Beschreiben - Sehen - Lösen

Ich hab da was zum Anschauen. Vielleicht sieht einer von euch was, was ich jetzt noch nicht sehen kann...



Da hab ich ein Senkblei mitgenommen, aus der letzten Stunde beim Therapeuten... Seine Sätze wirken immer so. Wie ein Senkblei, das mich in die Tiefe des Problems zieht.

Es war seine Bemerkung: Also ihr grundlegendes Thema ist die Verlustangst.

Ja. Das ist es auch. Nun stehe ich da vor einem Sumpf… ein richtiger Sumpf mit sichtbaren Wasserstellen… Und kann im Moment keinen Schritt vor oder zurück. Worauf stehe ich überhaupt? Ich habe das Gefühl, keine Bewegung zu machen, ist auch nicht gut, weil ich spüre, wie der Boden unter meinen Füßen nachgibt… Ich werde drin versinken, wenn ich mich nicht auf den Weg mache. Aber auf welchen? Wohin soll ich denn steigen? Es ist ja alles schwammig…

Denn jeder Schritt, den ich jetzt mache, kann bedeuten, daß die Freundschaft, die in den letzten Jahren mein Leben bestimmt hat, in bodenlose Tiefen versinkt… mit mir zusammen, weil ich mich nur mehr als Freundin meines besten Freundes erlebt habe.

Ich will aber nicht versinken. Ich will heil aus diesem Sumpf raus. Ich will aber auch nicht, daß diese Freundschaft im Sumpf versinkt.

Was hält mich also an der Stelle fest, an der ich stehe und langsam zu versinken beginne? – Meine Angst vor dem Verlust dieser Freundschaft.

Was treibt mich an, aus dem Sumpf zu entkommen? – Mein Wille, zu leben.

Also… bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als den ersten Schritt zu machen. Irgendwohin. Denn wenn ich versinke, dann gibt es ja auch keine Freundschaft mehr… Es kostet mich alle Kraft, den Fuß zu heben und irgendwo hinzusteigen. Ich sehe in mir diese Flamme, die in der Wut so hoch gelodert hat wie ein Vulkanfeuer - und jetzt so klein ist wie eine Teelichtflamme - aber sie brennt. Ich spüre ihre Wärme und hebe den Fuß...



... und ich mache einen Schritt nach hinten. Der Boden fühlt sich weich an, aber ich sinke nicht ein.



Auf den nächsten Schritt :sneaky:
Kinny
 
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Das ist eine gute Frage, @Noneytiri, danke!

Ich habe meine Schilderung jetzt grad nochmal durchgelesen und kann jetzt sagen, ich steh nicht VOR diesem Sumpf, ich steh MITTEN DRIN in dem Sumpf...

Und das Bild hat sich jetzt grad beim Spazierengehen noch verdichtet. Ich habe mich gefragt, wo und was eigentlich diese Freundschaft ist, um die es geht. Wie sich die zeigt. Da wurde ein schwacher Lichtschimmer erkennbar. Irgendwo vor mir, ein bißchen diffus. Und auf einmal konnte ich sehen, daß ich ja diesem Licht gefolgt bin, bis an den Punkt, wo ich da stand und mich nicht mehr ausgekannt habe. Weder vor noch zurück.

Das heißt, das Licht dieser Freundschaft führte in den Sumpf hinein.........

Wenn ich jetzt deine Frage als Landkarte nehme... da entsteht jetzt beim Schreiben ein richtiger Wirbel in mir, der fühlt sich gut an. Und jetzt sehe ich etwas. Es ist tatsächlich so: die Zukunft liegt HINTER MIR. Die Lebensflamme in mir hat meinen Fuß nach hinten bewegt, dort muß es rausgehen. Einen Schritt nach dem anderen! Und wenn ich tagelang rückwärts gehen muß, egal! - Und es wird sich zeigen, ob das Licht jetzt mir folgt - oder nicht... Denn weiter dem Licht folgen, das würde immer noch weiter in den Sumpf führen!


Ich HABS, glaub ich. Mit deiner Frage!

Wow.

Danke!
Kinny
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Versteh ich dich richtig?

Da sind zwei Lichter, dein eigenes (von Vulkan bis Teelicht) und das Licht dieser Freundschaft.
Du gehst rückwärts - und gewinnst durch den Abstand bessere Sicht, - du drehst dich nicht um und gehst weg.
 
Versteh ich dich richtig?

Da sind zwei Lichter, dein eigenes (von Vulkan bis Teelicht) und das Licht dieser Freundschaft.
Du gehst rückwärts - und gewinnst durch den Abstand bessere Sicht, - du drehst dich nicht um und gehst weg.
Ja. Genau das ist es. Abstand und bessere Sicht gewinnen... du, danke für diese Formulierung, ich hörte in mir bis jetzt nur leise resignierende Sätze dazu, aber daß das ja ein GEWINN sein kann, hey, das wird mir grad erst richtig bewußt.

Ich sag euch was, ich find das ziemlich gut hier!

Kinny
 
Wenn du dir da, wo du stehst , eine Linie vorstellst, und das die Gegenwart ist..
Dann würden die meisten Menschen antworten:
hinter mir befindet sich auf dieser Linie die Vergangenheit und VOR mir die Zukunft...
Ich frage dann: und wenn du dir nun vorstellst, dass die Zukunft LINKS von dir ist, auf dieser Linie, und die Zukunft ist RECHTS von dir?
Dann bewegst du etwas...
Drehst es um!
Doch DEIN umdrehen, ohne dich selbst dabei umzudrehen.... Wow
 
Wenn du dir da, wo du stehst , eine Linie vorstellst, und das die Gegenwart ist..
Dann würden die meisten Menschen antworten:
hinter mir befindet sich auf dieser Linie die Vergangenheit und VOR mir die Zukunft...
Ich frage dann: und wenn du dir nun vorstellst, dass die Zukunft LINKS von dir ist, auf dieser Linie, und die Zukunft ist RECHTS von dir?
Dann bewegst du etwas...
Drehst es um!
Doch DEIN umdrehen, ohne dich selbst dabei umzudrehen.... Wow
Was mich grad an den Bildern, die da aus mir gekommen sind, so fasziniert: bis jetzt hab ich immer gedacht, "zurückgehen" sei nicht so gewinnbringend :) - aber offenbar haben Seele und Körper gelegentlich andere Ansichten bezüglich der "Richtung" :)
 
Das find ich richtig schön, liebe Kinny :)
Ich dachte auch mal, dass ich nicht voran komme, wenn ich zwei Schritte zurück und einen nach vor mache.
Doch mein persönliches Schneckentempo brachte mich auch weiter...
 
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Ich hab mal in einer ähnlichen Situation (mich trauen oder nicht) zu jemand traurig gemeint: Jetzt geh ich schon wieder zwei Schritte zurück.
Der meinte dann: Du nimmst nur Anlauf. :)

Die Idee mit den unterschiedlichen Richtungen und Geschwindigkeiten tut mir gerade richtig gut. Richtig ist dort, wo ich mich wohl fühle.
Danke dafür!

lg moni
 
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