Ich sehe* nach ob dieser wirklich bedürftig ist
Respekt, wenn Du das auf Anhieb genau siehst, Constantin!
Meine Erfahrung ist ungefähr die, dass diejenigen, die ernsthaft in Not sind, nur selten betteln, eher oft stehlen. (D a r a n z. B. kann man Not erkennen, am Stehlen. Betteln ist meistens nur eine Masche, die leichter geht und besser funktioniert, wenn man etwas erreichen will und deshalb gerne von bestimmten gut organisierten Gruppen als Einnahmequelle genutzt wird, während Stehlen - vor allem bei den ersten Malen - ziemlich viel Mut kostet. Daran, dass jemand diesen Mut aufbringt, lässt sich oft erkennen, dass er tatsächlich in Not ist.) - Der Mensch hat nämlich auch seinen Stolz, gerade und vor allem der auf der Straße lebende. Und wer dazu gehört, macht anders auf sich aufmerksam, und meistens versucht er etwas zu bieten: Musik, Taschenspielertricks o.ä., wenn er noch frei ist; wenn er in den Fängen eines Clans ist, bietet er auch mal Kokain o. ä. an.
Ich denke, es ist gut und realistisch, nur dann zu helfen, wenn ich genau weiß, w e m ich helfe und d a s s ich dieser Person auch tatsächlich h e l f e. Spenden auf irgendwelche Konten versickern in irgendwelchen Kanälen, und Almosen an geschickte Schauspieler ebenso.
(Was mich dazu bringt, die Lage so einzuschätzen? Vielleicht kenne ich nicht nur einen Obdachlosen...)
Herzliche Grüße,
nanabosho
P.S.: Und noch etwas (eine Sozialarbeiterin erklärte es mir): Langzeitobdachlose halten es unter einem Dach überhaupt nicht aus. (Der Straßenkünstler, den ich kenne, bekam vor einiger Zeit noch die Hummeln, wenn er länger als zwei Stunden bei mir in der Wohnung war. Er genoss es, dass er duschen konnte, behauptete aber, es sei schon ein Kompliment für mich, wenn er es überhaupt so lange inmitten von Steinwänden aushielt und nicht gerade schlafen wollte.) Sie haben das - manchmal sogar bewusste - Grundgefühl in sich "Ich bin nirgends zu Hause, gehöre nirgendwo hin". Und das leben sie eben, wobei es eine ganze Menge von ihnen gibt, die sich auch heftig dagegen wehren würden, irgendwohin zu gehören.