Das Meer sieht rot
Die Kreaturen des Ozeans sind in Gefahr: Hunderte von Meeres-Arten stehen erstmals auf der Roten Liste, weil sie vom Aussterben bedroht sind. Wissenschaftler vergleichen die Folgen der menschlichen Kurzsicht mit den fünf großen Massensterben der Erdgeschichte.
Der Sägefisch steht auf der Roten Liste, und zwar in der Kategorie CR wie "critically endangered". Die deutsche Übersetzung sagt es deutlicher: Er ist "vom Aussterben bedroht". Damit steht ihm das gleiche Schicksal bevor wie Zigtausenden Tier- und Pflanzenarten auf diesem Planeten, und wenn nicht die Weltnaturschutzunion regelmäßig ihre Rote Liste vorlegte, dann würde die Menschheit davon nicht einmal Kenntnis nehmen.
Für die aktuelle Liste wurden weltweit 40.177 Arten untersucht, 16.119 fallen unter die drei kritischen Kategorien "gefährdet", "stark gefährdet" oder "vom Aussterben bedroht". Die IUCN (Weltnaturschutzunion) fand 369 Arten, die vor dem Aus(sterben) stehen. Außer den Sägefischen sind es vor allem Haie und Rochen, Seevögel wie Amsterdam-Albatros, Maskarenen-Sturmvogel oder Klippenmöwe, die Meeresschildkröten, Kalifornischer Schweinswal und Dugong, der Eisbär und etliche der Fischarten, die kommerziell gefangen werden wie Blauflossen-Tun, Atlantischer Heilbutt und Gemeiner Stör.
Für die Mehrheit der Wissenschaftler lassen diese Zahlen nur einen Schluss zu: Wir erleben gerade ein Massensterben, wie es die Welt seit 65 Millionen Jahren nicht mehr gesehen hat. Damals kollidierte die Erde mit einem Kometen, 17 Prozent aller Familien der biologischen Systematik wurden ausgerottet, einschließlich sämtlicher Saurier. Nun hat es auch ein solches Massenaussterben in der Erdgeschichte schon mehrmals gegeben, fünf Mal genau, in der Folge großer Katastrophen oder abrupter globaler Klimaveränderungen.
Jetzt also das sechste Massensterben, und nach Ansicht einiger Experten verläuft es sogar noch schneller als alle vorherigen. Bei einer Umfrage des American Museum of Natural History unter 400 Biologen erklären 70 Prozent der Befragten, sie rechneten in den kommenden 30 Jahren mit dem Untergang von einem Fünftel aller Arten.
Bedrohter Lebensraum