WUT und VERGEBUNG

eigentlich will doch der thread sagen, das viele von uns nicht vergeben können. ich beziehe mich da völlig mit ein und dann müssen wir uns noch ein schlechtes gewissen einreden lassen, da ja die bibel sagt, das wir als gut erzogene christen vergeben müssen. aber der punkt ist, vergeben ist nicht so einfach. manche halten alte wunden davon auf, und so können und wollen sie auch gar nicht vergeben, erst wenn wir all unsere alten wunden besiegt haben und die gefühle zulassen, die wir nicht zulassen wollen, können wir sogar dennen vergeben, die uns am kreuz sehen wollen und so eröffnet sich das paradies für den der vergibt.

Hallo Cybawurm,

hm, also der fettgedruckte Satz stimmt für mich nicht.
Meine Motivation ist da eher, die Mißverständnisse, die m. E. mit dem Wort einhergehen, zu beseitigen.
Und ganz klar, daß Vergebung nicht mal eben so gemacht werden kann. Das kann ein jaaaahrelanger prozeß sein, und irgendwann fällt er Apfel vom Baum. Zumindest war das bei mir so.

Ich hatte mal einen Traum, da wurde mir gesagt: Du sollst Vater und mutter ehren, wenn Du das kannst, hast Dus geschafft.

Dieses Gebot war eines derer, gegen die ich mich immer gewehrt habe. Kam ja auch aus der Bibel. Allein schon deswegen. Und daß ich das im Traum gesagt bekam, fand ich jetzt nicht so toll. Da es aber von jemand kam, den ich ernst nahm, dachte ich: hm, dann muß vielleicht was dran sein.

WAS dran war, hab ich erst 10 Jahre NACH dem Traum erkannt.
 
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Hallo Pyare ;)

Bin grad so am Überlegen, WIE ichs formuliere, wegen der aufgestauten Emotionen hier *g*

Ja. :)

Also: zuerst ist Freundschaft Sympathie. Die heutige Bedeutung dazu ist Mitgefühl, kommt aber ursprünglich aus: Gleiches wird mit Gleichem geheilt (aufgehoben)...also auf innerer Ebene beschreibt es "die Gleichen."

Wenn ich als Bsp den Bruderkrieg zw. Juden und Muslime hernehme, wird es deutlich. Es ist bereits Sympathie, eben verquer....denn die Resonanz ist gleich. ;)

Verstehe.

Also kann man sagen:
Freundschaft ist schon vorher...denn sie sind und reagieren GANZ GLEICH. Nur eben negativ. Gleiche Greueltaten auf beiden Seiten...gleiche Opfer, die noch niemals Täter waren...eine ganze Generation von zukünftigen Tätern.

Freundschaft im ganz unpersönlichen Sinne.

Zum Zweiten:
Bedingungslos bedeutet, dass man keinerlei Forderungen stellt.

Also nicht:

Ich achte dich nur, wenn du...zB...mich achtest.


Ok! Ich achte Dich, auch wenn Du mich nicht achtest. Ich nehme aber zur Kenntnis, daß Du mich nicht achtest und bin mir bewußt, daß Deine Nichtachtung dazu führen kann, daß Du mir auf den Fuß trittst. Wenn Du das tust, darf ich Dich runterschubsen? :)


Will man den Krieg zB im nahen Osten beenden, dann wird man die Waffen für immer niederlegen müssen.

Ja. Und hier fängt es an, schwierig und angstbesetzt zu werden. Bleiben wir mal bei dem Beispiel. Ich, Deutschland, rüste also ab. Die anderen nicht. Was passiert?

Und kleine Kriege funktionieren GENAUSO. Denn alle Parteien haben tiefe Verletzungen, welche sie motivieren zum Weitermachen. Auch wenn diese Verletzungen fast NIE direkt, von jenem Teil kommen, der dann tatsächlich zurückverletzt wird:

Ja, dasselbe im Kleinen.


Gewaltspirale.

Will man es beenden, muss man damit aufhören.
Ganz egal, was der andere tut.
Ganz egal, was für mich dabei herausspringt,
ganz egal ob es tatsächlich funktioniert.

Hört man nicht auf, dann geht es immer weiter,
Und das ist SICHER.

Absolut korrekt. Siehe Mahatma Gandhi.

Vergeben bedeutet,
dass man die Einsicht und Vertändnis hat über das Leid des zu Vergebenden.
Es bedeutet wirklich auch das eigene Leid zu Verstehen.

Es bedeutet keineswegs eine Entschuldigung.
Ist auch gar nicht Notwendig.

Und dann kommt das sich Selbstverzeihen.
Es folgt eine Perspektive, eine Form der Identifikation, welche sich nicht mehr auf das Vergangene Unrecht bezieht.

Übersetzung: Vergeben bedeutet, daß ich das Leid des anderen sehen kann, der mir weh getan hat. Das ich erkennen kann, warum das bei ihm so vonstatten gehen mußte.
Mein eigenes Leid zu erkennen und ernst zu nehmen.

Ich entschuldige das Fehlverhalten nicht, bin mir aber bewußt, daß der andere aus Schwäche/Angst nicht anders handeln konnte.

Es folgt eine Zeit, die akzeptiert, was bei mir im Inneren abläuft, sich dem widmet, ohne dabei auf die Vergangenheit zu schauen und den GRUND, warum ich jetzt das ganze Dilemma in mir trage, in der Gegenwart aufrechtzuerhalten.

Wie bei Ländern ist das kompliziert...auch weil die Welt wirtschaftlich und hierarchisch miteinander verstrickt ist....so wie es in den letzten tausend Jahren auch unter den Menschen läuft.

Man muß sich also erst mal SELBST aus Verstrickungen lösen, die einen in einem Kreislauf gefangen halten.

Schutz gegen Gewalt fängt bei uns selbst an:
Nicht mehr feindseelig sein....JETZT.
SO kann man alle Menschen am Besten schützen...
vorallem jene, welche sich noch nicht wehren können.


Gewaltfreiheit - Ahimsa. Feindseligkeit fängt schon beim DENKEN an.

Das dauert zwar n paar Generationen, bis es richtig greift,
aber dann ist ganz Schluss damit. Und es funktioniert...
vorausgesetzt liebe Leser, ihr macht auch mit! :foto:

Ja, sehe ich auch so. Wir müssen da ALLE bei der eigenen Türe anfangen.

Ich kann nur aus eigener Erfahrung hier sagen, dass das Faden nicht annehmen zu Feindbildern und Vergeben die Resonanz umkehrt und das einzige Wirksame ist, was uns Menschen noch als Menschheit-Umwelt retten könnte.

annahme erlöst.

Man muss seinen Feind nicht lieben, so wies der Christus tut,es genügt schon, wenn man erkennt...dass er einem in all seinem Menschensein Ähnlich ist. :zauberer1

Wir sind alle potenziell zu allem fähig.

Aber genau das hat mit Liebe zu tun....und politisch ganz klar:

mit Konsens... ;)

akzeptanz und weisheit sind liebe.


ist das so oin Deinem Sinne?

Danke für Deinen langen Bericht. Je länger, umso aufschlußreicher und detaillierter! Danke!
 
Zu allerletzt: wenn die Übeltäter wirklich gewusst hätten, was sie taten —
so würden wir doch nur dann ein Recht zur Vergebung haben, wenn wir ein Recht zur Beschuldigung und zur Strafe hätten.
Dies aber haben wir nicht.

Danke Troubleshooter, für Deinen langen Bericht.

Ich finde, solange ich von Schuld spreche und Recht oder Unrecht empfinde, gibt es auch die Möglichkeit zu vergeben. Mit diesem Akt komme ich dann vielleicht in die Perspektive, die Du als *zu allerletzt* beschreibst.

Aus Deiner Beschreibung her gibt es sie nicht, und aus Deiner Perspektive heraus ist das dann auch wirklich nicht nötig.
 
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Deine Ansicht darüber wird auch durch öfteres Lesen deshalb nicht allgemeingültiger.

Bzw. sag das einer Maus....

Reinfried

Schau, was ich sagen will, ist, daß es bei Vergebung lediglich darum geht, den anderen für sein Sosein nicht beschULDIGEN. Zu sehen, daß er eine Gefahr ist, schließt das doch nicht aus.

Hm.

Wenn die Maus glaubt, daß die Katze etwas schlechtes tut - ich meine, der Vergleich hinkt natürlich GEWALTIG, ich weiß - aber vielleicht kannst du Dich mit etwas gutem Willen drauf einlassen, weil Du erkennst, was ich eigentlich meine :) - also, wenn die maus glaubt, daß die Katze ANDERS SOLLTE, dann hegt sie Groll auf die Katze.

tut sie das nicht, löst sich der Groll auf (was gut ist für die Maus, was aber am Verhalten der Katze nichts ändert) und die Maus kann sich aus dem Gefühl, daß sie OPFER von etwas ist, das nicht sein darf, LÖSEN.
DAMIT hat sie dann die Freiheit, sich auch gegen die Katze zu stellen - oder sie zu meiden.
Und die INNERE Bindung an die Katze ist futsch. Das hilft der Maus, mit der TATSACHE, das da eine Katze ist, in Frieden zu kommen und sie so zu behandeln, wie es ihr in der Tat gebührt. Und sie befreit sich auch von der Vorstellung, daß sie ein Opfer ist. Denn jetzt hat sie selbst in der Hand, wie sie mit der Katze umzugehen gedenkt. Und sie sieht auch nicht, daß das Schicksal sie bestraft hat, weil da eine Katze ist, sondern sie sieht, daß die Katze genauso ein Schicksal hat, daß sie zwingt, Mäuse zu jagen. (auch hinkt es, man kann es aber schon übertragen, weil ja ein Mensch, der einem etwas antut, aus verschiedenen Gründen offensichtlich nicht in der lage ist, sich gegen das, was da innerlich in ihm vorgeht, zur Wehr zu setzen).

Somit löst sich auch die Last des Gefühls, WARUM ICH?
Das ist schon eine last, finde ich. Du nicht auch?

LG
Pyare
 
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