Wie lernt man, Trost anzunehmen?

hallo tanita,
ich denke da ist wohl der punkt begraben - in deiner kindheit - deine mama war mit sich selber beschäftigt und du wolltest dir aus rücksicht mit deinem schmerz nicht auch noch auf den nerv fallen. ausserdem finde ich es wichtig dass kinder auch die emotionen der eltern mal mitbekommen - sie sollen sehen, wie die eltern sich freuen, ärgern und traurig sein können, woher sollen denn die kinder lernen, was emotionen sind?
man kann dem kind ja dann erklären warum man heult, aber es ist wichtig auch mal neben den kindern zu heulen,die spüren das sowieso, wenn es einem nicht gut geht - dann wissen sie wenigstens was los ist. sicher ist es nicht angenehm, aber wenn du deinen kindern vorlebst tränen sind schlimm, dann ist es klar warum sie sich selber immer stark zeigen müssen - denn weinen ist schwäche zeigen - das macht ja nicht mal die mama oder der papa - denk da mal drüber nach - ich weiss wovon ich spreche -habe auch so ein thema ... bin beim durchgehen, eben noch nicht ganz durch, solche erfahrungen wie du gerne hättest.
ich wollte auch immer die last meiner eltern übernehmen - wollte es ihnen nicht durch meine "probleme" schwer machen, deswegen war ich auch immer stark. jede seele sucht sich das selber aus - wir düfren aus unseren erfahrungen lernen und dadurch sind wir stark geworden - gewachsen, jetzt können wir es zulassen auch schwächen zu zeigen, denn das zeigt von wahrer stärke.
alles liebe mysticeagle
:umarmen: - ich weiss ich konnte das auch lange nicht zulassen - jetzt geht es schon sehr oft...
 
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Hallo mysticeagle,

im Prinzip stimme ich völlig mit dir überein und es ist schön, wenn ich höre, dass mensch in diesem Punkt Fortschritte machen kann. Meine Schwester hat mich mal - vor Jahren - gefragt, wieso die Vorstellung, meine Mutter könne mich tröstend in den Arm nehmen, so schlimm für mich sei. Ich meinte damals, dass ich das einfach nicht wisse, nur soviel, eher würde ich sterben als das zuzulassen, - (und ich habe meine Mutter wirklich sehr sehr gerne).
Naja, in gewisser Weise wird tatsächlich ein Teil von mir sterben müssen.....:)

Wo ich ein wenig skeptisch bin, ist bei unserem Bedürfnis immer irgendeine Ursache in der Vergangenheit finden zu müssen. Denn das erklärt ja überhaupt nicht, wieso der eine so und der andere so reagiert und außerdem kann man dann eine Ursachenkette bis zum Urknall herstellen;), - ohne dass irgendjemandem damit wirklich geholfen wäre.
Das Leben bietet uns allen einfach auch schmerzhafte Erfahrungen. Punkt! Die Frage ist höchstens, wieso kleben wir immer wieder an ganz bestimmten Erfahrungen auf den unterschiedlichsten Ebenen, die so unterschiedlich sie sein mögen immer von demselben Prinzip bestimmt sind. Und ich glaube, das hat etwas mit unserer Unfähigkeit, echten Trost anzunehmen und geben zu können, zu tun.
Schau, wenn ein Kind wirklichen Kummer hat und es ideal läuft, dann läuft es zu Mama oder Papa, holt sich da Geborgenheit und Wärme, weint sich aus, schnieft noch ein bißchen und dann ist es vorbei, - und zwar in der Regel ganz schnell. Dann steht das nächste Abenteuer auf dem Plan. Wir Erwachsenen hingegen kleben an unserem Kummer wie Kaugummi, schieben ihn weg, verdrängen ihn oder bauschen ihn auf und baden in Selbstmitleid. Das hat sicherlich damit zu tun, dass es eben in der Kindheit nicht ideal lief, aber die Erkentniss allein bringt uns heute gar nichts. Wenn wir heute etwas verändern wollen, dann müssen wir das heute tun. Und ich glaube, dass diese Geschichte mit dem echten Trost, also der, der wahrhaftig tröstend wirkt, nicht nur ein Thema ist, das bei mir bedeutungsvoll ist, sondern bei ganz ganz vielen Menschen, auch wenn ihnen das gar nicht bewußt ist. Sich wahrhaftig trösten lassen oder wahrhaftig trösten kannst du nur mit ganz offenem Herzen und unter uns Erwachsenen ist das eine schwierige Sache.

Liebe Grüße

Tanita
 
Hi believe,



Danke für Deine Antwort. Ja, das klingt gut. Schrittchen für Schrittchen, - ist auch mein Credo:).
Aber ob`s die Mitmenschen tatsächlich immer wissen, hängt doch sehr vom Mitmenschen ab;).

Liebe Grüße

Tanita


:lachen:

Hi, Tanita!

Es finden sich IMMER Mitmenschen, die uns sagen, was Sache ist! Man muss bloß zuhören, was sie einem vorwerfen! :D
Ich gebe zu, es ist nicht leicht! Und natürlich ist auch Vieles Projektion. Wenn man sich selbst erkennen und weiterentwickeln möchte, lohnt es sich aber immer, nachzuspüren, ob sie recht haben könnten. Und wenn man ärgerlich und zornig wird, haben sie sowieso recht! Das sind dann genau die Dinge, für die man sich selbst verdammt und verurteilt! :schmoll:


Liebe Grüße

believe :)
 
hallo tanita,

wenn wir wissen warum wir so reagieren - dann brauchen wir uns nur noch klar zu werden, dass wir das nicht mehr wollen, wir müssen es bewusst loslassen -ja da ist oft die blockade, da nehm ich dann zur unterstützung bachblüten, und es kommt das thema mal so richtig hoch und danach löst es sich... wenn wir nicht wissen, woher es kommt, verstehen wir es nicht, wir können es nicht zuordnen und somit auch nicht loslassen. denn in dem fall wir sind eben so und wollen anders werden, verdrängen wir nur bestimmte erfahrungen, wir tun sie in eine schublade und irgendwann quillt diese über, weil wir dauernd vor unseren alten erfahrungen,die uns oft angst machen davon gelaufen sind... vielleicht verstehst du jetzt leichter was ich meine - das thema muss schon angeschaut und abgehakt werden,sonst kannst du keinen schritt weiter machen, du wirst immer wieder eingeholt, wenn nicht heute oder morgen, dann in ein paar jahren... ok?
alles liebe mysticeagle:umarmen:
 
Nein, was ich meine, bzw. was ich für mich anstrebe ist Durchlässigkeit für alles was kommt und eben ansteht.
Ja, das ist ein gutes Ziel. Vielleicht das Beste... Aber mein Tipp wäre da, dass sozusagen "ganz unten" und allgemein beginnst und weniger darauf schaust, wie es sein sollte wenn Du es erreicht hast, oder was Dir zeigt, dass Du es noch nicht geschafft hast, sondern eher darauf was grundlegend verursacht das man es nicht ist. Da kann man sich z.B. fragen: Wann ist man es und wann ist man es nicht? Du bist z.B. durchlässig für alles, was für Dich bedeutungslos ist. Bedeutung siehst Du wiederum immer dort, wo Du eine Ursache zu sehen glaubst für Freude oder Leid. Siehst Du eine Ursache für Freude, wird das zu "brauchen", siehst Du eine für Leid zu "Ablehnung".
"Brauchen" wiederum ist schon Leiden. Dann hast Du zwei Punkte. Der eine bist Du selbst, der andere die (vermeintliche) Ursache. Und an einem bestimmten Punkt verbindet sich beides und das ist auch der Punkt, wo der Schmerz spürbar ist, am leichtesten zu erkennen in Form von Angst. Dort ist die Persönlichkeit mit "etwas" identifiziert, was das Gegenteil dessen ist was Du anstrebst. Die Identifikation hat Gründe, bzw. besteht sozusagen aus Gründen die Glaube sind. Identifikation ist sozusagen aus Glauben gemacht und verursacht automatische Reaktionen in Deinem Bewusstsein. Ein Zeichen von Identifikation ist daher "Kreislauf"... das etwas immer und immer wiederkommt, sich Muster wiederholen. Ein anderes ist Emotion. Ein weiteres "Be- und Verurteilen". Das alles kommt immer dann zustande wenn man dem Energie gibt, was dann geschieht wenn man etwas "tut" (geistig) und die Aufmerksamkeit auf etwas lenkt als sei es wahr, sich davon beeindrucken läßt. Und man löst es durch das Gegenteil. Erst schaut man die Identifikation an ohne sich beeindrucken zu lassen und irgendetwas zu "tun", dann entzieht man die Aufmerksamkeit, indem man die Bedeutung abspricht.


Umgekehrt kann meine Schwester z.B., die sofort weint, Schmerz nicht aushalten und so wäre ihr nächster Reifeschritt vielleicht mal den Schmerz einfach bewußt wahrzunehmen und anzuschauen, etwas, das ich ohnehin immer tue. Durchlässigkeit hat ja auch etwas mit "Aushalten können" bei freiem Atemfluß zu tun. Bei dem einen kann dies irgendwann das Aushalten des freien Tränenflusses auch in der Öffentlichkeit bedeuten, bei dem anderen das bewußte Aushalten von schmerzhaften Empfindungen, ohne sofort das Ventil der Tränen zu suchen.
Eigentlich ist bei dem einen in dieser konkreten Angelegenheit da das heulende Kind zu dominant und bei dem anderen der sich beherrschende Erwachsene. Ideal wäre, wenn da irgendwann ein ausgewogenes Verhältnis besteht.
Ich glaube, der Umgang mit Schmerz und Leid ist eben einfach verschieden und man geht automatisch auf die Weise damit um wie es einem entspricht. Das kein Schmerz mehr auftaucht ist m.A.n. das wichtige Ziel, nicht so sehr der "beste Umgang" damit. Wobei... klar, ein richtiger Umgang kann theoretisch sogar endgültig befreien, sozusagen einmal erfahren - durchleiden, und das wars. Nur: Das "kann" trifft erst ab einem bestimmten Punkt, einer bestimmten "Entwicklungsstufe" zu. Kann ich leider auch nicht. Und ich glaube, dass insgesamt jeder zu jederzeit an einem ihm-entsprechenden Maximum der Entwicklung steht. Der Gedanke hilft zumindest, wenn man mal wieder denkt das man viel falsch macht und es nicht weiter geht. :D



Gute Frage:). Das bringt mich nämlich darauf, dass ich jetzt einfach vorausgesetzt habe, dass wir Schmerz alle gleich empfinden. Dabei weiß ich das gar nicht. Also, dass Männer körperliche Schmerzen z.B. bei einer Magenkolik oder bei einem Beinbruch ebenso empfinden können, wie Frauen, da habe ich keinen Zweifel. Ich meinte den psychischen Schmerz, aber was ist das eigentlich:)?
Ich empfinde psychischen Schmerz immer in der Herzgegend als ein "zusammengezogenes Isoliertsein". Und Du?
Hmmm... schwer zu beschreiben. Brustbereich... ein Gefühl von "Trauer" nenne ich das... auch eher ein zusammenziehen... Und im Halsbereich. Nur... das ist auch lediglich die physisch-emotionale Umsetzung. Das eigentliche Leiden findet tatsächlich im Verstand statt.



Also empfinden Männer genauso Psycho-Schmerz wie Frauen und drücken es in der Regel in unserer Kultur nur nicht aus?
Doch, sie drücken es schon aus. Nur eben anders. Das soll jetzt nicht rechtfertigend klingen, aber selbst ein Mann der seine Frau schlägt, drückt Schmerz aus. Damit meine ich, dass jeder destruktive Ausdruck, und destruktiv ist alles das sozusagen "trennend" wirkt, ein Ausdruck von Schmerz ist. Schmerz verursacht bei unbewussten Umgang damit destruktiven Ausdruck. Das kann subtil bis extrem sein... Arroganz, Starrköpfigkeit, Machtdemonstration, verbal-verletzen, Selbstmitleid, Gewalt... Das alles sind eher männliche Formen des Ausdrucks, wobei das Frauen schon auch können... Aber z.B. auch Rückzug, nicht sprechen wollen usw. Wenn Du Dich umschaust wenn Du mit Männern zu tun hast, wirst Du nicht lange warten müssen, um irgendwo auch den Ausdruck von Schmerz zu finden.


Ich frage mich halt nur, weil ich beim Anblick der wichtigen Männer in meinem Leben entweder nie oder nur in ganz vereinzelten Momenten überhaupt gefühlten Schmerz wahrnehmen konnte.
Ich glaube, Du solltest Schmerz etwas weiter definieren, oder zumindest die Möglichkeit der Reaktion darauf. Viele eher männliche Reaktionen die Ausdruck von Schmerz sind, nimmst Du wahrscheinlich nicht als das wahr. Klar, zum Teil ist das auch ihr Zweck. Es geht bei Männern sicher auch oft um Verschleierung... (Grund ist übrigens auch: Selbstwert... Schmerz zeigen = Schwäche.... Daher Identifikation mit dem Thema... automatische Reaktion -> Verstecken), daher fallen Reaktionen nicht so direkt aus, wie es bei Frauen oder v.a. noch Kindern der Fall ist. Aber es kommt immer zu einem Ausdruck. Das eigentlich Tragische ist, dass fast alles was wir alle tun, auch ein Ausdruck von Schmerz ist. Hinterfrag mal ganz profane Tätigkeiten und klopf sie ab auf: Basieren sie auf Angst? Sind sie dazu da einen Mangel zu beseitigen bzw. zu vermeiden? Hat das was ich tue einen "Fluchtcharakter" weil ich etwas anderes nicht tun oder sehen will?
Man kann sich da wirklich wundern. Vor allem auch, wievieles Fluchtcharakter hat... Forum z.B. Was machen wir hier? Nur klüger werden? Nur Unterhaltung suchen? Kommunikation mit anderen? Das Grundprinzip, das wonach alles und jeder strebt ist grundlegend ein "sich verbinden" und gleichzeitig flieht alles vor "trennen" und "Isolation". Wenn man daraufhin sein Leben untersucht kann das sehr aufschlußreich sein.

Klar weiß ich, dass hinter der starken Fassade auch nur ein Menschlein mit seinem Kummer und seinen Nöten sitzt, aber ich frage mich, ob Männer sich ebenso wie Frauen das Fühlen überhaupt gestatten oder ob da so etwas wie ein automatischer Mechanismus ist, der bei der drohender Gefahr trauriger Empfindungen sofort anspringt und dafür sorgt, dass diese Empfindungen nichtmals gespürt werden.
Das kann sogar sein. Das gibt es durchaus. Aber das "fühlen", die körperliche Emotion ist nicht das Entscheidende, sondern eher ein Signal zum hinsehen. Daher schon sinnvoll, aber nicht gleichzusetzen mit dem Leiden selbst. Das findet im Bewusstsein selbst statt. Leiden ist tatsächlich gedanklich. Aber es ist auch klar, dass wenn der Ausdruck von Schmerz als ein "Angriff" auf den Selbstwert angesehen wird (und daher auch so empfunden), was bedeutet das neuer Schmerz verursacht wird, wird der Ausdruck zu vermeiden versucht. Oder etwas praktischer: Wenn ein Mann glaubt, dass er schwach wirkt wenn er weint und das gegen seinen Selbstwert geht, wird er versuchen das zu kontrollieren, da weinen nicht nur Ausdruck von Schmerz für ihn ist, sondern gleichzeitig noch die Ursache für neuen Schmerz. Man kann also ganz spitzfindig sagen, dass sogar das Unterdrücken von Schmerz ein Ausdruck ist... Aber wirklich wichtig ist nur die wirkliche Ursache. Da wo Schmerz entsteht und die liegt in der gedanklichen Dynamik und gründet auf Unbewusstheit, bzw. unbewussten Umgang mit Identifkiationen.

VG,
C.
 
Lieber Condemn,

Und man löst es durch das Gegenteil. Erst schaut man die Identifikation an ohne sich beeindrucken zu lassen und irgendetwas zu "tun", dann entzieht man die Aufmerksamkeit, indem man die Bedeutung abspricht.

Ich mag`s gerne praktisch:). Kannst Du mir an einen konkreten Beispiel erläutern, wie Du auf diese Weise eine zentrale Identifikation aufgelöst hast?
Wäre wirklich sehr nett von dir.

Liebe Grüße

Tanita
 
Lieber Condemn,



Ich mag`s gerne praktisch:). Kannst Du mir an einen konkreten Beispiel erläutern, wie Du auf diese Weise eine zentrale Identifikation aufgelöst hast?
Wäre wirklich sehr nett von dir.

Liebe Grüße

Tanita

Hi Tanita!

Ja, gibt es schon Beispiele für. Sind aber meistens etwas persönlich... Okay, springe mal über meinen Schatten... muss mich da ja auch vielleicht mal entidentifizieren :D

Ich habe z.B. durch eine Krankheit stark abgenommen, bin insgesamt sehr schwach und antriebslos geworden, nichts was mir wichtig war ist mir noch gelungen. Als 18jähriger war ich noch sehr sportlich und das war mir auch extrem wichtig. Ich habe mich sehr darüber identifiziert, allgemein Leistung, aber wirklich sehr auf Körper bezogen, habe Kampfsport gemacht usw. Das war dann innerhalb kürzester Zeit vorbei, ich habe unheimlich schnell abgebaut und das hat mich wirklich fertig gemacht. Wie gesagt, sind auch andere Dinge nicht mehr gut gelaufen, habe einen Job aufgegeben, Schule zwar geschafft aber danach bei einigem gescheitert usw. Und meine "alte Denke" wäre wirklich so gewesen, dass ich das nicht hätte ertragen können. Wäre das alles auf einen Schlag gekommen, von 100 auf 0 sozusagen, kann es sein dass ich es nicht überlebt hätte. Hab mich ja auch so schon beim Autofahren z.B. nicht mehr angeschnallt und dachte es wäre eigentlich nicht schlecht wenn ..... Wie auch immer, ich habe irgendwann dieses Thema entdeckt... Das fing in Grundzügen 02 an, so richtig aber erst 03, dass ich mich mit Bewusstsein, Realität, und wie alles zusammenhängt, also wirklich grundlegenden Fragen anfing zu beschäftigen und dann auch sehr extrem. Und was ich z.B. oft gemacht habe, war zu schreiben, um es mir bewusst zu machen. Ich habe so geschrieben... schwer zu erklären irgendwie... so, als ob mir jemand anders schreibt. Dabei war/ist der Gedanke, Distanz dazu zu entwickeln um eben möglichst nicht oder weniger identifiziert zu sein. Und wenn man die Psyche einfach "reden läßt"... bzw. schreiben.... Genau das was "sie" am meisten bewegt, wo die meisten negativen Emotionen und Ängste sind, dann kommt auch genau das Richtige. Man muss da nicht suchen. Und dann unterteilte ich es irgendwann immer mehr in gewisse Themen und schaute mir an, wie und weshalb ich mit etwas so stark identifiziert bin. Was das körperliche Ideal angeht ist es z.B. so, dass das in meiner Familie immer eine starke Rolle spielte. Leistungsfähigkeit insgesamt war immer schon wichtig. Um es mal sehr hart zu sagen: "Das Recht zur Existenz muss man sich selbst erarbeiten." Natürlich nicht mit der Konsequenz das irgendwem irgendein Recht abgesprochen würde der das nicht kann. Aber für einen selbst ist es schon diese Richtung, also so, dass man sozusagen an Wert verliert wenn man nicht absolut unabhängig sein kann.

Wie auch immer... Das sind so gewisse Themen die ich wirklich aufarbeiten musste, weil ich psychisch sonst nicht mehr klar gekommen wäre. Und letztlich ist ziemlich viel passiert, wo ich früher gesagt hätte, dass ich lieber von einer Klippe springe als so etwas mitzumachen und es war nicht die Angst vor dem Tod dass ich es nicht tat, sondern schon wirklich dass ich Identifikationen los wurde. Und dafür gibt es wirklich nur den einen Weg, sich die vermeintlichen "Wahrheiten" bewusst zu machen, die einem sagen "Ich habe nur einen Wert wenn ich ...so... bin und ...das... kann, und wenn diese und jene Voraussetzungen erfüllt sind." Man hat gewisse Gründe auf denen diese Überzeugungen basieren, die zum Teil aus der Kindheit stammen können oder Erfahrungen, wo man abgelehnt wurde weil in den Augen anderer irgendetwas nicht stimmte, und man sich davon zu stark beeindrucken ließ... Identifikationen entstehen aus vielen Quellen und sind in ihrer Absolutheit immer Irrtum. Sie haben immer eine große Bedeutung, schließlich geht es um Ursachen für Selbstwert und Selbstwert-losigkeit... Daher kann man sie auch leicht finden, wenn man sich fragt, was für einen selbst sehr große Bedeutung hat. Manche denken dann... "Mein Partner hat große Bedeutung und ich will nicht dass das anders ist." und halten es fast für unmoralisch auch nur daran zu denken eine derartige Identifikation zu lösen. Wahrer ist aber, dass die Liebe erst dann wirklich rein ist, wenn das "brauchen" verschwindet. Was man braucht kann man nicht uneingeschränkt lieben, da es auch eine potentielle Gefahr ist. Der Gedanke daran ist immer wieder auch mit Negativität und Angst verbunden, was dann effektiv das Gegenteil von Liebe ist. Daher geht es letztlich wirklich darum jede Identifikation zu lösen, das betrifft letzten Endes sogar das was man "Ich" nennt, die Persönlichkeit. Wenn das geschieht kommt es dann zur Erleuchtung. Wobei ich persönlich denke, dass man sich damit wiederum auch etwas Zeit lassen kann. Soweit bin ich irgendwie dann doch nicht... ;)

VG,
C.
 
Hallo lieber Condemn,

Ja, gibt es schon Beispiele für. Sind aber meistens etwas persönlich... Okay, springe mal über meinen Schatten... muss mich da ja auch vielleicht mal entidentifizieren :D

vielen herzlichen Dank! Da habe ich mich jetzt echt gefreut, dass ein Mann mal etwas von sich erzählt:). Ihr Männer seid ja immer so furchtbar verschlossen während wir Frauen ja geradezu exhibitionistisch mit unserem Innenleben sind:D.
Was mich noch interessieren würde, ist, woran kannst du für dich erkennen, dass Du auf die von Dir beschriebene Weise tatsächlich eine Identifikation aufgelöst hast und nicht nur vielmehr aus der Not eine Tugend gemacht hast?

Ich bewundere Deine Klugheit und Deine Prägnanz, diese glasklare Logik. Meine Art, leidensverursachende Idenfikationen loszuwerden, ist der Deinen nicht unähnlich. Ich für mich mußte aber nun doch irgendwann zähneknirschend eingestehen, dass ich mir mit einer Meisterleistung meines Verstandes selbst einen üblen Streich gespielt habe. Nicht, dass daran etwas falsch wäre; es gehörte halt zu meinem Spiel. Nur, es handelte sich bei mir um Selbstbetrug, mit dem ich den Kummer und Schmerz angesichts meiner unbefriedigten Bedürfnisse und unerfüllten Wünsche nur einfach immer tiefer und tiefer geschoben habe, während ich an der Oberfläche dachte, wie toll ich das doch hingekriegt habe.

Wie ist das bei Dir? Woher weißt Du, dass die Identifikation aufgelöst ist? Und wieso würde mensch sich auf die Unterhaltung zu einem Thema einlassen, bei dem keinerlei Identifikationen mehr bestehen?

Liebe Grüße

Tanita
 
Hallo lieber Condemn,



vielen herzlichen Dank! Da habe ich mich jetzt echt gefreut, dass ein Mann mal etwas von sich erzählt:). Ihr Männer seid ja immer so furchtbar verschlossen während wir Frauen ja geradezu exhibitionistisch mit unserem Innenleben sind:D.
Was mich noch interessieren würde, ist, woran kannst du für dich erkennen, dass Du auf die von Dir beschriebene Weise tatsächlich eine Identifikation aufgelöst hast und nicht nur vielmehr aus der Not eine Tugend gemacht hast?

Ich bewundere Deine Klugheit und Deine Prägnanz, diese glasklare Logik. Meine Art, leidensverursachende Idenfikationen loszuwerden, ist der Deinen nicht unähnlich. Ich für mich mußte aber nun doch irgendwann zähneknirschend eingestehen, dass ich mir mit einer Meisterleistung meines Verstandes selbst einen üblen Streich gespielt habe. Nicht, dass daran etwas falsch wäre; es gehörte halt zu meinem Spiel. Nur, es handelte sich bei mir um Selbstbetrug, mit dem ich den Kummer und Schmerz angesichts meiner unbefriedigten Bedürfnisse und unerfüllten Wünsche nur einfach immer tiefer und tiefer geschoben habe, während ich an der Oberfläche dachte, wie toll ich das doch hingekriegt habe.

Wie ist das bei Dir? Woher weißt Du, dass die Identifikation aufgelöst ist? Und wieso würde mensch sich auf die Unterhaltung zu einem Thema einlassen, bei dem keinerlei Identifikationen mehr bestehen?

Liebe Grüße

Tanita

Hi Tanita!

Ja, die Gefahr dass man sich selbst etwas vormacht ist einerseits sicher gegeben, die Frage ist aber wie man sich fühlt. Und woran ich erkenne wenn etwas gelöst ist, sind Ängste. Sie sind nicht mehr vorhanden. Die Themen tauchen nicht mal mehr auf. Aber natürlich habe ich noch Identifikationen und Probleme. Und nach wie vor, um mein obiges Beispiel zu nehmen, wünsche ich mir Erfolg und wäre gerne wieder körperlich fit. Der Unterschied zu früher besteht aber darin, dass es nicht meinen Selbstwert angreift, wenn ich es nicht bin oder auch nie mehr werden sollte. Ein Wunsch der auf Identifikation beruht, ist nicht unbedingt einfach weg, wenn die Identifikation gelöst ist. Aber es ist dann eher so etwas wie eine "Vorliebe", und eben nicht mehr mit dem Selbstwert verbunden.

Einerseits habe ich Identifikationen gelöst, sogar recht viele. Aber es scheint in der Natur der Sache zu liegen, dass das was einem am Wichtigsten (loszuwerden), auch am hartnäckigsten ist. Das Interessante dabei ist, dass es dabei gar nicht so sehr darum gehen muss, dass in diesen Bereichen nicht funktionieren würde was bei anderen Themen funktionierte. Es ist viel eher so, dass man diese Bereiche nicht anrührt. Das hat etwas höchst Irrationales und man kann sich selbst dabei zuschauen, wie man einerseits weiß was am besten wäre, und gleichzeitig nicht mal einen rationalen Grund hat das nicht zu tun... aber man tut es nicht. Normalerweise würde man sogar sagen: "Wenn auch nur der Hauch einer Chance besteht, tue ich das, auch über alle Widerstände hinweg. Entweder bis es geschafft ist, oder bis sich zeigt das es eben nicht funktioniert."
Das wäre der rationale Weg. Seltsamerweise geht man ihn nicht bei den Themen, wo man stark identifiziert ist. Sie scheinen so etwas wie einen eigenen Willen zu haben, einen Schutzschild. So, als ob der Wille zur Existenz, der ja gegen den Willen der Persönlichkeit geht, gleichwertig bis stärker ist. Ich habe festgestellt, dass wenn man ein Problem zu lösen wünscht, es ein Teil dieses Problems ist, dass die Hoffnungslosigkeit zusammen mit der Bedeutung steigt. Das führt dann zu dem Effekt, dass man daran denkt: "Okay... ich würde das gerne lösen.... aber ich kann nicht." Man fühlt sich sofort machtlos und teilweise sogar Energielos. Dieses Gefühl will man natürlich vermeiden, daher rührt man diese Themen nicht an. Sie tauchen natürlich immer wieder im Leben auf, führen zu Leid... und auch das ist eine Art, wie sie letztlich verarbeitet ("durchlitten") werden. Nur ist dieser Weg eben leidvoll und langwierig. Leichter wäre es definitiv, wenn man sich nicht von der Hoffnungslosigkeit, die gleichzeitig auch ein Auslöser für Zweifel ist. Die meisten glauben, dass die Zweifel, also rationale Gründe, zur Hoffnungslosigkeit führen. Meine Erfahrung ist aber dass man sicher wissen kann, dass keiner dieser Gründe wirklich wahr ist, das Gefühl aber bleibt. Es ist vielmehr so, dass dieses Gefühl einen dazu motiviert Gründe zu suchen und zu finden, warum es besteht. Im Grunde ist DA die Selbsttäuschung.


Das ist wirklich eine eigenartige Dynamik die da im Verstand abläuft. Man blockiert sich also selbst, ergibt sich der selbstgeschaffenen Illusion der Machtlosigkeit gegenüber etwas worunter man leidet. Warum? Weil das Wissen darum immer wieder von Unbewusstheit, und der "Gegenkraft" der Identifikation unterbrochen wird. Das kann man an sich selbst beobachten. Denk an ein Problem und sag Dir: "Kein Problem, das löse ich!" Sei dabei so bewusst wie möglich, beobachte Dich dabei selbst, wie Du einen positiven Vorsatz fasst. Es wird nicht lange dauern und Du wirst für mindestens einen kurzen Moment in die Unbewusstheit gezogen, wo Du einen Grund für wahr hältst, dass Du es eben nicht schaffen wirst. Die Identifikation steigt mit der Bedeutung. Das Potential dieser Identifikation einen ins Unbewusste zu ziehen ebenfalls. Je größer das Problem, desto stärker bist Du von Deiner Machtlosigkeit überzeugt und findest entweder andere Ursachen ("Schuldige") oder wenn Du nichts findest, ist es eben das "Schicksal" bzw. es bleibt eben bei: "Ich weiß nicht warum ich es nicht schaffe, aber die Erfahrung zeigt mir dass es so ist."

Diese "Gegenkraft" hat ebenfalls eine gewisse gedankliche Dynamik. Der Gedanke an eine Identifkation löst immer auch den gegenteiligen Gedanken aus. Jemand der sehr stark mit Geld identifiziert ist, kann sich darüber freuen wieviel er hat, es treten aber auch immer Angstgedanken auf, es zu verlieren. Diese Verlustängste sind bei allen Identifikationen ein Problem, selbst wenn eigentlich alles gut läuft, man hat was man wünscht. Und die Angst wiederum, der Gedanke an den Verlust, oder die Angst nicht zu erreichen was man wünscht, macht unbewusst. Das hat wiederum zur Folge dass man sich davon beeindrucken läßt, es für absolut wahr hält, und automatisch "falsch" darauf reagiert. Man sucht und findet Gründe, die eigene Machtlosigkeit zu bestätigen. Unbewusste Menschen zeichnen sich z.B. dadurch aus, dass sie sich ständig zum Opfer erklären und der Automatismus ihrer Intelligenz verlagert sich darauf, jede Menge Erklärungen, Rechtfertigungen und "gute" Gründe zu haben. Und das ist wiederum eine Identifikation, ein Selbstschutz. Der Gedanke selbst die Verantwortung zu haben wird mit Schuld gleichgesetzt und ist daher nicht zu ertragen. Sich selbst zum Opfer zu erklären ist also Selbst(wert)schutz, sozusagen das kleinere Übel. Und erst wenn man den Gedanken an Schuld losläßt, was praktisch bedeutet dass man sich selbst nicht mehr für das Scheitern verurteilt, kommt nicht nur die Erkenntnis der eigenen Verantwortung, sondern sogar der Wunsch danach. Solange das Thema aber unter Schuld läuft, wird jede Möglichkeit, jede Begründung genutzt, um die Verantwortung von sich selbst weg zu bringen. Und das ist wirklich der Punkt, wo man sich selbst etwas vormacht. Nur: Es hat absolut nichts mit Schuld zu tun. Das ist keine Wunschvorstellung, das ist ein Fakt. Allerdings schwer zu erklären, weil es eng mit dem Thema Zeit zu tun hat, die nicht diesen linearen Ablauf hat wie wir das wahrnehmen. Verantwortung total. Schuld nirgendwo. Wer den Unterschied nicht macht blockiert sich selbst. Und wo macht man ihn nicht? Natürlich wieder da wo man identifiziert ist ;)


Ich glaube, dass tatsächlich einzig und allein Wissen der Schlüssel ist um dagegen anzukommen. Denn nur das Wissen gibt einem die Möglichkeit gegen die Wahrnehmung von negativen Überzeugungen zu "handeln", sich nicht beeindrucken zu lassen. Das ist wie in einem Traum, wenn einem ein "Monster" gegenübersteht. Es für wahr zu halten verleiht ihm genau die Macht die man in es hineindenkt. Das Wissen um die Illusion, obwohl man es noch wahrnimmt, und dadurch die Kraft sich nicht beeindrucken zu lassen, nimmt der "Erscheinung" die Macht. Das ist "Annehmen". Nur, wie gesagt... Je stärker die Angst, desto mehr wird man in die Unbewusstheit gezogen, was dazu führt dass man nicht mehr klar denkt. Das ist wirklich so... Man kann dass bei anderen sehr gut sehen. Bring jemanden mit einer starken Identifikation in Berührung und er wird zumindest "unklar", sucht Ausflüchte... Teilweise geht das bis zum totalen Austicken. Bei starken Identifikationen hat jeder das Potential zu einer Art "Wahnsinn" und Gedanken die für andere vollkommen unverständlich erscheinen. Es ist leicht auf rationaler Ebene dagegen zu argumentieren. Bei jemandem der dafür offen ist, führt dass dann dazu das er/sie sagt: "Ja, ich weiß das es so ist. Aber ich kann trotzdem nicht. Ich weiß nicht weshalb." Und dieses Spiel kann man auch mit sich selbst spielen. Und wenn man das bewusst macht ist es heilsam. Der Hauptpunkt ist dabei dann meiner Meinung nach, sich dieser "Gegenkraft" bewusst zu werden, die einen davon abhält oder nach kurzer Zeit aufgeben läßt. Ich glaube, dass darin wirklich der Schlüssel liegt. Man muss diesen "falschen Willen" erkennen und ebenfalls annehmen, was bedeutet dass man erkennt: "Okay, dass ist seine "Funktion". Aber ich muss mich dem nicht unterwerfen." Das Blöde ist dabei wirklich, dass man sich mies dabei fühlt wenn man es macht, wie auch wenn man aufgibt. Erst wenn man es schafft ist es wie eine Befreiung. Und es ist wirklich verrückt, wie man gleichzeitig um das alles wissen kann, man die Dynamik kennt und sogar vorhersagen kann, und trotzdem läßt man sich beeindrucken und "manipulieren".

So... Jetzt höre ich aber mal auf. Du siehst... Das ist "mein" Thema.. Starke Identifikation vorhanden. :D

VG,
C.
 
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Lieber Condemn,

wiedermal kann ich alles unterschreiben (wird schon fast langweilig, gell?;)), auch wenn ich persönlich dasselbe wahrscheinlich in deutlich weniger Worten gesagt hätte:). Da bemerke ich übrigens bei mir eine zunehmende "Entidentifizierung"; ich habe nämlich üblicherweise ein Greuel vor langen Texten mit verschachtelten Sätzen. Jetzt habe ich aber ganz munter vor mich hin gelesen:).

Hier allerdings merkte ich auf....

Ich glaube, dass tatsächlich einzig und allein Wissen der Schlüssel ist um dagegen anzukommen. Denn nur das Wissen gibt einem die Möglichkeit gegen die Wahrnehmung von negativen Überzeugungen zu "handeln", sich nicht beeindrucken zu lassen......

Ich halte Wissen da auch für unverzichtbar, aber mit Wissen alleine geht gar nichts. Deswegen bringe ich immer das Fühlen mit hinein und dies ist irrational, funktioniert nach anderen Gesetzmäßigkeiten als das Wissen. Man kann die Fühlmechanismen zwar mit dem Verstand ansehen und verstehen, aber das Fühlen selbst funktioniert so nicht. Und für mich gehört zu voller Bewußtheit und Erleuchtung eine vollständige umfassende Erhellung im Geiste wie im Körper, im Verstand wie im Fühlen, - perfekte Symbiose von Männlein und Weiblein halt;).
Und um nochmals den Brückenschlag zum Ausgangsthema zu machen, die Fähigkeit , in seinen schmerzhaften Empfindungen Trost anzunehmen, ist für mich der äußere Ausdruck der vollständigen Annahme seiner selbst im Fühlen. Da muß man sozusagen wieder ganz Kind werden können, um endlich erwachsen zu sein. Und das gilt mE für Männer wie Frauen gleichermaßen. Allerdings reift man wohl in diese Fähigkeit hinein und kann sie nicht erzwingen. Wohlgemerkt, ich spreche von echter tröstender Präsenz und vollständiger Öffnung zweier Herzen. Ich spreche nicht von dem, was die meisen Menschen Trost nennen, mich aber nie getröstet hat, so dass ich mich dem wohlweislich auch nie ausgesetzt habe.

Liebe Grüße

Tanita
 
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