Wird es einem klar, dass man stirbt?

M

Music

Guest
Hallo, ich hab da mal 'ne Frage:

Also, als 'ne Bekannte von mir gestorben ist, war das irgendwie komisch. Also irgendwas war nicht richtig...Ich war bei ihr und wir saßen im Wohnzimmer. Wir haben über ganz normale Dinge geredet, bis sie dann meinte, ob ich kurz in die Küche gehen kann und ihr Eistee bringen kann! Das habe ich dann auch gemacht. Auf dem Weg zur Küche ist mir aber klar geworden, dass sie eigentlich keinen Eistee trinkt. Also bin ich wieder zurück und ... ja ...

Hat sie gewusst, dass sie stirbt und hat mich deswegen weggeschickt (damit ich dass nicht direkt mitbekomme) oder wie ist das?
Also, ich hab's nicht verstanden!

Würd' mich freuen, wenn ihr was darüber wisst.

Danke.
 
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Hallo Music,

ich könnte mir vorstellen, dass Menschen auch so sterben, wie sie gelebt haben. Vielleicht wollte sie in diesem sehr intimen Moment lieber alleine sein? Nur so eine Idee. Wie hätte es sich für Dich "richtig" angefühlt?

Liebe Grüße,

Stefanie
 
Ein langjähriger Freund von mir hat mir gerade unter einem ganz offensichtlichen Vorwand die Freundschaft aufgekündigt. Ich hab bei ihm schon seit einiger Zeit das Gefühl, er ist am Ende. Wahrscheinlich ist das auch so ein Fall...


Aber ich muss ihn lassen.

Ja - wir wissen, wenn es zu Ende geht und wir können es auch bei anderen spüren.

Christoph
 
Ich hätte es für richtig empfunden, wenn sie mich nicht weggeschickt hätte.
Ich hab' auch gar nicht daran gedacht, dass sie in dem Moment stirbt, also ich hab' es nicht gespürt. Ich Idiot renn' noch zur Küche um Eistee zu holen...Ich hab' gar nicht groß nachgedacht, bin einfach direkt auf dem Weg gewesen...

Es war 'ne schlimme Situation. Ich glaub', ich werde diesen Tag niemals vergessen!
 
Hallo Music,

ich kann mir vorstellen, dass Dich dies mit einem Wust an Gefühlen (Enttäuschung, Trauer, unangenehme Überraschung, Ärger, Verlust?) zurückgelassen hat.

Vermutlich wärst Du einfach gerne bei ihr gewesen, auch, um Dich zu verabschieden, und das kann ich gut verstehen.

Ich glaube, dass sie diesen Moment für sich gebraucht hat, warum auch immer. Vielleicht hatte sie das Gefühl, sich nicht fallen lassen zu können, oder wollte ganz einfach diesen Weg alleine gehen.

Die Lebenden haben es hinterher immer schwerer als die, die gestorben sind. Du sitzt jetzt vermutlich mit Deinem Verlust und Deiner Ratlosigkeit da und fragst Dich, warum sie Dich so weggeschickt hat. Machst Du Dir auch Vorwürfe, es nicht mitbekommen zu haben?

Ich könnte mir vorstellen, dass ihr Verhalten für Dich irgendwann klarer und auch akzeptabler wird, wenn der Verlust nicht mehr ganz so schmerzt.

Liebe Grüße,

Stefanie
 
Music schrieb:
Ich hätte es für richtig empfunden, wenn sie mich nicht weggeschickt hätte.
Ich hab' auch gar nicht daran gedacht, dass sie in dem Moment stirbt, also ich hab' es nicht gespürt. Ich Idiot renn' noch zur Küche um Eistee zu holen...Ich hab' gar nicht groß nachgedacht, bin einfach direkt auf dem Weg gewesen...

Es war 'ne schlimme Situation. Ich glaub', ich werde diesen Tag niemals vergessen!
War das ein plötzlicher Tod oder war sie schon sterbenskrank?

Jedenfalls brauchst du dir wirklich keine Vorwürfe machen, es war von ihr so gewollt. Sie wollte in diesem Moment alleine gehen und wusste dich ja in ihrer Nähe....

allein zu sein beim Übergang ist nicht dabei einsam gewesen zu sein


Menschen entscheiden immer was für sie selber das beste ist.
 
Es war ein plötzlicher Tod...Ich hab's ja nicht geahnt oder so. Krank war sie nicht. Ich mache mir Vorwürfe, weil ich so dumm war. Ich hab' erst zu spät
gemerkt, dass sie eigentlich keinen Eistee mag. Es war so komisch irgendwie. Und dann bin ich auf dem Weg in's Wohnzimmer und hab' noch gesprochen...Ich meinte :"Du magst doch keinen Eistee" Es kam aber nichts zurück...
Es regt mich so auf, dass ich drauf reingefallen bin, wisst ihr was ich meine?
 
Es sollte dann einfach so sein. Hört sich sicherlich einfach an, aber es ist so. Wärst du nicht rausgegangen, dann wäre sie später verstorben.
 
Ich hab bei meiner Oma gemerkt, daß sie innerlich, wahrscheinlich unbewußt - eigentlich garantiert unbewußt,sich verabschiedet hatte ...

Bei ihr wurde Anfang letzten Jahres Gallenblasenkrebs festgestellt, viel zu spät. Ja und an den Tagen wo sie da im Krankenhaus lag und noch nicht wirklich wußte was ihr fehlte, da hatte ich bei meinem Besuch so den Eindruck, daß sie sich von mir verabschiedete. Heimlich, leise und von den anderen unbemerkt. Im Sommer ist sie dann gestorben, ohne das ich sie noch einmal gesehen hätte. War übrigens ihr Wunsch.

Ich denke, die meisten Menschen wissen, das sie sterben, wenn sie dann an diesem Punkt sind.

Alles Liebe
Romy
 
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Hallo Music,

Selbst-Vorwürfe haben ja etwas damit zu tun, dass man glaubt, man hätte in einer Situation etwas anders machen können und sollen. Was hättest Du denn anders gemacht?

Dass es ein plötzlicher Tod war, macht die Sache natürlich noch schwieriger, als wenn ihr beide Zeit gehabt hättet, Euch darauf einzustellen.

Liebe Grüße,

Stefanie
 
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