reinsch
Sehr aktives Mitglied
- Registriert
- 31. März 2006
- Beiträge
- 2.812
Da möcht ich euch dazu etwas erzählen. Geshe Tashi (lebt und lehrt in London) erklärte uns zu genau dieser Sache bei einem wunderbaren Seminarwochenende in Wien etwas, was ich nun versuche so gut wie möglich wiederzugeben.
Er sagte, Haß und Zorn verwandeln sich niemals, niemals in Liebe und Frieden (er sagte wirklich "they never, never will change into love and peace"). Etwas irritiert fragte ich am Ende der Unterweisung nach, wie das gemeint sei, da doch alles sich verändere. Er freute sich über die Frage und erläuterte, natürlich sind sie veränderbar. Es ist möglich, sie durchsichtig werden zu lassen, sie ganz versiegen zu lassen, zu bewirken, daß sie sich auflösen. Und an dem freigewordenen Platz im Geist (oder wie auch immer man das nennen mag, ich würde gerne "im Herzen" sagen, denn im Buddhismus ist ja der Sitz des Geistes im Herzen) - dort kann nun Liebe und Frieden entstehen. Dieses Bild hat mir sehr gefallen.
Hallöle,
ich denke auch, das die Geistesgifte latent immer vorhanden sind. Für mich mache ich das an dem Bild einer Waage fest. Wenn ich die guten Eigenschaften in meinem Geist stärke, so schwinden die schlechten Eigenschaften. Man kann nicht gleichzeitig (im selben Moment) Liebe und Hass empfinden (zum gleichen Objekt/ Phänomen). Dennoch ist beides (Waagschalen) potentiell vorhanden. Achtsamkeit schärft den Blick zu welcher Seite sich die Waage gerade in diesem Moment hinneigt. Wobei ich es für mich auch immer als einen Kampf empfinde, nur mit dem Unterschied, daß ich gegen mich kämpfe (zumindest versuche ich es), und nicht mein Leid auf die mich umgebende Welt projeziere, sie verantwortlich mache.
Und darauf wollte ich hinaus:
Ist es nicht eine wunderschöne Freiheit, die da entsteht, wenn man sich klarmacht, daß wenn alle Phänomene wechselhaft sind, also auch unser Geist, nun die Möglichkeit besteht sich zu verändern, auch wenn es krampft.Wenn das durch logische, analytische Meditation erkannt wurde, steht es nun frei, diese Wechselhaftigkeit "zu benutzen" und den Hass auf Basis von Einsicht in Geduld und Mitgefühl für das leidende Wesen (gegenüber) zu verwandeln, denn ich/ wir wollen ja nicht leiden.
@ Opti:
Um ein glücklicher und zufriedener Mensch zu werden, muss man die Physiologie des Menschen verändern, man muss gewissermaßen seine Blockaden auflösen, damit die Energie frei fließen kann.
SH sagt, wie man diese Blockaden auflösen kann:
[...] Grundzüge
In der buddhistischen Tradition gibt es eine klar definierte Schrittfolge zur Läuterung und Schulung des Geistes. Man schwächt die dominierenden, negativen Eigenschaften, indem man die unterlegenen, guten stärkt.
Aryudeva sagt:
1. Am Anfang beseitigt er das Übel.
2. In der Mitte beseitigt er das Ich.
3. Am Ende beseitigt er jede dualistische Vorstellung- so geht der Weise vor.
Zu 1.
Durch das Erkennen von Ursache und Wirkung entsteht das Verlangen das Übel zu bekämpfen. Denn negative Handlungen führen zu niedrigen Existenzbereichen.
Zu 2.
Die dem Übel zugrundeliegenden Ursachen müssen nun bekämpft werden -dies sind die Geistesgifte. Durch die Erkenntnis, dass die Phänomene keine ihnen innewohnende Existenz besitzen ( die Unwissenheit erzeugt den Glauben an eine wahre Existenz der Phänomene), kann man die Wurzeln und die Saat der Geistesgifte (Unwissenheit, Hass und Neid) vernichten.
Der Glaube an das Individuum als eigenständige Entität (Entität (lat. entitas von griech. ειναι: Wesen, Seiendes ) muß aufgegeben werden. Danach der Glaube an ein ICH, da die Phänomene je nach Standpunkt der Betrachtung unterschiedlich- mit unterschiedlichen Wertigkeiten, mit unterschiedlichen Annahmen und Ablehnungen, mit dem Glauben an ein Gut und Böse- erscheinen.
Das Individuum unterscheidet zwischen ich und anderen. Es ergreift Besitz und Eigentum. Baut Grenzen und Mauern. Dies führt zu immer währenden Konflikten. Diese Konflikte wiederum verstärken sich durch das Prinzip des Karma.
Eine Lösung ist der Altruismus (Neben Selbstlosigkeit ist Uneigennützigkeit ein weiteres Synomym für Altruismus) und das gedankliche Gleichsetzen (Austausch) von Ich und Anderen, also Empathie (bezeichnet die Fähigkeit eines Menschen, sich kognitiv in einen anderen Menschen hineinzuversetzen, seine Gefühle zu teilen und sich damit über sein Verstehen und Handeln klar zu werden).
Eine entscheidende Gemeinsamkeit der Individuen ist das Streben nach Glück. Doch die Anhäufung von negativen Karma steht dem entgegen. Materielle Sicherheit des Einzelnen geht somit folgerichtig immer auf Kosten anderer. Nur durch positive, uneigennützige Handlungen kann Glück für den Einzelnen und die Gemeinschaft (Gesellschaft) erzeugt werden. Das Individuum ist somit keine eigenständige Entität.
Zu 3
Die dualistische Vorstellung der Welt ist nur vordergründig richtig. Sie wird ersetzt durch die Vorstellung der Leere. Durch Meditation und günstige Bedingungen kann auch sie ersetzt werden.
Im Eintritt in den Weg zum Erwachen finden wir eine klare und vollständige Darlegung der gesamten Praxis. [...]
Ganz liebe Grüße
R.R