Von daher gesehen ist Dein Anliegen völlig natürlich und normal..........und du hast es auch richtig erkannt............Geld ist auh nur eine Form fließender Energie die wenn man sie zurückhält nur zu Verdauungsstörungen, Carcinommen und sonstigen Verunreinigungen führt.

Läßt man geld los..........und schenkt...........findet eine seelisch/geistige Aufhellung statt.........ein Akt weiser Magie................staut man geld an..............was immer ein Diebstahl an anderen darstellt..............so staut sich spirituell eine dunkle destruktive unten haltende Energie an..................................weshaklb es heißt, daß eher ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe..........als daß ein Reicher ins Himmelreich gelange.

Man darfs wörtlich nehmen...............
 
Stephan schrieb:
Hallo Elke,

so ist das nun mal, und Verallgemeinerungen jedweder Art sind bei derlei Diksussion sowieso meist wenig hilfreich.

Allerdings, eines ist unzweifelhaft zu beobachten: "du kannst nie genug geld haben", ist geradezu zu einem Leitsatz in unserer gegenwärtigen Leid-Kultur geworden.

Das permanente Anhäufen materiellen Besitzes ist eine seit jeher verbreitete und heutzutage immer weiter um sich greifende Sucht.
Mit allen Symptomen die dazugehören.
Es ist sehr oft ein ersatz für das, was im inneren fehlt und wie bei allen Süchten führt es immer weiter weg von dem, was eigentlich ge-sucht wird. Diese Sucht reproduziert sich selbst und das ist auch gewollt und wird mit aller Staats- und Medienmacht betrieben.

Wer es wagt, mit seinem gegenwärtigen kleinen Einkommen einfach zufrieden zu sein, dem wird 10 mal am tag das in sich absurde "Problem der privaten Altersvorsorge" präsentiert, um den Fokus wieder auf die "Hauptsache" zu richten: Funktionieren im entmenschlichten System der Kapitalverwertung...

Der Zweck verdrängt also nicht nur das Ziel, sondern wirkt ihm oft massiv entgegen. Man frage nur eine x-beliebige amerikanische Durchschnittsfamilie, wieviel "lebensqualität" 2-4 Jobs gleichzeitig noch ermöglichen...

Jeder, der das Streben nach geld prinzipiell in frage stellt, steht daher auch sofort außerhalb des jahrtausendealten (stillschweigenden) gesellschaftlichen Konsens, und das ist auch hier bei etlichen unterschwellig zu spüren...

Viele hier (mich eingeschlossen) würden eigentlich nur zu gerne ausbrechen aus dieser post-modernen mühle:
"geldverdienen zum zweck des (über)lebens" - aber dabei bleibt das "leben" zunehmend auf der Strecke...

angesichts dessen ist für mich sehr gut nachvollziehbar, wie schwer sich viele damit tun, einem anderen den -vermeintlichen- ausstieg aus dieser mühle nicht nur zu gönnen, sondern auch noch zu "finanzieren": "ihr glück, das ich insgeheim ja auch gern hätte, auf meine kosten - also nee, ne...?"

das erklärt mir manche harsche reaktion hier....

liebe Grüße, Stephan


JA ! Stephan.

Ich hätte mich nicht gewagt, das so offen auszusprechen. ;)

Aber es ist genau das was ich denke, was Du da oben schreibst.

Meine ExArbeitskollegen haben zum Beispiel damit reagiert, dass sie mich einfach negieren *grins* ... Niemand fragt, wie geht es Dir oder was machst Du jetzt. Sie wollen es einfach nicht hören - jetzt verstehe ich das erst, erst nachdem Du das hier geschrieben hast.

Als ich gekündigt war, da haben sie zu mir gesagt: "Jetzt kannst Du doch. Jetzt würde ich aber mal darein gehen und denen sagen, dass ...." und ich habe gegrinst und hab gesagt: "Ne, Leute. Das ist jetzt euer Bier. Ihr habt die gleiche Wahl wie ich. Ihr könnt Euch weiter fertigmachen lassen, kleine Brötchen backen und den Mund halten (bzw. ihn hintenrum aufmachen) oder aber ihr wehrt Euch und sagt, was ihr denkt und lauft dieselbe Gefahr wie ich, dann gehen zu dürfen." Ich hab da ziemlich mürrische Blicke geerntet. Und allesamt schweigen sie, sind unzufrieden, giften sich untereinander an, mobben sich ohne Ende, sind krank und sitzen dann trotzdem auf der Arbeit - aus Angst ihren Job zu verlieren, der ihnen mittlerweile so gehaltsmäßig zusammengekürzt worden ist, dass Ertrag und Leistung in keinem Verhältnis mehr zueinander stehen.

Es ist eine Entscheidung, die jeder für sich trifft, aber insgeheim ist man wütend auf denjenigen, der eben seinen Weg geht. Meine eigene Mutter hat mich motiviert und hat gesagt, mach nicht denselben Fehler wie ich, ich hätte hier schon vor 20 Jahren gehen sollen und hab mich stattdessen schikanieren lassen ...

Und warum tun wir das lieber ? Eben aus den Gründen, die mir hier auch serviert werden, weil wir sonst geächtet werden, weil wir sonst als Schmarotzer darstehen, weil man uns jegliche Rechte abspricht überhaupt noch an der Gesellschaft teilhaben zu dürfen. Aber genau da liegt die Macht dieses Systems - es unterstützt die Angst, es schürt sie geradezu, damit wir nuja alle schön bei der Stange bleiben und uns weiter einreden dass Arbeit und der daraus resultierende Konsum das einzig zufriedenmachende auf der Welt ist.

Es gibt sicher Ausnahmen, aber wo - in welchem Betrieb geht es denn noch menschlich zu ? Wo weiß denn noch ein Arbeitgeber, dass seine Arbeitnehmer sein Kapital sind, dass sie es sind, die ihn reichmachen ? Oder - etwas das ich so sehr bemängelt habe - wenn man uns zum Beispiel im Oktober eröffnete, dass ab sofort keine Überstunden mehr ausgezahlt werden (und noch blöd dabei grinste und auf Beschwerden hin die Antwort kam: "Och, hab ich ihnen jetzt die Weihnachtsgans aus dem Ofen geklaut) ...- die abhandengekommene Einsicht, dass man als Chef für seine Angestellten und deren Familien eine Verantwortung übernommen hat. Da gibt es Menschen, die seit Jahren Überstunden machen und das nicht aus Jux und Dollerei, sondern weil sie zb. ein Haus zu bezahlen haben oder Schulden oder Alimente oder was weiß ich und dann sagt man: "Och nö. Wir haben uns das überlegt, wir müssen sparen. Überstunden ab sofort gestrichen und keine Auszahlung mehr" - und als der Personalrat dann zum Anwalt ist, hat es danach ganz kräftig an allen Enden gerappelt, weil alle freiwilligen Vergünstigungen, die wir hatten hämisch grinsend einfach abgestellt wurden und der PRat war augenblicklich verstummt, weil das Personal natürlich hochintelligent den PRat an zu mobben fing ...

Und wer mir jetzt sagt, dass das Einzelfälle sind, dem kann ich sagen, dass ich Augen und Ohre aufsperre und überall das gleiche höre. Der Mann meiner Freundin überlegt ernsthaft jetzt die Babypause zu übernehmen, weil er sagt, das er die Faxen dicke hat, meine andere Freundin - ebenfalls alleinerziehend, geht mittlerweile von morgens 8 bis abends um 18 Uhr arbeiten und fährt danach noch in die Metro oder am Wochenende ins Büro um Sitzungen vorzubereiten, weil sie sonst Angst hat, einfach ausgetauscht zu werden, wenn sie diese Leistung nicht bringt. Sie feiert mit einer Kehlkopfentzündung mal gerade 2 Tage krank und sagt, es geht schon. Ihre Tochter sieht sie kaum noch. ihr Mann ist schon seit 3 Wochen in der Weltgeschichte unterwegs, weil er sich immer noch weiterbilden muss, Überstunden macht und versucht seinen Job zu sichern.

Und dann frage ich mich halt, wem bringt das wirklich was ? Ich meine diese Form von Arbeit, die wir Leistung bringen nennen. Was genau leisten wir denn da ? Bruttosozialprodukt ? Wirtschaftswachstum ? Aber wer braucht das denn und wofür genau brauchen wir das ?

Was sind denn nun wirklich unsere Werte ?
 
hi :)

nun ja damura, wenn menschen keine leistung mehr erbringen würden, dann gäbe es auch keine soziale unterstützung mehr, wenn alle sich dem system verweigern würden, wäre kein geld mehr vorhanden, die zu unterstützen, die es wirklich brauchen. und da das system nach und nach zusammen bricht gibt es immer weniger geld fürs soziale und so geht die tür auf für solche absurditäten wie hartz IV.

da ein jeder das weiss, entsteht angst und aus angst wird missbrauch und mobbing.

auch ich sehe mit grossen augen zu, was innerhalb der betriebe geschieht, wie dem normalo unter den arbeitenden menschen immer mehr weggestrichen wird und gleichzeitig dem vorstand immer mehr zugesprochen wird.

ich denk mal, bei vielen ist das heute schon so, dass nur wer sich momentan verbiegt hat ne chance zum überleben und das ist möglich, weil angst regiert. irgendwann aber wird das kippen, so war das immer in den geschichtlichen zyklen. nur wir leben in dieser zwischenzeit, wo wir erst langsam alle begreifen müssen, was das für den einzelnen bedeutet, nicht nur wirtschaftlich sondern auch menschlich. in dieser zwischenzeit gibts natürlich auch durchaus andere modelle ... wo die chefetage auch versteht, dass der mensch die firmen gestaltet, leider sind sie seltener geworden.

und weil die angst so gross ist selber aus dem system zu fallen, ist die abwehr gegen menschen, die schon rausgefallen sind so gross. konsum ist immer noch irgendwo gross geschrieben und solidarität halt klein. das muss sich ändern, aber ob wir das in den nächsten jahren lernen können? da hoffe ich zwar, aber so ganz kann ich nicht dran glauben.

ich kenne einige menschen, die sich diesem system entziehen und akzeptieren, dass sie mit wenig auch gut leben können, die entziehen sich aber irgendwo wirklich, indem sie auch keine sozialhilfe in anspruch nehmen, sondern schon lösungen gesucht haben um ein wenig geld zu verdienen, die haben alles abgeschafft, von zigaretten über auto bis hin zur netten wohnung, begnügen sich mit dem, was sie haben, backen ihr brot selber (nur ein bild), haben aber für das, was für sie wichtig ist lösungen gefunden und tun was ihnen wichtig ist, die haben aber keine kinder! kinder schmeissen uns alle wieder ins system zurück.

wir leben in einer schwierigen zeit! in einem maroden gesellschaftlichen system.

ein schlusswort find ich nicht, eine lösung auch nicht ... vielleicht kommt das ja später? :escape:
 
Die Unzufriedenheit am Arbeitsmarkt häuft sich ja immer mehr. Kaum jemand geht arbeiten nur aus reiner Freude, sondern immer im Hinterkopf den Gedanken " ich brauche Geld". Ich glaube das war schon immer so, nur heute weiß man, daß man dadurch krank werden kann, denn man verbringt ja sehr viel Zeit bei seiner Arbeit. Früher mal, dachte man nicht drüber nach, sondern machte das was man machen "musste".
So lange aber solche Abhängigkeiten geschafft werden, wird sich nichts ändern. Ich persönlich nehme an, erst wenn es möglich wäre ohne Geld zu leben, d.h. es wird einfach so für einen gesorgt ( Tauschhandel? Anderes Bewußtsein?), kann man einer Beschäftigung voll und ganz nachgehen, die einem besonders gut gefällt, die Spaß macht, und wo man effizient arbeiten kann. ( Ohne den enormen Leistungsdruck)

Aber das sind ja Zukunftsvisionen und wir sind im Hier und Jetzt.

Damura, ich habe mir so die Hälfte aller Beiträge in diesem Thread durch gelesen. Einerseits verstehe ich einige heftige Reaktionen von einigen usern auf Deine Bitte, weil hier vielleicht auch manche sich selbst angesprochen fühlen. Kaum jemand würde sich das trauen wie Du, und gerade das finden sie als frech, denn stell Dir vor, jetzt würden wirklich einige Dir Geld geben, einfach so, "das geht doch nicht", sie bekommen ja auch nichts. Jedenfalls so kam mir das vor.

Bei der letzten Tsunamitragödie konnte man sehen welche Geldressourcen es gibt, was möglich ist und wäre, auf die Leute nebenan vergißt man oft schneller, weil da nicht so eine Welle und Energie der Begeisterung und Gemeinschaft losgetreten wird und es auch nicht so sensationell ist.

Andererseits gibt es eben auch sehr viele "schwarze" Schafe, die die Gutmütigkeit und das Mitgefühl ihrer Mitmenschen ausnutzen und wirklich faul zu Hause liegen und keinen Finger rühren, und diebisch grinsen wenn wer so "blöd" ist und was zahlt, daher glaube ich gibt es auch diese enorme Distanz.

Ich wünsch Dir alles Gute!
 
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