B 13 Ein junger Bauer übernahm 1946 den väterlichen Hof. Im Herbst des gleichen Jahres gingen alle seine Schweine zugrunde. Da vom Tierarzt keine Todesursache festgestellt werden konnte, schickte der Bauer ein ganzes Schwein zur Untersuchung an das tierbiologische Institut in Zürich. An dem toten Tier wurden sämtliche Giftproben, die es gibt, vorgenommen. Das Institut erzielte kein Ergebnis. Die Todesursache der Tiere blieb ungeklärt. Als im darauffolgenden Jahr wieder schlagartig im Herbst die Tiere eingingen, machte der Bauer noch größere Anstrengungen, die Todesursache zu klären. Die Ställe wurden überprüft, das Futter wurde untersucht, die toten Schweine wurden wieder untersucht. Alle Bemühungen blieben erfolglos. Daraufhin ließ er den Schweinestall abbrechen und an einem anderen Ort mit neuem Holz wieder aufbauen. Im dritten Jahr gingen die Schweine in der gleichen Weise ein. Die Tiere schrien plötzlich auf und fielen dann um. Alle Untersuchungen wiederholten sich. Der Bruder des geschädigten Bauern verfütterte das übriggebliebene Futter, ohne daß seine Schweine daran eingegangen wären. Man machte von verschiedenen Seiten den Bauern darauf aufmerksam: "Du mußt einen Feind haben, der deine Tiere magisch plagt und umbringt." Der geschädigte Bauer lehnte diesen Hinweis zunächst als baren Unsinn ab. Er ließ sich vom Tierarzt beraten, der bei dieser Häufung der Unfälle keine Hilfe mehr wußte. In der Frage der Magie wandte sich der Geschädigte an den Ortspfarrer, der ihn glatt auslachte mit der Bemerkung: "Das gibt es nicht." Einige Dorfgenossen wiesen den Bauern darauf hin, daß es im Kanton Toggenburg Schwarzkünstler gäbe, die ebenfalls Schweine, Rinder und Pferde auf magische Weise töten könnten. So ging das Jahr um Jahr. Der Bauer sicherte seine Ställe durch doppelte Schlösser. Er spannte nachts einen schwarzen Faden um das Haus, um zu sehen, ob sich irgend jemand einen Zutritt zum Haus verschaffte. Die Ställe waren hygienisch vorbildlich eingerichtet. Das Futter wurde sorgfältig kontrolliert, die Tierrassen zur Aufzucht wurden immer wieder gewechselt. Alles Bemühen hatte stets den gleichen Erfolg. Im Herbst, ferner vor hohen Festtagen wie Weihnachten und Ostern, gingen jedesmal die Schweine schlagartig ein.
Eines Tages nahm diese mysteriöse Angelegenheit eine seltsame Wendung. Der Ortspfarrer suchte den Bauern auf und bat ihn, er möchte zu einer Unterredung zu ihm kommen. Sein Nachbar, der im Dorf einen schlechten Ruf hatte, habe ihm etwas gebeichtet und wolle nun in Gegenwart des Bauern die Beichte wiederholen und ihn um Verzeihung bitten. Die drei Männer saßen in der Studierstube des Pfarrers zusammen. Da beichtete der übelbeleumundete Nachbar des Bauern, daß er mit Hilfe der schwarzen Magie die Schweine des Bauern jedes Jahr getötet habe. Inzwischen waren es zweiunddreißig Schweine, die auf diese seltsame Weise umgekommen waren. Der Bauer war darüber empört und fragte ihn, warum er denn das getan hätte. Der Nachbar erklärte: "Ich habe mich immer geärgert über deine Kinder, die in der Nähe meines Hauses solchen Lärm machen." Der Pfarrer fragte noch den Beichtenden, wie er denn das eigentlich bewerkstellige. Auf diese Frage berichtete der Übeltäter folgendes. Als junger Mensch hatte er sich verschiedene Zauberbücher, vor allem das 6./7. Buch Mose beschafft. Er studierte diese okkulte Literatur eifrig und erfuhr daraus von den sogenannten Teufelsbündnissen oder Teufelsver-schreibungen. Schließlich trug er sich mit dem Wunsch, dieses merkwürdige Experiment einmal auszuprobieren. Er begab sich in einer Freitagnacht zwischen zwölf und ein Uhr an eine Kreuzstraße und verschrieb sich mit seinem eigenen Blut dem Teufel. Er erklärte, es wäre zwischen ihm und Satan ein regelrechter Vertrag abgeschlossen worden. Bei dieser Begebenheit hätte er den Teufel leibhaftig gesehen, aber nicht in der mittelalterlichen Vorstellung mit Hörnern, Schwanz und Bockfüßen, sondern als schwarzgelockte Gestalt mit blutroten Augen und einer kleinen Schnauze. Im übrigen aber wäre er elegant schwarz in altertümlichem Stil gekleidet gewesen. Von diesem Tag an besaß der gelehrige Schüler des 6./7. Buches Mose als Vertragspartner des Teufels okkulte Fähigkeiten, die er bei der Tötung der zweiunddreißig Schweine angewandt hätte. Der Pfarrer fragte dann den Beichtenden noch, warum er denn jetzt sein Gewissen entlastet habe. Er erhielt zur Antwort, der Nachbar hätte ihm jahrelang so viel Gutes getan, daß er darüber beschämt wäre. Er versprach dann auch, in Zukunft den Bauern mit diesem Stallspuk zu verschonen. Von einer Anzeige stand der Bauer ab, da es ja ohnehin zu einer derartigen Verhandlung keine juristischen Anhaltspunkte gibt. Von der Zeit der Beichte an ging dieser magisch befähigte Nachbar ein halbes Jahr in die Kirche. Während dieser Zeit gingen dem Bauern keine Schweine mehr ein. Nach einem halben Jahr wurde der Beichtende wieder rückfällig, fing wieder an zu trinken und mied die Kirche. Vor dem Buß- und Bettag gingen dann dem Bauern wieder zwei Schweine ein in der gleichen Art wie früher. Im Dorf ist bekannt, daß dieser magisch arbeitende Mann, der noch im Besitz von Zauberbüchern ist, mit denen er die schwarze Magie betreibt, nicht nur die Fähigkeit der magischen Verfolgung besitzt, sondern auch die Fähigkeit, sich auf magischem Wege durch spiritistische Apporte Geld zu verschaffen. Zur Überprüfung dieses Falles sei vermerkt, daß die Bescheinigung für die Untersuchung der Schweine im tierbiologischen Institut Zürich vorliegt. Ferner bestätigten die beiden Ortspfarrer, in deren Gegenwart die Beichte geschah, diesen Vorfall. Auch der Tierarzt gab im persönlichen Gespräch zu, daß er mehrmals solche Schweine auf die Todesursache untersucht, aber nichts gefunden hätte. Er vermutete ebenfalls magische Zusammenhänge. Ich selbst besitze den Bericht des geschädigten Bauern, der meinen seelsorgerlichen Rat suchte. Inzwischen habe ich den Bauern noch einmal besucht. In Gegenwart des jetzigen Ortspfarrers erklärte der Bauer, daß er meinen vor zwei Jahren gegebenen Rat befolgt hätte. Sowohl seine Frau als auch er selbst haben sich mit der ganzen Familie zur Nachfolge Jesu entschlossen. In dem Haus wurde ein Gebetskreis eingerichtet, der seit zwei Jahren regelmäßig zusammenkam. Seit dieser Zeit hörte das Schweinesterben auf. So hat also auch hier Christus den Sieg über die dunklen Mächte davongetragen.
Probleme und Hinweise
Die Ausbeute dieser Beispiele ergibt eine Fülle von Hinweisen, die nur in Form einer Skizze angedeutet werden können.
Psychologisches Der abergläubische und magisch arbeitende Mensch, der an seine okkulten Praktiken glaubt, erliegt einem Erfüllungszwang. Unbewußt erfüllt er selbst, was er mit seinen magischen Manipulationen erzwingen will. Er ist das Opfer einer Autosuggestion, wenn man keine weiteren Zusammenhänge anerkennen will. Zumindest hat also das okkulte Brauchtum einen verderblichen, suggestiven Charakter.
Parapsychologisches Die Beispiele weisen aber auch auf einen objektiv feststellbaren Tatbestand hin: daß mit der schwarzen und weißen Magie, wie sie im Zusammenhang mit dem 6./7. Buch Mose geübt wird, auch Beeinflussungen anderer Menschen erreicht werden, die mit dem suggestiven Weg nicht mehr erklärt werden können. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, daß die Humbugtheorie, die von vielen Rationalisten wie z. B. Dr. Gubisch und an manchen Stellen auch von Lehrer Kruse vertreten wird, nach meiner Kenntnis der Dinge nicht haltbar ist. So einfach liegen die Probleme nicht.
Psychiatrisches In Familien, die mit dem 6./7. Buch Mose experimentieren, treten in einer enormen Häufung Geisteskrankheiten, Gemütserkrankungen und andere seelische und nervöse Störungen auf. Die Psychiater sind gewöhnlich der Meinung, daß hier Ursache und Wirkung verwechselt werden. Ursache sei die krankhafte seelische Konstitution des Menschen, Folge sei das magische Experimentieren. Die Seelsorge an Tausenden von okkult arbeitenden Menschen zeigt aber auch die umgekehrte Reihenfolge. In vielen Fällen läßt sich die Magie als Ursache oder wenigstens als auslösendes Moment für seelische Störungen nachweisen. Dieser Tatbestand wird auch von einigen christlich gläubigen Psychiatern anerkannt, z. B. von Dr. Lechler, dem Chefarzt der Kuranstalt Hohe Mark. Auch Prof. Dr. Bender in Freiburg kennt die sogenannte mediumistische Psychose.