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Da mein Hinweis auf Energeias Beitrag offensichtlich nicht verstanden wird, fange ich nochmals an :
Bereits der Begriff "Orakel-Aufstellung" ist im Grunde ein hilfreicher Hinweis :
Die griechischen Sagen zeigen, wohin es führt, wenn man Orakel als platte Wiedergabe der Realität missversteht oder sie so deutet, wie man es gerne hätte - oder befürchtet. (zB. Xerxes, Ödipus). Andererseits können Orakel sehr hilfreich sein, als Wirksatz - zB. vergleichbar dem Koan (dem Rätselsatz, an dem man reift).
Gerade in der Aufstellungsarbeit herrschte anfangs bei manchen (auch bei führenden) Vertretern eine - wie sich später herausstellte : unberechtigte - Euphorie, dass sich in der Aufstellung die historische Realität erkunden lasse. (Ich glaube es war Guntram Weber, der schrieb, wie ihm ein Seminarteilnehmer - bei dem "herausgekommen" war, dass sein Vater nicht der biologische Vater wäre - eine Kopie des positiven Vaterschaftstest zuschickte.) Aufstellungen KÖNNEN historische Wirklichkeiten zu Tage ringen - und das manchmal verblüffend genau - MÜSSEN aber nicht. Sie können auch symbolische Bilder ergeben. Und das ist unabhängig davon, ob man sich in der der Aufstellung in Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft bewegt. Oder zu bewegen glaubt.
Aus diesem Missverständnis entstehen manchmal falsche Erwartungen bezüglich Aufstellungen. Und genau das ist der Sinn dieses Threads : ein Versuch eines Beitrages, anschließende (manchmal durchaus leidvolle) Enttäuschungen nach Aufstellungen zu vermindern und ein Beitrag zur Klärung, was eine Aufstellung leisten kann und was nicht.
Energeia beschrieb
- die Bewusstseinshaltung des Offenseins, des Fließens, des Loslassens, welche sich für Erfahrungen öffnet versus
- die Haltung der Kontrolle, des Klammerns, des Schützens
Das möchte ich ergänzen um die Haltungen :
- Eigenverantwortung
- Abgabe der Verantwortung / magische Erwartungen
Erlebe ich mich als aktiver Teil der Aufstellung, der sie nützt, um das eigene Leben zu gestalten und der sie IN SICH wirken läßt - oder erhoffe ich mir eine Manipulation der Situation und / oder anderer Menschen davon.
Das stimmt schon, dass es nicht sinnvoll ist, diese Grundhaltungen einzelnen Methoden zuzuordnen. Und dass "sich etwas anschauen" mehrdeutig ist - weil es sowohl das offene und aufnahmebereite als auch das distanziert-prüfend-kontrollierende Anschauen (das ich speziell meinte) umfasst.
Ich hoffe, dass es jetzt klarer ist und ich es unmissverständlicher formulieren konnte.
Gawyrd
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