Hallo,
wenn ich mir den Thread durchlese, stoße ich vor allem auf Vorurteile:
whiterabbit schrieb:
wenn du sowieso nur das aktzeptiert hast was da war, warst du doch atheist.
Atheisten werden grundsätzlich mit Materialisten gleichgesetzt.
Atheismus besagt lediglich, daß die Existenz eines oder mehrerer Götter abgelehnt wird.
Der Begriff Materialismus (abgeleitet von Materie) bezeichnet eine philosophische Position, die alle Vorgänge und Phänomene der Welt auf ein einziges Grundprinzip zurückführt (siehe Monismus), wobei sie - im Gegensatz zum Idealismus oder zum neutralen Monismus - davon ausgeht, dass Gedanken und Ideen Erscheinungsformen der Materie sind.
Es erklärt dabei die uns umgebende Welt und die in ihr ablaufenden Prozesse ohne spirituelle oder mystische Elemente, die sich dem reproduzierbaren wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn entziehen (beispielsweise ein Schöpfergott).
Materialismus geht also weit über den Atheismus hinaus. Ein Atheist muß nicht zwangsweise auch den Gedanken in der Materie begründen, sondern kann diese z. B. im eigenen Inneren, im Bewußtsein, einer durchaus metaphysischen Definition, suchen.
Olga schrieb:
Meiner Meinung nach muß man sich sehr gottverlassen vorkommen um Atheist zu werden.
- Schwer vom Leben enttäuscht.
Atheisten werden oft als Menschen gesehen, die viel Leid ertragen mußten. Und die deswegen zynisch wurden, und sich von Gott abwandten.
Ich persönlich bin Atheist. Und ich mußte in meinem Leben kein religiöses Leid ertragen bisher. Ich bin einfach zu der Erkenntnis gekommen, daß ein Gott nicht notwendig ist, um die äußere Welt so zu erklären, daß ein plausibles Konstrukt daraus generiert werden kann.
Namo schrieb:
Ich denke, der Kern einer atheistischen Position ist die egoistische Sichtweise.
Atheisten werden mit Egoisten und Egozentrikern gleichgesetzt.
Wladimir Iljitsch Lenin war Atheist. Er vertrat die Meinung, daß alle Menschen gleich sind, und daß die Stärke des Menschen nicht im egoistischen Individuum liegt, sondern im Kollektiv.
Die Frage, ob der Mensch zum Wohle einer Gruppe oder im reinen egoistischen Sinne handelt, hat nichts mit der Verneinung der Existenz eines Gottes im theistischen Sinne zu tun.
Namo schrieb:
Eine atheistische Position ist immer nur present, wenn das Denken aktiv ist.
Atheisten werden definiert als Menschen, die hauptsächlich vom Denken dominiert sind, und die auch alle religiösen Eindrück mit dem Denken erklären wollen.
Douglas Adams, seines Zeichens Autor der bekannten Groteske "Per Anhalter durch die Galaxis", beweist durch seine eindrucksvollen satirisch grotesken Werke, daß das Denken eben nicht immer zum Ziel führt. Wer die Geschichte mit dem Sofa aus seinem Meisterwerk "D. Gentleys holistische Detektei" gelesen hat, der weiß, daß der Atheist Adams Koan-gleiche Rätsel zu erdenken vermochte. Von wem stammt zugleich die Frage, was passiert, wenn man einer Katze ein mit Butter beschmiertes Brot auf den Rücken schnallt, und die Katze fallen läßt? Ein Koan, wie er im Buche steht
Wie auch immer, die Aussage, alle Atheisten wären Denker, wiederlegt sich an den Werken eines Douglas Adams und an der Philosophie eines Karl Marx, die leider vollständig am Menschen vorbeigedacht wurde.
Namo schrieb:
Sagt das Denken, es sei Atheist, aber die Seele sucht z.B. nach Erkenntnis oder Liebe im Partner, dann ist es ein Betrüger, denn das, was er sucht ist Gott.
Ein Atheist sucht eigentlich doch nach Gott.
Diese Suche ist Einbildung derer, die an einen Gott glauben. Ich persönlich bin Atheist, und habe keinerlei Ambition, einen Gott zu suchen. Denn ich weiß für mich persönlilch, daß Gott nicht existiert.
Namo schrieb:
Gott ist nie getrennt von jedem Wesen, es ist nur das Ego, das sich trennt von Gott.
Gott existiert, aber das will der Atheist nicht wahrhaben.
Das ist ein Dogma. Gott ist eine Schöpfung des Menschen, da der Mensch eine Erklärung für Naturphänomene gesucht hat. Für mich existiert Gott nicht, und für eine große Gruppe anderer Menschen auch nicht, somit wiederlegt sich diese These an dieser Gruppe, die die Existenz eines äußeren Gottes ablehnt. Es gibt nicht nur den einen Atheisten, sondern die Atheisten als Gruppe.
ElaMiNaTo schrieb:
Ich dachte immer, man wird Atheist, in dem man an gar nichts glaubt ?
Ein Atheist glaubt an nichts.
Ich glaube an den Menschen als Zentrum des menschlichen Tuns. Ich glaube an die innere Erkenntnis, die vollständig unabhängig von der Frage ist, ob ein äußerer Gott existiert, oder nicht. Ich glaube an ethische Grundsätze als Basis menschlichen Zusammenlebens. Ich glaube an das sachliche Gespräch als Basis des Meinungsaustauschs.
Desideria schrieb:
Ein wahrer Atheist, so ist meine Meinung, kann mit diesem Forum nichts anfangen.
Atheisten fehlt der Zugang zur inneren Erkenntnis.
Ich bin der Meinung, daß die innere Erkenntnis die einzig wirklich wichtige Erkenntnis ist. Ich befasse mich permanent mit meinem Inneren.
FIST schrieb:
Atheismus hat viel mit Nihilismus zu tun... denn da es Gott nicht gibt, und also nichts das vergeht in Gott eingehen kann, geht es ins nichts (nihil) und ebenso kommt es vom nichts...
Atheisten lehnen die Existenz an sich ab, was von der Ablehnung eines Gottes abgeleitet wird.
Ich bejahe die Existenz, mein Leben ist glücklich, und ich bin der Meinung, daß jeder Mensch Glück erfahren sollte.
FIST schrieb:
Atheismus ist natürlich insovern reizvoll, da er keine Moralischen Grundlagen hat.
Atheismus impliziert die fehlende Notwendigkeit von Ethik.
Der Atheismus ist lediglich die Ablehnung der Existenz eines Gottes. Ethik ist jedoch durch den Menschen definiert, so, wie auch die Götter selbst durch Menschen geschaffen wurden. Atheisten sehen den Menschen als Zentrum ihres Handeln, und nicht das Wohlwollen eines einzelnen fragwürdigen Gottes, davon abgeleitet ist der Humanismus als ethische Grundphilosophie entstanden, die unabhängig von Religion und Weltanschauung ethische Grundregeln definiert.
Gruß,
lazpel