Antike Stoiker & neuzeitlicher Stoizismus

ZITATE MARCUS AURELIUS STOIZISMUS
Marcus Aurelius: Selbstbetrachtungen

Selbstbetrachtungen. Fünftes Buch.
http://www.philosophie-der-stoa.de/selbstbetrachtungen-5.php

I.

"Denn sobald solche Leute ihrem Beruf mit Eifer hingegeben sind, liegt ihnen am Essen und Schlafen weit weniger, als daran, dass sie es weiter bringen in dem, was ihres Amtes ist."

II.

"Es ist wahrlich nicht so schwer, jeden beunruhigenden und unziemlichen Gedanken, der sich aufdrängt, wieder loszuwerden und zu vergessen, so dass die vollkommene Stille und Heiterkeit des Gemüts gleich wiederhergestellt ist."

Sein eigener Richter sein
XIV.

"Die Vernunft und die Lebenskunst sind Kräfte, die sich selbst genügen und die keinen andern Richter über ihre Äußerungen haben als sich selbst. Sie haben ihr Prinzip und ihre Ziele in sich, und richtig heißen ihre Handlungen, weil durch sie der rechte Weg offenbar wird."

XVI.

"Wie die Gedanken sind, die du am häufigsten denkst, ganz so ist auch deine Gesinnung. Denn von den Gedanken wird die Seele gesättigt. Sättige sie also mit solchen wie die: dass man, wo man auch leben muss, glücklich sein könne; dass alles um irgendeiner Sache willen gemacht sei, und wozu es gemacht sei, dahin werde es auch getragen, und wohin es getragen werde, da liege auch der Zweck seines Daseins, wo aber dieser, da sei auch das ihm Zuträgliche und Heilsame."

XIX.

"Die Umstände sind es nun einmal durchaus nicht, wodurch die Seele berührt wird; sie haben keinen Zugang zu ihr und können sie weder umstimmen, noch irgend bewegen. Die Seele stimmt und bewegt sich einzig selber, und je nach dem Urteil und der Auffassung zu der sie es bringen kann, gestaltet sie die Dinge, die vor ihr liegen."


XXIX.

"Wie du beim Abschied vom Leben über das Leben denken wirst, so darfst du schon jetzt darüber denken und danach leben."

XXXI.

" Erinnere dich, was du schon durchgemacht, und was du imstande gewesen bist zu tragen."

XXXIV.

"Stets kann es dir gut gehen, wenn du richtig wandelst, rechtschaffen denkst und tust. Denn von jedem denkenden Wesen, gelten zwei Dinge: einmal, dass es in seinem Laufe von einem andern nicht aufgehalten werden kann, und zweitens, dass sein größtes Gut in der gerechten Sinnes- und Handlungsweise besteht, und sein Streben darüber nicht hinausgeht."

XXXVI.

Sich selbst Glück bereiten

"So sei denn endlich einmal, und gerade wenn du recht verlassen bist, ein glücklicher Mensch, also ein Mensch, der sich das Glück selbst zu bereiten weiß, die guten Regungen der Seele, die guten Vorsätze und die guten Handlungen."


ZITATE MARCUS AURELIUS STOIZISMUS
Marcus Aurelius: Selbstbetrachtungen

Selbstbetrachtungen. Sechstes Buch.
http://www.philosophie-der-stoa.de/selbstbetrachtungen-6.php


III.

"Sieh auf den Grund jeder Sache! Ihre Eigenschaften dürfen deinem Blick ebenso wenig wie ihr Wert entgehen."


VIII.

"Das nenne ich die Seele oder das die Herrschaftführende im Menschen, was ihn weckt und lenkt, was ihn zu dem macht, was er ist und sein will, und was bewirkt, dass alles, was ihm widerfährt, ihm so erscheine, wie er es haben will."

XIII.

"denn solche Vorstellungen geben uns ein Bild der Sache, wie sie wirklich ist, und dringen in ihr inneres Wesen ein. Man mache es nur überhaupt im Leben so, entkleide alles, was sich uns als des Strebens würdig aufdrängt, seiner Umhüllung, und sehe von dem äußeren Glanze ab, mit dem es wichtig tut. Der Schein ist ein gefährlicher Betrüger. Gerade wenn du glaubst mit ernsten und hohen Dingen beschäftigt zu sein, übt er am meisten seine täuschende Gewalt."

XIV.

"Die Menge legt den höchsten Wert auf den Besitz rein sinnlicher Dinge."

"Wer aber nichts Edleres und Höheres kennt, als das allgemeine Vernunftwesen, dem ist jenes alles geringfügig und unbedeutend. Er hat kein anderes Interesse, als dass seine Vernunft der allgemeinen Menschenvernunft entspreche und so sich jederzeit bewege, und dass er andere seinesgleichen ebendahin bringe."

XVI.
Gestalterisch tätig sein

"Denn jede Arbeit will nichts anderes als die Dinge ihrem Zweck entsprechend gestalten,"

"Steht es damit gut bei dir, so brauchst du dir um andere Dinge keine Sorge zu machen. Hörst du aber nicht auf, auf eine Menge anderer Dinge Wert zu legen, so bist du auch noch kein freier, selbständiger, leidenschaftsloser Mensch,"

XIX.

"Denke nicht, wenn dir etwas schwer fällt, es sei nicht menschenmöglich. Und was nur irgendeinem Menschen möglich und geziemend ist, davon sei überzeugt dass es auch für dich erreichbar sein wird."

XXII.

"Ich suche das meinige zu tun: alles übrige, alles was leblos oder vernunftlos oder seines Weges unkundig und verirrt ist, geht mich nichts an und kann mich nicht verwirren."

XXXI.

"Besinne dich, komm wieder zu dir. Wie du beim Aufwachen gesehen, dass es Träume waren, was dich beunruhigt hat: siehe auch das, was dir im Wachen begegnet, nicht anders an!"

XXXII.

"Alles aber, was eine Wirkung der Seele ist, hängt auch lediglich von ihr ab, vorausgesetzt, dass sie sich auf etwas Gegenwärtiges bezieht. Denn was sie zu tun haben wird oder getan hat, ist auch kein Gegenstand für sie."

XXXV.

"Siehst du nicht, wie der gewöhnliche Künstler sich zwar nach dem Geschmack des Publikums zu richten weiß, aber doch an den Vorschriften seiner Kunst festhält und ihren Regeln zu genügen strebt? Und ist es nicht schlimm, wenn Leute wie der Architekt, der Arzt das Gesetz ihrer Kunst besser im Auge behalten, als der Mensch das Gesetz seines Lebens"

XL.

"Jedes Werkzeug und Gefäß ist gut, wenn es imstand ist zu leisten, wozu es gemacht wurde, wenn auch der, der es verfertigte, längst fort ist. In der Natur aber tragen alle Dinge die sie bildende Kraft in sich und behalten sie, solange sie selber sind. Und um so ehrwürdiger erscheint diese Kraft, je mehr du ihrem Bildungstriebe folgst, d.h. je mehr sich alles in dir nach dem Geiste richtet. Denn im Universum richtet sich auch alles nach dem Geiste."

XLVIII.

"Willst du dir eine Freude bereiten, so richte deinen Blick auf die trefflichen Eigenschaften deiner Zeitgenossen und siehe, wie der eine ein so hohes Maß von Tatkraft, der andere von Bescheidenheit besitzt, wie freigebig der dritte ist usf. Denn nichts ist so erquicklich als das Bild von Tugenden, die sich in den Sitten der mit uns Lebenden offenbaren und reichlich unserm Blick sich darbieten. Darum halte es dir nun auch beständig vor Augen!"

L.

"Nur dass unser Streben ein edles war! Denn ein solches trägt seinen Lohn in sich selbst - wie alles, was wir tun, wenn wir unserer innersten Natur gehorchen."

LI.

"Der Ehrgeizige setzt sein Glück in die Tätigkeit eines andern, der Vergnügungssüchtige in die eigene Leidenschaft, der Vernünftige in seine Handlungsweise."

LII.

"Du hast es gar nicht nötig, dir über irgendeine Sache Gedanken zu machen und deine Seele zu beschweren. Denn eine absolute Notwendigkeit zum Urteil liegt niemals in den Dingen."

LVI.

"Niemand kann dich hindern, dem Gesetze deiner eigensten Natur zu folgen. Was du im Widerspruch mit der allgemeinen Menschennatur tust, wird dir nicht gelingen."

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ZITATE VON MARCUS AURELIUS ANTONIUS
Des Kaisers Marcus Aurelius Antonius Selbstbetrachtungen
https://www.projekt-gutenberg.org/antonius/selbstbe/chap007.html

Siebentes Buch.

2.
Wie wäre es möglich, Vorurteile abzutöten, wenn die Gedanken, die dieselben hervorbringen, nicht ausgerottet werden, deren beständige Wiederbelebung von dir abhängt? Ich kann über eine Sache so urteilen, wie ich soll; kann ich's aber, wozu dann meine Unruhe? Was außerhalb meiner Denkkraft liegt, darf meine denkende Seele nicht berühren. Fühle das, und du stehst fest da. Von dir selbst hängt es ab, ein neues Leben zu beginnen. Betrachte nur die Dinge von einer andern Seite, als du sie bisher ansahst. Denn das heißt eben: ein neues Leben beginnen.

16.
Die gebietende Vernunft bereitet sich selbst keine Unruhe, sie stürzt sich zum Beispiel nicht selbst in Furcht oder Schmerz; will aber ein anderer ihr Furcht oder Traurigkeit einstoßen, so mag er's tun; sie selbst wird sich durch ihr Urteil in keine solche Gemütsbewegungen versetzen. Dass aber der Körper nichts leide, dafür mag er sorgen, wenn er kann, und es sagen, wenn er leidet. Die Seele aber, der eigentliche Sitz der Furcht, der Traurigkeit und der dahin einschlagenden Vorstellungen, wird wohl nicht, wenn sie sich nicht selbst zu derlei Urteilen verführt, leiden. Denn die herrschende Vernunft ist an und für sich bedürfnislos, wenn sie sich selbst keine Bedürfnisse schafft; eben deshalb kennt sie auch weder Unruhe noch Hindernis, wenn sie es sich nicht selbst verursacht.

28.
Ziehe dich in dich selbst zurück. Die in uns herrschende Vernunft ist ja von der Natur, dass sie im rechten Tun Heiterkeit und Selbstzufriedenheit findet.

31.
Bei Gott, sagt der Dichter, ist alles gesetzlich!
Wären bloß die Grundstoffe, so muss man doch bedenken, dass alles bis zum geringsten nach Gesetzen geordnet ist.

33.
Vom Schmerze. Ist er unerträglich, so führt er den Tod herbei, dauert er fort, so lässt er sich ertragen. Durch Sammlung in sich selbst bewahrt dabei die denkende Seele ihre Heiterkeit, und die in uns herrschende Vernunft erleidet keinen Schaden.

47.
Betrachte den Umlauf der Gestirne, als wenn dein Leben mit ihnen umliefe, und erwäge beständig die wechselnden Übergänge der Grundstoffe ineinander. Denn solche Betrachtungen reinigen dich vom Schmutz des Erdenlebens.

55.
Sieh dich nicht nach den leitenden Grundsätzen anderer um, sondern schaue vielmehr unverwandten Blickes auf das Ziel, zu dem die Natur dich hinführt, sowohl die Allnatur durch das, was dir widerfährt, als deine eigene durch deine Obliegenheiten.

Denn der vernünftigen und verständigen Tätigkeitskraft ist es eigen, sich selbst zu beschränken und weder den Anforderungen der Sinne noch der Triebe je zu unterliegen.

Die Vernunftkraft aber will den Vorrang haben und sich nicht von jenen meistern lassen, und das mit Recht; denn dazu ist sie von Natur da, sich jener überall zu ihren Zwecken zu bedienen.

Der dritte Vorzug in der Natur eines vernünftigen Wesens besteht darin, nicht blindlings beizupflichten noch sich täuschen zu lassen. Mit diesen Wahrheiten ausgestattet, wandle die gebietende Vernunft ihren geraden Weg und sie hat, was ihr gebührt.

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ZITATE VON MARCUS AURELIUS ANTONIUS
Des Kaisers Marcus Aurelius Antonius Selbstbetrachtungen
Achtes Buch.

29.
Unterdrücke die Einbildungen, indem du beständig zu dir selbst sprichst: Es steht ja allein bei mir, in dieser Seele keine Bosheit, keine Begierde und überhaupt keine Leidenschaft aufkommen zu lassen, hingegen will ich alles von dem richtigen Gesichtspunkt aus betrachten und jedes Ding nach seinem Werte benutzen. Gedenke dieses dir von der Natur geschenkten Vermögens.

32.
Du musst in dein ganzes Leben wie in jede einzelne Handlung Ordnung bringen, und wenn du dir bei allen Handlungen sagen kannst: Ich tat nach besten Kräften, so kannst du ruhig sein, und dass du deine ganze Kraft einsetztest, daran kann dich niemand hindern. »Aber es kann sich von außen her ein Widerstand erheben?« Gewiss keiner gegen ein gerechtes, besonnenes und überlegtes Handeln. Aber vielleicht tritt sonst etwas deiner Tätigkeit in den Weg? Doch lassest du dir nur jenes Hindernis gefallen und schreitest zu dem, was dir noch freisteht, mit Überlegung fort, so tritt sogleich ein neuer Gegenstand der Tätigkeit an die Stelle und wird sich in die Lebensordnung fügen, von der wir reden.

35.
Jedes von uns vernünftigen Geschöpfen hat neben seinen übrigen Kräften von der Allnatur auch noch folgende erhalten: so nämlich wie diese allem, was ihr widersteht und entgegenwirkt, eine andere Wendung gibt, es in die Kette ihrer Notwendigkeit einreiht und zu einem Bestandteile ihrer selbst macht: so kann auch das vernunftbegabte Wesen jedes Hindernis zu einem Gegenstand seiner Wirksamkeit machen und sich desselben zur Erreichung seines jedesmaligen Zweckes bedienen.

36.
Lass dich nicht durch die Betrachtung deines Lebens in seiner Gesamtheit entmutigen! Fasse nicht alle Unannehmlichkeiten, die dir vielleicht noch begegnen könnten, nach Beschaffenheit und Menge auf einmal in Gedanken zusammen, sondern frage dich vielmehr bei jeder einzelnen, wenn sie da ist: Was ist denn daran eigentlich nicht zu ertragen und auszuhalten? Du musst dich ja schämen, es zuzugestehen. Denke ferner daran, dass weder das Zukünftige noch das Vergangene, sondern immer nur das Gegenwärtige dir lästig werden kann, des letzteren Last aber gemildert wird, wenn du erwägst, wie kurz es ist, und wenn du deiner denkenden Seele die Schwäche vorhältst, dass sie nicht einmal eine kleine Bürde aushalten könne.

38.
Wenn du Scharfsinn besitzest, so zeige ihn in weisen Urteilen.

40.
Wenn du deine Meinung von dem aufgibst, was dich zu betrüben scheint, so hast du dich selbst in vollkommene Sicherheit gebracht. Wer ist dies Selbst? Die Vernunft. »Aber ich bin ja doch nicht die Vernunft.« Du sollst es sein, und mithin soll die Vernunft nicht sich selbst betrüben. Ist aber sonst noch etwas an dir in schlimmem Zustand, so möge dieses selbst über sich aburteilen!

41.
Beschränkung der Sinnlichkeit ist ein Übel für die tierische Natur, Beschränkung des Triebes ist es gleichfalls. Ebenso gibt es auch manches, was der Entwicklung des Pflanzenlebens hinderlich ist. So ist demnach auch die Beschränkung der Vernunft ein Übel für die vernünftige Natur. Wende auf dich selbst alle diese Beobachtungen an.
Unlust oder Lust berühren dich? Da mag die Sinnlichkeit zusehen.
In den der Vernunft angehörigen Kreis pflegt fürwahr nichts anderes störend einzugreifen.
Solange eine Kugel besteht, bleibt sie eben rund nach allen Seiten.

43.
Dem einen macht dies, einem andern jenes Freude; die meinige finde ich im Besitz einer gesunden, mich beherrschenden Vernunft, die von keinem Menschen und von keiner menschlichen Angelegenheit sich abwendet, sondern alles mit wohlwollendem Auge ansieht und aufnimmt und jegliches nach Maßgabe seines Wertes benutzt.

45.
Nimm mich und versetze mich, wohin du willst. Überall werde ich meinen hilfreichen Genius besitzen, das heißt einen Geist, der zufrieden damit ist, wenn er seiner eigentümlichen Natur gemäß sich verhalten und wirken kann.

46.
Dem Menschen kann nie etwas begegnen, was nicht ein menschlicher Vorfall wäre, so wenig wie dem Stiere etwas, was nicht seiner Stiernatur, oder dem Weinstock etwas, was nicht der Natur des Weinstocks, oder auch dem Steine etwas, was nicht der Natur des Steines angemessen wäre. Wenn nun jedem begegnet, was gewöhnlich und natürlich ist, warum wolltest du ärgerlich darüber werden, da die Allnatur dir nichts Unerträgliches widerfahren lässt?

47.
Wenn ein Gegenstand der Außenwelt dich missmutig macht, so ist es nicht jener, der dich beunruhigt, sondern vielmehr dein Urteil darüber; dieses aber sofort zu tilgen, steht in deiner Macht. Hat aber die Missstimmung in deinem Seelenzustande ihren Grund, wer hindert dich, deine Ansichten zu berichtigen? Desgleichen, wenn du darüber missmutig bist, dass du dich nicht in einem Tätigkeitskreise befindest, der dir als vernünftig erscheint, warum nicht lieber tätig als missgestimmt sein? »Aber ein Hindernis, stärker als ich, stellt sich in den Weg.« So sei dennoch nicht missmutig; der Grund deiner Untätigkeit liegt ja dann nicht in dir.

48.
Denke daran, dass deine herrschende Vernunft, wenn sie, in sich selbst gesammelt, sich selbst genügt und nichts tut, was sie nicht will, unüberwindlich wird, auch wenn sie einmal ohne genügenden Grund Widerstand leistet. Wieviel mehr also dann, wenn sie mit Grund und mit Bedacht über etwas urteilt? Deshalb ist die denkende Seele, von Leidenschaft frei, gleichsam eine Festung. Denn der Mensch hat keine stärkere Schutzwehr, wohin er seine Zuflucht nehmen könnte, um fortan unbezwinglich zu sein. Wer nun diese nicht kennt, ist unwissend; wer sie aber kennt, ohne zu ihr seine Zuflucht zu nehmen, ist unglücklich.

49.
Rede dir nicht noch von selbst etwas ein zu dem, was die sinnlichen Wahrnehmungen dir unmittelbar verkündigen. Man hat dir hinterbracht, dieser und jener rede schlecht von dir. Gut! Das aber, dass du hierdurch Schaden leidest, hat man dir nicht hinterbracht. Ich sehe, dass mein Kind krank ist. Das aber, dass es in Gefahr schwebt, sehe ich nicht. So nun bleibe immer bei den ersten Eindrücken stehen und setze nichts aus deinem Innern oder selbst hinzu, und dir wird nichts geschehen. Oder willst du etwas hinzusetzen, so tue es als ein Mann, der alle Weltbegebenheiten durchschaut.

50.
Diese Gurke ist bitter. Nun, so wirf sie weg. Hier sind Dornsträucher am Weg. Weiche ihnen aus. Das ist alles. Frage nicht noch: Wozu gibt es solche Dinge in der Welt? Sonst würde dich ein Naturkundiger auslachen, gleichwie der Tischler und der Schuster dich auslachen würden, wenn du's ihnen zum Vorwurf machen wolltest, dass du in ihren Werkstätten Hobelspäne und Lederabfälle wahrnimmst.

51.
Kann doch deine denkende Seele dessen ungeachtet rein, verständig, besonnen, gerecht bleiben! Eine klare und süße Quelle hört ja nicht auf, ihren Labetrunk hervorzusprudeln, sollte gleich jemand hinzutreten und sie verlästern. Und auch wenn er Schmutz hineinwerfen sollte, sie wird diesen doch alsbald zerteilen oder wegspülen, ohne dadurch im mindesten getrübt zu werden. Wie kannst du dir nun eine solche nie versiegende Quelle – und nicht etwa bloß eine Zisterne – zu eigen machen? Wenn du dir selbst stündlich eine freie Gesinnung, verbunden mit Wohlwollen, Einfalt und Bescheidenheit, anzueignen strebst.

56.
Für meine Willensfreiheit ist die Willensfreiheit meines Nebenmenschen ebenso gleichgültig wie sein ganzes geistiges und leibliches Wesen; denn sind wir auch in ganz besonderem Sinne füreinander geboren, so haben doch die in uns herrschenden Kräfte je ihr eigenes Gebiet. Sonst müsste ja das Laster meines Nebenmenschen mein eigenes Laster sein, was jedoch die Gottheit nicht gewollt hat, damit nicht von der Willkür eines andern mir ein Unglück zugefügt werden könnte.

SELBSTCOACHING! Diese Techniken gelten immer noch!
 
ZITATE VON MARCUS AURELIUS ANTONIUS
Des Kaisers Marcus Aurelius Antonius Selbstbetrachtungen
https://www.projekt-gutenberg.org/antonius/selbstbe/chap009.html
Neuntes Buch.

13.
Heute bin ich allen Hindernissen entgangen, oder richtiger gesprochen, habe ich alle Bedrängnisse zurückgewiesen; denn sie lagen ja nicht außer mir, sondern in mir, in meinen Vorurteilen.

18.
Dringe in das Innere der Menschenseelen ein, und du wirst sehen, vor was für Richtern du dich fürchtest, und was für Richter sie über sich selbst sind.

22.
Forschend wende dich deiner eigenen Seele, der Seele des Weltganzen und deines Nächsten zu: deiner eigenen Seele, um ihr Sinn für Gerechtigkeit einzuflößen, der Seele des Weltganzen, um dich zu erinnern, du seiest ein Teil davon, der Seele deines Nächsten, um zu erkennen, ob derselbe unwissentlich oder wissentlich gehandelt habe, und zugleich zu bedenken, dass sie der deinigen verwandt ist.

31.
Zeige Gemütsruhe den Dingen gegenüber, die von äußeren Ursachen herkommen, und Gerechtigkeit bei denen, die von deiner eigenen Tatkraft bewirkt werden, das heißt, dein Streben und Tun soll kein anderes Ziel haben als das allgemeine Beste; denn das ist deiner Natur gemäß.

32.
Viele unnötige Anlässe zu deiner Beunruhigung, die nur auf deiner falschen Vorstellung beruhen, kannst du aus dem Weg schaffen und dir selbst unverzüglich einen weiten Spielraum eröffnen; umfasse nur mit deinem Geiste das ganze Weltall, betrachte die ewige Dauer und dann wieder die rasche Verwandlung jedes einzelnen Gegenstandes.

42.
Jeder Fehlende aber irrt, insofern er sein Ziel verfehlt.

Bleibe stets ZIELORIENTIERT!
 
ZITATE VON MARCUS AURELIUS ANTONIUS
Des Kaisers Marcus Aurelius Antonius Selbstbetrachtungen
Zehntes Buch.
https://www.projekt-gutenberg.org/antonius/selbstbe/chap010.html

1.
O meine Seele! Wirst du denn nicht endlich einmal gut und lauter und einig mit dir selbst? Wann wirst du sichtbarer werden als der dich umhüllende Leib? Willst du nicht endlich einmal das Glück genießen, die Menschen zu lieben und zu erfreuen? Wirst du nicht endlich einmal zu einer bedürfnislosen Befriedigung auch in dir selbst gelangen, wo du zum Freudengenuss nichts mehr verlangst noch begehrst, sei es etwas Lebendiges oder Lebloses, weder mehr an Zeit, um länger noch zu genießen, noch in einem anderen Raum in einer andern Gegend zu sein, eine reinere Luft zu atmen und mit umgänglicheren Menschen zu verkehren? Vielmehr mit deiner jedesmaligen Lage zufrieden, an allem, was dir die Gegenwart bringt, dich freust und dich überzeugt hältst, dass dir alles zu Gebot steht, alles zu deinem Wohle gereicht.

8.
Hast du dir einmal die Namen: gut, bescheiden, wahrhaftig, verständig, gleichmütig, hochherzig erworben, so habe acht, dass du nie die entgegengesetzten Bezeichnungen verdienst, und solltest du diese Namen je verlieren, so eigne sie dir ungesäumt wieder an. Bedenke aber, dass das Wort klug bedeutet, alles sorgfältig und genau zu prüfen, »gleichmütig« willig das anzunehmen, was dir von der Allnatur zugeteilt wird; edelmütig bedeutet die Erhebung deines denkenden Teiles über jede leise oder unsanfte Erregung des Fleisches, sowie über den nichtigen Ruhm, den Tod und alles andere der Art. Wenn du dich nun im Besitz jener Ehrennamen behauptest, ohne jedoch danach zu verlangen, dass andere dich nach ihnen benennen, so wirst du ein ganz anderer Mensch werden und ein ganz anderes Leben beginnen.

12.
Wozu die Besorgtheit? Steht es ja bei dir zu untersuchen, was im Augenblick zu tun ist, und wenn du das einsiehst, wohlwollend und festen Schrittes diesen Weg zu wandeln; fehlt dir aber diese Einsicht, alsdann stehen zu bleiben und bei den Besten dir Rat zu erholen; sollten sich aber auch noch andere Schwierigkeiten dagegen erheben, den vorhandenen Mitteln gemäß mit Überlegung und fester Anhänglichkeit an das, was dir als Recht erscheint, vorwärts zu gehen. Dies ist das beste, was du tun kannst, während es zu verfehlen bedauerlich ist. Ruhig und doch zugleich leicht beweglich, heiter und doch zugleich gesetzt – so ist der Mann, der in allem der Vernunft folgt.

15.
Nur klein noch ist der Rest deines Lebens. Lebe wie auf einem Berge!

31.
Warum versäumst du Zeit und Gelegenheit? Denn was sind alle diese Gegenstände um dich her anders als Übungsmittel für die Vernunft, die alles im Leben mit gründlichem Naturforscherblick ansieht? Verweile also bei ihnen, bis du sie dir völlig zu eigen gemacht hast, gleichwie ein starker Magen sich gewöhnt, alles zu verdauen, oder wie ein loderndes Feuer aus allem, was man hineinwirft, Flamme und Strahlenglut bildet.

33.
Denn eben als einen Genuss musst du alles auffassen, was du deiner eigenen Natur gemäß wirken kannst. Und dies steht überall in deiner Macht.

Geist und Vernunft aber vermögen kraft ihrer natürlichen Beschaffenheit und ihres Willens über alles, was sich ihnen in den Weg stellt, hinwegzuschreiten. Diese Leichtigkeit, mit der die Vernunft so wie das Feuer aufwärts, der Stein niederwärts, die Walze auf schiefer Fläche überall durchzudringen vermag, stelle dir vor Augen, und du wirst nichts weiter verlangen.

Hier aber wird im Gegenteil der Mensch, wenn man es sagen soll, noch besser und lobenswerter, wenn er die ihn treffenden Schwierigkeiten recht benutzt.

34.
Wer von den Grundsätzen der Wahrheit durchdrungen ist, für den ist auch der kürzeste, selbst allbekannte Ausspruch genügend, um ihn an ein getrostes, furchtloses Wesen zu mahnen.

35.
Ein gesundes Auge muss alles Sichtbare sehen, ohne etwa zu sagen: Ich mag nur Grünes sehen; denn dies ist das Kennzeichen eines Augenkranken. So müssen auch Gehör und Geruch in ihrem gesunden Zustande für alles Hörbare und Riechbare empfänglich sein. Ebenso muss ein gesunder Magen sich allen Nahrungsmitteln gegenüber gleich verhalten, wie eine Mühle allem gegenüber, zu dessen Zermalmung sie eingerichtet ist. Es ist also auch die Pflicht einer gesunden Vernunft, auf alle Vorkommnisse gefasst zu sein.

Stelle Dich den HERAUSFORDERUNGEN deines Lebens!
 
ZITATE VON MARCUS AURELIUS ANTONIUS
Des Kaisers Marcus Aurelius Antonius Selbstbetrachtungen
Elftes Buch.
https://www.projekt-gutenberg.org/antonius/selbstbe/chap011.html

9.
Diejenigen, die dich hindern wollen, dem Wege der gesunden Vernunft zu folgen, werden doch nicht imstande sein, dich von pflichtmäßiger Handlungsweise abzubringen; ebenso wenig aber lass du dich in deinem Wohlwollen gegen sie stören; vielmehr bleibe gleichmäßig fest in diesen beiden Grundsätzen, nämlich nicht nur in deinen Urteilen und Handlungen beharrlich zu sein, sondern auch Sanftmut gegen diejenigen zu zeigen, die dich daran zu hindern suchen oder auch sonst deinen Unwillen erregen. Denn auf sie zu zürnen wäre ebenso sehr eine Schwäche, als seiner Handlungsweise untreu zu werden und aus Bestürzung nachzugeben.

16.
Die Fähigkeit, ein glückliches Leben zu führen, ist in unserer Seele vorhanden, sie darf nur gegen gleichgültige Dinge sich wirklich auch gleichgültig verhalten. Und sie wird sich alsdann so verhalten, wenn sie jedes von ihnen teilweise und im ganzen betrachtet und sich erinnert, dass kein Ding uns zwingen kann, so oder anders davon zu urteilen, dass die Gegenstände nicht zu uns kommen, sondern unbeweglich stehen bleiben, vielmehr wir es sind, die die Vorstellungen von ihnen erzeugen und uns diese gleichsam selbst einprägen, während es uns doch freisteht, dieses Urteil darüber uns nicht zu bilden oder auch, wenn es sich etwa bei uns schon eingeschlichen hat, es sogleich wieder zu tilgen.

20.
Denn jeder Schritt zu Ungerechtigkeiten, Ausschweifungen, Ausbrüchen von Zorn, Schwermut und Furcht ist nichts anderes als ein Abfall von der Natur. Und sooft deine Vernunft über irgendein Ereignis missmutig wird, verlässt sie jedes Mal Reih und Glied. Die Seele ist zur Gleichmütigkeit und Gottesfurcht nicht minder als zur Gerechtigkeit geschaffen; denn auch jene Tugenden sind im Begriff des Gemeingeistes enthalten, ja sie sind sogar noch älter als rechtliche Handlungen.

23.
Sokrates nannte die Meinungen der Menge Poltergeister, Schreckgestalten für Kinder.

29.
Du kannst nicht im Schreiben und Lesen unterrichten, wenn du es nicht selber kannst; viel weniger lehren, wie man recht leben soll, wenn du es selbst nicht tust.

36.
»Einen Räuber der Willensfreiheit gibt es nicht« ist ein Wort Epiktets.

WILLENSSTÄRKE in der Anfechtung!
 
ZITATE VON MARCUS AURELIUS ANTONIUS
Des Kaisers Marcus Aurelius Antonius Selbstbetrachtungen
Zwölftes Buch.
https://www.projekt-gutenberg.org/antonius/selbstbe/chap012.html

1.
Alles das, was du nach einiger Zeit zu erlangen wünschst, kannst du jetzt schon haben, wenn du nicht missgünstig gegen dich selbst bist. Und es wird dir werden, wenn du alles Vergangene beiseite lässt, das Zukünftige der Vorsehung anheimstellst und bloß das Gegenwärtige der Frömmigkeit und Gerechtigkeit gemäß einrichtest.

Lass denn, ohnedem schon dem Lebensausgang nahe, alles übrige dahingestellt, ehre einzig und allein die herrschende Vernunft und das Göttliche in dir, fürchte dich nicht vor dem einstigen Aufhören des Lebens, vielmehr nur davor, dass du ein naturgemäßes Leben noch nicht einmal begonnen hast.

2.
Alle Seelen sieht Gott in ihrer Nacktheit, ohne alle körperliche Hülle, Rinde und Unsauberkeit. Nur durch seinen Geist ist er mit dem in Berührung, was aus ihm selbst in sie übergeflossen und abgeleitet worden ist. Gewöhnst du dich daran, ebenso zu verfahren, so wirst du dir eine Menge Sorgen aus dem Wege räumen. Denn wer sich nicht viel um das Fleisch kümmert, von dem er umgeben ist, wird sich noch viel weniger um Kleidung, Wohnung, Ehre und allen solchen Schmuck und Pomp ängstigen.

3.
Eine gerundete Kugel, der wirbelnden Kreisbahn sich freuend, bist du darauf bedacht, nur die Zeit, die du lebst, das heißt die Gegenwart, ganz zu durchleben, so wird es dir möglich sein, den Rest deiner Tage bis zum Tode ruhig, edel und dem Genius in dir hold hinzubringen.

6.
Gewöhne dich auch an Dinge, an deren Ausführbarkeit du anfangs verzweifelst. Fasst ja auch die linke Hand, obgleich sie aus Mangel an Übung gewöhnlich schwächer ist, dennoch die Zügel kräftiger als die rechte; denn hierzu wird sie beständig gebraucht.

8.
Betrachte die Grundeigenschaften der Dinge sowie die Zwecke der Handlungen entkleidet von ihrer Umhüllung. Erwäge, was Unlust, was Lust, was Tod, was Ruhm sei und wie man an seiner Unruhe selbst schuld ist, wie niemand von einem andern gehindert werden kann und dass alles auf die Vorstellung ankommt.

9.
Bei Anwendung deiner Grundsätze musst du dem Ringer, nicht dem Zweikämpfer ähnlich sein. Dieser nämlich wird niedergestochen, sobald er sein Schwert verliert, jenem aber steht sein (angeborener) Arm immer zu Gebote, und er hat weiter nichts nötig als ihn recht zu gebrauchen.

14.
Entweder herrscht ein unvermeidlich notwendiges Schicksal und eine unverletzbare Ordnung der Dinge oder eine versöhnliche Vorsehung oder ein verworrenes, blindes Ungefähr. Herrscht nun eine unveränderliche Notwendigkeit, warum sträubst du dich dagegen? Herrscht aber eine Vorsehung, die sich versöhnen lässt, so mache dich des göttlichen Beistands würdig. Herrscht endlich ein blinder Zufall, so erfreue dich an dem Gedanken, dass du mitten in solch einem Wogensturm in dir selbst an der Vernunft eine Lenkerin hast. Und wenn dich auch die Strömung ergreift, so mag sie das bisschen Fleisch und Lebensgeist und alles andere mit sich fortreißen; kann sie ja doch die Vernunft nicht wegnehmen.

17.
Was nicht pflichtgemäß ist, das tue nicht; was nicht wahr ist, sage nicht; denn deine Willensrichtung ist ganz von dir abhängig.

18.
Unterlass nie zu untersuchen, was jenes gerade sei, das in dir eine Vorstellung erzeugt, indem du daran die Grundkraft, den Stoff, den Zweck und die Zeit, innerhalb deren es wieder aufhören muss, unterscheidest.

19.
Empfinde es doch endlich, dass du etwas Besseres und Göttlicheres in dir hast als das, was die Leidenschaften erregt und dich hin- und herzerrt wie der Draht die Marionetten.

20.
Fürs erste handele nicht aufs Geratewohl, nicht ohne Zweck, zum andern richte deine Endabsicht auf nichts anderes als auf das Gemeinwohl.

22.
Alles ist Meinung, und diese hängt ganz von dir ab. Räume also, wenn du willst, die Meinung aus dem Wege, und gleich dem Seefahrer, der eine Klippe umschifft hat, wirst du unter Windstille auf ruhiger See in den sicheren Hafen einfahren.

23.
So ist auch der ein von Gott Geführter, der sich von Gott auf dessen Wegen und mit seiner Gesinnung zu gleichen Zielen führen lässt.

25.
Mache dich nur von den Vorurteilen los, und du bist gerettet. Wer hindert dich aber, dich davon loszumachen?

29.
Bei jedem Gegenstande zu sehen, was er im ganzen, was er nach seinem Stoffe, was weiter nach seiner Wirkungskraft sei, von ganzer Seele das Rechte tun und das Wahre reden: darauf beruht die Glückseligkeit des Lebens. Reihst du dergestalt Gutes an Gutes, ohne den mindesten Zwischenraum zu lassen, was anderes ist dann die Folge hiervon als froher Lebensgenuss?

Entscheidend ist die SELBSTSTEUERUNG!
 
https://www.projekt-gutenberg.org/autoren/namen/antonius.html

Metaphorischer Vergleich von Marcus Aurelius Antonius

Marcus Aurelius Antonius Selbstbetrachtungen. XII, 22 :

"Alles ist Meinung, und diese hängt ganz von dir ab. Räume also, wenn du willst, die Meinung aus dem Wege, und gleich dem Seefahrer, der eine Klippe umschifft hat, wirst du unter Windstille auf ruhiger See in den sicheren Hafen einfahren."
 
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