Also sich zu etwas zu zwingen und ohne ein inneres Ja seine eigenen Grenzen zu durchbrechen, bringts nicht. Dennoch sind diese inneren Grenzen, wie z.B. die Unfähigkeit, Schmerz frei auszudrücken, eine Leitschnur im Reifeprozess. Irgendwann, wenn die Zeit reif ist, kommt das innere Ja.
Ja, wobei ich die "Fähigkeit" offen zu sein eben eher als ein Zeichen für einen gewissen "Entwicklungsstand" sehe, aber nicht das es einem wirklich hilft. Es gibt ja Theorien, die vermitteln das ein Ausleben des Schmerzes zu einer Auflösung führen. Das ist indirekt wahrscheinlich wahr, aber weder hat es mit "zeigen" zu tun, noch mit "nach außen bringen", sondern mit hinschauen und dem viel gepriesenen "Annehmen"... was einem "nicht-verurteilen" entspricht. Das kann z.B. körperlichen Schmerz wirklich auflösen, das habe ich schon erfahren. Die vermeintliche Ursache dahinter aber, z.B. eine Krankheit, ist damit noch nicht gelöst. Oder auch wenn jemand psychisch leidet durch irgendeine Art von Trennung etwa. Je nachdem worauf das Bewusstsein gerichtet ist, wie es mit dem umgeht was es für die Ursache hält, kann ein "ausleben" sogar zu Hysterie führen. Es hängt sehr davon ab, worauf die Aufmerksamkeit gerichtet ist.
Da bringst du mich auf etwas, was mir schon länger durch den Kopf geht. Sag`mir doch mal, als Mann
, empfindet ihr Männer Schmerz im Gefühl?
Ich kann ja leider keinen Vergleich aufstellen, weil ich nicht weiß wie Frauen oder allgemein jemand anders Schmerz empfindet. Meinst Du Schmerz als körperlichen Schmerz den man dann als Leid fühlt, oder meinst Du psychisch Schmerz den man eben wirklich fühlt.... ?
Und ja, es hat natürlich mit Gefühlen zu tun, psychisches Leid kann so starke Emotionen hervorrufen, dass es sich physisch niederschlägt. Was fast jeder kennt ist das "Hals zuschnüren". Viele Menschen haben das in einer gewissen Intensität als Dauerzustand. Ich glaube nicht, das Männer und Frauen da unterschiedlich sind. Der Umgang ist es aber vielleicht... Leiden entsteht durch Denken, durch Ablehnen dessen was ist. Ich las irgendwann mal, dass nichts einen leiden lassen kann, wenn man es nicht selbst dazu "ermächtigt". Ich konnte das nicht glauben, erfuhr es dann aber selbst als ich starke Schmerzen hatte und keine Wahl mehr hatte... ich konnte machen was ich wollte, hatte keinen Einfluss darauf. Das hatte nach einer gewissen Zeit eine Art inneres Aufgeben zur Folge und es war als würde ich in den Schmerz hineingesogen und er war auf einmal zwar noch da, aber nicht mehr leidvoll. Und wenn man mal darauf achtet, kann man auch erkennen dass es immer ein urteilender, ablehnender Gedanke ist, der eine Emotion erzeugt, die man als Leid wahrnimmt. Bzw. das Springen der Aufmerksamkeit zwischen Gedanken und Emotion, ein ständiges hin und her, während die Sprünge gedanklich auch noch zwischen der vermeintlichen Ursache und Gedanken der Ablehnung geschehen, erzeugt Leid. Es ist diese negative Dynamik des Bewusstseins.
Hintergrund meiner Frage: ich bin ja in dieser Angelegenheit eher sehr männlich in meinem Verhalten, allerdings fühle ich den Schmerz deutlich. Die Männer, mit denen ich in meinem Leben zu tun habe, sind natürlich genauso "emotionale Krüppel" wie ich, aber da scheint mir die Abwehr immer noch insofern viel gewaltiger als es so aussieht, als könnten sie den Schmerz gar nicht fühlen. Während es also bei mir eine Frage der noch nicht vorhandenen Bereitschaft zum Ausdruck von Kummer ist, so scheint es mir bei "meinen" Männern eine nicht vorhandene Bereitschaft zum Fühlen zu sein. Wie ist das bei Dir? Kannst Du alleine weinen?
Was Du sagst kann schon sein. Teilweise hatte ich Zeiten, wo ich wusste das ich leide, gleichzeitig das Gefühl dazu nicht unbedingt lokalisieren konnte. Das machte es aber nicht besser... Was auch klar ist, da Leiden tatsächlich eine Eigenschaft des Verstandes ist. Ob ich alleine weinen kann... Mit Sicherheit kann ich das. Aber das letzte mal ist lange her. Und wenn, dann ist es wirklich weit gekommen. Und ich glaube, anders als bei vielen Frauen die unter gewissen Umständen nicht nicht-weinen können, können Männer das fast immer. Also es zurückhalten... Aber auch das sehe ich nur als eine Art des Ausdrucks. Es sagt nicht unbedingt etwas über die Intensität des Leidens aus, auch nicht zwingend über einen sinn- oder weniger sinnvollen Umgang damit. Allgemein drücken sich Männer und Frauen ja verschieden aus. Eine Frau empfindet z.B. Aggressivität wahrscheinlich nicht so intensiv wie ein Mann, bzw. verlangt dieses Gefühl nicht so stark nach Ausdruck. Aber auch hier hängt alles mit Identifikation zusammen. Letztlich ist alles Leiden Angst. Und Angst ist immer mit dem Gedanken an Verlust verbunden. Und mit dem was man zu verlieren fürchtet, ist man identifiziert, was bedeutet das es wichtig für das eigene Selbstbild, den Selbstwert ist. Das ist der Punkt von dem alles ausgeht. Selbst Schicksalsschläge die man nicht damit in Verbindung bringen würde, der Tod eines geliebten Menschen etwa, haben diese Verbindung. Allerdings ist nicht immer leicht zu erkennen, womit man identifiziert ist, aber ich glaube dass das die beste "Psychotherapie" ist die es gibt, genau das herauszufinden und Identifiaktionen zu lösen.
VG,
C.