lazpel schrieb:
Astrologie ist keine Wissenschaft, da ihre Vertreter weder skeptisch zu sich selbst sind, noch ist die Astrolgie gar undogmatisch.
das ist eine hypothese. teil a dieser hypothese postuliert, dass astrologen nicht skeptisch in eigener sache sind. die astrologische fachliteratur (nicht die sekundärliteratur) ist reich an gegenbeispielen. auch mein eigener bezug zur astrologie ist ein durchaus skeptischer geblieben - ich nehme nur, was ich geprüft habe (das gilt allerdings auch für kritik ... ich war selbst so undogmatisch, dass mein eigener ursprünglich sehr ablehnender zugang zur astrologie nach prüfung der sachverhalte und eigenen tests (nicht bloß übernahme von drittmeinungen) sich zu einem anerkennenden, aber dennoch immer wieder kritischen gewandelt hat, wie ja auch unzählige postings hier im forum belegen.
teil b deiner hypothese postuliert, astrologie wäre dogmatisch. welche astrologie meinst du? es gibt eine große zahl astrologischer varianten, jetzt mal nur die abendländische astrologie betrachtet und indien, china, indigenes amerika außen vor. es gibt von der klassischen bis zur konstruktivistischen astrologie eine enorme bandbreite, wo wären da die durchgängigen dogmen? ich erlebe im gegenteil astrologie als eine enorm offene disziplin, in der zwar die vertreter der unterschiedlichen schulen und lehrmeinungen engagiert debattieren und auch streiten, in der aber entwicklung, forschung, experiment, paradigmenwechsel etc. nicht nur möglich und willkommen sind, sondern auf vielen ebenen auch stattfinden und ein sehr vitales, lebendiges bild der astrologischen erkenntnistheoretischen und methodischen arbeit und wissensvermittlung abgeben.
ich würde sagen: hypothese mehrfach falsifiziert. trotzdem neige ich nicht zum umkehrschluss, wonach ich astrologie unbedingt zur wissenschaft erheben müsste - wohl bedenkend, dass andere das gern anders sehen. ich denke, in einem ambiente, in dem "wissenschaft" so gern als totschlag-argument dafür, ob etwas gedacht oder geglaubt werden darf, verwendet wird, halte ich mich gern an die inhaltlichen kriterien redlicher arbeit und kann gut auf apostrophierungen wie "wissenschaftlich" verzichten. "wissenschaftlich" war noch nie ein kriterium dafür, ob etwas funktioniert hat oder nicht.
lazpel schrieb:
Wenn ich Dich, jake, als typischen Vertreter der Astrologie sehen darf, dann ist die Astrologie keine Wissenschaft, da Du sowohl Dogmen folgst (Kosmische Konstellationen zu Charaktereigenschaften, dogmatische Vorstellung) als auch völlig unkritisch bist, was die eigene Lehre betrifft, Dich sogar abwertend mit Kritik auseinandersetzt.
ich halte mich nicht für einen typischen vertreter der astrologie, und ich kenne auch sonst keine. dafür ist der begriff astrologie zu allgemein, als dass ihn jemand typologisch abdecken könnte. wenn du meine ideen zu erkennbaren zusammenhängen zwischen kosmischer und individueller evolution als dogma bezeichnest, entspricht das deiner subjektiven sicht ... soll sein. ich hab dazu weiter oben viel geschrieben und auch das von dir nun wieder verwendete wort charaktereigenschaften durchaus kritisch relativiert... ich lass mir das nicht ein weiteres mal überziehen, nur weil dir das so passen würde. was du für eine "dogmatische vorstellung" (???) hältst, entspricht weitestgehend einer betrachtungsweise, die mit den fraktalen relationen der chaostheorie kompatibel ist und abseits der astrologie in vielen anderen praktischen und theoretischen bereichen weitreichende auswirkungen gezeitigt hat, in den naturwissenschaften ebenso wie im sozialen, im medizinischen genauso wie in der verfahrenstechnik. alles dogmatiker?
unkritisch meiner eigenen lehre gegenüber... welche lehre hätte ich denn? ich lehre nicht. ich entwickele seit vielen jahren meine sichtweisen ständig weiter, was ohne selbstkritik und ohne die bereitschaft, mentale besitzstände auch mal zu verlassen und neues denken zu riskieren, wohl kaum möglich wäre. ich lerne ... wobei manche meiner lehrer wie de shazer zum beispiel zwar von lazpel indiziert zu sein scheinen, was aber nichts daran ändert, dass sie zu den führenden vertretern zeitgenössischen denkens zählen, akademisch institutionalisiert manche, andere schlicht herausfordernd und/oder überzeugend. ich beschäftige mich sehr gern auch mit anderen positionen, um mich bewegen zu lassen. im umgang mit kritik erlaube ich mir allerdings, den gehalt der kritik zu überprüfen und mir eine meinung über ihre stichhaltigkeit zu bilden. argumente sind mir jederzeit willkommen und werden entweder akzeptiert oder mit gegenargumenten beantwortet. scheinargumente brauche ich nicht zu disqualifizieren, die disqualifizieren sich selber, wenn sie entlarvt werden.
lazpel schrieb:
Die Erkenntnisgewinnung ist der kleinste Teil der Wissenschaft. Es ist vielmehr wichtig, Thesen immer und immer wieder in Frage zu stellen und zu verifizieren.
das ist eine meinung. ich weiß nicht, wie viele diese meinung teilen - ich jedenfalls nicht. die wissenschaftler sollen das selbst beantworten, ich bin keiner. ich steh auf erkenntnisgewinn. und ich bin so altmodisch, dass ich gern bereit bin, thesen zu revidieren, die faktisch (nicht durch gegenthesen) falsifiziert wurden. das bestreben des permanenten verifizierens führt zu unfruchtbaren endlosschleifen wie dieser hier...
jake