Ja, genau. Das ist das Fatale: wenn ich eine Struktur eingeprägt bekommen habe, die mir suggeriert, ich bin nicht in Ordnung - dann such ich den Fehler bei mir... und zwar immer, bei allem, was passiert. Und gebe mir dann auch noch die Schuld, daß mir angetan wird, was niemand mir hätte antun dürfen...
Ich kann nur mit einem persönlichen, echt erlebten Erfahrungswert dienen. Ich habe in der virtuellen Selbsthilfegruppe für Gewaltbetroffene in den letzten knapp zwei Jahren mehrere hundert Frauen erlebt - und mehr als die Hälfte davon erzählt aus dem Elternhaus Dinge, da wird einem schwummerlich.
Ich fürchte, Faydit, diese Gesellschaft hat durch eine jahrhundertelange Kultur des "Ver"Schweigens und Erduldens dazu geführt, daß immens viele Verletzte dastehen und völlig überfordert sind damit, Kinder gesund großzuziehen... Sie sind selbst verletzt worden, ich weiß doch, was meinen Eltern geschehen ist. Das war ja nicht lustig. Und deren Eltern waren wieder Verletzte... so tragen wir das von Generation zu Generation... bis endlich einmal einer aufsteht und es nicht mehr weiter(er)trägt. Es läßt sich beenden.
Das geht aber nur, wenn die Muster irgendwann erkannt werden. DANN kann ich es beenden. Das ist ein Prozeß, der dauert, aber es geht.
Deshalb meine ich, Bedingungen kann ich, wenn überhaupt, immer nur zuerst bei mir selbst aufheben. Nicht bei wem anderen (denn dann wärs ja schon wieder eine Bedingung..)
Gruß
Kinny