Ich habe mich vielleicht nicht klar genug ausgedrückt, deshalb will ich ein wenig weiter ausholen. Rituelle Handlungen finden mit tradierten Symbolen und Gegenständen in einem bestimmten magischen Raum statt. Dieses Kraftfeld wird in westlichen Traditionen Egregore genannt. Dieses Kraftfeld korrespondiert mit den jeweiligen Gottesvorstellungen und hat seinerseits im jeweiligen soziologisch/kulturellen und religiösen Zusammenhang eine direkte Auswirkung auf den jeweiligen Praktizierenden. Und der Praktizierende wirkt auch auf das Kraftfeld ein! Warum sonst glaubt ihr haben Indigene jenen die ihre Spiritualität ungefragt nutzen den Krieg erklärt?
Ein Beispiel. Wenn jemand Sufi Techniken benutzt wird er mit der islamischen Tradition in Verbindung treten, egal ob er will oder nicht. Abgesehen davon, dass alle Sufis als Voraussetzung sowieso den Übertritt zum Islam verlangen. Nun, um den Bestand des Islams mache ich mir keine Sorgen, der ist mächtig genug.
Anders hingegen ist es bei kleinen spirituellen und/oder ethnischen Gruppierungen. Das psychische und materielle Kraftfeld der westlichen Konsumgesellschaft hat da zerstörerische Auswirkungen die oftmals endgültig sind. Der Zusammenhang ist doch auch real ersichtlich! Mit dem Vormarsch der Zivilisation schwindet nicht nur native Spiritualität, auch die ursprüngliche (wilde) Natur wird endgültig zerstört. (Beispiel Regenwald)
Damit verschwindet aber auch in jedem von uns ursprüngliche (überlebensnotwendige) Wildheit und hinterlässt nur noch ein Gefühl der inneren Leere. (Zusammenhang: Die Wissenschaft ist sich einig, das Verschwinden des Regenwaldes bringt uns verheerende klimatische Folgen)
Wie gesagt, Anlass für diesen Thread war das erwähnte Erlebnis, es soll aber nicht der Inhalt sein. Ich habe mit diesem Beispiel anscheinend bei so manchem einen Nerv getroffen. Mir ist durchaus bewusst, dass die Sehnsucht nach spirituellen Inhalten ein von dieser Gesellschaft nicht erfülltes Bedürfnis ist. Und da stricken sich halt viele irgendetwas zusammen und bezeichnen es dann als Schamanismus oder Ähnliches. Wenn es dann - wie im genannten Anlass - bei Fantasiereisen bleibt, gerne und kein Problem.
Aber Vorsicht: Ich habe bei verschieden Gruppierungen und Experimenten in den letzten dreißig Jahren mehr als ein Dutzend Todesfälle und einige Einweisungen in die Psychiatrie recherchiert. Es kann gefährlich sein, ohne die Hintergründe, die Kraftfelder und symbolischen Grundlagen zu kennen, Bestandteile aus realen spirituellen Systemen zu übernehmen. Dabei spreche ich nicht nur von Schamanismus und anderen nativen Praktiken, sondern auch von komplexen Systemen wie Bereiche des tibet. Buddhismus, westlicher Magie und anderen. Ich kann nicht auf der einen Seite Wunderdinge erwarten und auf der anderen Seite Harmlosigkeit erwarten. Es gibt nicht nur Spontanheilungen sondern auch Spontantod.
Und nochmals Bitte: Durch ungefragtes oder unerlaubtes Übernehmen und Anwenden von Inhalten und Symbolen schadet ihr auch den Völkern und spirituellen Gruppen, denen ihr doch sonst so viel Sympathie entgegen bringt.
LG. Rai
PS.: Es gibt übrigens immer noch traditionelle Heiler in Ö, D, und CH. Hier heißen sie Wender. Und wenn man ein wenig sucht, findet man sie auch.