Nun langts aber mal.
Deine paranoide Neigung, jedem Israelkritiker einen Nazi umzuhängen
Da irrst du dich. Dein Problem ist, dass in den Kreisen, in denen du dich politisch bewegst (vermutlich Linkspartei) Israelkritik konsquent in der brachialst möglichen Dehumanisierung des Judenstaates kulminiert. Das sehen wir an dir: du verteidigst beispielsweise die so maßlos idiotische wie von maßlosem Hass zeugende Injurie, Israel begehe in Nahost einen Völkermord. Ist dir das nicht selbst peinlich? Du negierst Israels Recht auf Selbstverteidigung, und die für den gesamten Konflikt letztlich ursächliche Frage - die Frage nach der Anerkennung des israelischen Existenzrechtes - übergehst du entweder gleich oder du kolportierst die längst widerlegten Märchen aus der Propaganda-Abteilung der stalinistischen Kampforgane.
Meine eigene Schwester sieht die israelische Politik weitaus kritischer als ich. Ich habe sie trotzdem noch nie eine Antisemitin genannt. Das ist sie auch nicht. Sie erfindet eben keinen Völkermord, um die auf Totalvernichtung ausgelegten Kriegsziele von Hamas und Mullahs zu relativieren. Von ihr kam noch nie der grenzenlos perverse Satz, die Juden müsstens doch besser wissen, nach allem was sie durchgemacht haben. Sie gesteht zu, dass es den Nahostkonflikt in dieser Form vermutlich nicht gäbe, wenn Israels Feinde sich einfach wie zivilisierte Menschen benehmen und Israels Existenzrecht anerkennen würden. Sie freut sich nicht auf die iranische Atombombe und wünscht sich auch nicht, die Juden zu boykottieren, zu ächten, an den Pranger zu stellen, aus der Weltgemeinschaft auszuschließen, ihr Menschsein in Frage zu stellen oder sie gleich zu vernichten. Sie ist nicht so dämlich, sich die kranken ArschIöchern von Hisbollah und Hamas zu "Freiheitskämpfern" schönzuhalluzinieren.
Sie beklagt die, aus ihrer Sicht, zu heftigen Reaktionen des israelischen Militärs, ohne der IDF gleich jegliche Militäraktionen untersagen zu wollen; ohne von Israel zu verlangen, die permanenten Terrorangriffe duldsam zu ertragen, weil Juden eben duldsam zu sein haben. Sie beklagt die humanitären Zustände im Gaza-Streifen für die, ihrer Meinung nach, Israel mitverantwortlich ist. Sie beklagt die, ihrer Meinung nach, den Konflikt anheizende Siedlungspolitik. Sie kritisiert vieles, was Israel in der Vergangenheit falsch gemacht hat bzw. ihrer Ansicht nach falsch gemacht hat.
Aber sie verfällt, im Gegensatz zu dir, nicht sofort in diesen hemmungslosen Trieb, Israel und die Israelis als solche immer gleich so völlig maßlos dehumanisieren zu müssen. Sie sieht die ganze Sache sehr viel weniger emotional als du. Sie ist, was die Levante angeht, keine romantische Tagträumerin, sondern, schon von Berufs wegen, sehr nüchtern und professionell. Professionell genug, nicht auf die Spinnereien der Jungen Welt und irgendwelcher dubioser "Hilfswerke" hereinzufallen.