Bischof Mixa im Verdacht des Kindesmißbrauch

Ich will Mixa ja nicht in Schutz nehmen und bin vielleicht auch nicht richtig informiert. Aber meiner Kenntnis nach bleibt unterm Strich stehen, dass er Ohrfeigen verteilte. Und auch wenn das heutzutage nicht mehr akzeptabel ist, war es in dieser Zeit wahrscheinlich die Regel.

Würde man z.B. Lehrer deshalb strafrechtlich verfolgen, würde man wohl noch tausende alte Männer und Frauen finden die sich in dieser Form schuldig machten... Nur... das war zu gewissen Zeiten ja nicht nur legal sondern breit akzeptiert.

naja....diese Lehrer sind heute wahrscheinlich nicht mehr im Amt, das ist wohl ein entscheidender Unterschied.
 
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Du bist tasächlicn nicht informiert und liest offenbar hier nur oberflächlich, wenn ünerhaupt. Nochmal für dich das Ergebnis des Sonderermittlung von Rechtsanwalt Sebastian Knott:



Es waren keinesfalls nur Ohrfeigen und das Level der Gewalttätigkeiten war auch zum damaligen Zeitpunkt nicht "üblich", sondern strafrechtlich relevant.

Ja... ich sagte ja, dass ich da nicht voll informiert bin. Ebenfalls, dass es mir nicht um Mixa selbst geht. Wegen mir kann man ihn auch einknasten.

Aber den Fokus auf Mixa zu richten, stellvertretend für Millionen anderer, halte ich letztlich für heuchlerisch.

Ich gehe jede Wette ein, dass es viele User hier im Forum gibt, die Menschen kennen die Taten von gleichem Niveau begangen haben oder sogar SELBST begangen haben. Und das Maß das man jetzt bei Mixa gerne ansetzen würde, sollte man dann zu akzeptieren bereit sein, wenn es bei einem selbst oder jemanden aus der eigenen Familie angesetzt werden würde.

Meine Erfahrung ist: Diejenigen die am lautesten schreien, am lautesten predigen, handeln nicht unbedingt dementsprechend. Die katholische Kirche ist da kein schlechtes Beispiel.
 
GräfinJo;2713943 schrieb:
Mixa ist ein Mann der Öffentlichkeit. Dann muß man damit rechnen, daß einen die Vergangenheit irgendwann mal einholt. Und wenn du Dreck am Stecken hast, dann kann es passieren, daß auch andere Verdachtsmomente entstehen, wie hier geschehen.
Klar... er ist mir eh schnuppe und da es so ist, muss er eben damit klar kommen. Aber ich muss diese Tendenz ja nicht gut finden, oder?


Außerdem, wenn du der Meinung bist, daß diese Arten der Mißhandlungen durchaus zu tolerieren sind, welche etwas weiter oben beschrieben wurden und wie auch andere hier kundtun und eigentlich nur der sexuelle Mißbrauch zu großen Stürmen (und die aber ohne Wenn und Aber) berechtigt, dann solltet ihr euch mit den Auswirkungen dieser Art der "Pädagogik" mal näher beschäftigen.

Die fettgemarkerte Aussage finde ich ziemlich unglaublich.
Ich schrieb nicht, dass Misshandlungen überhaupt zu tolerieren sind. Was ich schrieb ist: Früher wurde da so einiges toleriert. Meine unglaubliche Aussage ist Teil meiner Ansicht, dass sexueller Missbrauch deutlich schwerwiegender ist als körperliche Gewalt wie Prügel. Mag mich da irren...

Und noch mal zu dem, was ich eigentlich sagen wollte:
Wenn man Gewalt mal nicht so eng fasst, nicht nur physisch... (denn die Auswirkungen von denen Du sprichst sind ja nicht physisch, sondern psychisch, was klarstellen dürfte dass die Psyche nicht gerade eine unerhebliche Rolle spielt), dann machen sich auch heute noch sehr sehr viele Menschen schuldig. Und ich würde behaupten, dass da wohl jeder auf sich selbst zeigen kann. Demütigungen in Klassenzimmern sind nach wie vor sehr normal. Fast jeder hat Erinnerungen an seine Schulzeit. Fast jeder hat Erinnerungen wo er in irgendeiner Form so gedemütigt wurde, dass das noch immer nicht ganz ausgestanden ist.

Und ich behaupte: Genau diese erlittenen Demütigungen sind es, die Menschen dann in die Täter-Rolle rutschen lassen. Es geht mir da rein ums Prinzip... Du kannst an Dir selbst erkennen was ich meine. Schau Dir Dein Leben aufrichtig an und Du kannst in Sekundenschnelle erlittene Demütigungen aller Art abrufen. Du kannst ebenfalls Situationen abrufen wo Du selbst Dich dessen schuldig gemacht hast. Du kannst Dich fragen wann und warum es Dir an nüchterner Distanz fehlt und warum Du wahrscheinlich genau dann sagst, dass Du diese Distanz gar nicht haben willst...

Und noch etwas zu diesem Satz:
Und wenn du Dreck am Stecken hast, dann kann es passieren, daß auch andere Verdachtsmomente entstehen, wie hier geschehen.
Wenn Du Dir alles vor Augen führst, wo Du selbst sagen würdest dass Du nicht fair warst, Dich möglicherweise sogar so schuldig gemacht hast, dass Personen in Deinem Umfeld nach wie vor unter einer mit Dir gemachten Erfahrung leiden.... den "Tatbestand" (der juristisch natürlich absolut keiner sein muss) hier öffentlich machen würdest und dann andere sagen: Wenn sie das tat... hmmm... dann darf spekuliert werden ob sie nicht auch das und das und dies getan hat... Was ist das dann? Ein neuer "Tatbestand"...

Schuldig sind wir alle, wenn man es aus einer bestimmten Perspektive sieht. Aber was wird besser, wenn wild drauflos verurteilt wird?
 
naja....diese Lehrer sind heute wahrscheinlich nicht mehr im Amt, das ist wohl ein entscheidender Unterschied.

Sehe ich nur dann so, wenn man es rein juristisch diskutiert. Sobald man es moralisch angeht, kann das nicht der wesentliche Punkt sein. Denn sonst kann man auch sagen: Ist eh verjährt...
 
Sehe ich nur dann so, wenn man es rein juristisch diskutiert. Sobald man es moralisch angeht, kann das nicht der wesentliche Punkt sein. Denn sonst kann man auch sagen: Ist eh verjährt...

Nun, das mit der Moral ist so eine Sache...

Ich wiederhole mich vielleicht, aber ich hab schon mal irgendwo geschrieben, dass ich in den 60er-Jahren meine Kindheit und Jugend in einem Heim verbringen mußte. Da waren Schläge und Misshandlungen an der Tagesordnung, ebenso wie in der Schule.
Wo hätte ein Kind hingehen sollen, sich zu beschweren? Zum Salzamt?
Sogar die Eltern (so vorhanden) waren ja häufig der Meinung, das geschehe dem Kind schon Recht, und erst recht der Pfarrer...
Besonders am Land war so ein Erziehungsstil noch sehr weit verbreitet, verschärft durch die damals noch sehr angstdurchsetzte kath. Erziehung. :confused:

Aber diese Eltern- und Erziehergeneration kannte ja selbst nichts anderes und konnte nur das weitergeben, was sie selbst als Kind erfahren hatte.

Dies ist keinesfalls eine Entschuldiung, sondern nur eine mögliche Erklärung.

Sunny
 
Condemn, gerne nochmal von vorne.

1. Der Vorwurf hier wurde laut, daß man schließlich nicht die RKK und die treuen Seelen dieser Kirche veruteilen dürfe, nur weil es ein paar gibt, die ihre Finger nicht beisammen halten können (also sexuell) und andere, die ihre Finger und andere Gegenstände nicht bei sich behalten können, sprich körperliche und psychische Gewalt an Schutzbefohlenen ausgeübt haben.

2. Gut, jetzt konzentrieren wir uns also auf Ex-Bischof Mixa und das, was er getan hat. Der Verdacht ist nunmal entstanden und vom Sonderermittler geprüft worden. In der Überschrift steht Verdacht, ich selber habe mindestens zweimal hier darauf hingewiesen, daß doch vielleicht die Überschrift geändert werden sollte. Denn wie ich heute sah, bezieht sich selbst der Threadersteller im Erstbeitrag auf die körperliche Gewalt, die Überschrift ist also komplett irreführend. Ich habe das bemerkt und zweimal oder dreimal bereits moniert. Ist also nichts mit undifferenzierter Betrachtungsweise, die Isisi mir vorwürft, was ich gelinde gesagt wieder mal sehr erstaunlich finde.

Es mag sein, daß sexueller Mißbauch schwerer wiegt als körperliche und psychische Gewalt, häufig tritt ja ohnehin beides oder alles drei zusammen auf, ich vermag es aber nicht zu beurteilen. Es ist mir daher völlig unverständlich, wie man da eine Unterscheidung vornehmen kann, "ach, das ist ja nicht so ganz tragisch, weil auch üblich damals und das ist aber wirklich verachtens- und verurteilenswert". Verstehst du? Schau dir die - wie nennt ihr sie - KiFi-Threads hier an, wo die Säue ohne Wenn und Aber durchs Forums-Dorf getrieben werden. Genau von denen, die jetzt auf die Idee kommen, daß "aus einer kleinen Ohrfeige (Zitat: die nebenbei in Ordnung wäre) ein Riesen blutrünstiger Elefant gemacht wird."

Hast du beides erlebt? Kannst aus Erfahrung sprechen? Ich nicht, deswegen masse ich mir auch nicht an, eine Unterscheidung durch Herauf- oder Herabstufung vorzunehmen.

So, noch eine Idee dazu, wie ich mir einen Kirchenmann, wenn überhaupt vorstellen könnte (statt dieses verknöcherten alten Haudegen, den ich mit Stock und Gürtel und verhasstem Gesicht sehr gut sehen kann).

Sollte er das ernst meinen, was er regelmäßig predigt, dann hätte er vor langer Zeit bereits selbst drauf kommen können, sich anzuzeigen und sich dem Urteil des Vatikan zu beugen. Ist ´ne komische Idee, ne? Im weiteren hätte ich von einem Moralpredigenden erwartet, daß er sich bei den ehemaligen Heimkindern aus sich heraus entschuldigt. Zudem, das Urteil des Vatikan in gewisser Demut entgegen nimmt und sich dem fügt.

Spätestens nach Bekanntwerden der Vorfälle wäre immer noch Zeit dazu gewesen. Selbst dann hätte er so verfahren können, wie eben beschrieben. Sich gewahr werden, anerkennen und einen Strich ziehen.

Und jetzt schaut mal, was er statt dessen getan und immer noch tut!

Irgendwo hörts mal auf, oder? Klar jetzt?

:morgen:
 
Sogar die Eltern (so vorhanden) waren ja häufig der Meinung, das geschehe dem Kind schon Recht, und erst recht der Pfarrer...

Das stimmt. Viele haben zu Hause gar nicht erzählt dass sie in der Schule Schläge bekommen hatten, weil es dann meistens hieß "dann wirst du es auch verdient haben" oder manchmal bekamen Kinder dann zu Hause für das "Vergehen" sogar nochmal Schläge.
Isisi
 
Was macht eigentlich die Kirchenmänner so viel interessanter...so viel schlimmer als den Vater, der allen erzählt, wie sehr er doch seine Kiner liebt...während er sich abends in ihre Zimmer schleicht und sie brutal mißbraucht...während Mutti für ihn in der Küche ein proteinhaltiges Mahl bereitet, damit der gute Mann auch schön gesund bleibt...



Sage

Erstaunlich, daß du nicht in der Lage bist, dir die Antwort zu geben. Sie liegt derartig auf der Hand, daß ich mich wundere, daß dies erläuterungsbedürftig ist.

Mal ein anderes Beispiel, vielleicht fällt dann der Groschen. Nehmen wir mal an, nur mal angenommen (Achtung Annahme!) ein hoher Funktionär von Amnesty International wird überführt, daß er in seiner Freizeit einen Folterkeller unterhält - ist es dann ungewöhnlich, daß gerade an diesen Menschenrechtsaktivisten, der auch noch eine hohe Funktion in seiner Organissation unterhält, ein besonders hoher Bewertungsmaßstab angelegt wird?

Und jetzt auf unser Beispiel wieder einschwenken: Ist es verwunderlich, daß an Typen, die sich selbst als Statthalter des göttlichen Worts interpretieren und jahrzehntelang der Gemeinde mit Imperativen der Nächstenliebe in den Ohren liegen, die also die Klappe als gesellschaftliche Moralinstanz Nr.1 so weit aufreißen und sich dann als Typen entpuppen, die das, was sie da predigen, mit Füßen treten - ist es verwunderlich, daß an solche Typen besonders strenge Maßstäbe angelegt werden?

Ich denke nicht, es ist ein natürlicher Vorgang.
 
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