bei dieser gelegenheit ist mir eingefallen, dass es zu beginn von familienaufstellungen, an denen ich teilnahm, üblich war, die brillen abzunehmen, sich gegenüber aufzustellen und eine weile den blickkontakt zu halten ohne zu reden.
ich kenne das, allerdings nur so, dass ein teilnehmer das vehement eingefordert hat. das mag für nicht-brillenträger ja ganz nett sein, aber dabei wird übersehen, dass ja kaum jemand seine brille aus modischen gründen auf der nase hat und dass durch eine solche praxis der blickkontakt für brillenträger ganz empfindlich unterbunden wird. ich habe mich damals entschieden dagegen ausgesprochen und die brille auf der nase behalten und würde es auch in jedem anderen rahmen so halten. ich halte das für einen reichlich unsensiblen übergriff von normalsichtigen auf die bedürfnisse fehlsichtiger... und würde angesichts so eindrucksvoll vorgebrachter empathie einen sehr störenden vorbehalt bei einer solchen aufstellung entwickeln.
aber mal von meinen -8 dioptrien abgesehen (die mich MIT brille noch nie am blickkontakt gehindert haben...) geht es doch bei aufstellungen vor allem auch um die eigene körperwahrnehmung und weniger darum, irgendwem anderen tief ins blauauge zu schauen und dann zu interpretieren, was ich bei dem sehe? ich neige eher dazu, eine solche auf die augen fokussierte wahrnehmung als nicht sehr ganzheitlich zu vermuten... wobei es freilich nach NLP halt die unterschiedlichen wahrnehmungstypen gibt. aber selbst wenn ich so ein visuell orientierter typ bin, kann mich doch die brille auf der fremden nase nicht stören... na gut, eine sonnenbrille vielleicht schon...
ich geh ja auch zu keinem gehbehinderten und sag ihm: tu deine krücken weg, sie behindern mich, deine bewegungen wahrzunehmen...
alles liebe,
jake
edit: bei nochmaligem durchlesen sehe ich, dass das eine einstiegsübung war und nicht die aufstellung selbst ... also vermutlich eine einübung in die wahrnehmung, das tuning sozusagen. aber auch das wär für mich ohne brille eine erfahrung, die vor allem vom gefühl der latenten behinderung geprägt wäre...