Horizontal sei der Animus und vertikal die Anima.
Ich würd's auch eher umgekehrt erkennen, also daß die Anima (eher seelenbetont) dasjenige ist, das horizontal veranlagt ist.

D wobei ich da jetzt nicht an das horizontale Gewerbe denke...)
Den Animus würde ich eher als vertikal erleben.
Warum ist das m.E. so, daß ich das so erlebe? Weil ich in einer Kultur lebe, die seit Jahrtausenden auf der (überkommenen) Tradition aufbaut, daß dem Mann eine Rolle zugedacht wird, die ihn mehr dem Geist und weniger der Seele zuordnet. Also wird auch der Animus mehr als geistbetont verstanden.
Man muß vielleicht dazu wissen, daß der Animismus - und aus dieser vorjudäischen/-christlichen Zeit kommt ja die Idee der "Hintergrundwelt" - eine Vorkultur des Monotheismus war. "Gott" als geistige Idee mit männlichem Namen entwickelte sich aus der Anbetung der Sonne (Yang), und erschuf als Glaubensobjekt das Verständnis des Menschen, daß er ein geistiges Wesen sei, das von geistigen Umständen abhängig sei. In dieser Zeit wurde der Geist als das steuerbare Element des Menschen auf einer neuen Ebene erkannt und die Religionen wandelten sich von der Naturanbetung hin zur Anbetung geistiger Aspekte. "Energie" trugen danach weniger die Natur, sondern Kraft entstand aus dem Glauben, also aus dem Geiste.
In dieser Zeit, in der Gott entstand, war die Frau ungebildeter als der Mann. Und bis in unser Jahrtausend hinein hat sich der Bildungszugang von Frauen nur in wenigen Teilen der Welt verbessert und ob wir heute schon da angekommen sind, daß so etwas wie Gleichberechtigung entstanden ist, mag dahingestellt bleiben. Auf jeden Fall aber war in der Vergangenheit das männliche menschliche Wesen dasjenige Wesen, das den Geist trug: es traf Entscheidungen, weil es ein Mann war und ihm diese Rolle zugedacht wurde. Die Frau dagegen wurde eher der Seele zugeschrieben, ihr war und ist es eher gestattet, ihr Gefühl zu zeigen, das ja nun sicherlich als eine Regung der Seele verstanden werden kann und sich nur im Geiste zeigt - wenn man es wahrnimmt.
Betrachte ich nun, wie Wandlung erfolgt: nicht horizontal, horizontal verläuft etwas, das man Verbreiterung, Ausdehnung nennen könnte. Sondern Wandlung verläuft vertikal, ist mit Geist und dem in ihm stattfindenden Lernen ohne Wenn und Aber verbunden. Die Auswirkung des geistigen Gelernthabens zeigen sich dann im Wandelgang der Seele, die sich unter anderen geistigen Voraussetzungen anders verhalten kann.
Hätte aber nun das Vertikale das Horizontale nicht, so würde der Lernende/Animus (daher siehst Du ihn vielleicht auch eher jung in Deinen Träumen, weil er ein Lernender ist?!) - nichts "behalten", sondern er würde immer weiter lernen, bis er "gedanklich abhebt" und sich von der Welt entfremdet. Eine solche Spiritualität ist nicht fruchtbar.
Daher ist es eben auch ein sehr veraltetes Frauen- und Männerbild, das dem Mann die Anima zuordnet und der Frau den Animus. Zunächst ist eine Frau mal eine Anima. Und ihr Lernweg der Seele erfolgt auf dem Weg des Animus. Entsprechend hat sie eher mit der Frage ihrer Väterrolle und Ehegattenrolle innerlich zu tun, um zur Liebe zu finden, wohingegen die Männer eher mit der Mutter- und Ehefraurolle zu tun haben, um zur Liebe zu finden. Der männliche Lernweg der Seele geht also über die Anima. (Das ist dann wohl auch der Grund, weshalb Frauen so viel über Männer nachdenken und Männer soviel über Frauen: damit die Seele irgendwann kapiert, daß sie dieses Denken auslöst und sich um den Hintergrund dieser Gedanken fragt.)
So. Genug geschwafelt. Bei diesem Thema find ich kein Punkt und Komma. Und überhaupt sind's alles Behauptungen, die ja nun mal niemand belegen kann. Beobachten müsste man es aber m.E. können.
ah ja, und wie ist's bei homosexuell veranlagten Menschen? hm, möglicherweise liegt ja hier das energetische Kreuz verkehrt herum. Also denkt der schwule Mann, weil seine Anima in der horizontalen Basis liegt, an Männer und wandelt an diesen seine Seele. Und die lesbische Frau sucht die Anima und denkt über und fühlt für die Frau, weil in ihrer Basis der Animus liegt. Möglich wär's ja.
lg
P.s.: Und die Kunst ist doch eigentlich (was die chymische Hochzeit betrifft), das Horizontale deckungsgleich zur Vertikalen und/oder das Vertikale deckungsgleich zur Horizontalen zu legen. Dann ist "das Kreuz" weg. Oder wie seht Ihr das?