Hi Sayalla,
Nun, wo ichs (hoffentlich) einigermassen gecheckt habe, erkenne ich, dass du mit dem Annehmen Schwierigkeiten hast.
Ja! Das ist aber nur die eine Seite der Münze. Wir Menschen sind so vielschichtig und facettenreich wie das Leben überhaupt. Bleiben wir beim Thema Trost, um es nicht zu kompliziert zu machen. Die eine Seite ist: ich mag nicht annehmen (aus welchen Gründen auch immer), die andere Seite ist: meine Gegenüber mögen auch nicht aus ganzem Herzen geben (aus welchen Gründen auch immer). Das spüre ich sehr deutlich.
Wenn ich an einen Menschen gerate, der bereit ist, mir aus ganzem Herzen zu geben, dann spüre ich das ebenfalls. Mein Körper schaltet dann sofort auf höchste Alarmstufe, Angst durchflutet mich, aber dann, und nur dann ist es mir möglich, mit einem inneren Ja dabeizubleiben. Dass ich bei diesem Paar, das diese besagte Ausbildung anbietet, an der richtigen Adresse bin, habe ich deutlich gespürt. Zum Abschied nahmen wir uns in die Arme und sie schaute mir warm und fest, aber nicht aufdringlich in die Augen. Normalerweise kann ich Menschen sehr offen, klar und unerschrocken direkt in die Augen sehen. Bei ihr aber bemerkte ich sofort, wie mein Blick zu flackern began und ich versuchte, ihr auszuweichen. Da bin ich richtig.
Wenn man bei anderen etwas ablehnt, lehnt man das ja bei sich selbst ab. Du läßt dich nicht trösten- heißt dann ja in Wahrheit, dass du dich selbst nicht wirklich tröstest. Hm, ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du dich selbst in den Arm nehmen kannst u.s.w. Das fiele mir zumindest- wenn ich mich da reinversetze- zu schwer.
Ich würde sagen, beides ist der Fall. Ich habe mich selbst oft im Stich gelassen und ich habe mich selbst oft in die Arme genommen. Wenn ich in wirklich unerträgliche Zustände kam, half ich mir immer damit, mich selbst gedanklich im Arm zu halten und zu wiegen.
Du schaltest vermutlich ab bevor die Schmerzwelle so richtig über dich hinweg rollt. Und das hat eigentlich immer einen Grund: Ein Trauma. Ein Trauma ist jedoch nichts, was man für sich allein bearbeiten könnte. Es wird dann immer die Oberhand gewinnen und dich schützen wollen. Dazu hast du es ja einst erschaffen.
Es gibt auch keine guten Tipps an dieser Stelle, aber ich würde dir einen Traumatherapeuten empfehlen, in dessen liebevoller Begleitung du dich besser kennenlernen kannst.
Wenn du dich nun unter Druck setzt und dir sagst, da und da fängt deine Ausbildung an... wäre das eher hinderlich auf dem Weg zu dir. Du würdest weiteren Druck aufbauen.
Therapeuten und ich, - das ist ein ganz spezielles Thema für sich. Therapeuten geben sich nicht einfach so. Therapeuten nehmen Geld für ihre Bemühungen. Das alleine schon macht es mir unmöglich, mich da zu öffnen. Denn "Ich" bin nicht gemeint. "Ich" diene dem Therapeuten als Energiequelle und dieses "für etwas benutzt werden" (Tröstungsbedürfnisse usw.) löst bei mir allergische Reaktionen und große Abwehr aus. Andererseits aber benötige ich natürlich ein Gegenüber, um mich zu "erlösen". Und ich finde, mit meinem jetztigen Weg habe ich das ideal gelöst. Ich gehe nicht zu einem Therapeuten, um mich therapieren zu lassen, sondern ich mache eine Ausbildung (und dies übrigens nicht, um selbst Therapeutin zu werden, sondern weil ich die dort vermittelten Kenntnisse und Erfahrungen für ein ganz anderes Berufsbild gut nützen kann), die zwangsläufig einen intensiven Selbsterfahrungsprozess mit sich bringen wird. Dort muß ich zwar auch Geld bezahlen, aber da da nicht die Therapie meiner Person im Vordergrund steht, ist das für mich in Ordnung. Tja, man muß sich nur zu helfen wissen
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Allein die Tatsache, dass du mit deinem Körper arbeiten willst (therapieren willst) zeigt in dem Fall eins an: Deine eigene Hilfsbedürftigkeit. Das ist sehr oft so, dass Menschen aus diesem Grunde in helfende Berufe gehen.
Ich denke nicht, dass das sehr oft so ist. Ich denke, dass das immer so ist
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Es ist jedoch für sie persönlich das Schlechteste, was sie tun können. Noch mehr Schmerz, Leid von anderen kommt dann auf das Eigene drauf. Darin kann ich keinen Sinn erkennen es sei denn, das Trauma gewinnt mal wieder die Oberhand und lenkt dich dann aber unbewusst in Bahnen... die es dir irgendwann ermöglichen dich selbst anzuschauen. In deinem Fall dürfte das Erwachen halt nur sehr bitter sein, weil du bis jetzt nicht weisst worum es sich handelt. Also ich würde das (mit der Ausbildung) erst machen, wenn ich weiss, es geht mir gut.
Ich möchte nicht beurteilen, ob es schlecht ist oder nicht. Es ist halt ein Weg unter vielen und letztlich führen alle Wege nach Rom, - wenn man nach Rom will. Ich bin davon überzeugt, dass wir nicht dauerhaft vor uns selbst davonlaufen können, egal, ob wir Therapeuten, Lehrer oder sonstwas werden. Alles das sind Wege, die uns von uns selbst weg zu uns selbst hin führen.
Bist du hypnosefähig? Wäre vielleicht eine Möglichkeit, wie man dir helfen kann.
Falls du dich gar nicht hypnotisieren läßt, was ich mir ganz gut vorstellen kann bei dir, könnte das Ganze auch in einem früheren Leben seine Ursachen haben. Auch da bieten derzeitige Ängste einen guten Anhaltspunkt. Ein Rückführungstherapeut darf aber besonders sorgfältig ausgesucht werden, weil der sonst mehr Schaden als Nutzen anrichten könnte.
Ich bin natürlich nicht hypnotisierbar
. Das fand ich früher ganz schlimm, weil ich doch partout meinte, ich müßte meine Vergangenheit durchstochern, um endlich den casus cnactus zu finden. Heute weiß ich, dass für mich das Durchstochern der Vergangenheit nach Schuld und Sühne nicht der richtige Weg ist. Ich bin gehalten, mich im Hier und Jetzt zu "erlösen".
Ich hoffe nun nicht dich erschreckt zu haben. Habe auch erst überlegt, ob ich dir dies schreiben soll- fand es dann aber wichtig.
Ein paar Tipps von "Erleuchteten" können kein Trauma aufbrechen. Der Punkt ist der: Wenn das mal aufbricht, brauchst du jemanden, der dich tröstet. Insofern wäre es unverantwortlich, dies online in die Wege zu leiten.
Wünsche dir alles Liebe, und dass du bitte mal ganz kurz nachdenkst und es mit dir selbst gut meinst... gib dir eine Chance, geh die Sache diesmal richtig mutig an. Du schaffst das
Nein, Sayalla, Du hast mich nicht erschreckt. Ich weiß, dass wir Menschen anderen gerne unsere Vorstellung von falsch oder richtig anbieten. Wenn ich nicht sehr achtsam bin, passiert mir das auch immer wieder. Und ich erkenne an, dass du es gut mit mir meinst. Aber weißt Du, das tut ein Tröstungswilliger auch. Er meint es ja nur gut. Nur, es tut mir halt nicht gut
. Womit Du allerdings völlig recht hast, es wird gut sein, wenn ich an Tag X nicht alleine bin. Aber da bin ich voller Vertrauen. Ich werde nicht alleine sein. Es wird die "richtige" Person an meiner Seite sein.
Liebe Grüße
Tanita